Wirken am Theater (Auszug) / Filmografie
Paul Hartmann (Paul Wilhelm Constantin Hartmann) wurde am 8. Januar 1889 als Sohn des Wilhelm Hartmann, Leiter eines Spielwaren-Exportunternehmens, und dessen Frau Maria in Fürth1) geboren. Er besuchte das Gymnasium seiner Geburtsstadt, später ein Internat in Bamberg und interessierte sich schon früh für das Theater. Er spielte bereits als Pennäler bei Schüleraufführungen mit und nahm dann nach Beendigung der Schulzeit ab 1907 Unterricht in Nürnberg bei dem Schauspieler Adalbert Czokke. 
Paul Hartmann auf einem Sammelbild aus der Serie "Bühnenstars und ihre Autogramme", die 1933 den "Gold-Saba"-Zigaretten der "Garbaty"-Zigarettenfabrik beilagen. Urheber: Franz Xaver Setzer (1886 – 1939); Quelle: film.virtual-history.com Ein Jahr später erhielt er ein Engagement am "Stadttheater Zwickau"1), wo er drei Jahre lang auf der Bühne stand, 1910 wechselte er an des "Bellevue-Theater" in Stettin. Nach einer Zwischenstation am "Stadttheater Zürich"( (1911) engagierte in Max Reinhardt1) (1873 – 1943) im November 1913 an das "Deutsche Theater"1) in Berlin, wo Hartmann 1914 erstmalig als Max Piccolomini in dem Schiller-Drama "Wallenstein"1) auftrat; hier glänzte er vor allem Rollenfach des jugendlich-schweren Helden.
Gegen Ende des 1. Weltkrieges wurde Hartmann 1917 noch zum Kriegsdienst einberufen, danach setzte er seine Schauspielerkarriere erfolgreich fort, unter anderem ab 1926 am Wiener "Burgtheater"1), wo er bis 1934 vor allem im klassischen Repertoire auf der Bühne stand. Dazwischen trat er im Rahmen der "Salzburger Festspiele"1) auf, spielte häufig weiter in Berlin. Im Januar 1935 wurde der ein Jahr zuvor zum "Staatschauspieler" ernannte Hartmann von Intendant Gustaf Gründgens (1899 – 1963) an das "Preußische Staatstheater" in Berlin berufen, hier wirkte er bis Ende des 2. Weltkrieges und brillierte vor allem als Goethes "Faust"1). Hatte Hartmann zu Beginn seiner Schauspielerkarriere vorwiegend als Heldendarsteller und kraftvoller Typus wie beispielsweise als Ferdinand ("Kabale und Liebe"1)), Major von Tellheim ("Minna von Barnhelm"1)), "Prinz von Homburg"1), "Egmont"1) oder "Don Carlos"1) Triumphe gefeiert, so beeindruckte er später auch als Oswald in Ibsens "Gespenster"1), als "Peer Gynt"1) oder als Rudolf von Habsburg in "König Ottokars Glück und Ende"1) von Franz Grillparzer – vor allem aber immer wieder als "Faust".
 
Paul Hartmann auf einem Sammelbild aus der Serie "Bühnenstars und ihre Autogramme",
die 1933 den "Gold-Saba"-Zigaretten der "Garbaty"1)-Zigarettenfabrik
von Josef Garbáty1) beilagen.
Urheber: Franz Xaver Setzer1) (1886 – 1939)
Quelle: virtual-history.com; Lizenz (gemeinfrei) siehe hier 
Ab 1942 war Hartmann Präsident des "Reichstheaterkammer"1), wegen seiner Verstrickung in die NS-Propagandamaschinerie wurde er nach Ende des 2. Weltkrieges mit einem Auftrittsverbot belegt, konnte jedoch bereits drei Jahre später wieder seine schauspielerische Tätigkeit am "Düsseldorfer Schauspielhaus" aufnehmen sowie Theatertourneen unternehmen. Außerdem rezitierte er auf Vortragsabenden aus Werken von Schiller Goethe und war im Rundfunk zu hören. Kaum eine namhafte Bühne auf der er nicht gespielt hatte, kaum eine gute Rolle, der er nicht Gestalt verlieh, besonders den Figuren O'Neills, so vor allem in "Eines langen Tages Reise in die Nacht"1). Er spielte unter anderem in München am "Residenztheater"1), in Berlin am "Theater am Kurfürstendamm"1), am "Deutschen Schauspielhaus"1) in Hamburg, war bei den "Ruhrfestspielen"1) in Recklinghausen sowie erneut am Wiener "Burgtheater" und bei den "Salzburger Festspielen" zu sehen → Übersicht Wirken am Theater (Auszug).
  

Foto: Gastspiel (15. bis 17.1.1957) des "Düsseldorfer Schauspielhauses" 
im "Stadttheater Bad Godesberg"1): "Eines langen Tages Reise in die Nacht"
von Eugene O'Neill1) in der Übersetzung von Ursula1) und Oscar Fritz Schuh1);
Regie: Karl Heinz Stroux1); Bühnenbild und Kostüme: Ita Maximowna1); von links nach rechts:
Paul Hartmann (James Tyrone), Elisabeth Bergner (Mary Cavan Tyrone),
Heinz Drache (James Thyrone jr.), Martin Benrath (Sohn Edmund Tyrone)
Schauplatz: Wohnzimmer im Sommerhaus der Thyrones an einem Augusttag des Jahres 1912
Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, B 145 Bild-F004180-0008;
Fotograf: Rolf Unterberg / Datierung: Januar 1957 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung: Deutsches Bundesarchiv B 145 Bild-F004180-0008 bzw. Wikimedia Commons

Gastspiel des Düsseldorfer Schauspielhauses im Stadttheater Bad Godesberg (15.-17.1.1957): Eines langen Tages Reise in die Nacht (Long day's journey into night), Schauspiel von Eugene O'Neill (Deutsch von Ursula und Oscar Fritz Schuh); Regie: Karl Heinz Stroux; Bühnenbild und Kostüme: Ita Maximowna; Von links nach rechts: Paul Hartmann (James Tyrone), Elisabeth Bergner (Mary Cavan Tyrone), Heinz Drache (James Thyrone jr., ihr ältester Sohn), Martin Benrath (Edmund Tyrone, ihr jüngster Sohn); Schauplatz: Wohnzimmer im Sommerhaus der Thyrones an einem Augusttag des Jahres 1912; Quelle: Bilddatenbank Deutsches Bundesarchiv, B 145 Bild-F004180-0008; Fotograf: Rolf Unterberg / Datierung: Januar 1957 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Paul Hartmann um 1925 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864 - 1930) Bereits 1915 hatte Hartmann mit kleineren Nebenrollen beim Stummfilm begonnen, etablierte sich dann später im Rollenfach des schwärmerischen oder entschlossenen jugendlichen Liebhabers; gerne besetzte man ihn als Partner von Henny Porten. Ab den 1920er Jahren wurden seine Rollen umfangreicher, so mimte er beispielsweise 1920 den Sir Henry Norris in Ernst Lubitschs Historienstreifen "Anna Boleyn"1) an der Seite von Emil Jannings (König Heinrich VIII.1)) und Henny Porten (Anna Boleyn1)). 1932 war Hartmann auch erstmalig in einem Tonfilm bzw. dem Hans Albers-Abenteuer "F.P.1 antwortet nicht"1) auf der Leinwand präsent und verkörperte in der Folgezeit statt schwärmerischer Jünglinge harte und unerbittliche Helden. So war er 1933 der in die Arbeit verbissene Ingenieur Mac Allan in dem Science-Fiction-Streifen "Der Tunnel"1) oder 1938 der besonnene französischer Oberst Marc Arron in "Revolutionshochzeit". In den 1930er und 1940er Jahren erlebte man ihn in tendenziös gefärbten NS-Produktionen wie "Schwarzer Jäger Johanna"1) (1934), "Stärker als Paragraphen" (1936) oder dem bis heute zu den "Vorbehaltsfilmen"1) zählenden Propaganda-Drama "Togger"1) (1937), in Wolfgang Liebeneiners Biopic "Bismarck"1) (1940) verkörperte er die Titelfigur des Staatsmannes Otto von Bismarck1). Während des 2. Weltkrieges ließ Hartmann sich für die nationalsozialistische Kulturpolitik einspannen und agierte in verschiedensten Propagandastreifen, beispielsweise 1938 als Rittmeister Prank in "Pour le Mérite"1) oder 1941 als Professor Heyt in Wolfgang Liebeneiners umstrittenen Streifen "Ich klage an"1) – ebenfalls den "Vorbehaltsfilmen" zuzurechnen.

Paul Hartmann um 1925 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid1) (1864 – 1930)
Quelle: Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)  siehe hier

Im deutschen Nachkriegsfilm stellte Hartmann seinem Alter entsprechend meist honorige, besonnene Herren, Väter oder klassische Gestalten dar. So gab er beispielsweise 1953 den Probst Heinrich in der Ganghofer-Verfilmung "Der Klosterjäger"1), 1955 den Archibald von Barring in der Familiensaga "Die Barrings"1) oder 1959 den Pastor Kölling in der zweiteiligen Thomas Mann-Verfilmung "Buddenbrooks"1).
Porträt Paul Hartmann um 1940; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Körperschaft: Ungenannt; Copyright ÖNB/Wien; Datierung: um 1940; Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 1085/1) In nachhaltiger Erinnerung ist er auch als Vater Briest in Rudolf Jugerts Fontane-Adaption "Rosen im Herbst"1) (1955) geblieben, neben Ruth Leuwerik als Effi Briest und Bernhard Wicki als Geert von Innstetten. Seine letzte Leinwandrollen waren 1962 die des Feldmarschalls Gerd von Rundstedt1) in der aufwendigen US-amerikanischen Produktion "Der längste Tag"1) ("The Longest Day") sowie die des alten Stuiber in der Ganghofer-Adaption "Waldrausch"1). Das Fernsehen spielte eine untergeordnete Rolle in Hartmanns filmischen Schaffen → Übersicht Filmografie.
1964 verlieh man dem Schauspieler das "Filmband in Gold"1) für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film".
   
Paul Hartmann, der nach dem Tod (1952) seiner ersten Frau, einer slawonischen Ballettmeisterin, seit 1955 in zweiter Ehe  mit der Malerin Elfriede Lieberun verheiratet war, zog sich 1969 nach einem Unfall ins Privatleben zurück und lebte in Prien am Chiemsee1). Er starb am 30. Juni 1977 im Alter von 88 Jahren in einem Münchener Krankenhaus an Herzversagen; Paul Hartmann hinterließ zwei Kinder. Die letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof in Rosenheim1) in einem Familiengrab → Foto der Grabstätte bei knerger.de
 
Porträt Paul Hartmann um 1940
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB)1)
Körperschaft: Ungenannt; © ÖNB/Wien; Datierung: um 1940
Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 1085/1)
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia
Lizenz Foto Paul Hartmann (Urheber Franz Xaver Setzer/Nicola Perscheid): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
    
Theater-Wirken (Auszug)
Quelle (überwiegen): "Henschel Theaterlexikon",
 Hrsg. C. Bernd Sucher (Henschel Verlag, 2010, S. 316/317)
(Fremde Links: Wikipedia; R = Regie)
"Deutsche Theater", Berlin; Ensemblemitglied 1914–1926 (Intendanz: Max Reinhardt) "Theater in der Josefstadt", Wien (Intendanz: Max Reinhardt)

"Preußisches Staatstheater", Berlin ("Schauspielhaus Berlin")

"Burgtheater", Wien "Städtischen Bühnen" / "Düsseldorfer Schauspielhaus" (Intendanz: Gustaf Gründgens) "Deutsches Schauspielhaus", Hamburg (Intendanz: Gustaf Gründgens) "Residenztheater", München "Ruhrfestspiele" Recklinghausen "Salzburger Festspiele"
Filme
Stummfilme / Kinofilme (Tonfilme): bis 1945nach 1945 / Fernsehen
Filmografie bei Internet Movie Database, filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, Murnau Stiftung,
filmportal.de, Die Krimihomepage)
  

  
Paul Hartmann, fotografiert von
Franz Xaver Setzer1) (1886 – 1939)
Quelle: www.cyranos.ch
ngaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Paul Hartmann, fotografiert von Franz Xaver Setzer (1886 – 1939); Quelle: www.cyranos.ch
Stummfilme (Auszug) Tonfilme
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