Hans Rehmann erblickte am 20. März 1900 in Zürich1) (Schweiz) das Licht der Welt. Nach seinem Schulabschluss studierte er Germanistik und war kurzzeitig als Lehrer tätig, entschied sich dann jedoch für die "Bretter, die Welt bedeuten". Erste schauspielerische Erfahrungen sammelte er bei einer Wanderbühne, 1921 ging er nach Berlin und wurde an die "Volksbühne"1) verpflichtet. Hier profilierte er sich unter anderem in Inszenierungen von Jürgen Fehling1), beispielsweise mit prägnanten Rollen in der Shakespeare-Tragödie "König Lear"1) (Premiere: 21.11.1921) und dem Zaubermärchen "Der Verschwender"1) von  Ferdinand Raimund1) (Premiere: 05.04.1922). Später stand er dort in Stücken wie "Nachtasyl"1) von Maxim Gorki1) (Regie: Erwin Piscator1); Premiere: 10.11.1926) oder "Dantons Tod"1) von Georg Büchner1) (Regie: Karlheinz Martin1); Premiere: 31.08.1929) auf der Bühne.
Hans Rehmann als Charlie Billeter in dem Schweizer Dialektfilm "Wie d'Warret würkt" (1933); Quelle: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich"; mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich); Copyright Praesens-Film AG Auch am "Deutschen Theater"1) konnte Rehmann seine Schauspielkunst unter Beweis stellen, er gestaltete den trojanischen Helden Hektor1) in dem Shakespeare-Drama "Troilus und Cressida"1) (1927, Regie: Heinz Hilpert1)) an der Seite von Mathias Wieman (Troilus) und Margarethe Koeppke2) (Cressida), den "Guten Gesell" in Hugo von Hofmannsthals1) "Jedermann"1) (Regie: Max Reinhardt1)) oder den König Thoas1) in "Iphigenie auf Tauris"1) von Johann Wolfgang von Goethe1). Gefeiert wurde Rehmann auch mit der Titelrolle in dem heute weitgehend vergessenen Schauspiel "Robert Emmet" von Wolfgang Goetz1) – einmal mehr in einer Inszenierung von Heinz Hilpert. Überaus positive Kritiken erhielt er Anfang April 1933 in der Uraufführung (04.04.1933) des propagandistischen Dramas über den Kärntner Freiheitskampf1) mit dem Titel "Ewiges Volk" von Kurt Kluge1) – in Szene gesetzt von Carl Ludwig Achaz-Duisberg (1889 – 1958), Sohn des Industriellen Carl Duisberg1). Die NZZ1) schrieb in ihrer "Ersten Sonntagausgabe" (Nr. 641, 09.04.1933) unter anderem: "Zwei Schweizer Künstler standen in vorderster Linie des deutschen Schauspiels "Ewiges Volk" von Kurt Kluge, das den Abwehrkampf der Kärntner gegen den Einmarsch der Serben, vom Herbst 1918 angefangen bis zum Friedensschluß, in zehn Bildern aufrollt: Hans Rehmann, der die Hamletnatur eines Leutnants gab, und Heinrich Gretler, der einen serbischen Wirt und Spion mit prallem Leben füllte. Rehmann war ganz der Offizier, dem sich Heer und Volk anvertrauen; auch daß ihm ein Frauenherz zuflog, nahm nicht wunder. Gretler hatte die schwerere Aufgabe, einen Serben schon durch die Sprache zu charakterisieren."3)
 
Hans Rehmann als Charlie Billeter in dem Schweizer Dialektfilm
"Wie d'Warret würkt" (1933)
Quelle/Link: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich",
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich)
©Praesens-Film AG
Einen großen Erfolg verzeichnete Rehmann seit der Premiere am 17. Oktober 1932 im Theater im "Admiralspalast"1) als Partner von Gitta Alpár in der Operette "Katharina" mit dem Untertitel "Eine russische Ballade in neun Bildern" von Ludwig Herzer1) (Libretto), Fritz Löhner1) (Gesangstexte) und Ernst Steffan1) (Musik). Das Duett "Wenn Du liebst dann scheint die Sonne" (1932) wurde zudem auf Schallplatte veröffentlicht und ist heute bei YouTube zu hören.
  
Mitte der 1920er Jahre wandte sich Rehmann überdies dem Film zu und erhielt von Regisseur Paul Czinner1) als Marquis von Montriveau eine erste Leinwandrolle in dem stummen Melodeam "Liebe"1) (1927), gedreht nach der Novelle "La duchesse de Langeais" (1834, "Die Herzogin von Langeais") von Honoré de Balzac1) mit Czinners Lebenspartnerin und späteren Ehefrau Elisabeth Bergner in der weiblichen Hauptrolle der schönen Herzogin von Langeais, die in leidenschaftlicher Liebe zu dem Marquis entbrannt ist. Von dem inzwischen auch in London tätigen Paul Czinner erhielt Rehmann erneut ein Angebot, zusammen mit dem Stummfilmstar Pola Negri in der britischen Produktion "Die Straße der verlorenen Seelen"1) (1929/30, "The Way of Lost Souls") eine tragende Rolle zu übernehmen. Erzählt wird die tragische Geschichte des aufrechten Leuchtturmwärters John (Rehmann), der in einer Hafenkneipe auf die in Bedrängnis geratene Dirne Louise (Negri) trifft und versucht, diese vor den Übergriffen ihres Zuhälters Maxim (Warwick Ward1)) zu retten. Der Bitte von Louise, sie mit sich zu nehmen, schlägt John zunächst aus, nach einem dramatischen Erlebnis auf See bzw. einem Gelübde, heiratet er die Frau, doch die Vergangenheit von Louise holt schließlich beide ein … Der Streifen gelangte zunächst Anfang Mai 1929 als stumme Version in die Lichtspielhäuser, wurde dann nachvertont. Es war zugleich der letzte Stummfilm der aus Hollywood zurückgekehrten Diva Pola Negri und soll nur in einer französischen Fassung überlebt haben. Paul Czinner "schuf ein wenig bekanntes, elegant inszeniertes Melodram, das mit einem der überraschendsten Schnitte der Filmgeschichte aufwartet." notierte der "Förderverein Filmkultur Bonn". Auch der Streifen "Die Jagd nach dem Glück"1) (1930) – zugleich die letzte Regiearbeit von Rochus Gliese1) – wurde noch als Stummfilm realisiert, dann nachträglich vertont bzw. synchronisiert.
 
Den Übergang zum Tonfilm schaffte Frauenschwarm Rehmann aufgrund seiner Bühnenerfahrungen problemlos und erhielt in weiteren Produktionen prägnante Aufgaben. Seine bekannteste Rolle dürfte die des Major von Lindeneck, preußischer Gesandter des von Otto Gebühr dargestellten Preußenkönigs Friedrich II.1), in Gustav Ucickys1) Historienfilm "Das Flötenkonzert von Sans-souci"1) (1930) sein. Nach der Figur des Schriftstellers Stefan Bigger mit Gerda Maurus als seiner Verlobten in Georg Asagaroffs1) spannenden Geschichte "Schachmatt" (1931), präsentierte sich Rehmann in dem von Robert Wiene1) nach dem Roman von Robert Heymann1) in Szene gesetzten Krimi "Panik in Chikago"1) (1931) als Gangsterboss Taglioni, ein weiterer Krimi waren die deutsch-italienische Produktion im Rennfahrer-Milieu "Die Pranke"1) (1931; Regie: Hans Steinhoff1)), wo sich Rehmann als Rennfahrer Peter Krüger zeigte, der einen internationalen Verbrecher, genannt "Die Pranke", zur Strecke bringt. Erneut in eine historische Uniform schlüpfte er als Leutnant Rüdiger Heyking in dem von Gustav Ucicky gedrehten, hochkarätig besetzten Preußen-Portrait "Yorck"1) (1931) über den gleichnamigen, bedeutenden, preußischen Heerführer aus der Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon, General Graf Yorck von Wartenburg1), verkörpert von Werner Krauß. In der Liebeskomödie "Das Abenteuer einer schönen Frau"4) (1932; Regie: Hermann Kosterlitz1) = Henry Koster)  nach dem Roman "Jerry und die Pariserin" von Suzanne de Callias (1883 – 1964) musste er als junger Londoner Polizist Jerry Simpson um Zuneigung der schönen Thea Roland (Lil Dagover) kämpfen, in der Adaption "Unmögliche Liebe"1) (1932; Regie: Erich Waschneck1)) nach dem Roman "Die unmögliche Liebe" von Alfred Schirokauer1) verfiel ihm Asta Nielsen, die sich in der Rolle der verwitweten Vera Holgk in den wesentlich jüngeren Bildhauer Professor Steinkampp (Rehmann) verliebt.
  
Als die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 an die Macht kamen, verließ der Schauspieler wenige Monate später Deutschland und ging zurück in seine Schweizer Heimat. Hier stand er ein letztes Mal vor der Kamera und spielte an der Seite von Heinrich Gretler sowie unter anderem Emil Hegetschweiler und Mathilde Danegger eine Hauptrolle in der Produktion "Wie d'Warret würkt"1) (1933), realisiert nach dem gleichnamigen Alt-Zürcher Lustspiel von August Corrodi1). "Mit dem Film "Wie d'Warret würkt" von Walter Lesch1) und Richard Schweizer1) entstand eine der ersten wirklich einheimischen Spielfilme – gedreht in deutsch-schweizerischem Dialekt." kann man bei cyranos.ch lesen → Übersicht Filmografie.
Anschließend nahm Rehmann ein Engagement in Wien am "Theater in der Josefstadt"1) an, wo er erneut mit Max Reinhardt1) aber auch mit (dessen rechten Hand) Otto Preminger1) zusammenarbeitete. Rehmann interpretierte unter anderem im Herbst 1933 die Titelfigur in der Goethe-Tragödie "Faust I"1) (Premiere: 04.09.1933; Regie: Max Reinhardt, → josefstadt.org) mit Max Pallenberg als Mephistopheles,  ebenfalls zur Spielzeit 1933/34 den Schweizer Hauptmann Bluntschli in George Bernard Shaws1) hinreißenden Komödie "Helden"1) (Premiere: 09.02.1934; Regie: Emil Geyer1), → josefstadt.org) und den Graf von Asterberg in dem Erfolgsstück "Alt-Heidelberg"1) (Premiere: 20.04.1934; Regie: Otto Preminger) von Wilhelm Meyer-Förster1) mit Hans Jaray1) als Erbprinz Karl-Heinrich und Paula Wessely als Wirtstochter Käthie → josefstadt.org. Mit Otto Preminger hatte er im Herbst 1933 zudem die Figur des Grafen Sullivan in dem Schauspiel "Makart" von Richard Duschinsky1) mit Anton Edthofer als "Malerfürst" Hans Makart1) erarbeitet (Premiere: 10.11.1933; → josefstadt.org).
   
Als Rehmann schwer an Knochentuberkulose1) erkrankte, gab er die Schauspielerei auf und zog sich 1935 endgültig in die Schweiz zurück. Der zuletzt sehr religiös gewordene Künstler lebte bis zu seinem frühen Tod in Langenthal1) bei Zürich und arbeitete dort als Pfarrer. Seine Krankheit verstand Rehmann, so die Emigrantenzeitung "Pem's" ihn in ihrem Nachruf vom 16. August 1939 zitierend, "als eine Strafe für sein weltliches Tun als Schauspieler".*)
Hans Rehmann erlag – drei Wochen vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs – am 10. August 19395) in Langenthal mit nur 39 Jahren seinem Leiden.
Er war seit 1928 mit Anna Katharina Salten1) (1904 – 1977), der Tochter des Schriftstellers Felix Salten1) verheiratet, der mit dem Buch "Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde"1) (1923) weltweite Berühmtheit erlangte.
Quellen (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
*) Kay Weniger: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben … Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht." (ACABUS Verlag, Hamburg 2011, S.  412)
Fremde Link: 1) Wikipedia, 2) cyranos.ch 4) filmportal.de
3) Quellehorst-schroeder.com
5) Das  bei filmportal.de ausgewiesene Sterbedatum 30. August 1939 ist laut Wikipedia falsch.
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Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de)
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