Elisabeth Bergner erblickte am 22. August 1897 als Elisabeth Ettel in Drohobytsch1) (damals Galizien1) (Österreich-Ungarn1)), heute Ukraine1)), das Licht der Welt; kurz nach der Geburt zog die Familie nach Wien. Die Tochter des Kaufmanns Emil Ettel und dessen Ehefrau Anna Rosa Wagner wuchs gemeinsam mit zwei Schwestern in einem bürgerlichen Umfeld auf, schrieb später ihrem Hauslehrer, dem Medizinstudenten und später berühmten Gruppentherapeuten Jacob Moreno1) den Anstoß zu, an die Bühne zu gehen. Ihr schauspielerisches Rüstzeug erwarb sie sich bereits als Vierzehnjährige an einer privaten Schauspielschule sowie ein Jahr später am Konservatorium in Wien, wo sie ein Stipendium erhalten hatte. 1915 gab sie ihr Bühnendebüt in Innsbruck, es folgte ein Engagement am "Stadttheater Zürich"1) (1916 – 1918), wo sie sowohl in Klassikern als auch Komödien und Stücken der Moderne über dreißig tragende Rollen spielte.
 

Elisabeth Bergner, fotografiert von Mario von Bucovich1) (1884 – 1947)
"Ross Verlag" (1929/30), Karten-Nr. 4823/1
Quelle: Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz siehe hier

 

Elisabeth Bergner, fotografiert von Mario von Bucovich1) (1884 – 1947); "Ross Verlag" (1929/30), Nr. 4823/1; Quelle: Wikimedia Commons; gemeinfrei
Zu nennen sind beispielsweise
(Quelle: tls.theaterwissenschaft.ch*); Fremde Links: Wikipedia; R = Regie, UA = Uraufführung, P = Premiere)
Elisabeth Bergner in "Die heilige Johanna"; Urheber: Fotoatelier "Zander & Labisch" (Albert Zander u. Siegmund Labisch) (1863–1942)); Quelle: www.cyranos.ch Es folgten Engagements in Berlin an den von Victor Barnowsky1) geleiteten ""Barnowsky-Bühnen", zu denen das "Kleine Theater Unter den Linden", das "Lessingtheater"1), das "Deutsche Künstlertheater"1), das "Theater in der Königgrätzer Straße" ("Hebbel-Theater"1)), das "Komödienhaus am Schiffbauerdamm" und die "Tribüne"1) zählten, an der "Neuen Wiener Bühne"2) (1920/21) und an den "Münchner Kammerspielen"1) (1920/21). Am "Lessingtheater" trat sie beispielsweise als Yin-ying in "Der lasterhafte Herr Tschu" von Julius Berstl1) in Erscheinung (Premiere: 18.10.1921; Regie: Victor Barnowsky). Auf Empfehlung Alexander Moissis kehrte Elisabeth Bergner ganz nach Berlin zurück, wo sie vor allem am "Deutschen Theater"1) und erneut an den "Barnowsky-Bühnen" zu einer der berühmtesten Schauspielerinnen jener glanzvollen Berliner Jahre und darüber hinaus zum Idol ihrer Zeit avancierte. 1923 schaffte sie mit der Figur der  Rosalind den endgültigen darstellerischen Durchbruch unter der Regie von Max Reinhardt1) (1873 – 1943) in dem Shakespeare-Stück "Wie es euch gefällt"1) und feierte fortan Triumphe auf der Bühne. Sie spielte auch weiterhin mehrfach unter Reinhardt am "Deutschen Theater" in Berlin, so die Jeanne d'Arc1) in "Die heilige Johanna"1) von George Bernard Shaw1) (Premiere: 14.10.1924), die schöne Hai-tang in dem Märchenspiel "Der Kreidekreis"1) von Klabund1) (Premiere: 20.10.1925) oder die weibliche Titelrolle in der Shakespeare-Tragödie "Romeo und Julia"1) (Premiere: 25.10.1928).
 
Elisabeth Bergner in "Die heilige Johanna"
Urheber: Fotoatelier "Zander & Labisch" (Albert Zander u. Siegmund Labisch1) (1863–1942))
Quelle: www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz siehe hier
Ihre größten schauspielerischen Leistungen zeigte die nymphenhafte Nerven- und Seelenschauspielerin als Titelheldin in den Dramen von August Strindberg1) – in "Königin Christine" ("Lessingtheater", Premiere: 14.12.1922; Regie: Fritz Wendhausen1)) und "Fräulein Julie"1) (Premiere "Kammerspiele": 22.02.1923, Regie: Bernhard Reich). Als Shakespeare-Interpretin gestaltete sie den Puck in "Ein Sommernachtstraum"1), die Portia in "Der Kaufmann von Venedig"1) ("Preußisches Staatstheater"1), Premiere: 17.11.1927; Regie: Jürgen Fehling1)). Die Bergner begeisterte beispielsweise mit der Titelrolle in Gerhart Hauptmanns Traumdichtung "Hanneles Himmelfahrt"1) (Premiere: 05.11.1923, Regie: Karlheinz Martin/Heinz Hilpert1)), sie gab die Nina Leeds in "Seltsames Zwischenspiel" ("Strange Interlude") von Eugene O'Neill1) ("Deutsches Künstlertheater", Premiere: 04.11.1929, Regie: Heinz Hilpert) oder die Alkmene1) in "Amphitryon 38" von Jean Giraudoux1), einem heiteres Stück um die Zeugung des Herkules1) durch den als Amphitryon1) maskierten Jupiter1) (1931, "Theater in der Stresemannstraße", Regie: Victor Barnowsky). Schlechte Kritiken erlebte sie nur ein Mal, als die "Kameliendame" Marguerite Gautier in der Bühnenfassung des berühmten Romans "La dame aux camélias"1) von Alexandre Dumas1), aufgeführt am "Deutschen Theater" in einer Bearbeitung von Theodor Tagger, besser bekannt als Ferdinand Bruckner1). Nach der Premiere am 10. März 1925 wurde das von Bernhard Reich (1892/1894 – 1972) inszenierte Stück nach nur wenigen Aufführungen abgesetzt, was jedoch nicht allein dem Spiel Bergners anzulasten war. Hinter dem Rücken Taggers waren entscheidende Änderungen vorgenommen, der fünfte Akt von Bertolt Brecht1), damals Dramaturg am "Deutschen Theater", umgeschrieben worden. Für Leopold Jessner1) gestaltete sie die betörende Russin Hanna Elias in "Gabriel Schillings Flucht" von Gerhart Hauptmann1) ("Preußisches Staatstheater", Premiere: 28.10.1932) – eine ihrer letzten Rollen in Berlin vor der Emigration.
Elisabeth Bergner, fotografiert von Mario von Bucovich (1884 – 1947); "Ross Verlag" (1928/29), Nr. 3228/2; Quelle: Wikimedia Commons; gemeinfrei  Ihr Leinwanddebüt gab Elisabeth Bergner 1923 als bucklige Schneiderstochter Magdalena Zitterbart in dem stummen Streifen "Der Evangelimann"3), gedreht von Holger Madsen1) nach der gleichnamigen Oper1) von Wilhelm Kienzl1) (Musik), und wurde in den folgenden Jahren meist auf den Typ der kindlich-androgynen Heldin festgelegt. Ab 1924 arbeitete sie ausschließlich mit dem Regisseur Paul Czinner1) (1890 – 1972) zusammen, der auch privat ihr Lebenspartner wurde.
Große Erfolge verzeichnete sie beispielsweise in dessen Drama "NJU – Eine unverstandene Frau"1) (1924), wo sie eine Ehebrecherin von lyrischer Besessenheit spielte, es folgte "Liebe"1) (1926) als schöne Herzogin von Langeais oder die Titel gebende Figur in "Dońa Juana"1) (1927), frei nach der Komödie "Don Gil von den grünen Hosen"1) von Tirso de Molina1). Ihren wohl größten Stummfilmerfolg feierte sie als Heldin bzw. gutbürgerliche Tochter Else Thalhof in "Fräulein Else"1) (1929) nach der gleichnamigen Novelle1) von Arthur Schnitzler1).
 
Den Übergang zum Tonfilm schaffte die theatergeprüfte Elisabeth mühelos, die Literaturadaption "Ariane"1) (1930/31) und ihre Rolle der russischen Studentin Ariane Kusnetzowa, die sich in einen älteren Lebemann (Rudolf Forster) verliebt, wurde gleich ein großer Erfolg. Das Melodram "Der träumende Mund"1) (1932) nach dem Stück "Mélo" von Henri Bernstein1), bei dem sie auch am Drehbuch mitgeschrieben hatte, schilderte eine tragisch endende Ménage-ŕ-Trois.

Elisabeth Bergner, fotografiert von Mario von Bucovich1) (1884 – 1947)
"Ross Verlag" (1928/29), Karten-Nr. 3228/2
Quelle: Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz siehe hier

Zur Zeit der so genannten "Machtergreifung"1) Hitlers am 30. Januar 1933 hielt sich das jüdisch-stämmige Paar Bergner/Czinner wegen Besprechung neuer Projekte in Paris und in London auf – am 9. Januar 1933 hatten sie dort geheiratet – und kehrten nicht wieder nach Deutschland zurück. Die Schauspielerin löste ihre Verpflichtungen am "Deutschen Theater" in Berlin, emigrierte mit ihrem Ehemann zunächst nach Wien, dann wieder nach London. Anfangs hatten beide noch Schwierigkeiten, vor allem mit der Sprache, doch schon bald lebten sie sich gut in Großbritannien ein. In London wurde Elisabeth Bergner für die weibliche Hauptrolle der Gemma Jones in dem Schauspiel "Escape me never" von Margaret Kennedy1) verpflichtet, damit gelang ihr im November 1933 in Manchester1) (Premiere: 21.11.1933, "Opera House"1)) ihr erster großer Bühnenerfolg im angelsächsischen Raum. Die Schauspielerin konnte "anders als die meisten Emigrantenkollegen, sofort an ihre Berliner Theatererfolge anschließen. Ihr koboldhafter Schalk, gepaart mit knabenhafter Grazilität, machte sie in den 30er Jahren schnell zum Theater-Darling für kulturbeflissene Upper-Class-Londoner, zum "Toast of London". Vor allem in den Komödien Shakespeares und in Shaws "Heiliger Johanna" erhielt die Exilantin Ovationen, sowohl vom Publikum als auch von der Kritik." notiert Kay Weniger1)**)
  

Elisabeth Bergner und ihr Gatte Paul Czinner in Kairo
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: Ungenannt
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO300052/05)

Elisabeth Bergner und ihr Gatte Paul Czinner in Kairo; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: Ungenannt; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO300052/05)
Dies war zudem der Einstieg für kassenträchtige Filmproduktionen, so brillierte sie mit der Titelrolle in "Katharina die Große"1) (1934, "The Rise of Catherine the Great") als angehende russische Zarin Katharina die Große1) an der Seite von Douglas Fairbanks jr. (Peter III.1)), von Czinner gedreht nach dem Theaterstück "The Czarina" von Lajos Biró und Melchior Lengyel1). Auch der nachfolgende Film unter der Regie Czinners, die Bühnenadaption bzw. das Melodram "Verlaß mich niemals wieder"1) (1935, "Escape me never"), in dem Elisabeth Bergner die verführerische Gemma Jones spielte, die nach dem Tod ihres Mannes mit einem Kind mittellos dasteht, kam nicht nur beim Publikum gut an: Für ihre herausragendes Spiel erhielt sie eine "Oscar"-Nominierung als "Beste Hauptdarstellerin", unterlag jedoch Bette Davis in "Dangerous"1). 1936 glänzte sie neben Laurence Olivier in der Shakespeare-Verfilmung "As You Like It" mit ihrer Paraderolle der Rosalind, war ein Jahr später in dem Remake von "Der träumende Mund" mit dem Titel "Dreaming Lips" (1937) zu sehen.
Aus Hitler-Deutschland ausgebürgert nahm die Bergner 1938 die britische Staatsbürgerschaft an, 1940 siedelte sie mit ihrem Mann von Großbritannien in die USA über, wo sie 1942 die amerikanische Staatsbürgerschaft erwarb. Während der Zeit in Amerika arbeitete sie unter anderem mit Bertolt Brecht1) und W. H. Auden1) zusammen. Zudem engagierte sich für Flüchtlinge und gehörte zu den Mitunterzeichnern der Erklärung des "Council for a Democratic Germany"1).
Während des 2. Weltkrieges drehte sie nur einen Film, den Anti-Nazi-Streifen "Paris Calling" (1941) und mimte die wohlhabende Pariserin Marianne Jannetier, die mit Andre Benoit (Basil Rathbone1)), einem hochrangigen Regierungsbeamten verlobt ist. Als die Nazi-Sturmtruppen in Paris eintreffen, flieht sie aus der Stadt, kehrt später zurück, schließt sich dem Widerstand an und lernt das Résistance-Mitglied Nicholas Jordan (Randolph Scott) kennen. Nachdem sich ihr früherer Verlobter als Nazi-Informant entpuppt hat, tötet sie ihn und flieht mit Nicholas aus Frankreich. Dies war ihr einziger Hollywood-Film, der jedoch an den Kinokassen nicht sonderlich erfolgreich war.
Schwerpunkt von Bergners Arbeit blieb bis Kriegsende das Theater. Hier ist es vor allem das Bühnenstück "Die beiden Mrs. Carolls" ("The Two Mrs. Carrolls") von Martin Vale bzw. die Rolle der Sally zu nennen, mit der die Schauspielerin ab Juli 1943 das amerikanische Theater bzw. Publikum im Rahmen einer umfangreichen Tournee bis März 1945 eroberte.
Nach Kriegsende spielte die Charaktermimin zunächst in New York bei Gert von Gontards1) Emigrantenensemble "The Players from Abroad"1), dann in London Theater. 1954 kehrte sie immer wieder mal nach Deutschland zurück und stand erneut erfolgreich auf der Bühne.

Elisabeth Bergner, 1949 fotografiert von Fritz Eschen1) (1900–1964)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_e_0054352)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Fritz Eschen
Urheber: Fritz Eschen; Datierung: 06.11.1949;
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Elisabeth Bergner, 1949 fotografiert von Fritz Eschen (1900–1964); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_e_0054352); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Fritz Eschen; Urheber: Fritz Eschen; Datierung: 06.11.1949; Quelle: www.deutschefotothek.de
Man erlebte sie als Rezitatorin unter anderem mit Bibellesungen (auch in Israel) oder mit Arthur Schnitzlers Monolog "Fräulein Else"1), sie begeisterte beispielsweise ab Frühjahr 1954 als Hester Collyer in "Tiefe blaue See" von Terence Rattigan (Regie: Leo Mittler1)), eine Produktion des Tourneetheaters "Der grüne Wagen"1), mit dem sie mehrfach durch Deutschland, Österreich und die Niederlande zog. So auch mit der von Autor Jerome Kilty1) in Szene gesetzten deutschen Erstaufführung seines Zweipersonen-Stückes "Geliebter Lügner" ("Dear Liar") nach dem Briefwechsel zwischen George Bernard Shaw1) und Mrs. Patrick Campbell1)  – Elisabeth Bergner gab die Schauspielerin Mrs. Patrick Campbell, O. E. Hasse den Schriftsteller George Bernard Shaw. Bereits seit der legendären Premiere (05.10.1959) hatten Bergner und Held das Publikum am Berliner "Renaissance-Theater"1) begeistert. Zudem wurde die berühmte Inszenierung auf Schallplatte veröffentlicht und als Hörspiel gesendet (EA: 23.04.1962): "Es sind Dialoge zweier "Nervenmenschen", einesteils witzig und amüsant, grimmig und herzlos, zum anderen nicht ohne Melancholie, wenn das langsame Altern zur Sprache kommt. Die Aufnahme folgt der berühmten Bühnen-Uraufführung mit Elisabeth Bergner und O. E. Hasse in der Inszenierung des Berliner "Renaissance-Theaters" 1959." kann man bei der ARD-Hörspieldatenbank lesen; das Fernsehen strahlte den Klassiker 1963 aus → suhrkamp.de.
Gastspiel des Düsseldorfer Schauspielhauses im Stadttheater Bad Godesberg (15.-17.1.1957): Eines langen Tages Reise in die Nacht (Long day's journey into night), Schauspiel von Eugene O'Neill (Deutsch von Ursula und Oscar Fritz Schuh); Regie: Karl Heinz Stroux; Bühnenbild und Kostüme: Ita Maximowna; Von links nach rechts: Paul Hartmann (James Tyrone), Elisabeth Bergner (Mary Cavan Tyrone), Heinz Drache (James Thyrone jr., ihr ältester Sohn), Martin Benrath (Edmund Tyrone, ihr jüngster Sohn); Schauplatz: Wohnzimmer im Sommerhaus der Thyrones an einem Augusttag des Jahres 1912; Quelle: Bilddatenbank Deutsches Bundesarchiv, B 145 Bild-F004180-0008; Fotograf: Rolf Unterberg / Datierung: Januar 1957 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.

Ein großes Erlebnis vermittelte auch 1956 ihre realistisch-düstere Zeichnung der Mary Tyrone in O'Neills "Eines langen Tages Reise in die Nacht"1) oder ihre darstellerische Leistung seit der Premiere am 24. Oktober 1964 als liebenswert-lächerlich, exzentrische Aurélie in "Die Irre von Chaillot"1) von Jean Giraudoux1) am "Düsseldorfer Schauspielhaus" (Regie: Karl-Heinz Stroux1)); eine anschließende Gastspielreise mit dem Tourneetheaters "Der grüne Wagen" folgte. Im Winter 1961/62 spielte die Bergner am Broadway mit Hugh O'Brian1) in der Komödie "First Love" von Samuel A. Taylor, 1965 trat sie in Berlin als Frau Alving in Ibsens "Gespenster"1) auf. Anfang Februar 1970 debütierte die Bergner im Alter von 72 Jahren am Berliner "Renaissance-Theater" erfolgreich als Regisseurin mit dem Stück "Ich suche Monsieur Ferrand" des Franzosen Jean-Claude Carriere1) (Premiere: 06.02.1970), ein Jahr später gastierte sie dort (Premiere: 23.02.1971) als Deborah Harford in dem Drama "Alle Reichtümer der Welt" ("More stately mansions") von Eugene O'Neill, einmal mehr inszeniert von Karl-Heinz Stroux; eine Tournee schloss sich an.
 
Gastspiel (15. bis 17.1.1957) des "Düsseldorfer Schauspielhauses" im "Stadttheater Bad Godesberg"1)
"Eines langen Tages Reise in die Nacht" ("Long day's journey into night"),
Schauspiel von Eugene O'Neill (Deutsch von Ursula und Oscar Fritz Schuh1))
Regie: Karl Heinz Stroux; Bühnenbild und Kostüme: Ita Maximowna1), Premiere: 27.10.1956
Von links nach rechts: Paul Hartmann (James Tyrone), Elisabeth Bergner (Mary Cavan Tyrone),
Heinz Drache (James Thyrone jr., ihr ältester Sohn), Martin Benrath (Edmund Tyrone, ihr jüngster Sohn)
Schauplatz: Wohnzimmer im Sommerhaus der Thyrones an einem Augusttag des Jahres 1912
Quelle:  Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, B 145 Bild-F004180-0008;
Fotograf: Rolf Unterberg / Datierung: Januar 1957 / Lizenz CC-BY-SA 3.0
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.
Deutsches Bundesarchiv B 145 Bild-F004180-0008 bzw. Wikimedia Commons

Mit Beginn der 1960er Jahre stand Elisabeth Bergner auch wieder sporadisch vor der Kinokamera, spielte in der Familienchronik "Die glücklichen Jahre der Thorwalds"1) (1962) die früh verwitwete Prinzipalin Frau Thorwald, gedreht von John Olden1) bzw. Wolfgang Staudte1) nach dem Bühnenstück "Die Zeit und die Conways"1) von John Priestley bzw. dem Script von Maria Matray und Answald Krüger1) – für ihr eindrückliches Spiel  wurde die Bergner mit dem "Filmband in Gold"1) als "Beste Hauptdarstellerin" geehrt. In dem britischen Horrorstreifen "Der Todesschrei der Hexen"1) (1970, "Cry of the Banshee") tauchte sie als Hexe Oana auf, als Baronin Strogoff in "Der Kurier des Zaren"4) (1970, "Strogoff"), gedreht von Eriprando Visconti1) nach dem Roman von Jules Verne1) mit John Phillip Law1) in der Titelrolle. Maximilian Schell besetzte sie als Frau Lilienthal in seinem preisgekrönten Werk "Der Fußgänger"1) (1973), als Margarete Johannsen beeindruckte sie an der Seite von Martin Held in amüsanten Geschichte "Der Pfingstausflug"1) (1978) – der "Ernst-Lubitsch-Preis"1), den sie gemeinsam mit Regisseur und Drehbuchautor Michael Günther1) erhielt, war der Lohn für eine brillante Darstellung. Mit Regisseur Ottokar Runze1) entstand sie die Gesellschaftssatire "Feine Gesellschaft – beschränkte Haftung"1) hier mimte sie die betagte Stadtstreicherin Else, die nach dem Willen des Senats mit den anderen Bewohnern eines besetzten Hauses sofort verlassen muss. Auf dem Weg zu ihrer jüngeren Schwester Hilde (Lilli Palmer), Konzernherrin und Besitzerin des Hauses, beobachtet Else einen misslungenen Banküberfall …
Elisabeth Bergner trat in Talkshows auf, war auf dem Bildschirm zudem in TV-Produktionen noch im hohen Alter präsent, so beispielsweise als Offizierswitwe Mrs. Merriman in der von Wolfgang Liebeneiner1) in Szene gesetzten heiteren Senioren-Romanze "Der Garten"5) (1983) mit Gert Fröbe als Partner oder mit der weiblichen Hauptrolle in der Story "Ruth und Martin" (1984) aus der Serie "Rummelplatzgeschichten"5) an der Seite von Martin Dudeck1). Gemeinsam mit Rudolf Platte zeigte sie sich in der Episode "Wenn ich dich nicht hätte" aus der Reihe "Alles aus Liebe"4) → Übersicht Filmografie.
Zusammen mit Jutta Lampe1) gestaltete die damals 88-Jährige noch einmal ein Hörspiel und wirkte in "Savannah Bay" nach dem Bühnenstück von Marguerite Duras1) mit (EA: 26.10.1985): "Savannah Bay steht für Erinnerung und Vergessen: Eine große alte Schauspielerin, Madeleine, und eine junge Frau, die ihre Enkelin sein könnte, beschwören gemeinsam die Erinnerung an eine tödliche Liebe."5)hoerspiele.dra.de

Foto zur Verfügung gestellt von Werner Bethsold1) (1925–2019)
Das Foto entstand 1985 während der Hörspielproduktion.
© Werner Bethsold

Elisabeth Bergner; Copyright Werner Bethsold
Die Schauspielerin wurde während ihrer langen Karriere mit verschiedenen Auszeichnungen geehrt:
(Fremde Links: Wikipedia) 
   
Gedenktafel Elisabeth Bergner; Quelle: Wikimedia Commons; Urheber: OTFW, Berlin; Lizenz: CC BY-SA 3.0

Elisabeth Bergner starb am 12. Mai 1986 im Alter von 89 Jahren in ihrer Wahlheimat London1) an den Folgen einer Krebserkrankung. Ihre Grabstätte befindet sich im Londoner "Golders Green Crematorium and Mausoleum" → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
 
In Berlin-Steglitz1) ist an der Schildhornstraße1) ein Park nach ihr benannt, seit 2000 erinnert im Wiener Gemeindebezirk Liesing1) der "Elisabeth-Bergner-Weg" an die berühmte Charakterdarstellerin. Anlässlich ihres 30. Todestages wurde am 12. Mai 2016 ihr zu Ehren in Berlin-Dahlem1) (Faradayweg 15), am Eingang ihres ehemaligen Wohnhauses (1925–1933) eine Gedenktafel angebracht.
Der schriftliche Nachlass befindet sich in der Berliner "Akademie der Künste"1), deren Außerordentliches Mitglied (1956–1979) bzw. Mitglied sie bis zu ihrem Tod war → Elisabeth Bergner Archiv.
 

Gedenktafel Elisabeth Bergner
Quelle: Wikimedia Commons
Urheber: OTFW, Berlin; Lizenz: CC BY-SA 3.0

Ihre Memoiren veröffentlichte die Schauspielerin 1978 unter dem Titel "Bewundert viel und viel gescholten. Elisabeth Bergners unordentliche Erinnerungen". Klaus Völker1) publizierte 1990 die Biografie "Elisabeth Bergner: Das Leben einer Schauspielerin – ganz und doch immer unvollendet".

Der Rang Elisabeth Bergners als Filmstar wurde übertroffen von ihrer Bedeutung als eine der legendären deutschsprachigen Theaterschauspielerinnen des letzten Jahrhunderts. Von knabenhafter Gestalt, die Schultern etwas hochgezogen, spielte sie oft zarte, nervlich angespannte Frauen; ihr quirliges Wesen, der intellektuelle Nuancenreichtum ihres Spiels ließen jedoch nie vergessen, dass nicht der Film, sondern die Bühne ihr ureigenstes Medium war. Nach Zeiten fülliger Weiblichkeit schuf Elisabeth Bergner ein androgynes Schönheitsideal; ihr Repertoire reichte von kessen, koboldhaften bis hin zu anmutig-melancholischen Frauen und am meisten lagen ihr zerbrechliche Wesen, die Ehebruch, Unglück oder Tod heraufbeschworen.6)

Das Foto (Zeitungsveröffentlichung) wurde mir freundlicherweise
von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt. 
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Elisabeth Bergner; Copyright Virginia Shue
Quelle (unter anderem): tls.theaterwissenschaft.ch*)
Siehe auch Wikipedia, Kuenste-im-exil.de, cyranos.ch, filmportal.de, prisma.de, fembio.orggeschichtewiki.wien.gv.at
sowie den Artikel bei deutschlandfunkkultur.de und den Nachruf bei spiegel.de
Fotos bei film.virtual-history.com
*) Thomas Blubacher: "Elisabeth Bergner", in: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz (Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 168) → online-Fassung
**) Kay Weniger: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben…". Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht (Hamburg, ACABUS Verlag 2011, S. 96/97)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) geschichtewiki.wien.gv.at, 3) Murnau Stiftung, 4) filmportal.de, 5) fernsehserien.de
Quelle: 6) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf  Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 36)
Lizenz Foto Elisabeth Bergner (Urheber "Fotoatelier Zander & Labisch", Berlin): Das Atelier von Albert Zander und Siegmund Labisch († 1942) war 1895 gegründet worden; die inaktive Firma wurde 1939 aus dem Handelsregister gelöscht. Externe Recherche ergab: Labisch wird ab 1938 nicht mehr in den amtlichen Einwohnerverzeichnissen aufgeführt, so dass sein Tod angenommen werden muss; Zander wiederum war laut Aktenlage ab 1899 nicht mehr aktiv am Atelier beteiligt und kommt somit nicht als Urheber dieses Fotos in Frage. Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei. (Quelle: Wikipedia)
Lizenz: Foto Elisabeth Bergner (Urheber: Mario von Bucovich): Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Lizenz Portrait Elisabeth Bergner (Urheber Hans Rewald): Der Urheber dieses Werks ist 1944 gestorben; es ist daher gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 75 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Stummfilme / Tonfilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de
(Fremde Links: Murnau Stiftung, filmportal.de,
Wikipedia (deutsch/englisch), fernsehserien.de)

Portrait der Elisabeth Bergner
von Hans Rewald (1886 – 1944),
veröffentlicht in "Jugend" –
Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben
(Ausgabe Nr. 20/1929, Datum Mai 1929)
Quelle: Wikimedia Commons
von "Heidelberger historische Bestände" (digital)
Angaben zur Lizenz siehe hier

Portrait der Elisabeth Bergner von Hans Rewald (1886 – 1944), veröffentlicht in "Jugend" – Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben (Ausgabe Nr. 20/1929 (Mai 1929)); Quelle: Wikimedia Commons von "Heidelberger historische Bestände" (digital); Lizenz: gemeinfrei
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