Lilli Palmer wurde am 24. Mai 1914 als Lilli Marie Preiser in der damaligen preußischen Provinzhauptstadt Posen1) (heute heute Poznań, Polen) geboren. Der Vater Alfred Peiser1) (1876 – 1934) war Medizinalrat und Chirurg, die Mutter Rose Lissmann (1881 – 1959) gab jedoch bereits nach der Verlobung ihren Beruf als Theaterschauspielerin auf. Zur Familie gehörte noch eine ältere Schwester – die Schauspielerin und Sängerin Irene Prador1) (1911 – 1996) – und eine jüngere, die als Hilde Ross (1919 – 2008) eine Karriere als Tänzerin machte. Ab dem vierten Lebensjahr wuchs die kleine Lilli in Berlin auf, wo ihr Vater als Chefarzt am Jüdischen Krankenhaus1) wirkte. Die junge Palmer besuchte die Wald-Oberschule1) in Berlin-Charlottenburg und anschließend das  Hohenzollern-Gymnasium in Berlin-Schöneberg, nahm später bei Ilka Grüning (1876 – 1964), Else Schreiber und Lucie Höflich (1883 – 1956) Schauspielunterricht. Im Juni 1932 gab die 18-Jährige ihr Bühnendebüt am Berliner "Rose-Theater"1) in dem eher anspruchslosen Lustspiel "Die eiserne Jungfrau". Noch im gleichen Jahr erhielt sie ein erstes Engagement am "Hessischen Landestheater"1) in Darmstadt, wo sie unter der Regie von Intendant Gustav Hartung1) größere Rollen in Shaws "Pygmalion"1) oder in Komödien wie "Der Mustergatte" von Avery Hopwood (1882 – 1928) spielte (→ theatertexte.de). Als Soubrette trat sie zudem in Operetten wie "Die Blume von Hawaii"1), "Die Csárdásfürstin"1) oder "Im weißen Rößl"1) auf. 

Lilli Palmer um 1975
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Alfred Cermak → Bildarchiv Austria; Datierung: um 1975
© Alfred Cermak/ ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE 120/1)

Lilli Palmer um 1975; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Alfred Cermak; Datierung: um 1975; Copyright Alfred Cermak/ ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE 120/1)
Lilli Palmer mit Schwester Irene Prador; Copyright Virginia Shue Als die Nationalsozialisten1) an die Macht kamen emigrierte Lilli Palmer 1933 zusammen mit ihrer Schwester Irene nach Paris, da ihr aufgrund der "nichtarischen" Abstammung eine weitere Bühnenkarriere unmöglich gemacht wurde. Zusammen mit ihrer Schwester tingelte sie als "Les Soeurs Viennoises" durch Pariser Nachtclubs, traten unter anderem auch im berühmten "Moulin Rouge"1) auf. 1934 ging sie nach London, spielte dort Theater und erhielt 1935 eine erste Filmrolle in dem Streifen "Crime Unlimited" (1935) sowie eine Minirolle als Zimmermädchen Lilli in dem Hitchcock-Thriller "The Secret Agent"1) (1936, "Der Geheimagent") an der Seite von Peter Lorre.
 
Lilli Palmer mit ihrer älteren Schwester, der Schauspielerin
und Sängerin Irene Prador, anlässlich einer Feier
nach der Filmpremiere zu der Mozart-Adaption "Don Giovanni"
1979 in Hamburg; Regie: Joseph Losey1) → www.zeit.de, IMDb
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg) 
zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
Ihr Charme und ihre kühle Erotik machten die Palmer dann 1937 mit der Part der Lou in "The Great Barrier" ("Die große Grenze") zum Star, einem Film über den Bau der "Canadian Pacific Railway"1) nach dem Roman "The Great Divide" von Alan Sullivan. Internationale Bühnenverpflichtungen schlossen sich an, ebenso wie Rollen in zahlreichen Filmen: So erlebte man die Schauspielerin beispielsweise in Produktionen wie "Sunset in Vienna" (1937), "A Girl Must Live" (1939), "Blind Folly" (1940), "Thunder Rock" (1943) oder "The Gentle Sex" (1943).
1943 heiratete sie den britischen Schauspieler Rex Harrison (1908 – 1990), mit dem sie zusammen in London Theater spielte, 1945 in die USA auswanderte und auch am Broadway in Komödien wie beispielsweise "Cäsar und Cleopatra" von George Bernard Shaw1) oder "Geliebte Hexe" von John Van Druten1) enorme Erfolge feierte; ihr erster gemeinsamer Film hieß 1945 "The Rake's Progress" ("
Der letzte Sündenfall"). In Fritz Langs1) Agenten- bzw. Liebesgesichte "Cloak and Dagger" ("Im Geheimdienst") verkörperte sie dann 1946 eine deutsche Widerstandskämpferin an der Seite von Gary Cooper. Bis Anfang der 1950er Jahre folgten Filme wie "Beware of Pity"1) (1946, "Ungeduld des Herzens"), "Body and Soul"1) (1947, "Jagd nach Millionen"), "Hans le marin"1) (1949, "Die Hafenbar von Marseille") oder "The Long Dark Hall" (1951). Der endgültige internationale Durchbruch gelang der Palmer 1952 mit dem Zwei-Personen-Stück "The Fourposter" ("Das Himmelbett") nach dem Theaterstück von Jan de Hartog1), erneut mit Rex Harrison als Partner; für ihre Leistung wurde die Palmer bei den "Internationalen Filmfestspielen von Venedig"1) 1953 zur "Besten Filmschauspielerin des Jahres" gekürt und mit dem "Goldenen Löwen"1) geehrt. Nach der Trennung von Rex Harrison – die Scheidung erfolgte 1957 – kehrte Lilli Palmer 1954 nach Deutschland zurück und übernahm sofort tragende Rollen im deutschen Nachkriegsfilm. Ein Hit wurde im gleichen Jahr Kurt Hoffmanns Verfilmung des Musicals "Feuerwerk"1), in dem sie als Zirkusdirektorin Iduna mit dem Lied "O mein Papa" ihr Publikum begeisterte.  
Als "Teufel in Seide"1) (1955) fuhr sie ihre scharfen Krallen aus, um in der Rolle als eiskalt berechnende Frau Curd Jürgens eins auszuwischen und wurde 1956 anlässlich der Verleihung des "Deutschen Filmpreises"1) mit dem "Filmband in Silber"1) als "Beste Hauptdarstellerin des Jahres" ausgezeichnet – ebenso wie ein Jahr später für ihre Rolle der Anna Anderson1) in "Anastasia – Die letzte Zarentochter"1) (1956).

"Anastasia – Die letzte Zarentochter":
Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto mit
Lilli Palmer als Anna Anderson und
Ivan Desny als Chleb Botkin
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche
die Produktion Mitte August 2020 auf DVD herausbrachte.

"Anastasia – Die letzte Zarentochter": Szenenfoto mit Lilli Palmer als Anna Anderson und Ivan Desny als Chleb Botkin; mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Produktion Mitte August 2020 auf DVD herausbrachte. "Anastasia – Die letzte Zarentochter": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Produktion Mitte August 2020 auf DVD herausbrachte.
Nach weiteren Produktionen wie "Zwischen Zeit und Ewigkeit" (1956), "Wie ein Sturmwind"3) (1957), "Eine Frau, die weiß, was sie will"3) (1957) oder "Mädchen in Uniform"1) (1958) betrieb sie 1959 "Frau Warrens Gewerbe"1), doch das anschließend eher mäßige Niveau des deutschen Films zwang sie dazu, ihre Aktivitäten mehr ins europäische Ausland und nach Amerika zu verlagern. Sie war beispielsweise Partnerin von Clark Gable (1959, "But Not for Me"), Fred Astaire (1960, "The Pleasure of His Company"1)), William Holden (1960, "The Counterfeit Traitor"1)), Charles Boyer (1962, "Julia, Du bist zauberhaft"1)) oder Jean Gabin (1965, "Le Tonnerre de Dieu"). Sie erwies Goethe die Ehre in der DEFA-Verfilmung "Lotte in Weimar"1) (1975), hatte letzte Kino-Hits in den Produktionen "The Boys from Brazil"1) (1978), "Feine Gesellschaft – beschränkte Haftung"1) (1981) und "Der 4 1/2 Billionen Dollar Vertrag" (1985, "The Holcroft Covenant") → Übersicht Kinofilme.
Seit Ende der 1960er Jahre arbeitete Lilli Palmer zudem wieder für das Fernsehen, spielte unter anderem die Anna Hauser in dem Thriller "
Ständig in Angst"1) (1970, Hauser’s Memory") nach dem Roman von Curt Siodmak1) oder die Mutter der drogensüchtigen Sybille Larasser in der Episode ""Grau-roter Morgen"1) (1971) aus der Krimiserie "Der Kommissar". Zwischen 1972 und 1979 erfreute sie das Publikum mit verschiedenen Rollen in der losen Reihe "Eine Frau bleibt eine Frau" und erhielt dafür 1972 eine "Goldene Kamera"1). Ihre letzte Rolle, die Zarenmutter Natalja Naryschkina1), spielte sie in dem opulenten US-Vierteiler "Peter der Große"3) (1986) über Zar Peter I., der Große1) nach der Biografie von Robert K. Massie1). Die aufwendigen Dreharbeiten fanden von Juli 1984 bis Mai 1985 in der ehemaligen UDSSR, Österreich sowie in München statt, Jan Niklas verkörperte den jungen Peter, Maximilian Schell den älteren Peter I. → Übersicht TV-Produktionen (Auszug)
Ihr Esprit ließ die Komödie als ihre Domäne erscheinen. Doch lagen ihr auch Rollen mit "Tiefgang", in denen sie für die verzwickten Seelenlagen großbürgerlicher Existenzen ein feines Sensorium entwickelte; sie war exzellent als verführerische Schlange oder eis kalte Intrigantin. Ihre "ladylike" Erscheinung mit den dunklen Augen vermittelte südländisches Flair, das zu ihrem britischen Witz einen reizvollen Kontrast bildete.4)

  
Lilli Palmer und Helmut Schmidt
Lilli Palmer und der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt1) 
anlässlich einer Feier nach der Filmpremiere
zu "Don Giovanni" 1979 in Hamburg
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin
Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt. 
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
   
Neben ihrer Arbeit als Schauspielerin war Lilli Palmer ebenso erfolgreich als Malerin und Schriftstellerin und ließ 1974 ihre Erinnerungen unter dem Titel "Dicke Lilli – gutes Kind" erscheinen. Das Buch wurde in sieben Sprachen übersetzt und verzeichnete bis Mitte 1979 allein in Deutschland eine Auflage von 1,3 Millionen Exemplaren. Auch der Fortsetzungsband "Der Rote Rabe", welcher 1976 erschien, geriet zum Bestseller. 1979 stellte Lilli Palmer ihren ersten Roman "Umarmen hat seine Zeit" vor, 1982 folgte "Eine Frau bleibt eine Frau" nach der genannten populären ZDF-Serie, 1984 erschien "Um eine Nasenlänge"; ihr letzter Roman, der Krimi "Wenn der Nachtvogel schreit" kam erst nach ihrem Tod 1986 auf den Buchmarkt. Im Rahmen der Heyne Filmbibliothek erschien 1986 von Michael O. Huebner die Biografie "Lilli Palmer" mit seltenen Filmfotos und sehr vielen Informationen über die Schauspielerin sowie ihre Filme und Theaterauftritte.
Am 24. Mai 2014 jährte sich zum 100. Mal der Geburtstag der heute zu unrecht fast vergessenen Künstlerin. Aus diesem Anlass erschien von Heike Specht im Berliner "Aufbau-Verlag" die erste Biografie mit dem Titel "Lilli Palmer. Die preußische Diva" → aufbau-verlag.de.
Lilli Palmer erlag am 21. Januar 1986 in Los Angeles mit 71 Jahren ihrem Krebsleiden; die letzte Ruhe fand sie auf dem "Forest Lawn Memorial Park"1) im kalifornischen Glendale1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Sie war ab 21. September 1957 in zweiter Ehe mit Carlos Thompson (1923 – 1990), einem argentinischen Schriftsteller und Schauspieler, verheiratet, mit dem sie zusammen in der Schweiz lebte. Zeitweise war die Palmer britische Staatsangehörige, später erwarb sie die Schweizer Staatsbürgerschaft. Aus ihrer früheren Ehe mit Rex Harrison hinterließ sie den 1944 geborenen Sohn Carey, der sich einen Namen als Schriftsteller machte → Wikipedia (englisch).

Abbildung: Wohlfahrtsmarke "Lilli Palmer" aus der Serie
"Deutschsprachige Filmschauspieler" (Ausgabetag 12. Oktober 2000)
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des
Bundesministeriums der Finanzen sowie der Künstlerin Antonia Graschberger, München (Entwurf)

Wohlfahrtsmarke 2000: Lilli Palmer
Berliner Gedenktafel für Lilli Palmer. Hölderlinstraße 11, Berlin-Westend. Enthüllt am 24. Mai 1994; Urheber des Fotos: Axel Mauruszat 1988 wurde im Rahmen der Verleihung der "Goldenen Kamera"1) der Fernsehzeitschrift "Hörzu"1) die "Lilli-Palmer-Gedächtnis-Kamera" für herausragende schauspielerische Leistungen junger Nachwuchsschauspielerinnen ins Leben gerufen. Seit 2003 wurde zusätzlich die "Curd-Jürgens-Gedächtnis-Kamera" für den besten männlichen Nachwuchsschauspieler verliehen. 2004 legte man die beiden Auszeichnungen zur "Lilli-Palmer-&-Curd-Jürgens-Gedächtnis-Kamera" zusammen.
Vertreter der Stadt Berlin enthüllten am 24. Mai 1994 an dem Haus Hölderlinstraße 11, in dem Lilli Palmer zwischen 1917 und 1932 gelebt hatte, eine Gedenktafel. 1997 wurde nach der Schauspielerin in Berlin-Haselhorst1) die "Lilli-Palmer-Promenade" am Krienicke-Park benannt.
 
 
Quelle: Wikipedia
Urheber des Fotos: Axel Mauruszat, Berlin
Lizenz zur Nutzung bzw. Veröffentlichung siehe hier.

Zahlreiche Auszeichnungen belegen vor allem die schauspielerischen Leistungen, welche die Künstlerin zu Lebzeiten entgegen nehmen konnte:
 

  Textbausteine des Kurzportraits aus
"Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 269–271)
und prisma.de; siehe auch Wikipedia, filmportal.de, deutsche-biographie.de sowie
den Artikel von Michael Wenk zum 100. Geburtstag in "Neue Zürcher Zeitung" (22.05.2014)
und die Website  lilli-palmer.de 
Fotos bei www.virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) prisma.de
Quelle: 4) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 270)
Lizenz: Der Urheber gestattet jedermann jede Form der Nutzung, unter der Bedingung der angemessenen Nennung seiner Urheberschaft. Weiterverbreitung, Bearbeitung und kommerzielle Nutzung sind gestattet.
Lilli Palmer; Copyright Virginia Shue Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), filmportal.de,
prisma.de, fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de)
 
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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