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Anschließend vertiefte sie bis 1950 ihre Studien am "Max Reinhardt Seminar"1) (19481950),
erhielt dort unter anderem Unterricht von den Burgschauspielern Helene Thimig
(1889 1974) und
Alfred Neugebauer1)
(1888 1957). Nach der Abschlussaufführung wurde sie,
von Dramaturg/Regisseur Berthold Viertel1) entdeckt,
an das berühmte
"Burgtheater"1)
verpflichtet, das mit Unterbrechung von zwei Jahren (1952 1954)
als Ensemble-Mitglied bis 1993 Jahre ihre künstlerische Heimat
bleiben sollte. Ihr Debüt gab sie als jugendliche Protagonistin Frankie
Addams in dem Stück "Frankie und die Hochzeit", der
Bühnenfassung des Romans "The Member of the Wedding" ("Das
Mädchen Frankie") von Carson McCullers1).
Wenig später erhielt Johanna Matz ihre erste Filmrolle in dem
melodramatischen Episodenfilm "Asphalt"1) (1951;
auch "Die Minderjährigen") und
mimte eine interessante, wenn auch
untypische Rolle als Gestrauchelte: Das Mädchen Erika, das zum Opfer eines Lebemannes
wird und das Leben einer Prostituierten führt.
Erst Franz Antel1) erkannte die ihr eigene Aura von Spontaneität und
Unverdorbenheit und setzte sie ebenfalls 1951 neben Paul Hörbiger
und Maria Andergast in der Bühnenadaption "Der alte Sünder"1)
ein: Hier mimte sie die jüngste Tochter eines leichtlebigen
Modehausbesitzers (Hörbiger), die
als süß-naives Engelchen über die Leinwand huscht, eine Rolle, die
ihrem späteren Image gemäß besetzt schien.
Johanna Matz um 1970
Foto mit freundlicher Genehmigung der
Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Alfred Cermak → Bildarchiv Austria;
Datierung: um 1970
© Alfred Cermak/ ÖNB
Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE 120/8) |
Ernst Marischka1),
der später Romy Schneider
populär machen sollte, übertrug Matz dann eine ehemalige Magda Schneider-Rolle
(→ Film 19321)) in dem Wiener Verwechslungslustspiel "Zwei
in einem Auto"1) (1951)
und formte sie zum beseelten und zugleich schlagfertigen "Wiener
Mädel" jenem spezifischen Typus, der seit Paula Wesselys
Wechsel ins Frauenfach nicht mehr im deutschsprachigen Film vertreten war.
Unter der Regie von Arthur Maria Rabenalt1)
unterstrich Matz dann 1952 als "Die
Försterchristel"1)
nach der gleichnamigen
Operette1)
von Georg Jarno1) ihren
Charme und Liebreiz, der dem erotischen Flair unschuldiger Jugendlichkeit
entspringt und reifte damit zum Filmstar. Ein weiterer Film, das Melodram
"Der
große Zapfenstreich"1) (1952),
sollte Johanna Matz einen neuen Publikumskreis erschließen, doch
dieser Versuch schlug trotz durchaus positiver Kritiken fehl.
Anfang 1953 ging Matz mit Hardy Krüger
und Johannes Heesters
nach Hollywood und drehte dort mit Otto Preminger1)
den Streifen "Die Jungfrau auf dem Dach"1)
(deutschsprachige Version von "The Moon Is Blue"1)).
Obwohl der Leinwandstar in diesem Film beachtliches komödiantisches
Talent bewies, favorisierte das Publikum jedoch weiterhin ihr bereits zum
Klischee gewordenes Rollenbild der "Wienerin".
Es folgten Produktionen wie "Arlette
erobert Paris"1) (1953),
"Alles für Papa"1) (1953),
"Mannequins für Rio"1) (1954),
"Ingrid Die Geschichte eines Fotomodells"1) (1955)
und "Der Kongreß tanzt"1) (1955),
ein Remake des legendären Films aus dem Jahre 19311).
Mit dem
Spielfilm "Mozart"1) (1955), der in Deutschland
unter dem Verleihtitel "Reich mir die Hand, mein Leben" zur Aufführung
gelangte, wurde eine Episode im letzten Lebensjahr
des von Oskar Werner
dargestellten Wolfgang Amadeus Mozart1) thematisiert.
Hier spielte Johanna Matz die junge
Sängerin Annie Gottlieb (real: Anna Gottlieb1)),
erste Interpretin der "Pamina", die Mozart schon seit längerem
verehrt und sich während der Proben zu "Die
Zauberflöte"1) in den Komponisten verliebt. Die Produktion,
gedreht von Karl Hartl1)
nach eigenem Drehbuch anlässlich des bevorstehenden 200. Geburtstages des
Komponisten unter Mitwirkung der "Wiener Philharmoniker"1) sowie Solisten der "Wiener Staatsoper"1), lief 1956 als
österreichischer Beitrag bei den "Internationalen
Filmfestspielen von Cannes"1).
Nach "Wen
die Götter lieben"1) aus dem
Jahre 1942 mit Hans Holt, war dies bereits
der zweite Film von Karl Hartl, der sich mit Mozarts Leben befasste.
Foto: Aufnahmen zu den Dreharbeiten des Film "Alles für Papa"
(Regie: Karl Hartl),
der in den Göttinger Filmateliers
im Oktober bis Dezember 1953
entstand.
Hannerl Matz, die die Hauptrolle
verkörperte, im Gespräch mit dem
Regisseur Karl Hartl.
Quelle: Deutsches
Bundesarchiv, Digitale
Bilddatenbank, B 145 Bild-F001053-0004;
Fotograf: W. Brodde / Lizenz CC-BY-SA 3.0 / Datierung: 13. Oktober 1953
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb dieser Webpräsenz
wurde am 11.10.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv B 145 Bild-F001053-0004 bzw.
Wikimedia Commons
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Den Ausbruch aus ihrem bisherigen Rollen-Klischee ermöglichte ihr erst Harald Braun1)
mit dem Titelpart in "Regine"1)
(1956), einem Film nach Motiven der gleichnamigen
Novelle1) von Gottfried
Keller1) mit
Horst Buchholz
und Erik Schumann
als Partner Johanna Matz bewältigte die dramaturgisch
schwierige Wandlung eines Mädchens zur Frau mühelos. Und als
sie 1958 mit "Das Dreimäderlhaus"1)
neuerlich in das vertraute Wien-Milieu zurückkehrte, war der Bruch mit
dem erfolgreichen Darstellungsstil unübersehbar.
Die Försterchristel des deutschen Films machte in den 50er Jahren
mit ihrer treuherzig-luftigen Backfischerotik eine Blitzkarriere. In einer
Zeit, da die Menschen hungrig waren nach "beseeltem Liebreiz",
nach Frische, Natürlichkeit und mädchenhafter Sauberkeit verkörperte
sie den Prototyp des "Wiener Hascherl". Dass sie nicht "die
Matz" sondern "das Hannerl" war, spricht für ihre
uneingeschränkte Volkstümlichkeit, weniger für die schauspielerische
Lücke, die sie füllte.2)
Zu ihren weiteren Leinwandauftritten zählte die Rolle der Vivie
in Ákos von Ráthonyis1) Shaw-Adaption bzw. Skandalfilm "Frau Warrens Gewerbe"1) (1960),
zwei Jahre später erlebte man sie als Maria Thorwald in dem Familienepos
"Die Glücklichen Jahre der Thorwalds"1). Nach
Franz Antels1)
Heimatfilm "Ruf
der Wälder"1) (1965, mit
Hans Jürgen Bäumler)
tauchte sie lediglich noch einmal in dem Rühmann-Streifen "Der
Kapitän"1) (1971) sowie in der
Verfilmung "Als
Mutter streikte"1) (1975)
nach dem Roman "Oh my darling daughter"
von Eric Malpass1) im Kino
auf und mimte die leidgeprüfte, dreifache Mutter Clementine Kemper → Übersicht Kino-Produktionen.
Aber auch in Operetten wie "Im
weißen Rößl"1) (1967)
von Ralph Benatzky1) wusste sie zu überzeugen, wo sie, wie bereits im Film
aus dem Jahre 19521), die Wirtin
zum "Weißen Rößl" Josepha Vogelhuber spielte Peter Weck
war als Zahlkellner Leopold Brandmeyer ihr Partner. In "Amouren"3)
nach der Komödie von Noël Coward
zeigte sie sich 1972 mit O. W. Fischer,
nach längerer Pause wirkte sie 1991 in mehreren Folgen als Priorin
in der ganz auf Thekla Carola Wied
zugeschnittenen Serie " Wie
gut, daß es Maria gibt"1)
mit. Zuletzt sah man die Schauspielerin 2004 mit einem kleinen Part
in der Episode "Verfehlungen"4) aus der Serie "Schlosshotel
Orth"1) → Übersicht TV-Produktionen.
1967 wurde Johanna Matz als bis dahin jüngste Darstellerin zur
"Kammerschauspielerin" ernannt, anlässlich der 200-Jahr-Feier des
"Burgtheaters"1) würdigte man sie im April 1976 mit dem "Großen Ehrenkreuz für Verdienste um die Republik Österreich"1). Am
5. November 2002 erhielt sie aus der Hand des damaligen Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel1)
das "Österreichische
Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse"1).
Schüssel würdigte Johanna Matz als "Künstlerin, die Wahrheit vermittle und die Gabe habe, Freude zu
geben". Kunst habe mit dem Leben zu tun und zeige die dahinter liegende Wahrheit, so Schüssel und erinnerte an die frühen Jahre der 2. Republik.
"Was haben die Menschen als erstes wiederaufgebaut: Den Stephansdom1), das Burgtheater und die Oper. Mit geringsten Mitteln wurde damals Kunst gemacht und dargestellt.
Der Mensch selbst, der Schauspieler, der Autor, waren dabei der Mittelpunkt weniger die Inszenierung. Kunst war echter und
wahrhafter", betonte der Bundeskanzler. Eben dies habe Johanna Matz durch ihr Schauspiel ihrem Publikum vermittelt, so Schüssel. Staatssekretär
Morak1) bezeichnete Matz als
"jemanden, der den Menschen in der Nachkriegszeit Hoffnung geben
konnte". "Johanna Matz ist aus der österreichischen Kulturgeschichte nicht
wegzudenken", betonte Morak. Die Ausgezeichnete betonte, dass es ihr ein
"großes Anliegen sei, weiterhin für Österreich als Kulturträgerin der deutschen Sprache tätig zu
sein". (Quelle: www.ots.at).
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Wenig später konnte die Schauspielerin das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien"1)
entgegen nehmen. Die Verleihung durch Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny1)
fand anlässlich ihrer Rückkehr auf die Bühne am
20. November 2002 im "Gloria-Theater"1) nach der Premiere des
Lustspiels "Das Konzert"1)
von Hermann Bahr1) statt, hier hatte sie die
Rolle der Marie, Ehefrau des Pianisten Gustav Heink (Günther Frank1))
gestaltet. "Als grandiose Charakterdarstellerin und Mitglied des Burgtheaterensembles war Johanna Matz für Generationen
von Schauspielerinnen ein Vorbild", so der Kulturstadtrat bei der Überreichung der Auszeichnung. Sie habe
"mit allen wichtigen Schauspielern und Regisseuren zusammengearbeitet und dadurch das kulturelle Leben Wiens mitgestaltet und geprägt."
Wir freuen uns sehr, dass Johanna Matz zum Theater zurückgekehrt ist und wir sie wieder in Wien auf der Bühne bewundern können." Das hochkarätige Premierenpublikum,
unter anderem Altbundespräsident Kurt Waldheim1)
nebst Gattin Elisabeth, bedankte sich mit
"standing ovations". (Quelle: presse.wien.gv.at)
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die
Krimihomepage (Spezial)) |
Kinofilme
- 1951: Der alte Sünder
(nach einem Bühnenstück von Martin
Costa (auch Drehbuch); als Fanny) → filmportal.de
- 1951: Asphalt / Die Minderjährigen
(Episodenfilm; als Teenager Erika in Episode 1)
- 1951: Maria Theresia (über Maria Theresia,
dargestellt von Paula
Wessely; als Tochter Maria Elisabeth) → filmportal.de
- 1951: Zwei
in einem Auto / Du bist die Schönste für mich (als
Lisa Krüger, Wolf Albach-Retty
als Georg Schmittlein)
→ filmportal.de
- 1952: Die
Försterchristel (nach der gleichnamigen
Operette
von Georg Jarno (Musik); als Christl) → filmportal.de
(Foto)
- 1952: Saison in Salzburg
(als Annemarie, Stieftochter von Wirtin Therese Stolzinger (Gretl
Schörg))
- 1952: Der
große Zapfenstreich (nach dem Bühnenstück von Franz
Adam Beyerlein; als Kläre, Tochter von Wachtmeister
Volkhardt (Friedrich
Domin) sowie Verlobte von Unteroffizier Fritz Helbig (Max
Eckard))
- 1952: Im
weißen Rößl (nach dem gleichnamigen
Singspiel
von Ralph
Benatzky; Regie: Willi
Forst; als Rößlwirtin
Josefa Vogelhuber, Walter
Müller als Oberkellner Leopold; u. a. Johannes
Heesters als Dr. Otto Siedler) → filmportal.de
- 1952: Hannerl / Ich tanze mit dir in den Himmel hinein (als Hannerl Möller)
- 1953: Die Jungfrau auf dem Dach
/ Wolken sind überall (dt. Version von "The Moon Is Blue";
Regie: Otto
Preminger;
als Patty O'Neill, Hardy
Krüger als Architekt Donald Gresham)
-
1953: Arlette erobert Paris
(nach dem Roman "Das Mädchen mit der Mundharmonika" von Frank
F. Braun; als Arlette)
→ filmportal.de
- 1953: Alles für Papa
(als Charlott, Tochter des Witwers und vermögenden
Zeitungsverlegers
Clemens Haberland (Curd Jürgens))
→ filmportal.de
- 1953: Die Perle von Tokay (nach der Operette von Fred Raymond;
als Lili)
- 1954: Mannequins für Rio
/ Adventure in Rio (als Eve Ullmann)
- 1955: Ingrid Die Geschichte eines Fotomodells
(als Ingrid) → filmportal.de
- 1955: Der Kongreß tanzt
(Remake des Films
aus dem Jahre 1931; als die kleine Handschuhnäherin Christl Weinzinger,
Rudolf
Prack als Zar Alexander I. und
dessen Doppelgänger, der Trinker und Uhrenfreund
Uralsky) → filmportal.de
- 1955: Reich
mir die Hand, mein Leben / Mozart (über die letzten
Lebensjahre von Wolfgang
Amadeus Mozart,
dargestellt von Oskar
Werner;
als Sängerin Annie Gottlieb (real: Anna Gottlieb))
→ filmportal.de
- 1956: Regine
(nach Motiven der gleichnamigen
Novelle von Gottfried
Keller; als Regine Winter) → filmportal.de
- 1957: Es
wird alles wieder gut (als Halbwaise Beate Horstmann) → filmportal.de
- 1957:
und führe uns nicht in Versuchung
(nach dem Drama "Der jüngste Tag" von Ödön von Horvath; als Anna)
→ filmportal.de
- 1958: Im Prater blüh'n wieder die Bäume
(nach dem Lustspiel "Die Sachertorte" von Siegfried
Geyer und
Rudolf
Österreicher; als Lixie Härtl) → filmportal.de
- 1958: Man müsse nochmal zwanzig sein
(als Susanne Menzel)
- 1958: Hoch
klingt der Radetzkymarsch (als Franzi Lechner) → filmportal.de
- 1958: Das
Dreimäderlhaus (frei nach dem gleichnamigen
Singspiel von Heinrich Berté
(mit der Musik von Franz Schubert);
über Franz Schubert (Karlheinz
Böhm); Libretto: Alfred Maria
Willner/Heinz
Reichert nach dem Roman "Schwammerl"
von Rudolf Hans Bartsch;
als Hannerl Tschöll)→ filmportal.de
- 1959: Die unvollkommene Ehe (als Susi,
Ehefrau von Zeitungsreporter Rolf Beckmayer (Dietmar
Schönherr))
- 1960: Frau Warrens Gewerbe
(nach dem Theaterstück "Mrs.
Warren's Profession" von George
Bernard Shaw; als Vivie,
Tochter von Kitty Warren (Lilli
Palmer)) → filmportal.de
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1962: Das Leben beginnt um acht
(nach dem Bühnenstück "Die leichten Herzens sind" von Emlyn
Williams;
als Cattrin, Tochter des alternden und mittlerweile heruntergekommenen Mimen Thomas
(O.
E. Hasse))
-
1962: Die
glücklichen Jahre der Thorwalds (als Maria, Tochter von Frau
Thorwald (Elisabeth
Bergner)) → filmportal.de
- 1963: Die
ganze Welt ist himmelblau / Rote Lippen soll man küssen (als
Evelyn, Tochter des
US-Reisebürounternehmers
John P. Hoover (Gustav
Knuth))
- 1965: Ruf
der Wälder (modernisierte Verfilmung der Novelle "Krambambuli"
von Marie
von Ebner-Eschenbach;
als Bankangestellte Angelika Hirt) → filmportal.de
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1966: Gern hab' ich die Frauen gekillt
/ Karneval der Killer (Episodenfilm; als Monique Carrar in Episode 1)
- 1971: Der
Kapitän (nach dem Roman "The Captain's Table" von Richard Gordon;
mit Heinz
Rühmann;
als
Dr. Claudia Lund)→ filmportal.de
- 1974: Als
Mutter streikte (nach dem Roman "Oh my darling daughter"
von Eric
Malpass; als Mutter Clementine Kemper)
→ filmportal.de
- 2002: Nachtschwimmen (Kurzfilm;
als ?)
Fernsehen (Auszug)
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