Jane Tilden um 1970; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Alfred Cermak; Datierung: um 1970; Copyright Alfred Cermak/ ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE 120/16) Jane Tilden wurde am 16. November 1910 als Marianne Wilhelmine Tuch in Aussig1) an der Elbe (heute: Ústí nad Labem, Tschechien) geboren. Ihr Vater Karl Tuch hatte Musik studiert und wollte ursprünglich Kapellmeister werden, durch den 1. Weltkrieg zerschlugen sich die Pläne, nach dem Krieg eröffnete er eine Buchhandlung mit Kunst und Musikalien, so dass sie schon als Kind mit Kunst im weitesten Sinne in Berührung kam; Mutter Maria war Modistin und führte ein Hutgeschäft. Die kleine Marianne wuchs in ihrer Geburtsstadt zusammen mit ihrem 1913 geborenen Bruder Walter1) (1913 – 1969) auf, der später ein renommierter Kameramann wurde; Schwester Elisabeth erblickte 1920 das Licht der Welt. Schon früh interessierte sich Marianne für das Theater, meldete sich selbst vom Schulunterricht im Gymnasium ab, weil sie Schauspielerin werden wollte, wurde aber von ihrem Vater für zwei Jahre in eine Klosterschule in Karlsbad1) gesteckt. Doch sie gab den Plan, auf der Bühne zu stehen, nicht auf, nach einem Gesangs- und Tanzstudium absolvierte sie zwar noch einen Handelskursus in England, entschied sich dann endgültig für die Bretter, die die Welt bedeuten.
Als Bewunderin des Tennisspielers William "Big Bill" Tilden1) (1893 – 1953), der in den 1920er Jahren zu den berühmtesten Spielern zählte, gab sie sich den Künstlernamen "Jane Tilden" und debütierte Anfang der 1930er Jahre in ihrer Heimatstadt an der Seite von Paula Wessely und Siegfried Breuer in dem Stück "Coeur Bube" von Jacques Natanson1). Es folgten Engagements an einigen Provinztheatern und Bühnen in Prag und Hamburg, 1934 kam Jane Tilden an das Wiener "Volkstheater"1). Noch im gleichen Jahr folgte sie einem Ruf Max Reinhardts1) (1873 – 1943) an das "Theater in der Josefstadt"1), dessen Ensemble sie bis 1944 angehörte.
 
  
Jane Tilden um 1970
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Alfred Cermak → Bildarchiv Austria; Datierung: um 1970
© Alfred Cermak/ ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE 120/16)
Nach dem 2. Weltkrieg gab Jane Tilden bis Ende der 1960er Jahre Gastspiele, vor allem an den "Münchner Kammerspielen"1), von 1956 bis bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1978 war die Künstlerin Ensemblemitglied des Wiener "Burgtheaters"1) und gehörte neben Paula Wessely zu herausragenden Schauspielerinnen jener Zeit. Daneben brillierte sie unter anderem am "Schauspielhaus Zürich"1) sowie bei zahlreichen Tourneen durch Österreich, die Schweiz, Deutschland, Finnland, die Niederlande, Belgien, Japan, die USA und Israel.
Mit klassischen Frauenfiguren wie der Helena in der Shakespeare-Komödie "Ein Sommernachtstraum"1) (1940, Regie: Heinz Hilpert1)) glänzte Jane Tilden ebenso wie in Stücken der Moderne, etwa als Helena in "Der trojanische Krieg findet nicht statt"1) von Jean Giraudoux1) oder als Clarie in "Empfindliches Gleichgewicht" von Edward Albee1). Doch vor allem als Interpretin in Stücken von Johann Nestroy1), Hugo von Hofmannsthal1) und Ödön von Horváth1) machte sie sich einen Namen in der Theaterszene. So feierte sie beispielsweise Triumphe als Antoinette von Hechingen in Hofmannsthals "Der Schwierige"1) oder als Trafikantin Valerie in Horváths "Geschichten aus dem Wienerwald"1). Auch bei den "Salzburger Festspielen"1) war sie vertreten, gab 1952 in Axel von Ambessers Inszenierung dem Nestroy-Zauberspiel "Die Träume von Schale und Kern"1) die Mamsell Sandl und 1964 in der Shakespeare-Komödie "Die lustigen Weiber von Windsor"1) (Regie: Rudolf Steinboeck1)) die Mistress Quickley, neben unter anderem Paula Wessely (Mistress Ford), Johanna Matz (Anne Page) und Käthe Gold (Mistress Page) sowie Ewald Balser als Sir John Falstaff → Wirken am Theater siehe hier (PDF-Dokument).
  
Zum Film kam Jane Tilden Mitte der 1930er Jahre und gab ihr Leinwanddebüt 1936 mit der winzigen Rolle eines Stubenmädchens an der Seite von Johannes Heesters und Sybille Schmitz in der Literaturadaption "Die Leuchter des Kaisers". Nach dem Streifen "Hannerl und ihre Liebhaber" (1936) folgten rasch größere Aufgaben, auch wenn es nie die ganz große Hauptrolle sein sollte. So sah man Jane Tilden unter anderem 1938 zusammen mit Zarah Leander und Willy Birgel als Modezeichnerin Lisi in der Bühnenadaption "Der Blaufuchs"1), mit Attila Hörbiger und Paula Wessely stand sie für das Melodram "Spiegel des Lebens" (1938) vor der Kamera und bewies mit dem Lied  "Lach' a bissl, wein' a bissl", dass sie durchaus auch gesangliche Qualitäten zu bieten hatte. Eine weitere Zusammenarbeit mit dem Traumpaar Wessely/Hörbiger sollte sich nach dem Krieg unter anderem in der Komödie "Ich und meine Frau"1) (1953) ergeben. 
Erneut neben Paula Wessely trat sie in dem gefühlsbeladenen Drama "Ein Leben lang"2) (1940), einem typischen Wessely-Film, und in dem von Hans Thimig in Szene gesetzten  Schwank "Die kluge Marianne" (1943) auf. Nach dem ganz auf Johannes Heesters zugeschnittenen Streifen "Glück bei den Frauen"2) (1944) bzw. rund 15 Produktionen, in denen Jane Tilden bis Kriegsende auf der Leinwand meist unkomplizierte Frauenfiguren verkörperte, tauchte sie erst wieder 1950 in der Geschichte "Seitensprünge im Schnee" auf der Leinwand auf.
Auch im Nachkriegsfilm konnte sich Jane Tilden erfolgreich behaupten, mimte beispielsweise 1953 das Fräulein Andacht in der Kästner-Verfilmung "Pünktchen und Anton"1), 1956 die Gräfin Reichenbach in dem musikalischen Liebesfilm "Kaiserball"1) oder war 1960 in "Der brave Soldat Schwejk"1) mit Heinz Rühmann (Josef Schwejk) zu sehen, gedreht von Axel von Ambesser nach dem gleichnamigen Roman1) von Jaroslav Hašek1). Weitere Arbeiten für den Film waren unter anderem die Liebeskomödie "Wien, du Stadt meiner Träume"1) (1957) mit unter anderem Hans Holt, die Werfel-Adaption "Der veruntreute Himmel"1) (1958) mit Annie Rosar, "Vier Mädels aus der Wachau"1) (1957) mit Hans Moser und der rührselige Streifen "Romanze in Venedig"1) (1962) mit Ann Smyrner und Walter Reyer. Jane Tilden trat unter anderem als Frau von Schicketanz in "Der Lügner und die Nonne"1) (1967) nach dem Theaterstück von Curt Goetz in Erscheinung, mimte eine Schuldirektorin in der Filmklamotte "Die tollen Tanten schlagen zu"1) (1971) oder stellte die Trafikantin Valerie in Maximilian Schells Verfilmung des Horváth-Stücks "Geschichten aus dem Wienerwald"1) (1979) dar. Letzte Auftritte vor der Kinokamera hatte sie als Großmutter Lotte in der Satire "Stachel im Fleisch"1) (1981) sowie als schrullige alte Alice, die in in dem Kinderkrimi-Spaß "Die 3 Posträuber"4) (1998) zusammen mit Freundin Aline (Gusti Wolf) einer Kinderbande dabei hilft, den Gaunern auf die Spur zu kommen → Filmlexikon.

Das Foto wurden mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Jane Tilden 03
Seit Anfang der 1960er Jahre bot das Fernsehen Jane Tilden ein weiteres Betätigungsfeld, sie wirkte in zahlreichen TV-Produktionen mit und spielte wie auf der Bühne oft tragische, zwielichtige und sehr hintergründige Damen, die mit durchtriebenem Humor das Publikum auf ihre Seite zogen. So zeigte sie sich auch auf dem Bildschirm in der TV-Version von "Geschichten aus dem Wienerwald"3) (1961) mit der Rolle der Trafikantin Valerie, eine Rolle, die sie erneut in Maximilian Schells Kinoversion1) aus dem Jahre 1979 übernahm. Ungeheure Popularität erlangte die Schauspielerin 1965 als Mutter Anna, Ehefrau von Hotelchef Otto Buchner (Hans Söhnker) in der Serie "Der Forellenhof", Gastauftritte in beliebten Krimiserien wie "Der Kommissar", "Derrick" oder "Tatort" gehören ebenso zur TV-Filmografie wie Auftritte in anderen publikumsträchtigen Quotenrennern, etwa "Der Landarzt". Als Frau Werbelhoff, Freundin von Oma Drombusch (Grete Wurm), zeigte sich Jane Tilden zwischen 1985 und 1994 etliche Folgen lang in der populären Serie "Diese Drombuschs"1), in dem Mehrteiler "Oliver Maas" erlebte man sie 1985 als Großmutter Louise Maas, 1990 wirkte sie in der Mini-Serie "Regina auf den Stufen"1) nach dem Roman von Utta Danella1) mit – um nur einiges zu nennen. Zuletzt sahen die Fernsehzuschauer die Schauspielerin als Frau Prof. Almoslino in der Komödie "Nicht mit uns"4) (2000) auf dem Bildschirm → Übersicht Filmografie.
Traueranzeige Jane Tilden Die Kammerschauspielerin Jane Tilden, welche zu den bedeutendsten Film- und Theaterpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts gehörte, starb am 27. August 2002 wenige Wochen vor ihrem 92. Geburtstag nach langer Krankheit in einem Pflegeheim im österreichischen St. Johann in Tirol1); die letzte Ruhe fand sie in einem Familiengrab auf dem Ortsfriedhof von Kitzbühel1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
 
Die Schauspielerin war von 1935 bis 1939 mit ihrem Kollegen Erik Frey (1908 – 1988) verheiratet; 1939 ehelichte sie den Komponisten Alexander Steinbrecher1) (1910 – 1982), wenig später wurde Tochter Franziska geboren, die unter unter dem Künstlernamen Frances Martin1) einige Rollen in österreichischen Filmen der 1950er und 1960er Jahre spielte. 1946 heiratete die Schauspielerin in dritter Ehe den britischen Exportkaufmann Major Sidney John Blackburne, mit dem sie bis zu dessen Tod im Jahre 1955 zusammenlebte; die gemeinsame Tochter Jane Antoinette wurde im September 1947 geboren.

Anlässlich ihres 90. Geburtstages wurde Jane Tilden im November 2000 für ihre Leistungen mit dem Österreichischen "Ehrenkreuz für Wissenschaft und Bildung 1. Klasse"1) ausgezeichnet. Seit 2006 erinnert im Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf1)  die "Jane-Tilden-Gasse" an die sympathische Künstlerin.

Weitere Informationen rund um Leben und Werk von Jane Tilden
findet man auf der Hommage ihrer Nichte www.jane-tilden.de.

Eine Übersicht zum Wirken Jane Tildens am Theater sowie bei Film und Fernsehen kann man als PDF-Dokument (157 KB) downloaden.

Webpräsenz: www.jane-tilden.de
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Die Krimihomepage, 4) fernsehserien.de
      
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