Charles Boyer wurde am 28. August 1899 in der Gemeinde Figeac1) im Südwesten Frankreichs als einziger Sohn von Maurice und Louise Boyer geboren. Nach dem Studium in Toulouse sowie einem abgebrochenen Philosophie-Studium an der Pariser "Sorbonne"1) besuchte er das Pariser Konservatorium, da er schon früh seine Liebe zum Theater entdeckt hatte. Boyer begann seine Theaterarbeit unter anderem in Paris an dem von Sarah Bernhardt geleiteten "Théâtre Sarah Bernhardt" (heute "Théâtre de la Ville").
Charles Boyer 1948 am Broadway als Hoederer in dem Stük "Red_Gloves" ("Die schmutzigen Hände") von Jean-Paul Sartre; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: 12.06.1948; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO300042/01) Hier wurde er von Regisseur Marcel L'Herbier1) (1888 – 1979) engagiert und begann ab 1920 mit der Arbeit für den Film. Größere Erfolge verzeichnete er jedoch erst in der frühen Tonfilmzeit bzw. in französischen und zum Teil auch englischen Versionen deutscher oder amerikanischer Produktionen, so 1932 als Herzog von Campo-Formio in "Moi et l'imperatrice", der französischen Fassung von "Ich und die Kaiserin1) mit Lilian Harvey. 1934 erhielt Boyer die Titelrolle in der Bühnenadaption "Liliom"1), Fritz Langs1) einzigem französischem Film, gedreht nach dem berühmten Theaterstück "Liliom"1) von Ferenc Molnár1)
Ab Ende 1934 bekam er durch die Vermittlung von Erik Charell1) (1894 – 1974) ein dauerhaftes Engagement in Hollywood, wurde in den folgenden Jahren wegen seines französischen Akzents häufig als französischer Charmeur und Liebhaber besetzt, die er mit ausgesuchtem Flair und großer Distinguiertheit mimte. So überzeugte er als Oberarzt Dr. Monet in dem Melodram "Private Worlds"1) (1935, "Oberarzt Dr. Monet") neben Claudette Colbert, als Partner von Marlene Dietrich zeigte er sich als entlaufener Trappistenmönch Boris Androvsky in dem ersten, von Richard Boleslavski1) in Technicolor aufwendig in Szene gesetzten Melodram "The Garden of Allah"1) (1936, "Der Garten Allahs").
 

Charles Boyer 1948 am Broadway1) als Hoederer in dem Stük "Red_Gloves"
("Die schmutzigen Hände"1)) von Jean-Paul Sartre1) → spiegel.de
Regie: Jed Harris1)
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: 12.06.1948
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO300042/01)

Zusammen mit Danielle Darrieux als Mary Vetsera1) spielte er sich in Anatole Litvaks1) Drama "Mayerling"1) (1936) und verkörperte den Kronprinz Rudolf von Habsburg1), der mit seiner Geliebten Mary in seinem Jagdschloss Mayerling1) den Freitod wählte. Im Folgejahr stellte er neben Greta Garbo den französischen Kaiser Napoléon1) in der Romanze "Conquest"1) (1937, "Maria Walewska") dar, einer Liebesgeschichte zwischen der polnischen Gräfin Maria Walewska1) und Napoléon Bonaparte.
Glänzende Kritiken erhielt Boyer als Protagonist Pépé le Moko, berüchtigter Juwelendieb von Algier, in der "Oscar"-nominierten Literaturverfilmung "Algiers"1) (1938), in "Love Affair"1) (1939, "Ruhelose Liebe") präsentierte er sich erstmals als Partner Irene Dunne1)  und auch dieses Melodram geriet zum Kassenschlager. Das Gespann Boyer/Dunne drehte anschließend die Romanze "When Tomorrow Comes"1) (1939), ein Jahr später folgte ein Streifen mit einem anderen Kassenmagneten Hollywoods: In dem Historien-Drama "All This and Heaven Too"1) (1940, "Hölle, wo ist dein Sieg") mimte Boyer den Herzog de Praslin an der Seite von Bette Davis. Mit Olivia de Havilland drehte er das Rührstück "Hold Back the Dawn"1) (1941, "Das goldene Tor") und kam als Gigolo daher, der eine unbedarfte junge Lehrerin emotional ausnutzt, um ein Visum für die USA zu bekommen. Es folgte der starbesetzte Episodenfilm "Tales of Manhattan"1) (1942, "Sechs Schicksale") und sein Part des gefeierte Theaterschauspielers Paul Orman.
Einen großen Erfolg verzeichnete der stets nobel wirkende Boyer 1944 an der Seite von Ingrid Bergman in dem Thriller "Gaslight"1) ("Das Haus der Lady Alquist"), einem im viktorianischen Zeitalter angesiedelten Psychokrimi, in dem er als scheinbar charmanter Gregory Anton seine Ehefrau Paula (Bergman) in den Wahnsinn treibt. In der Komödie "Together Again"1) (1944, "Modell wider Willen") gab es ein erneutes Wiedersehen mit dem beliebten Leinwandpaar Irene Dunne und Charles Boyer. In der von Ernst Lubitsch1) witzig inszenierten Story "Cluny Brown"1) (1946, "Cluny Brown auf Freiersfüßen") konnte der Franzose als tschechischer Professor Adam Belinski bzw. Nazi-Widerstandskämpfer schließlich das Herz der etwas chaotischen Titelheldin Cluny Brown (Jennifer Jones1)) erobern.
 
1951 gründete Boyer mit David Niven (1910 – 1983) und Dick Powell1) (1904 – 1963) die Firma "Four Star Television", die unter anderem Mitte der 1960er die 30-teilige vergnügliche Serie "The Rogues" ("Gauner gegen Gauner") produzierte, in der Niven und Boyer mit Hauptrollen auftraten. In den 1950er Jahren ging Charles Boyer mit dem Stück "Don Juan in Hell" von George Bernard Shaw1) erfolgreich auf eine Welttournee, ab 1953 trat er gelegentlich wieder in europäischen Filmproduktionen auf. Seine Rollen waren nun häufig die des eleganten, lebensweisen Herrn, der ein Faible für Affären hat. In nachhaltiger Erinnerung ist er mit der Figur des Kneipiers César in dem ganz auf Leslie Caron zugeschnittenen Musical "Fanny"1) (1961) geblieben, gedreht nach der Romantrilogie von Marcel Pagnol bzw. dem gleichnamigen Musical1) von Harold Rome (Musik), oder als Film-Ehemann von Lilli Palmer in Alfred Weidenmanns Somerset Maugham-Adaption "Julia, Du bist zauberhaft"1) (1962). In der unterhaltsamen Krimikomödie "How to Steal a Million"1) (1966, "Wie klaut man eine Million?") zeigte er sich an der Seite von Audrey Hepburn und Peter O'Toole, in der Bond-Parodie "Casino Royale"1) (1967) trug er als Geheimdienstchef "Le Grand" zum Erfolg des Films bei. Danach stand Charles Boyer nur noch wenige Male vor der Kamera, so für die Komödien "Barefoot in the Park"1) (1967, "Barfuß im Park") und "The April Fools"1) (1969, "Ein Frosch in Manhattan"). Für die Darstellung des Barons Jean Raoul in dem Biopic "Stavisky"1) (1974) mit Jean-Paul Belmondo als Hochstapler Alexandre Stavisky1) erhielt er im gleichen Jahr den "New York Film Critics Circle Award"1) als "Bester Nebendarsteller" sowie bei den 27. "Internationalen Filmfestspielen von Cannes"1) den Preis als "Bester Hauptdarsteller". Letztmalig sah man in dem von Vincente Minnelli1) gedrehten US-amerikanisch-italienischen Drama "Nina"1) (1976, "Nina – Nur eine Frage der Zeit") auf der Leinwand, Liza Minnelli spielte die Protagonistin Nina, Boyer den Graf Sanziani und Ingrid Bergman dessen exzentrische Gattin Gräfin Sanziani → Übersicht Kinofilme
Obwohl Boyer mehrfach für einen "Oscar" als "Bester Hauptdarsteller" nominiert war – 1938 für "Maria Walewska", 1939 für "Algiers", 1945 für "Das Haus der Lady Alquist" und 1962 für "Fanny" – konnte er diese begehrte Trophäe nie erringen. Lediglich bei der "Oscar"-Verleihung 1943 erhielt er einen "Ehrenoscar"1) für seine Kulturarbeit in Los Angeles bzw. als Mitbegründer der "French Research Foundation", die sich für eine kulturelle Annäherung zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten einsetzte. Bereits 1942 hatte der Schauspieler die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen → Übersicht der Auszeichnungen bei Wikipedia.
  
Zwei Tage nach dem Krebstod seiner Frau, der britischen Schauspielerin Patricia Patterson2) (1910 – 1978), mit der er seit 1934 verheiratet war, nahm sich Charles Boyer zwei Tage vor seinem 79. Geburtstag am 26. August 1978 in Phoenix1) (Arizona) mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben. Die letzte Ruhe fand er auf dem auf dem "Holy Cross Cemetery"1) in Culver City1) (Kalifornien) an der Seite seiner Frau → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Sein einziger, 1943 geborener Sohn Michael war am 22. September 1965 beim Russischen Roulette1) Alter von 21 Jahren ums Leben gekommen.
Heute erinnert ein Stern auf dem auf "Hollywood Walk of Fame"1) (Höhe 6300 Hollywood Boulevard) an den einstigen Leinwandstar.
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch sowie den ausführlichen Artikel bei der englischsprachigen Wikipedia
Fotos bei film.virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia (deutsch), 2) Wikipedia (englisch)
   
Kinofilme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, filmportal.de,  prisma.de (Originaltitel))
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