Louis Jourdan wurde am 19. Juni 1921 mit dem bürgerlichem Namen Louis Gendre in der französischen Hafenstadt Marseille1) geboren. Als einer  von drei Söhnen des Hotelbesitzers Henry Gendre und dessen Ehefrau Yvonne wuchs er in Frankreich, Großbritannien und in der Türkei auf. Als junger Mann nahm er in Paris Schauspielunterricht an der von Réne Simon (1898 – 1971) gegründeten "Écôle Dramatique" ("Cours Simon"1)), wurde kurze Zeit Assistent des berühmten Regisseurs Marc Allégret1) (1900 – 1973) und erhielt zudem mit 18 Jahren von diesem eine erste Filmrolle.
Sein blendendes Aussehen prädestinierte Jourdan zum "Mantel-und Degen"-Helden wie 1939 in seinem ersten (unvollendet gebliebenen) Streifen "Le corsaire", doch dann unterbrach die Besetzung Frankreichs1) durch Nazi-Deutschland vorerst seine Karriere. Während des 2. Weltkrieges zeigte er sich sporadisch in romantischen Komödien wie in der von Henri Decoin1) mit Danielle Darrieux gedrehten, amüsanten Geschichte "Premier rendez-vous"1) (1941, "Ihr erstes Rendezvous"), lehnte aber Propagandafilme für die Nationalsozialisten1) ab. Als sein Vater von der Gestapo1) verhaftet wurde ging er in den Untergrund und engagierte sich zusammen mit seinen zwei Brüdern in der Résistance1), wo er sich unter anderem am Drucken von illegalen Flugblättern beteiligte.
Nach Kriegsende holte ihn Produzent David O. Selznick1) 1946 nach Hollywood, wo Jourdan in dem von Alfred Hitchcock1) nach dem Roman "Wege im Zwielicht" von Robert Smythe Hichens (1864 – 1950) in Szene gesetzten Krimi "The Paradine Case"1) (1947, "Der Fall Paradin") an der Seite von Gregory Peck (Anwalt Anthony Keane) mit der Rolle des Stallknechts/Dieners André Latour, der mit der Angeklagten Mrs. Paradine (Alida Valli1)) eine Affäre hatte, sein USA-Debüt gab. Mit der Figur des gefeierten Konzertpianisten Stefan Brand gelang ihm in dem von Max Ophüls1) nach der gleichnamigen Novelle1) von Stefan Zweig1) realisierten Liebesfilm "Letter from an Unknown Woman"1) (1948, "Brief einer Unbekannten") als Partner von Joan Fontaine der Durchbruch zum beliebten Leinwanddarsteller. Besonders das weibliche Publikum war von dem Bilderbuch-Franzosen mit allen Klischees des "Latin Lover" begeistert. Jourdan blieb in den USA und spielte, wenn auch mit begrenztem Ausdrucksvermögen, praktisch immer den kultivierten Charmeur, eine Art Nachfolger von Charles Boyer (1899 – 1978) und wurde von Kritikern als einer der besten und dabei elegantesten Vertreter des Fachs bezeichnet. Am New Yorker "Broadway"1) und im US-Fernsehen wie 1955 in der auf Akten der "Sûreté"1) basierenden Krimiserie "Paris Precict" verzeichnete er damit ebenfalls Erfolge.
Der attraktive Mann zeigte sich in Produktionen wie der Komödie "No minor Vices"1) (1948, "Eine Frau zuviel") mit Lilli Palmer, präsentierte sich unter der Regie von Vincente Minnelli1) in dem Drama "Madame Bovary"1) (1949, "Madame Bovary und ihre Liebhaber") nach dem Roman "Madame Bovary"1) von Gustave Flaubert1) als der weltmännische Aristokrat Rodolphe Boulanger bzw. Geliebter der Landarzt-Gattin Emma Bovary (Jennifer Jones1)).
Besonders in den 1950er und 1960er Jahren stand Jourdan für unzählige Filme allen Genres vor der Kamera, erlangte jedoch nie wahren Star-Status. So mimte er beispielsweise in dem Abenteuer "Anne of the Indies"1) (1951, "Die Piratenkönigin" den britischen Spion Pierre LaRochelle, der auf die attraktive Seeräuberin Anne Providence (Jean Peters1)) angesetzt wird, schlüpfte gleich in vier Rollen – Boccaccio, Paganino, Giulio und Bertrando – in dem episodenhaften Streifen "Decameron Nights" (1953, "Boccaccios große Liebe), inszeniert von Hugo Fregonese1) nach drei Geschichten aus dem Zyklus "Decamerone"1) des italienischen Dichters Giovanni Boccaccio1), einmal mehr mit Joan Fontaine als Partnerin. Nach dem Roman von John H. Secondari (1919 – 1975) drehte Jean Negulesco1) das Rührstück "Three Coins in the Fountain"1) (1954, "Drei Münzen im Brunnen") und seinem Part des Prinzen Dino di Cessi, der das Herz der Amerikanerin Maria Williamson (Maggie McNamara1)) erobert, als der gut aussehende Fechtlehrer Dr. Nicholas Agi war er (heimlich) in dem von Charles Vidor1) nach dem Theaterstück "A hattyú" (dt. "Der Schwan") von Ferenc Molnár1) inszenierten Film "The Swan"1) (1956, "Der Schwan") in Prinzessin Alexandra (Grace Kelly) verliebt, die mit dem an ihr uninteressierten Kronprinzen Albert (Alec Guinness) vermählt werden soll. Im selben Jahr tauchte er in dem Thriller "Julie"1) (1957, "Mord in den Wolken") als Lyle Benton, krankhaft eifersüchtiger Ehemann der einstigen Stewardess Julie (Doris Day) auf.
  
Internationale Beachtung fand Jourdan dann neben Titelheldin Leslie Caron in dem von Vincente Minelli1) nach dem Roman von Colette1) gedrehten "Oscar"1)-prämierten, musikalischen Kassenschlager "Gigi"1) (1958), in dem er als Frauenheld Gaston Lachaille, Neffe des wohlhabenden und angesehenen Honoré Lachaille (Maurice Chevalier) glänzte. Als Regisseur Walter Lang1) mit "Can-Can"1) (1960) das gleichnamigen Musical1) von Cole Porter 1) (Musik/Gesangstexte) und Abe Burrows1) (Libretto) in die Kinos brachte, gehörte er ebenfalls zur Besetzung, trat an der Seite von Frank Sinatra in der Rolle des Rechtsanwalts François Durnais und Shirley MacLaine als Simone Pistache, Betreiberin des Café "Le bal du paradis" als Philipe Forrestier in Erscheinung, junger Kollege des Richters Paul Barriere (Maurice Chevallier). Es folgte unter der Regie von Claude Autant-Lara die titelgebende Figur des Edmond Dantes in der französisch-italienischen Produktion "Le comte de Monte Cristo"1) (1961, "Der Graf von Monte Christo") nach dem berühmten, gleichnamigen Roman1) von Alexandre Dumas d. Ä.1), das von Georges Lampin1) in Szene gesetzte Abenteuer "Mathias Sandorf"3) (1963, "Die Zitadelle von San Marco ") basierte auf dem Roman "Mathias Sandorf"1) von Jules Verne1), in dem Jourdan als verwitweter Landedelmann
Mathias Sandorf zwischen alle Fronten geriet. In dem britischen, unter anderem mit Elizabeth Taylor und Richard Burton hochkarätig besetzten Melodram "The V.I.P.s"1) (1963, "Hotel International") zeigte er sich als der Spieler und Playboy Marc Champselle, Geliebter von Frances (Taylor), in der Hollywood-Komödie "Made in Paris"1) (1966, "Paris ist voller Liebe") als der elegante Franzosen Marc Fontaine, der mit der US-amerikanischen Mode-Einkäuferin Maggie Scott (Ann-Margret1)) anbandelt.
  
"Hotel International": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche die Produktion am 6. Mai 2022 auf DVD herausbrachte "Hotel International": Szenenfoto mit Elizabeth Taylor als Frances, frustrierte Ehefrau des millionenschweren Unternehmers Paul Andros (Richard Burton), und Louis Jourdan als Marc Champselle, Geliebter von Frances; mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche die Produktion am 6. Mai 2022 auf DVD herausbrachte
Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto mit Elizabeth Taylor als Frances, frustrierte Ehefrau des
millionenschweren Unternehmers Paul Andros (Richard Burton), und Louis Jourdan
als Marc Champselle, Geliebter von Frances
Mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche die Produktion am 6. Mai 2022 auf DVD herausbrachte.

In den nachfolgenden Kinofilmen blieb Jourdan meist auf, wenn auch prägnante Nebenrollen reduziert, so unter anderem als Kardinal Acquaviva in Vincent Shermans1) Biopic "Cervantes"1) (1967, "Cervantes – Der Abenteurer des Königs") nach dem Roman "Cervantes"1) von Bruno Frank1) mit Horst Buchholz als der spanische Nationaldichter Miguel de Cervantes1) und Gina Lollobrigida als die Kurtisane Giulia. In der Komödie "A Flea in Her Ear"2) (1968, "Ein Floh im Ohr") nach der gleichnamigen Farce1) von Georges Feydeau1) mit Rex Harrison als Victor Chandebisse und dessen Doppelgänger, der Hotelpage Poche, sowie Rosemary Harris1) als Ehefrau Gabrielle Chandebisse, die testen will, ob ihr Mann sie betrügt, tauchte er als Freund des Hauses Henri Tournel auf → theatertexte.de.
Mit zunehmendem Alter wandte sich Jourdan vermehrt dem Fernsehen zu, so sah man ihn beispielsweise erneut in der Dumas-Verfilmung "The Count of Monte Christo"1) (1975, "Der Graf von Monte Christo"), in der diesmal Richard Chamberlain als Titelheld brillierte und Jourdan den schurkischen, königlichen Staatsanwalt Gérard de Villefort spielte. Ebenfalls mit Chamberlain stand er für das TV-Abenteuer "The Man in the Iron Mask"1) (1977, "Der Mann mit der eisernen Maske") vor der Kamera, der nach dem Roman von Alexandre Dumas d. Ä. entstandenen Geschichte über den "Mann mit der eisernen Maske"1) – Chamberlain verkörperte den französien König Ludwig XIV.1) sowie den geheimnisvollen Staatsgefangenen Philippe ("Mann mit der eisernen Maske"), dessen Identität (nach einer These Ludwigs Zwillingsbruder) nie ganz geklärt wurde, Jourdan den edlen Musketier D'Artagnan1). In der viel beachteten, britischen TV-Produktion "Count Dracula"1) (1977) nach dem Roman "Dracula"1) von Bram Stoker1) schlüpfte er in die Maske des legendären Graf Dracula1), Frank Finlay1) mimte als Abraham Van Helsing1) dessen Gegenspieler.
  

"Silber, Banken und Ganoven": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche Produktion Mitte Oktober 2020 auf DVD herausbrachte. "Silber, Banken und Ganoven":  Szenenfoto mit Martin Balsam (l.) als Gangsterboss Joe Fiore und Louis Jordan als Prinz di Siracusa; mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche die Produktion Mitte Oktober 2020 auf DVD herausbrachte.
Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto mit Martin Balsam (l.) als Gangsterboss Joe Fiore
und Louis Jordan als Prinz di Siracusa in der Krimikomödie "Silber, Banken und Ganoven"4),
(1978, "
Silver Bears"), einer Satire rund um betrügerische Bankgeschäfte,
unter anderem mit Michael Caine als Doc Fletcher
Mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche die Produktion Mitte Oktober 2020 auf DVD herausbrachte.

Bis Ende der 1980er wirkte Jourdan in mitunter zu vernachlässigenden Kino- und Fernsehfilmen mit, kam nun des Öfteren als "Bösewicht" daher wie als der erpresserische Gourmet-Kritiker Paul Gerard in der Folge "Murder Under Glass"1) (1978, "Columbo: Mord à la carte") aus der Krimi-Serie "Columbo" mit Peter Falk als findiger Inspektor Columbo oder als der korrupte Millionär Dr. Anton Arcane in der Comic-Verfilmung "The Swamp"1) (1982, "Das Ding aus dem Sumpf"). Diese Figur stellte er auch in der Fortsetzung "The Return of Swamp Thing" (1989, "Das grüne Ding aus dem Sumpf") dar, jeweis basierend auf den DC Comics "Swamp Thing"1) von Len Wein1) und Bernie Wrightson1). In nachhaltiger Erinnerung bleibt Jourdan sicherlich mit der Rolle des undurchsichtigen Schurken bzw. des im indischen Exil lebenden, afghanischen Prinzen Kamal Khan in dem "James Bond" Triller "Octopussy"1) mit Roger Moore als Agent "007" James Bond1); hier fand der Franzose noch einmal international Beachtung. Letztmalig war Jourdan in dem von Peter Yates1) gedrehten Streifen "Year of the Comet"3) (1992, "Das Jahr des Kometen") als der kriminelle, französische Weinspezialist Philippe auf der Leinwand präsent, einem Genre-Mix aus Komödie, Love-Story und Abenteuerfilm; anschließend zog er sich vom Filmgeschäft zurück → Übersicht Filmografie (Auszug).
 
Der Künstler gehörte zu den wenigen französischen Schauspielern, die in Hollywood Karriere machten und in den USA mehr Erfolg als im eigenen Land verzeichneten. Louis Jourdan, der in den letzten Jahren zurückgezogen in der Umgebung von Los Angeles1) lebte, starb am 14. Februar 2015 im hohen Alter von 93 Jahren in seinem Domizil im kalifornischen Beverly Hills1). Wie Jourdans Biograf Olivier Minne1) der Nachrichtenagentur AFP sagte, starb der Schauspieler (…) eines natürlichen Todes. (…) Der Biograf würdigte den Franzosen als den wohl letzten "french lover" von Hollywood. Er habe die französische Eleganz perfekt verkörpert. (Quelle: tagesschau.de) Von Olivier Minne erschienen die Publikationen "Louis Jourdan: Le dernier french lover d'hollywood" (2017). Die letzte Ruhe fand Jourdan auf dem "Westwood Village Memorial Park Cemetery"1) in Los Angeles1) an der Seite seiner ein Jahr zuvor verstorbenen Ehefrau sowie seines Sohnes → Foto der Grabstelle bei findagrave.com. Seit 11. März 1946 war der charmante Franzose mit seiner Jugendliebe Berthe Frédérique, genannt "Quique" verheiratet, die am 13. Juni 2014 nach 68 Ehejahren im Alter von 92 Jahren verstarb. Der gemeinsame, am 6. Oktober 1951 geborene einzige Sohn Louis Henry starb am 12. Mai 1981 mit nur 29 Jahren an einer Überdosis Rauschgift.
Jourdan hinterließ ein beachtliches Vermögen, das er nicht zuletzt durch "kluge Aktien-Investititionen, Immobilien und lukrative Sponsoring-Verträgen mit CoverGirl-Kosmetik" erworben hatte. "Darüber hinaus besaß er mehrere Restaurants (die "Fat Jourdan Burger"-Kette) in Paris, ein Fußball-Team (die "Marseille Angels") und eine eigene Wodka-Marke ("Pure Wonderjourdan").5)
Zwei ihm am 8. Februar 1960 gewidmete "Sterne" auf dem "Hollywood Walk of Fame" erinnern noch heute an den Schauspieler, einer für sein Schaffen beim Fernsehen (6445 Hollywood Blvd.) und einer für Tonaufnahmen (6153 Hollywood Blvd.). Im Juli 2010 wurde er im Beisein seiner Freunde Kirk Douglas und Sidney Poitier zum Mitglied der französischen "Ehrenlegion"1) ("Chevalier de la Légion d'honneur") ernannt.

Siehe auch Wikipedia (deutsch), Wikipedia (englisch), cyranos.ch
Fotos bei Wikimedia Commons, virtual-history.com. filmstarpostcards.blogspot.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmdienst.de, 3) wunschliste.de, 4) fernsehserien.de
5) Quelle: Nachruf bei kurier.at
      
Filme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia; R = Regie)
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