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George Richard Chamberlain wurde am 31. März 1934 als Sohn
des erfolgreichen Fabrikanten Charles Axiom Chamberlain (1902 1984) und dessen
Ehefrau Elsa Winnifred (1902 1993) im kalifornischen Beverly Hills1) (Los Angeles
County) geboren, wuchs in großzügigen Verhältnissen gemeinsam
mit seinem sechs Jahre älteren Bruder William auf. Als Jugendlicher genoss Chamberlain
das typische Leben der kalifornischen Kids, schwimmen, sonnenbaden, Spaß haben.
Nur eines unterschied ihn von seinen Altersgenossen er wollte keinesfalls
Schauspieler werden. Zunächst sah es auch gar nicht danach aus, denn nach seinem Abschluss an
der "Beverly Hills High School" studierte er Kunst und Design er wollte
Designer werden am "Pomona College" in Claremont, besonders die Malerei
faszinierte den jungen Mann.
Die Liebe zum Theater entdeckte Chamberlain erst
im letzten Jahr seines Studiums, und seine beispiellose Karriere startete er
auf einer kleinen Studentenbühne. Das war vorerst ein kurzes Intermezzo, denn
mitten in diese ersten Gehversuche brach der Koreakrieg herein. 1956 wurde
Chamberlain zum Wehrdienst nach Ostasien geschickt, musste zwei Jahre Dienst
tun und wurde
dann, inzwischen zum Sergeanten befördert, nach Hause entlassen.
Foto: Richard Chambelain am 1. Dezember 1982
anlässlich der Verleihung
der Ehrendoktorwürde des "Pomona College"
("honorary doctor of laws degree")
Quelle: Wikimedia
Commons (Foto-Ausschnitt)
Urheber: Sandra V. Doubleday; Angaben zur Lizenz siehe hier
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Zurück in der Heimat, griff er das Malen wieder auf und studierte nebenher
Gesang bei Carolyn Trojanowski am "Los Angeles Conservatory Of
Music".
Schließlich nahm er Unterricht bei einem der angesehensten Lehrer der
Gegend, dem Schauspieler Jeff Corey1).
Eine der ersten Rollen erhielt er unter anderem 1960 in der beliebten
Westernserie "Rauchende
Colts",
es folgten die Filme "The Secret of Purple Reef" (1960) und der Western "Massaker im
Morgengrauen"1) (1961, A Thunder of Drums), bis ihm im gleichen
Jahr der Durchbruch als populäres TV-Idol
gelang: Mit 26 Jahren begeisterte
Richard Chamberlain ein Millionenpublikum als Serienheld
"Dr. Kildare" in der gleichnamigen
Arztserie, die bis 1966 im Fernsehen lief. Am 27. September 1961 wurde
die erste Folge mit dem Titel "Twenty-four hours"
in Amerika ausgestrahlt, bis August 1966 und der Episode "Reckoning"
(Die Abrechnung) flimmerten weitere 190 Geschichten über den
Bildschirm. Innerhalb kürzester Zeit war Chamberlain zu einem der ganz großen
Fernsehstars avanciert, seine Beliebtheit ließ sich in bis zu 12.000 Fanbriefen
ablesen, die Woche für Woche erhielt das sind mehr als Clark Gable auf der Höhe seiner Popularität
bekam.
Der frühe Erfolg brachte Chamberlain zum Nachdenken und zu einem beherzten
Entschluss, mit 33 Jahren kehrte der kalifornische Beau Film und Westküste den Rücken und ging
nach England. Sein schlechtes Gewissen trieb ihn zu diesem Schritt.
"Ich hatte das Gefühl, nun endlich die Schauspielausbildung nachholen zu müssen,
die ich meinen Fans schuldig bin und die ich bis dahin versäumt
hatte", sagte er viele Jahre später. Richard Chamberlain nahm Unterricht, wagte sich dann in London erfolgreich als
"Hamlet" auf die Bühne. Es war auch die Zeit, in der
sich der kalifornische Junge in jenen Gentleman verwandelte, der
von nun an als Herzensbrecher die Filmwelt bereichern sollte. Selbst
den lässigen Westküsten-Dialekt legte er zugunsten eines vornehmen Oxford-Englisch ab.Kein Wunder, dass die britischen Filmregisseure den smarten Kalifornier für sich
entdeckten. Englands Regie-Exzentriker Ken Russell holte ihn für die Hauptrolle
des Komponisten Peter Tschaikowski1) in "Tschaikowsky Genie oder Wahnsinn"1) (1970, The Music
Lovers)
vor die Kamera, und
Richard Lester besetzte ihn als Aramis, einen der "Die drei Musketiere"1) (1973,
The
Three Musketeers), dem der zweite Teil "Die vier Musketiere Die Rache der Mylady"1) (1974,
The Four Musketeers) rasch folgte. Anschöießend ging Chamberlain zurück in die USA, spielte Theater am Broadway, suchte sich anspruchsvolle
TV-Rollen aus, drehte aber auch Kinofilme wie den Katastrophenstreifen "Flammendes Inferno"1) (1974, Towering Inferno)
oder übernahm die Titelrolle in David Greenes
Dumas-Adaption "Der Graf von Monte Christo"1) (1975, The Count of
Monte Cristo). Er stand für Peter Weirs Endzeitdrama "Die
letzte Flut"1) (1977, The
Last Wave) vor der Kamera, zeigte sich unter anderem in dem
Kinofilm "Der
tödliche Schwarm"1) (1977, The Swarm) und
dem mehrteiligen Historienepose "Colorado
Saga"1) (1978, Centennial).
Zwar lebte Richard Chamberlain der Arbeit wegen in Los Angeles, aber doch so weit ab
wie möglich in den Bergen. Ein selbsternannter Außenseiter, dem die rauschenden
Hollywood-Partys ein Greul sind. Oft dichtete man dem galanten Star Liebesaffären an, Gerüchte kursierten
um angebliche Beziehungen mit "Denver"-Star Linda Evans1) und seiner "Dornenvögel"-Partnerin
Rachel Ward1).
Tatsächlich aber war Richard Chamberlain ein eingefleischter Junggeselle, längst ist es kein Geheimnis mehr,
dass der charismatische Schauspieler zu Frauen eher eine platonische Liebe pflegt.
Der Superstar hätte sich längst ins Privatleben zurückziehen können, als er in
den 1980er Jahren eines der größten Comebacks der TV-Geschichte feierte. Nachdem er
als John Blackthorne bzw. Samurai in dem Fünfteiler "Shogun"1) für einen Achtungserfolg sorgte,
feierte er 1983 als Pater de Bricassart in "Die Dornenvögel"1)
nach dem gleichnamigen
Roman1) der australischen Schriftstellerin Colleen McCullough1) seinen bislang größten Erfolg und zwar weltweit. Allein
in Deutschland sahen bei der Erstausstrahlung rund 21 Millionen
Zuschauer vorwiegend weibliche die dramatische Liebe
zwischen dem katholischen Pater und der australischen Farmerstochter Meggie Cleary (Rachel Ward) in
den USA sollen es 95 Millionen Zuschauer gewesen sein. Dafür
gab es 1984 wie schon 1963 für "Dr. Kildare" und 1981 für "Shogun" einen weiteren "Golden Globe"1) für den Hauptdarsteller. Es war aber auch zu Herzen
gehend diese unendliche und letztlich unerfüllt gebliebene
Liebesgeschichte.
Danach tauchte Chamberlain in Produktionen wie dem
Abenteuer "Quartermain Auf der Suche nach dem
Schatz der Könige"1) (1985, King
Solomon's Mines) sowie der Fortsetzung "Quatermain II Auf der Suche nach der geheimnisvollen Stadt"1) (1987, Allan
Quatermain and the Lost City of Gold) auf, drehte Filme wie "Agent
ohne Namen"1) (1988, The Bourne Identity)
oder "Rückkehr
der Musketiere"1) (1989, The Return of the
Musketeers), war im Fernsehen in Stücken wie "Die Nacht des Jägers" (1991, The Night of the
Hunter) oder "Absturz in die weiße Hölle" (1993, Ordeal in the Arctic) zu sehen.
Mit einer Überraschung wartete Sat.1 auf: Zwölf Jahre nach Chamberlains Mega-Erfolg,
gab es die Fortsetzung der schönsten TV-Saga in der Geschichte des Fernsehens:
Am 14. und 16. September 1997 zeigte SAT.1 den Zweiteiler "Die
Dornenvögel Die verlorenen Jahre"2)
(The Thorn Birds: The Missing Years). Die Erfolgsstory sollte weitergehen:
Zehn Jahre sind inzwischen vergangen. Pater Ralph, der inzwischen Karriere
gemacht hat, unterstützt die Flüchtlinge,
die es während des Zweiten Weltkriegs in die Vatikanstadt treibt. Meggie kämpft
unterdessen allein auf der Farm gegen Dürre und Hunger. Ihr gemeinsamer Sohn ist
inzwischen ein Teenager. Als Ralph nach Australien versetzt wird, gibt es ein
Wiedersehen die Liebe ist leidenschaftlich wie am ersten Tag
Das erste Drehbuch für diese Fortsetzung überzeugte Chamberlain
zunächst allerdings wenig, das Buch wurde umgeschrieben und fand schließlich
sein "O.K." einige Monate vergingen dann noch
bis zum Drehstart und da Rachel Ward, Bryan Brown1)
sowie andere Darsteller aus der Originalbesetzung zu diesem Zeitpunkt bereits anderweitig verpflichtet waren, musste
eiligst eine neue "Crew" gefunden werden. So mimte nun unter andrem Amanda Donohoe1) die
Meggie O'Neill und Maximilian Schell den den vorher
von Christopher Plummer dargestellten Kardinal Vittorio.
"Die Dornenvögel Die verlorenen Jahre" wurde an paradiesischen Sets in Queensland (Australien) gedreht. Richard Chamberlain
schwärmt noch heute von den zwei Monaten, die er während der Dreharbeiten dort verbrachte.
Nachdem er in seiner Residenz auf Hawaii neue Kräfte gesammelt hatte, ließ
sich Chamberlain für das Musical "My Fair Lady"1) verpflichten. Der sensationelle Erfolg des Stücks machte eine
Europatournee möglich und brachte den Schauspieler im Anschluss auch nach
Deutschland; 1995 konnte man ihn im "Deutschen Theater" in Berlin als Professor Higgins bewundern.
Das nächste Projekt war die internationale TV-Coproduktion "Die verlorene
Tochter"3) (1997, The Lost Daughter) um das Massaker am 4. und 5. Oktober 19941)
unter der Sonnentempler-Sekte1),
ein Zweiteiler, der fast 6 Millionen Zuschauer begeisterte.
In Kanada drehte Richard Chamberlain im Frühjahr 1997
"Winterliebe Späte Romanze im Schnee" (1997, All the Winters That Have Been),
eine "reife Liebesgeschichte", an der Seite von Hal Holbrook1) and
Karen Allen1).
Danach trat er nur noch sporadisch vor die Kamera, agierte mit Gastrollen in verschiedenen
Serien wie beispielsweise in "Nip/Tuck"1) (2006)
oder "Desperate Housewives"1) 2007). Zu seinen weiteren Arbeiten für das Kino zählen
in den letzten Jahren das Melodram "Strength and Honour" (2007) von Mark Mahon,
mit Michael Madsen1) als
Boxer Sean Kellegher, der im Kampf einen Freund tötet, und Chamberlain als Trainer sowie die Komödie "Chuck und Larry Wie Feuer und Flamme"1) (2007).
Abgedreht hatte Chamberlain die Lowbudget-Komödie "We Are the Hartmans" (2011), in der er
den kranken Besitzer einer Rockkneipe mimt, Anfang Mai 2012 kam in den USA der
Independent-Film "The Perfect Family" in die Kinos, in dem er mit der
Figur des Geistlichen Monsignor Murphy in Erscheinung trat → Wikipedia (englisch).
Auch im fortgeschrittenen Alter zieht es den inzwischen über
80-Jährigen sporadisch vor die Kamera, zu seinen letzten Arbeiten
zählen die beiden Streifen "Nightmare Cinema" (2018) und "Finding Julia" (2018) → Übersicht Filmografie.
In deutscher Sprache wurde Ende der 1980er Jahre das Buch "Richard Chamberlain. Der Star aus Dornenvögel. Biographie"
von Jeffre Ryder
veröffentlicht. Im April 2003 stellte Chamberlain seine Autobiografie "Shattered Love: A Memoir
" vor, in der er sich offen
zu seiner Homosexualität bekennt und darin unter anderem von dem "schmerzvollen,
jedoch heilsamen Prozess, sein wirkliches Ich mit dem Image in der Öffentlichkeit zu versöhnen"
berichtet. Chamberlain lebte in den letzten Jahren fast völlig zurückgezogen mit seinem Lebensgefährten Martin Rabbett,
der als Agent, Produzent und Regisseur für Chamberlain fungierte, auf Hawaii.
Unlängst ging durch die Presse, Chamberlain und Rabbett hätten sich nach über 30 Jahren getrennt, das gemeinsame Haus
solle der "Dornenvögel"-Star bereits verlassen haben. Wie das Boulevardblatt
"Daily Express" verlauten ließ, seien Chamberlains aktuelle Schauspielpläne der Grund für die
Trennung, seit 2010 wohnt Chamberlain wieder in Los Angeles.
Dass der einstige TV-Herzensbrecher am
31. März 2014 seinen 80. Geburtstag beging, war den
deutschen Medien meist nur eine Randnotiz wert. Vermutlich, weil sich Chamberlain
fast gänzlich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat und nur sporadisch Aufgaben vor der Kamera übernimmt. In den letzten
Jahren lässt er sich auch nur noch selten auf die Bühne locken, wie
zuletzt 2009 mit seiner US-Tournee als König Arthur in Monty Pythons Musical
"Spamalot"1). Selbst an seinem 75. Geburtstag trat er damit im
"Palace Theatre" in Cleveland (Ohio) auf. Zuvor hatte er bereits in anderen Musical-Produktionen
Erfolge gefeiert, so 1999/2000 mit der Rolle des Georg von Trapp1)
in "The Sound of Music"1),
2005 als grantiger Geldverleiher Ebenezer Scrooge in "Scrooge: The Musical" von Leslie Bricusse1)
(nach "A Christmas Carol"1) von
Charles Dickens1)) und 2006 als der König in
"The King and I"1).
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