Julie Christie (Julie Frances Christie) wurde am 14. April 1941
(nach anderen Quellen 1940) als Tochter
eines Teeplantagen-Besitzers im indischen Chakua (Assam1)) geboren. Mit 17 Jahren
kam sie nach Europa und studierte zunächst in Paris, später in London
Kunstgeschichte. Da sie schon als Kind Interesse an der Schauspielerei gezeigt
hatte, schrieb sie sich dann als Schauspielschülerin an der "Royal
Central School of Speech and Drama"1)
ein und tourte später mit der "Royal Shakespeare Company"1) durch Europa.
In den frühen 1960er Jahren war sie bereits mehrfach in britischen
Fernseh-Produktionen zu sehen, so unter anderem mit der Titelrolle in der BBC-Science Fiction-Serie
"A for Andomeda". Ihre ersten Hauptrollen beim Film erhielt sie dann in
den Streifen "Crooks Anonymous" (1962, So ein Gauner hat's nicht leicht)
und "The Fast Lady"2)
(1962, O Darling Was
für ein Verkehr).
In den "Swinging Sixties" galt die hübsche Blondine bald als
das Muster eines neuen Mädchentyps beim Film und schnell folgten eine Reihe
von Titelrollen in Produktionen, die Julie Christie auch international bekannt
werden ließen. 1963 spielte sie in John Schlesingers1)
Literatur- bzw. Theateradaption "Billy Liar"1)
(Geliebter Spinner) und zwei Jahre später in der ebenfalls von
Schlesinger in Szene gesetzten Geschichte "Darling"1) (1965); für die Darstellung des Models Diana Scott wurde sie mit einem "Oscar"1)
als "Beste Hauptdarstellerin" belohnt. Während der Dreharbeiten zu diesem Film
bekam Julie Christie einen Anruf, der ihr Leben verändern sollte: Regisseur
David Lean1), der gerade
die Pasternak-Verfilmung "Doctor
Zhivago"1) (1965, Dr. Schiwago)
besetzte, gab ihr die Rolle der Larissa "Lara" Antipowa, die
zur Geliebten von Dr. Schiwago (Omar Sharif) wird. Nächster Höhepunkt ihrer Karriere war
dann 1966 die Doppelrolle der bücherhassenden Ehefrau Linda
bzw. die dem Lesen zugeneigte Geliebte Clarisse des Feuerwehrmanns Guy Montag
( Oskar Werner)
in dem dystopischen Science-Fiction-Film
"Fahrenheit 451"1),
gedreht von François Truffaut1)
nach dem gleichnamigen Roman1) von
Ray Bradbury1).
In den 1970er Jahren wandte sich Julie Christie allmählich von den
wechselnden Rollen ab, achtete auf Qualität der Drehbuch-Vorlagen und die
Umsetzung durch die Regisseure. Sie dominierte mit ihrer Präsenz in Filmen
von Joseph Losey1) wie in
der Romanverfilmung "The Go-Between"1)
(1970, Der Mittler),
mit Regisseur Robert Altmann1) und
Warren Beatty als
Partner drehte sie den Western "McCabe & Mrs. Miller"1) (1971),
mit Nicolas Roeg1) den
Kultfilm "Don't Look Now"1) (1974, Wenn die Gondeln Trauer tragen)
und mit Donald Cammell den
Science-Fiction-Thriller "Demon Seed"1) (1977, Des Teufels Saat).
Mit Ausnahme von James
Ivorys1) Gesellschaftsdrama "Heat and Dust" (1982,
Hitze und Staub)
konzentrierte sich die Schauspielerin in den 1980er Jahren auf Rollen in
Außenseiter-Produktionen wie "The Gold Diggers", 1984 von Sally Potter1)
mit einem ausschließlich mit Frauen besetzten Stab für das
"British Film Institute"1)
gedreht; in dieser Produktion zeigte sich auch Christies
starkes Engagement für politische und soziale Themen.
Julie Christie zog sich anschließend weitgehend von der Leinwand zurück,
verlegte ihr Domizil von Kalifornien nach
Großbritannien, wo sie auf einer Farm in Wales1) das einfache Landleben der Glitzerwelt
des Showbusiness vorzog.
Erst ab Mitte der 1990er Jahre konnte man Schauspielerin in London auch wieder
im Theater erleben, 1995 gestaltete sie am "Royal Court Theatre"1)
in dem Stück "Old Times" ("Alte Zeiten") von Harold
Pinter1) die Ehefrau Kate, zwei
Jahre später am "Wyndhams Theatre"`1)
die Titelrolle in "Suzanna Andler" von Marguerite Duras.
Wenig später nahm sie dann neben Nick Nolte1) eine Rolle in der Kinokomödie "Afterglow"1)
(1997, Liebesflüstern) an
und spielte einen ehemaligen "B-Movie"-Star, der seine Tage damit
verbringt, sich seine alten Horrorfilme anzuschauen, während der Ehemann
seiner betrügerischen Spielleidenschaft nachgeht.
Bis heute übernimmt der Star nur noch sporadisch vor Aufgaben
für den Film, zu ihren jüngeren Arbeiten für das Kino zählt unter anderem
der Horrorstreifen "Belphégor Le fantôme du Louvre"1) (2001, Belphégor Das Phantom des Louvre),
in Wolfgang Petersens monumentalem Historienepos "Troy"1) (2004, Troja) mimte sie die
Thetis1),
Mutter von Achilles1)
(Brad Pitt1)), und in
dem Blockbuster "Harry Potter and the Prisoner of Azkaban"1) (2004, Harry Potter und der Gefangene von Askaban)
die Madame
Rosmerta1). Weitere Filme, in denen Julie Christie in den
letzten Jahren zu sehen war, sind
der "Peter-Pan"-Film "Finding Neverland"1) (2004, Wenn Träume fliegen lernen)
und das Drama "The Secret Life of Words"1) (2005, Das Geheime Leben der Worte)
sowie die Hauptrolle der Fiona in Sarah Polleys
Regiedebüt "Away from Her"1) (2006,
An Ihrer Seite), welches auf leise, sensible Art
die Alzheimerkrankheit thematisiert.
Christian Raupach schrieb unter anderem bei zdf.de:
"Julie Christies Darstellung ist, das darf man hier einmal so sagen, eine
schauspielerische Offenbarung. Die bezaubernd feine Dame und liebende Gattin,
die langsam ihrem Mann entschwindet ihre natürliche, erotische Ausstrahlung
zieht in Bann." Für ihre einfühlsame Darstellung konnte Julie Christie
am 13. Januar 2008 den "Golden Globe"1) als "Beste
Hauptdarstellerin" entgegen nehmen, wenig später folgte am 27. Januar
der "Screen Actors Guild Award"1), ebenfalls in der Kategorie
"Beste Hauptdarstellerin". Hoffnung konnte sich die Schauspielerin auf eine weitere begehrte Trophäe machen, sie wurde für ihre
Leistung in "An Ihrer Seite" für einen "Oscar" als
"Beste Hauptdarstellerin" nominiert. Die "Oscar"-Verleihung
fand am 24. Februar 2008 in Los Angeles statt, die Jury vergab
den Preis jedoch an Marion Cotillard1) in dem
Edith Piaf-Biopic "La vie en rose"1).
Danach gehörte Julie Christie zur Besetzung des Episodenfilms "New York, I Love You"1) (2009),
in Stephen Poliakoffs1) Verschwörungs-Thriller "Glorious 39" (2009) spielte sie
die Tante Elisabeth. In Catherine Hardwickes
gothischen Rotkäppchen-Verfilmung "Red Riding Hood"1)
(Red Riding Hood Unter dem Wolfsmond) präsentierte sie sich neben Protagonistin
Amanda Seyfried1)
als die Großmutter;
deutschsprachiger Kinostart war der 21. April 2011. Der Polit-Thriller "The Company You Keep Die Akte Grant"1)
(The Company You Keep) mit Robert Redford in der männlichen Hauptrolle
und Julie Christie als systemfeindliche Amilia "Mimi" Lurie feierte am 25. Juli 2013 seine deutsche Kinopremiere.
Nach etlichen Jahren wirkte die Schauspielerin mal wieder in einer
Kinoproduktion mit allerdings nicht als Darstellerin, sondern als
Erzählerin aus dem Off: "The Bookshop" (Der Buchladen der Florence Green"
entstand nach dem Roman von Penelope Fitzgerald1)
und feierte seine Premiere Mitte Oktober 2017 im spanischen Valladolid beim
"Valladolid
International Film Festival"1); in
Deutschland wurde der Film der spanischen Regisseurin Isabel Coixet1) anlässlich der "Berlinale 2018"1)
in der Sektion "Berlinale Special" vorgestellt → www.berlinale.de;
Übersicht Filmografie siehe hier.
Julie Christie hatte Ende der 1960er Jahre
eine langjährige Beziehung mit Warren Beatty, mit dem sie unter
anderem so erfolgreiche Filme wie die Satire "Shampoo"1) (1975) und die
Phantasie-Komödie "Heaven Can Wait"1)
(1978, Der Himmel soll warten)
drehte. Seit Ende der 1970er Jahre ist die Leinwand-Ikone mit dem britischen Journalisten Duncan Campbell
liiert, der für "The Guardian" arbeitet. Ende Januar 2008 ging
durch die Presse, Julie Christie habe im November 2007 ihrem langjährigen
Lebensgefährten in Indien das offizielle Ja-Wort gegeben.
Seit mehr als 30 Jahren unterstützt sie die Arbeit der Nichtregierungsorganisation
"Survival International"1), die sich für den Schutz
indigener Völker1) einsetzt. Unter anderem hat sie dem Film
"Uncontacted Tribes" von "Survival" ihre Stimme geliehen. Am 1. Februar 2008 wurde sie zur Botschafterin von
"Survival International" ernannt.3)
Anlässlich des 70. Geburtstages der Schauspielerin am 14. April 2011 schrieb "Die Welt" unter
anderem: "Für viele ist Julie Christie eines der schönsten Gesichter des
Kinos der 60er Jahre, wenn nicht das schönste Gesicht. Mit ihren tiefblauen
Augen und ihrer wilden blonden Mähne symbolisierte sie mit
ihren Rollen ein neues Frauenbild: selbstbewusst, unabhängig, unglaublich erotisch und
doch gefühlvoll." → www.welt.de.
Fünf Jahre konnte man bei der "Deutschen Welle" zum 75. Geburtstag der "Stilikone der Swinging Sixties"
lesen: "Mit ihrem strahlenden Lächeln, das schnell auch in mitleiderregende Traurigkeit umschlagen konnte,
ihren ausdrucksstarken Augen wie den ebenmäßigen Gesichtszügen verlieh sie vielen Rollen Glanz, aber auch Tiefe.
Denn nur schön war Christie in jenen Jahren ja nie. Sie konnte auch spielen: Geliebte und Models, aber auch in die Jahre
gekommene Frauen mit leidvollen Erfahrungen."
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Filme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database (Fremde
Links: Wikipedia, prisma.de (deutscher Titel)) |
- 1962: Crooks Anonymous / So ein Gauner hat's nicht leicht (als
Babette La Verne) → filmdienst.de,
Wikipedia
(englisch)
- 1962: The Fast Lady / O Darling was für ein
Verkehr (als Claire Chingford) → filmdienst.de,
Wikipedia
(englisch)
- 1963: Billy Liar
/ Geliebter Spinner (als Liz)
- 1965: Doctor Zhivago
/ Doktor
Schiwago (nach dem Roman
von Boris Pasternak; als Larissa "Lara" Antipowa)
→ Beschreibung innerhalb dieser HP
- 1965: Darling
/ Darling (als Model Diana Scott)
-
1965: Young Cassidy
/ Cassidy, der Rebell (über Seán O'Casey
nach dessen Autobiografie "Mirror in My House";
als Tänzerin
Daisy Battles)
-
1966: Fahrenheit 451
/ Fahrenheit
451 (nach dem Roman
von Ray Bradbury; als Clarisse / Linda Montag)
-
1967: Far from the Madding Crowd
/ Die Herrin von Thornhill (nach dem Roman "Am
grünen Rand der Welt"
von Thomas Hardy;
als Bathsheba Everdene)
-
1968: Petulia (nach dem Roman "Me and the Arch Kook Petulia" von John Haase;
als Petulia Danner) → filmdienst.de,
Wikipedia
(englisch)
-
1969: In Search of Gregory (als Catherine Morelli) → Wikipedia
(englisch)
-
1971: The Go-Between
/ Der Mittler (nach dem Roman von Leslie
Poles Hartley; als Marian)
-
1971: McCabe & Mrs. Miller
/ McCabe
und Mrs. Miller (nach dem Roman "Keine Chance für McCabe" von Edmund Naughton;
als Constance Miller)
-
1973: Don't Look Now
/ Wenn die Gondeln Trauer
tragen (nach der Erzählung "Don't look now" von Daphne
du Maurier;
als Laura, Ehefrau von Restaurator John Baxter)
-
1975: Shampoo
/ Shampoo
(als Jackie Shawn, Geliebte des Unternehmers Lester)
-
1977: Demon Seed
/ Des Teufels
Saat (nach dem Roman von Dean R. Koontz;
als Susan Harris)
-
1978: Heaven Can Wait
/ Der Himmel soll warten (nach dem Theaterstück "Theaterstück von Harry
Segall;
als Umweltschützerin Betty Logan)
-
1981: Memoirs of a Survivor / Memoiren einer Überlebenden (nach dem Roman
von Doris Lessing; als "D")
→ filmdienst.de,
Wikipedia
(englisch)
-
1982: Les quarantièmes rugissants / Entscheidung am Kap Horn (als
Catherine Dantec)
-
1982: Heat and Dust / Hitze und
Staub (als Anne (1982 in Satipur Town)) → filmdienst.de,
Wikipedia
(englisch)
-
1982: The Return of the Soldier / Schatten der Vergangenheit (nach dem Roman
von Ruth
Prawer Jhabvala; als Kitty Baldry)
→ filmdienst.de,
Wikipedia
(englisch)
-
1983: Separate Tables / Getrennte Tische (TV-Film nach dem Bühnenstück
von Terence
Rattigan;
als Mrs. Shankland / Miss Railton-Bell; → Verfilmung
1958) → filmdienst.de,
Wikipedia
(englisch)
-
1983: The Gold Diggers / Gold Diggers (als Ruby) → filmdienst.de
-
1986: Power / Power Der Weg zum Ruhm (als Ellen Freeman) → filmdienst.de,
Wikipedia
(englisch)
-
1986: Miss Mary / Die Leidenschaft der Miss Mary (als Hauslehrerin Mary Mulligan) → filmdienst.de,
Wikipedia
(englisch)
-
1986: Väter
und Söhne (TV-Vierteiler; als Charlotte Deutz, geb. von Döring)
-
1986: Champagne amer / Bitterer Champagner (als Betty Rivière) → filmdienst.de
-
1988: Dadah Is Death / Dada bedeutet Tod (TV-Film; als Barbara Barlow)
→ filmdienst.de
-
1990: Fools of Fortune / Narren des Schicksals (nach dem Roman von William
Trevor; als Mrs. Quinton) → filmdienst.de,
Wikipedia
(englisch)
-
1992: Railway Station Man / Tote Gleise (nach dem Roman von Jennifer
Johnston; als Helen Cuffe) → filmdienst.de
-
1996: Dragonheart
/ Dragonheart
(als Königin Aislinn)
-
1996: Hamlet
/ Hamlet (nach dem Drama
von William Shakespeare; als Gertrude, Witwe des Königs)
-
1996: Karaoke (TV-Vierteiler; als Lady Ruth Balmer)
→ filmdienst.de,
Wikipedia
(englisch)
-
1997: Afterglow
/ Liebesflüstern
(als Phyllis, Ehefrau von Handwerker Lucky Mann)
-
1999: The Miracle Maker / Der Mann der 1000 Wunder (Animationsfilm über Jesus;
Stimme von Rachel) → wunschliste.de
-
2001: Belphégor Le fantôme du Louvre
/ Belphégor Das Phantom des
Louvre (nach dem Roman von Arthur Bernède;
als Wissenschaftlerin Glenda Spender)
-
2001: No Such Thing (als Dr. Anna) → Wikipedia
(englisch)
-
2002: Snapshots / Snapshots Bilder der Erinnerung (Regie: Rudolf
van den Berg; als Narma) → filmdienst.de
-
2002: I'm with Lucy
/ Alle lieben
Lucy (als Dori)
-
2004: Troy
/ Troja (über
den mythischen
bronzezeitlichen
Kampf der Griechen
mit der Stadt Troja;
als Thetis)
-
2004: Harry Potter and the Prisoner of Azkaban
/ Harry Potter und der Gefangene von Askaban
(nach dem Bestseller
von Joanne K. Rowling;
als Madam
Rosmerta)
-
2004: Finding Neverland
/ Wenn Träume fliegen
lernen (über die Entstehung des Klassikers "Peter
Pan";
als Mrs. Emma du Maurier)
-
2005: The Secret Life of Words
/ Das geheime Leben der
Worte (als Dr. Inge Genefke)
-
2006: Away from Her
/ An ihrer
Seite (nach der Kurzgeschichte "The Bear Came Over the Mountain" von
Alice
Munro;
als Fiona Anderson)
-
2009: New York, I Love You
/ New York, I Love You
(Episodenfilm; als Isabelle in Segment 7 "Upper East Side")
-
2009: Glorious 39 (als Tante Elizabeth) → Wikipedia
(englisch)
-
2011: Red Riding Hood
/ Red Riding Hood Unter dem Wolfsmond (nach Motiven des Märchen
"Rotkäppchen";
als Großmutter)
- 2012: The Company You
Keep / The Company You Keep Die Akte Grant (nach
dem Roman von Neil Gordon;
als Amilia "Mimi" Isabel Lurie)
- 2017: The Bookshop / Der Buchladen der Florence Green (nach
dem Roman von Penelope Fitzgerald;
im Original als Off-Erzählerin ) → filmstarts.de,
epd-film.de,
Wikipedia
(englisch)
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