Rod Steiger (Rodney Stephen Steiger) wurde am 14. April 1925 als einziges Kind eines Schausteller-Ehepaares in Westhampton (New York) geboren. Seinen Vater lernt er nicht mehr bewusst kennen, weil dieser ein Jahr nach Rodneys Geburt das Haus, besser den Wohnwagen verlassen hatte; seine Mutter soll alkoholabhängig gewesen sein. Die Schulzeit des jungen Rodney verlief hektisch, an keinem Ort blieben die Steigers länger als ein halbes Jahr, das prägte den Jungen. Bereits mit zwölf Jahren jobbte Rodney auf Jahrmärkten, während des 2. Weltkrieges meldete er sich für vier Jahre zur US-Marine, arbeitete anschließend als kaufmännischer Angestellter. Er begann seine Schauspieler-Laufbahn schon während seiner Tätigkeit als Angestellter –  bei kleinen Theatergruppen, unter anderem dem "New Yorker Theatre Workshop", bis er zum "Actors Studio" von Lee Strasberg und Elia Kazan ging; zwischendurch besuchte er ab 1947 zwei Jahre lang auch eine Schauspielschule.
Am Broadway machte Steiger die Kritiker durch seine überzeugende Darstellung in dem Stück "Night Music" auf sich aufmerksam. Auch nach der bald einsetzenden Filmkarriere blieb er dem Theater verbunden. 1959 beispielsweise spielte er am Broadway einen Banditen in der erfolgreichen Bühnenadaptation von Akira Kurosawas Film "Rashomon", 1962 war er der Kapitän Ahab in Orson Welles' Bühnenfassung von Hermann Melvilles Abenteuer "Moby Dick".
 

Foto: Rod Steiger im April 1978 bei der Premiere von Sylvester Stallones Film
"F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg"
Quelle: Wikimedia Commons von  www.flickr.com
Urheber: Alan Light; Lizenz: CC BY 2.0

Rod Steiger im April 1978 bei der Premiere von Sylvester Stallones Film "F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg"; Quelle: Wikimedia Commons von  www.flickr.com; Urheber: Alan Light; Lizenz: CC BY 2.0
Seine erste Leinwandrolle erhielt er 1951 in Fred Zinnemanns Streifen "Teresa und die Männer"1) (Teresa), der Durchbruch gelang ihm drei Jahre später als Bruder von Terry Malloy alias Marlon Brando in Elia Kazans "Die Faust im Nacken"1) (1954, On the Waterfront). Bereits dieser zweite Film brachte Steiger die erste Oscar-Nominierung ein. Nachdem er 1955 in Robert Aldrichs "Hollywood-Story"2) (The Big Knife) zum ersten Mal als skrupelloser Bursche aufgetreten war, legte man ihn in der Folge auf eher unsympathische Rollen fest wie etwa 1959 auf die des Verbrecherkönigs "Al Capone" in Richard Wilsons gleichnamigem Film.
Ein schauspielerischer Höhepunkt seiner Karriere wurde 1964 der Part eines eigenbrötlerischen Juden in "Der Pfandleiher"1) (The Pawnbroker). Diese Rolle unter der Regie von Sidney Lumet ist wohl eine der stärksten Charaktere des Schauspielers Rod Steiger: Sol Nazerman, der sich unerbittlich hart und mitleidlos gegenüber seinen armseligen Kunden verhält, war Universitätsprofessor in Leipzig. Nach den Jahren im KZ und dem schmerzlichen Verlust seiner Familie hat er in New York, mitten im finsteren Harlem ein Pfandhaus aufgemacht. Dies allerdings dient in Wirklichkeit nur als Tarnung für die schmutzigen Geschäfte eines schwarzen Unterwelt-Königs. Steiger spielte die ganze Erschütterung und Versteinerung eines Menschen aus. Als der Film drei Jahre nach Entstehen in unsere Kinos kam, war er allerdings verstümmelt. Alles, was auf die Zerstörung der Familienidylle, dem quälenden Alltag im KZ hinwies und also die Verhärtung des Pfandleihers ausmachte, war in der deutschen Fassung dem Schnitt zum Opfer gefallen. (Quelle: www.prisma.de)
 
Zwei Jahre vorher war ihm in Francesco Rosis Drama "Hände über der Stadt"2) (1963, Le Mani sulla città) eine große Charakterrolle gelungen: Der korrupte Baulöwe und Wirtschaftsmagnat Edoardo Nottola ist ein hemmungsloser Machtmensch, gerissen, verkniffen, intrigant. In nachhaltiger Erinnerung bleibt Steiger auch mit der Figur des rücksichtslosen opportunistischen Politikers Victor Komarovsky in David Leans opulenten Pasternak-Adaption "Doktor Schiwago"1) (1965, Doctor Zhivago), 1967 erhielt er den begehrten "Oscar" für die Rolle des rassistischen und zynischen, Kaugummi-kauenden Sheriffs Bill Gillespie in Norman Jewisons Klassiker "
In der Hitze der Nacht"1) (In The Heat Of The Night).
  
In der Hitze der Nacht
Originaltitel USA: In The Heat Of The Night
USA, 1967
Regie: Norman Jewison
Drehbuch: Stirling Silliphant
Musik: Quincy Jones
Kamera: Haskell Wexler
Schnitt: Hal Ashby
Darsteller:
Sidney Poitier: Virgil Tibbs, Rod Steiger: William Gillespie,
Warren Oates: Sam Wood, Lee Grant: Mrs. Leslie Colbert,
Beah Richards: Mama Caleba, James Patterson: Purdy, Delores Bruder,
Larry Gates: Eric Endicott, Scott Wilson: Harvey Oberst, Mordverdächtiger,
Peter Masterson: Polizist Arnold Fryer, und andere
(Die Links führen zu Wikipedia bzw. zum Kurportrait innerhalb dieser HP)
Kurzinhalt:
Sparta, eine Kleinstadt in Mississippi, im Süden der USA. Ein Polizei-Sergeant findet die Leiche eines stadtbekannten Industriellen, offensichtlich wurde er ermordet.
Polizeichef Bill Gillespie (Rod Steiger) steht vor einem Rätsel. Da die Rassenvorurteile in der Stadt quicklebendig sind, braucht Sheriff Bill Gillespie auch nur "zwei und zwei" zusammenzuzählen, als nach dem Mord in der Nähe des Bahnhofs ein unbekannter Farbiger aufgegriffen wird, der auch noch eine Menge Geld bei sich hat: Er muss der Täter sein.
Gillespie begegnet Virgil Tibbs (Sidney Poitier) daher auch mit der "angebrachten" Härte. Kurz später kommt für ihn allerdings die Ernüchterung: Bei dem Farbigen handelt es sich um einen Kollegen, einen Polizisten aus Philadelphia, auf der Durchreise. Nicht nur, dass Gillespie sich nun in gebührender Form bei Tibbs entschuldigen muss: Die Witwe des Opfers schlägt auch vor, dass die beiden Cops bei der Aufklärung des Mordes an ihrem Gatten zusammenarbeiten sollten. Nach und nach kommt Tibbs dem Mörder auf die Spur, doch der reaktionäre Gillespie hindert ihn immer wieder mit seinem Misstrauen. Erst allmählich überwindet er seinen Rassismus und lernt Tibbs als tüchtigen Polizisten zu akzeptieren. Schließlich wird der Mörder überführt…

Quelle: Dirk Jasper FilmLexikon

Mit 7 Nominierungen und 5 "Oscars" wurde der Film bei den alljährlichen "Academy Awards" der erfolgreichste Film des Jahres. Belohnt wurde dabei Norman Jewisons Mischung aus Thriller und Rassendrama, dass die Amerikaner zum Nachdenken über ihre eigenen Rassenvorurteile zwingen wollte. Bedauerlich, dass dabei zwar die Leistung von Rod Steiger mit einem "Oscar" ausgezeichnet wurde, der farbige Poitier aber nicht einmal eine Nominierung erhielt. (Quelle: www.moviemaster.de)

Lexikon des internatonalen Films:
Der Film verklammert Kriminalspannung mit Rassenproblematik und Gewissensverpflichtung dem Recht gegenüber. Trotz Schwächen der Inszenierung ein überdurchschnittlicher Krimi mit vorzüglichen Darstellern.

Oscar 1968 für
"In der Hitze der Nacht": Bester Film
Stirling Silliphat: Bestes adaptiertes Drehbuch
Rod Steiger: Bester Hauptdarsteller
Hal Ashby: Bester Schnitt
Samuel Goldwyn Studio Sound Dpt.: Bester Ton

Oscar-Nominierung 1968 für
Norman Jewison (Regie)
James A. Richard (Toneffekte) 

Siehe auch www.prisma.de, Wikipedia

  
Kurz nach diesem Höhepunkt seiner Karriere verfiel der Mime in schwere Depressionen, die mehrere Jahre anhielten und in denen er sich vom Filmgeschäft zurückzog. Dank seiner vierten Ehefrau Paula Ellis, von der er sich jedoch 1997 scheiden ließ, konnte er diese psychischen Störungen jedoch langsam überwinden. Während der 1970er Jahre machte Rod Steiger vor allem als Darsteller großer, wenn auch unterschiedlichster Persönlichkeiten auf sich aufmerksam; so spielte er unter anderem 1970 in dem Historienstreifen "Waterloo"1) die Rolle des Napoléon Bonaparte, 1974 den Duce, den Führer des faschistischen Italiens, in "Mussolini – Die letzten Tage"1) (The Last Days of Mussolini), 1976 den legendären Schauspieler bzw. Komödianten W.C. Fields in "W.C. Fields and Me" und 1977 den Pontius Pilatus in Franco Zeffirellis hochkarätig besetztem TV-Mehrteiler "Jesus von Nazareth"1). Gerne besetzten die Filmbosse Rod Steiger als Ekel, als schmierigen Finsterling, doch in vielen seiner Rollen ließ er auch komische Akzente anklingen, davon profitierten vor allem Tony Richardson und Sergio Leone. In Richardsons schwarzer Komödie "
Tod in Hollywood"2) (The Loved One) brillierte Steiger 1965 als schmieriger Balsamierer Joyboy, in Leones "Todesmelodie"1) (Giù la testa) war er 1970 einer der Superhelden aus der Comic-Kiste, der respektlose Mexikaner Juan Miranda, der mit seinem Vater und sechs Söhnen die Nationalbank in Mesa Verde überfallen will. Claude Chabrol besetzte ihn neben Romy Schneider in "Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen"1) (1974, Les innocents aux mains sales), in der deutschen Produktion des Thomas-Mann-Romans "Der Zauberberg"1) spielte Steiger 1982 unter der Regie von Hans W. Geissendörfer die als Hauptrolle dotierte Nebenfigur des Mijnheer Peepercorn.  
In seinen letzten Jahren war Steiger beispielsweise als Mafiaboss Charlie D'Amico in William Reillys eigenwilliger "Macbeth"-Adaption "Mann mit Ehre – Du achtest nur, was du fürchtest"1) (1991, Men of Respect) sowie in "
Die Ballade vom traurigen Café"2) (1991, The Ballad of the Sad Cafe), der Verfilmung einer Novelle von Carson McCullers, zu sehen. 1996 spielte er als General Decker in Tim Burtons Sciencefiction-Film "Mars Attacks!"1) wieder in einer größeren Produktion mit, zu seinen letzten Arbeiten für das Kino zählt die Satire "Der Himmel von Hollywood" (The Hollywood Sign) des deutschen Filmemachers Sönke Wortmann → filmportal.de.
Auch im Fernsehen war Steiger vielfach präsent, so von 1948 bis 1953 in 250 Live-Shows, seine populärste Fernseh-Rolle aber war der liebenswerte Metzger "Marty", der seinem Kollegen Ernest Borgnine in Delbert Manns Kinoversion1) 1955 den Oscar einbrachte. Auch in späteren Jahren wirkte der Charakterdarsteller in zahlreichen TV-Produktionen mit, wie beispielsweise als Neo-Nazi in dem TV-Thriller "Mord in der Dämmerung"2) (1991, In the Line of Duty: The Twilight Murders).

Der Mensch Rod Steiger war ein sympathischer, ruhiger, beredter Gesprächspartner, der sich seinem Gegenüber allerdings nur selten wirklich öffnete. Der Schauspieler übernahm häufig fatalistische Rollen, der Mensch aber war davon überzeugt, dass man sein Schicksal verändern kann, wenn man die Dinge in die Hand nimmt.
Rod Steiger, der seit 10. Oktober 2000 in fünfter Ehe mit der Schauspielerin Joan Benedict3) verheiratet war, starb am 9. Juli 2002 im Alter von 77 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung in einem Krankenhaus von Los Angeles (Kalifornien); beigesetzt wurde er auf dem dortigen "Forest Lawn – Hollywood Hills Cemetery" → Foto der Grabstelle bei knerger.de
Seine erste, 1952 geschlossene Ehe mit Schauspielerkollegin Sally Gracie (1920 – 2001) war nach sechs Jahren geschieden worden, im September 1959 ehelichte Steiger seine Kollegin Claire Bloom1), von der er sich trotz der 1960 geborenen gemeinsamen Tochter Anna 1969 offiziell trennte; Anna Steiger3) hat sich inzwischen als Opernsängerin einen Namen gemacht. Ehefrau Nummer 3 wurde am 21. April 1973 Sherry Nelson, 1979 endete auch diese Verbindung vor dem Scheidungsrichter. Die Ehe mit Paula Ellis hielt immerhin von 1986 bis 1997, aus dieser Beziehung stammt Sohn Michael.
 
Anlässlich des Todes von Rod Steiger schrieb der Südkurier am 09.07.2002 unter anderem: Mit Steiger hat die Filmwelt einen eigenwilligen Darsteller verloren, der das Handwerk des Charakterschauspielers glänzend beherrschte, in den Rollen von Bösewichten und berühmten Persönlichkeiten brillierte und gleichzeitig von Depressionen und Selbstzweifeln gequält wurde.
Er selbst beschrieb sich als "nervösen Typ, der anfangs nur die Schauspielschule besuchte, weil da die ganzen Mädchen waren". Doch sein wandlungsfähiges Talent und seine intensive Ausstrahlung zeigten sich spätestens 1953 in dem Drama "Die Faust im Nacken" unter der Regie von Elia Kazan an der Seite von Marlon Brando. (...)
Während er auf der Leinwand starke Männer mimte, bekannte sich Steiger im Privatleben zu Selbstzweifeln und Depressionen. Offen setzte er sich für psychisch Kranke ein und zog sich in seinen Tiefphasen immer wieder aus dem Showgeschäft zurück. Offen kritisierte der Charakterdarsteller auch die Hollywoodstudios und Kollegen, die "nur noch am Geldverdienen interessiert seien" und hielt an seinen Prinzipien fest.


Textbausteine des Kurzportraits von www.prisma.de 
Siehe auch Wikipedia

Link: 1) Wikipedia (deutsch), 2) prisma.de, 3) Wikipedia (englisch)
   

Filme (Auszug)
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(Link: Wikipedia (deutsch/englisch), prisma.de, filmportal.de)
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