Maurice Chevalier (Maurice-Edouard Saint-Léon Chevalier) wurde am 12. September 1888 in der französischen Hauptstadt Paris geboren. Er war das jüngste von neun Kindern einer Belgierin und eines trunksüchtigen französischen Malers, der die Familie bei Nacht und Nebel verlassen hatte, und wuchs in ärmlichen Verhältnissen im Arbeiterviertel Ménilmontant auf. Er erhielt kaum eine Schulausbildung, da er für den Lebensunterhalt der Familie mit sorgen musste; bereits als Elf-Jähriger sang er in Straßencafés. Später sang und tanzte er sich durch die Provinz, trat ab 1909 gemeinsam mit dem Bühnenstar bzw. der Sängerin Fréhel1) (Marguerite Boulc'h; 1891 – 1951) auf, mit der ihm auch eine heftige Liebesbeziehung nachgesagt wird. 1911 traf er in den "Folies Bergère" auf die berühmte "Mistinguett"2) (1875 – 1956), deren Partner er wurde und mit der er auch einige Jahre zusammen lebte. Der 1. Weltkrieg unterbrach dann Chevaliers Künstlerkarriere, er nahm am Krieg teil und geriet für zwei Jahre in deutsche Kriegsgefangenschaft, wo er von einem Mitgefangenen englisch lernte.
Bereits 1908 war Maurice Chevalier erstmalig in dem Streifen "Trop crédules" aufgetreten, nach Kriegsende setzte er die Arbeit für den Film fort und hatte erste Auftritte unter der Regie von Louis J. Gasnier1) (1883 – 1963), Max Linder2) (1883 – 1925) und Henri Diamant-Berger1) (1895 – 1972). Seine größte Popularität erlangte der Sänger und Schauspieler dann als liebenswerter, jovialer und leicht ironischer Charmeur an der Seite von Jeannette MacDonald2) (1903 – 1965) in Hollywood, wohin er 1928 gegangen war. Am bekanntesten sind hier die Filmoperetten bzw. musikalischen Komödien des legendären Ernst Lubitsch1) (1892 – 1947), mit dem er "The Love Parade"1) (1929, Die Liebesparade), "One hour with you"1) (1932, Eine Stunde mit Dir) und "The Merry Widow"1) (1934, Die lustige Witwe) drehte. 

Foto: Maurice Chevalier ca. 1920
Urheber: Lucien Walery (1863 – 1935); Angaben zur Lizenz siehe hier
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons aus
Autographes Galerie Arts & Autographes J-E. RAUX – France Antiques

Maurice Chevalier ca. 1920; Urheber: Lucien Walery, Paris (1863 – 1935); Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons aus: Autographes Galerie Arts & Autographes J-E. RAUX – France Antiques; Lizenz: Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Ein weiterer Film mit Jeannette MacDonald ist "Love Me Tonight"1) (1932, Schönste, liebe mich), laut Lexikon des internationalen Films "eines der amüsantesten und fantasievollsten Musicals der frühen Tonfilmzeit. Geistreich genutzte Pointen, Stilkontraste und die Handhabung der technischen Möglichkeiten lassen auch heute noch die innovative Bedeutung des Films erkennen und verhelfen nach wie vor zu ungetrübter Unterhaltung."
Als Partner von Claudette Colbert2) (1903 – 1996) begeisterte er das Publikum in "The Big Pond"1) (1930) und, erneut unter der Regie von Lubitsch, in "The Smiling Lieutenant"1) (1931, Der lächelnde Leutnant), bald galt Chevalier, der auch am Broadway zum Weltstar wurde, als bestbezahlter Schauspieler jener Zeit.
  
1934 kehrte der Künstler nach Europa zurück, trat wieder auf der Bühne sowie in Clubs auf und drehte zwischen 1936 und 1939 einige wenige Filme in Frankreich, wie beispielsweise "Avec le sourire" (1936, Mit einem Lächeln), "Le vagabond bien aimé" (1936, Der geliebte Vagabund) oder "Pièges" (1939, Mädchenhändler).
Während der Okkupation seiner Heimat durch die Deutschen musste Chevalier seine Filmkarriere erneut unterbrechen. 1944 wurde er von seinen Landsleuten fälschlicherweise als Kollaborateur beschuldigt, da er in Deutschland vor französischen Kriegsgefangenen aufgetreten war. Als Folge wurden seine Filme für kurze Zeit verboten.
 
Nach dem Krieg konnte Maurice Chevalier im Filmgeschäft wieder Fuß fassen und erhielt 1947 für seine Rolle des Emile Clément in René Clairs Kintopp-Nostalgie "Silence est d'or" (Schweigen ist Gold) beim Filmfestival in Locarno den Darstellerpreis. In den 1950er Jahren war er dann auch in Hollywood wieder ein gefragter Schauspieler. 1951 hatte man ihm zunächst die Einreise in die USA verweigert, da er den Stockholmer Appell zur Ächtung von Atomwaffen unterschrieben hatte.
Seine bekanntesten Filme aus dieser Zeit sind Billy Wilders Romanze "Love in the Afternoon"1) (
Ariane – Liebe am Nachmittag), wo er den Privatdetektiv Claude Chavasse mimte, dessen Tochter Ariane (Audrey Hepburn) sich in den reichen Amerikaner Frank Flannagan (Gary Cooper) verliebt, sowie das Vincente Minnellis Film-Musical "Gigi"1) (1958) mit Leslie Caron in der Titelrolle und Chevalier als Erzähler Honore Lachaille. Der von ihm gesungene Titel "Thank Heaven for Little Girls" aus "Gigi" ging damals um die ganze Welt.
 
Gigi
USA 1958
Kinopremiere Deutschland: 18.12.1958
Regie: Vincente Minnelli
Drehbuchautor: Alan Jay Lerner (nach dem Roman von Colette)
Musik: Frederick Loewe
Kamera: Joseph Ruttenberg, Ray June
Darsteller:
Leslie Caron: Gigi, Maurice Chevalier: Honore Lachaille,
Louis Jourdan: Gaston Lachaille, Hermione Gingold: Madame Inez Alvarez,
Eva Gabor: Liane d’Exelmans, Jacques Bergerac: Sandomir,
Isabel Jeans: Tante Alicia, John Abbott: Manuel, und andere
(Die Links führen zu Wikipedia bzw. zum Kurportrait innerhalb dieser HP)

Als Vorlage für den Film diente der erstmals 1945 erschienene Kurzroman "Gigi" von Sidonie-Gabrielle Colette*) (1873 – 1954); der Stoff kam bereits 1951 als Schauspiel an den Broadway. Frederick Loewe und Alan Jay Lerner erarbeiteten eine Adaption für die Bühne, die 1973 Premiere am Broadway hatte.
siehe auch "Gigi"*) (1973).

Kurzinhalt:
Die Handlung spielt in Paris um die Jahrhundertwende: Der reiche Honoré Lachaille (Maurice Chevalier) erzählt dem Publikum die Geschichte von "kleinen Mädchen": Sein Neffe Gaston (Louis Jourdan) ist häufiger Gast bei Madame Inez Alvarez (Hermione Gingold) und ihrer Enkeltochter Gigi (Leslie Caron). Gaston sieht in Gigi, die von Großmutter Inez und deren Schwester Alicia (Isabel Jeans) zu einer guten Gesellschaftsdame herangezogen wird, ein kleines, nicht ernst zu nehmendes Kind. Nachdem er seine letzte Affäre wegen mangelnder Treue beendet hat, lädt er Gigi und die Großmutter zu einem Badeurlaub ein, bei dem er an ihr Gefallen findet. Er handelt mit Madame Alvarez einen Vertrag aus, der Gigi zu seiner Kurtisane machen soll, allerdings ohne ihr Wissen. Gigi ist vor den Kopf gestoßen, doch da erkennt Gaston ihre Liebe zu ihm und bittet sie "in allen Ehren" um ihre Hand.
 
Das von Maurice Chevalier zu Beginn des Films gesungene Lied "Thank Heaven for Little Girls" wurde weltberühmt, der Film selbst erhielt zahlreiche Preise. Bei der Oscarverleihung 1959 wurde "Gigi" in allen neun Kategorien, in denen er nominiert worden war ausgezeichnet; damit gehört "Gigi" zu den erfolgreichsten Filmen bei einer Oscarverleihung.
 
Oscar 1959 für
Bester Film (Produzent: Arthur Freed)
Vincente Minnelli: Beste Regie
Alan Jay Lerner: Bestes adaptiertes Drehbuch
Joseph Ruttenberg, Ray JuneBeste: Beste Kamera (Kategorie "Farbfilm")
William A. Horning, E. Preston Ames, Henry Grace, F. Keogh Gleason: Bestes Szenenbild
Cecil Beaton: Bestes Kostümdesign
Adrienne Fazan: Bester Schnitt
Frederick Loewe, Alan Jay Lerner: Bester Song ("Gigi")
Frederick Loewe: Beste Filmmusik (Kategorie "Musical")

Quelle: Wikipedia
*) Link: Wikipedia

  
Portrait Maurice Chevalier um 1960; Fotografie (Weltpostkarte mit Autograph verso von Camillo); Foto: Service de Presse; Sammlung der Kostümbildnerin Annelies Rose; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2009-a_0000024); Eigentümer/CopyrightSLUB Dresden/Deutsche Fotothek; Quelle: www.deutschefotothek.de In Jean Negulescos Komödie "Count Your Blessings"1) (1959, Französische Betten) zeigte sich Chevalier als liebenswürdiger  Herzog von St. Cloud an der Seite von Deborah Kerr, in dem von Walter Lang aufwendig inszenierten Cole Porter-Musical "Can-Can"1) (1959) zusammen mit Frank Sinatra und Shirley MacLaine. Erneut mit Leslie Caron sowie Charles Boyer und Horst Buchholz konnte er in Joshua Logans Melodram "Fanny"1) (1961), basierend auf einer Romantrilogie von Marcel Pagnol, als wohlhabender verwitweter Segelhändler Panisse überzeugen. Danach folgten noch Auftritte in Filmen wie der wunderschönen Disney Produktion "In Search of the Castaways" (1962, Die Abenteuer des Kapitän Grant), nach dem Jules Verne-Roman "Die Kinder des Kapitän Grant", mit Chevalier als zerstreutem Professor Jacques Paganel, oder die Komödie "I'd Rather Be Rich" (1964, So bändigt man Eva) mit Sandra Dee; seinen letzte Film drehte er mit "Monkeys, Go Home!" (1967, Schmeißt die Affen raus) eine "unerträglich kindische Disney-Komödie"5), wo er einen verschmitzten Pfarrer mimte.
 

"Maurice nationale", der sich von der Rolle des lächelnden Botschafters französischer Lebensart nie frei machen konnte, erhielt 1958 den "Ehren-Oscar" für sein über ein halbes Jahrhundert währenden Beitrag zur Welt der Unterhaltung".

Portrait Maurice Chevalier um 1960
Fotografie (Weltpostkarte mit Autograph verso von Camillo)
Foto: Service de Presse; Sammlung der Kostümbildnerin Annelies Rose
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2009-a_0000024)
Eigentümer/© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

"Das französische Volk erkannte sich in ihm wieder und die Ausländer fanden in seiner Figur ein Abbild Frankreichs, das – wenn wohl auch nur zum Teil gültig – lustig und herzwärmend war" – mit diesen Worten würdigte der französische Staatsmann Georges Pompidou seinen Landsmann Maurice Chevalier. Er hatte nicht zuletzt Erfolg wegen seines breit gefächerten Repertoires, das Gesang, Schauspielerei, Tanz, Imitationskunst und die Pantomime umfasste. Seine Chansons wie "Mimi", "Louise" oder "Valentine" wurden auf der ganzen Welt bekannt. Noch im fortgeschrittenen Alter trat "der Mann mit dem Strohhut" auf der Bühne auf, zog sich dann aber 1968 aus dem Showgeschäft zurück. Seinen letzten großen Auftritt vor Publikum feierte Chevalier am 26. Oktober 1968 im "Théâtre des Champs-Élysées", seine letzte Arbeit für das Kino war der Titelsong für Walt Disneys Zeichentrickfilm "The Aristocats"1) (1970, Aristocats).
Maurice Chevalier sang mit leicht rauchiger Stimme und trat in der Regel elegant gekleidet auf. Seine Markenzeichen waren der Strohhut und das Spazierstöckchen, mit seinen Auftritten im US-amerikanischen Tonfilm kam als weiteres Erkennungszeichen sein unverwechselbarer Akzent hinzu. Mit seinen Auftritten prägte Chevalier das Bild vom charmanten und eleganten Franzosen und fand seinen Rollentypus als weltgewandter französischer Liebhaber.4)
Maurice Chevalier am 7. Februar 1968; Rechteinhaber: Nationaal Archief  (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 921-0565); Urheber/Fotograf:  Koch, Eric / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: CC BY-SA 3.0 NL / www.gahetna.nl Privat soll Maurice Chevalier ganz und gar nicht der leichtlebige und selbstsichere Mann gewesen sein, den er in den Filmen und auf der Bühne verkörperte; er war eher zurückhaltend und fast ein wenig herb und die einzige wahre Liebe seine Lebens soll seine Mutter gewesen sein, die in den 1930er Jahren verstarb.
Der große Sänger, Schauspieler und Unterhaltungskünstler starb am 1. Januar 1972 mit 84 Jahren in einem Pariser Krankenhaus an Herzversagen; seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof von Marnes-la-Coquette → Foto der Grabstätte bei www.knerger.de.
Zwischen 1927 und 1933 war der Künstler mit der Tänzerin bzw. Schauspielerin Yvonne Vallée3) (1899 – 1996) verheiratet, ab 1937 bis 1946 soll die Tänzerin Nita Ray Ehefrau Nummer 2 gewesen sein.
Ein "Stern" auf dem "Hollywood Walk of Fame" erinnert seit 1960 an den großen Maurice Chevalier, 2002 wurde ihm posthum der Titel "Disney-Legende" ("Disney-Legend") verliehen.
 
Maurice Chevalier am 7. Februar 1968
Rechteinhaber:
Nationaal Archief  (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 921-0565)
Urheber/Fotograf: 
Koch, Eric / Anefo; mehr bei → www.gahetna.nl
Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: CC BY-SA 3.0 NL / www.gahetna.nl
Siehe auch Wikipedia, www.cyranos.ch
Fotos bei www.virtual-history.com
Link: 1) Wikipedia (deutsch), 2) Kurzportrait innerhalb dieser HP,  3) Wikipedia (englisch)
4) Kay Weniger: "Das große Personenlexikon des Films", Band 2, S. 59; Verlag "Schwarzkopf & Schwarzkopf", Berlin 2001
5) www.tvspielfilm.de

Lizenz: Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.
Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.

Kinofilme
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Link: Wikipedia)
Stummfilme
  • 1908: Trop crédules
  • 1911: La mariée récalcitrante
  • 1911: Par habitude
  • 1911: Une mariée qui se fait attendre
  • 1914: La valse renversante
  • 1917: Une soirée mondaine
  • 1922: Gonzague
  • 1922: Le mauvais garçon
  • 1923: Par habitude
  • 1929: Innocents of Paris (Der Straßensänger)
  • 1929: The Love Parade (Liebesparade)
  • 1930: La grande mare
Tonfilme
Noch: Tonfilme
  • 1933: The Way to Love (Fremdenführer von Paris)
  • 1934: L'hommage des Folies-Bergère
  • 1934: The Merry Widow/La veuve joyeuse (Die Lustige Witwe)
  • 1935: Folies-Bergère de Paris (Die Nacht vor dem Ultimo)
  • 1936: Avec le sourire (Mit einem Lächeln)
  • 1936: Le vagabond bien aimé (Der geliebte Vagabund)
  • 1936: L'homme du jour
  • 1938: Break the News (Gewagtes Spiel)
  • 1939: Pièges (Mädchenhändler)
  • 1947: Le silence est d'or (Schweigen ist Gold)
  • 1950: Le roi (Majestät amüsiert sich)
  • 1950: Ma pomme (Der Vagabund von Paris)
  • 1954: J'avais sept filles (Sieben süße Sünden)
  • 1956: Cento anni d'amore
  • 1957: Love in the Afternoon (Ariane – Liebe am Nachmittag)
  • 1957: Gigi (Gigi)
  • 1959: Count Your Blessings (Französische Betten)
  • 1960: Can-Can (Can-Can)
  • 1960: A Breath of Scandal (Prinzessin Olympia)
  • 1960: Pepe (Pepe – Was kann die Welt schon kosten)
  • 1961: Fanny (Fanny)
  • 1962: In Search of the Castaways (Die Abenteuer des Kapitän Grant)
  • 1962: Jessica
  • 1963: A New Kind of Love (Eine neue Art von Liebe)
  • 1964: Panic Button
  • 1964: I'd Rather Be Rich (So bändigt man Eva)
  • 1967: Monkeys, Go Home! (Schmeißt die Affen raus)
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