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Deborah Kerr wurde am 30. September 1921 als Deborah Jane Kerr-Trimmer
im schottischen Glasgow*)
(nach anderen Quellen in Helensburgh) geboren. Schon als kleines Mädchen zeigte
die einzige Tochter des Offiziers Arthur Charles Kerr-Trimmer und dessen
Ehefrau Kathleen Rose Interesse für alles, was mit dem Theater zusammenhing, hatte Lust sich zu
verkleiden und im Familienkreis kleine Vorstellungen zu geben. Als ihr Vater, ein 1. Weltkriegs-Veteran und Ingenieur, verstarb, war Deborah erst 15 Jahre alt. Sie beschloss, ihre
Leidenschaft für die Bühne zum Beruf zu machen, besuchte noch während der
Schulzeit die "Hicks-Smale Drama School", nahm Ballett-, Schauspiel-
und Gesangsunterricht. Ihre Tante Phyllis Smale, die auch
als Sprecherin beim Rundfunk eine Karriere gemacht hatte, leitete diese Schule in Bristol, und so bekam Deborah Kerr schon früh Gelegenheit, ihr
künstlerisches Talent zu trainieren. Sie erhielt schließlich 1937 ein Stipendium an der
"Sadler's Wells Ballet School" und stand mit 17 Jahren zum ersten Mal in London als Chortänzerin
in "Die
Geschöpfe des Prometheus"1)
auf der
Bühne. Bald musste die junge Künstlerin jedoch feststellen, dass ihr das Sprechtheater mehr lag, und so trat sie bald in mehreren
Shakespeare-Inszenierungen in Erscheinung; ihre Karriere als Schauspielerin begann auf einer
Freilichtbühne in London, da war sie gerade 18 Jahre alt.
Portrait von Deborah Kerr, aufgenommen 1973 in London
Quelle: Wikipedia
bzw. Wikimedia;
Urheber: Allan
Warren*) (www.allanwarren.com);
Lizenz: CC
BY-SA 3.0
Weitere Angaben zur Lizenz siehe hier
*) Link: Wikipedia, englisch |
Bei einer dieser
Veranstaltungen wurde sie von Robert Atkins, einem Film-Direktor, und John Gliddon,
einem Talentsucher, entdeckt. Die beiden waren von der Eleganz,
Schönheit und den schauspielerischen Fähigkeiten des jungen Mädchens
beeindruckt und boten ihr einen Fünf-Jahres-Vertrag an, den Deborah
Kerr am 1. November 1939 unterschrieb. Ihr Leinwanddebüt gab sie
wenige Monate später mit einer winzigen Nebenrolle in Michael Powells
Streifen "Contraband" (1940), im darauffolgenden Jahr besetzte sie Gabriel Pascal
in der Verfilmung von George Bernard Shaws "Major Barbara"1) als eines der
Mädchen von der Heilsarmee.
Weitere Filmrollen, in denen sie meist
die wohlerzogene und reservierte englische Lady darstellte, folgten. Nach
Streifen wie "Penn of Pennsylvania" (1942, Der Gouverneur von Pennsylvanien)
oder "Hatter's Castle" (1942, Der Hutmacher und sein Schloß)
spielte sie in Michael Powell/Emeric Pressburgers Kriegsdrama
"The Life and Death of Colonel Blimp"1)
(1943, Leben und Sterben des Colonel
Blimp2)) alle drei Frauenfiguren, in die sich der
junge Soldat Clive Candy (Roger Livesey) über drei Kriege hinweg immer wieder verliebt. Privat verliebte
sich Deborah Kerr in
Anthony Bartley3) (1919 2001), einen Offizier der "Royal Air Force"; die beiden heirateten
am 29. November 1945.
Nach ihrer beeindruckenden Darstellung der schicksalsgeprüften
anglikanischen Ordensschwester Clodaug in dem britischen Melodram "Black Narcissus"1) (1947, Die schwarze Narzisse)
bekam Deborah Kerr einen Vertrag vom MGM-Boss Louis B. Mayer, ging mit ihrem Mann nach
Hollywood und spielte noch im selben Jahr neben Clark Gable die weibliche
Hauptrolle
in "The Hucksters"1) (1947, Der Windhund und die
Lady): Als
schöne junge Generalswitwe, in die sich der sympathische Draufgänger Victor A. Norman (Clark Gable) verliebt
und alles dafür tut, um ihr Herz
zu gewinnen, blieb Deborah Kerr auch in dieser Produktion ihrem Image der unnahbaren
Schönen treu. Der Film wurde ein riesiger Erfolg, ebenso wie ihr zweiter
Hollywood-Auftritt in dem Melodram "If Winter Comes" (1947) als
Partnerin von Walter Pigeon. Die Dreharbeiten zum nächsten
MGM-Film "Edward My Son"1) (1949, Edward mein Sohn)
konnte sie erst nach der Geburt ihrer Tochter Melanie Jane (geb. am 27.12.1947) beginnen,
Deborah Kerr verkörperte eindringlich die alkoholkranke Ehefrau des
Protagonisten Arnold Boult, gespielt von Spencer Tracy; für ihre
Leistung erhielt die Schauspielerin ihre erste "Oscar"-Nominierung.
Deborah Kerr konnte sich inzwischen ihre Rollen aussuchen, agierte bis Ende
der 1960er Jahre neben den begehrtesten Leinwandidolen Hollywoods und stand für
die großen Regisseure jener Zeit vor der Kamera. Nach der Komödie
"Please Believe Me"1) (1950,
Drei Männer für Alison2))
zierte sie mit ihrer schlanken
Gestalt die großen Ausstattungsfilme der "Metro Goldwyn Mayer". 1951 sah man
sie beispielsweise auf Expedition an der Seite von Stewart Granger in Andrew Martons
Abenteuer "King Solomon's Mines"1) (König
Salomons Diamanten) oder 1953 an der Seite von Robert Taylor als
Lygia in
Mervyn LeRoys Historienspektakel
"Quo Vadis"1); im gleichen Jahr spielte sie wieder mit Granger in
Richard Thorpes "The Prisoner of Zenda"1) (Der Gefangene von
Zenda), mit Cary Grant glänzte sie in der heiteren
Romanze "Dream
Wife"1) (1953, Du und keine
andere).
Mit der Leinwandkarriere von Deborah Kerr ging es stetig voran, 1953 gelang
ihr mit
Fred Zinnemanns Kriegsfilm "From Here to Eternity"1)
(Verdammt in alle
Ewigkeit2)) der endgültige Durchbruch als
Charakterdarstellerin. Sie spielte eindrucksvoll und überzeugend als die lebenshungrige
Offiziersfrau Karen Holmes an der Seite von Burt Lancaster. Die Liebesszenen
an der Meeresbrandung galten damals als gewagt und Deborah Kerrs kühle und
zugleich glühende Ausstrahlung wurde zu einer erotischen Herausforderung,
sorgte für Aufsehen und machte die Schauspielerin zum Weltstar. Nach den
Dramen "The
End of the Affair"1) (1955, Das Ende einer Affäre) und
"The
Proud and Profane"1) (1955, Auch Helden können weinen) festigte sie als
Gouvernante des Königs von Siam alias Yul Brynner ihren Star-Status in
dem wunderschönen Oscar Hammerstein-Musical
"The King and I"1) (1956, Der König und ich).
Vorlage:
Remake des erfolgreichen, auf einem autobiografischen Roman von Margaret London fußenden Films
"Anna und der König von Siam" aus dem Jahre 1946, das mit Rex Harrison als König
ebenfalls erfolgreich war. Walter Langs Remake basiert allerdings weniger
auf Margaret Landons Romanvorlage als mehr auf dem Musical
"The King And I"1) von
Richard Rodgers1)
(Musik) und Oscar Hammerstein II.1)
(Text), das am 29. März 1951 im New Yorker "im St. James Theatre"
seine Broadway-Premiere feierte. So sind die Gesangsnummern
auch die absoluten Highlights in diesem opulent ausgestatteten Film,
der mit einem charismatischen Yul Brynner aufwarten kann.
Kurzinhalt:
Als Lehrerin kommt Anna Leonowens (Deborah Kerr) 1860 auf persönlichen Wunsch des
Königs Mongkut (Yul Brynner) zusammen mit ihrem Sohn Louis (Rex Thompson) in das
asiatische Königreich Siam. Die Britin hat sich zum Ziel gesetzt, dort
den Kindern etwas von der europäischen Lebenskultur zu vermitteln.
Allerdings muss sie ziemlich bald feststellen, dass der König sein
Reich ziemlich altmodisch und tyrannisch beherrscht. Frauen zählen
wenig und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der König
die getroffenen Absprachen zunächst nicht einhält.
Zu einer Änderung soll es kommen, als der König von Kriegswirren
hört und vom anstehenden Besuch des britischen Botschafters (Alan Mowbray) bei Hofe.
Anna suggeriert dem König, wenn dieser mitbekomme, wie rücksichtslos in Siam mit
Frauen umgegangen wäre, könne sich die Krone gegen das Land wenden.
Sie bekommt freie Hand, mit einer Gruppe Frauen ein Theaterstück einzustudieren:
"Onkel Thomas Hütte", eine asiatische Version des amerikanischen
Sklavendramas, das der Siamese Kralahome (Martin Benson) geschrieben hat der
gerade unglücklich in Tuptim (Rita Moreno) verliebt ist eine Liebe,
die der König nicht sanktionieren will
Quelle: www.moviemaster.de
Lexikon des internationalen Films:
Geprägt von naiver Demokratiegläubigkeit, bietet das mit künstlerischer
Sorgfalt verfilmte, witzige Musical beste Unterhaltung.
Siehe auch Wikipedia
Link: 1) Wikipedia
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Oscar 1956 für
Yul Brynner (Bester Hauptdarsteller)
Irene Sharaff (Beste Kostüme)
Lyle R. Wheeler, John DeCuir,
Walter M. Scott, Paul S. Fox (Beste Ausstattung)
Alfred Newman, Ken Darby (Beste Musik)
Carl Faulkner (Bester Ton)
Oscar-Nominierung 1956 für
"Der König und Ich" (Bester Film)
Deborah Kerr (Hauptdarstellerin)
Leon Shamroy (Kamera)
Walter Lang (Regie) |
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Es folgten Produktionen wie das Drama
"Tea
and Sympathy"1) (1956, Anders
als die anderen2)),
der Kriegsstreifen "Heaven
knows, Mr. Allison"1) (1956, Der Seemann und die Nonne)
sowie die erneute Zusammenarbeit mit Cary Grant in dem
Liebesfilm "An
Affair to remember"1) (1957, Die große Liebe meines
Lebens). Ein weiteres Highlight mit Deborah Kerr
wurde Otto Premingers Sagan-Verfilmung "Bonjour Tristesse"2) (1958,
Bonjour
Tristesse1)),
in der sie neben Jean Seberg und David Niven die attraktive und
intelligente Modedesignerin Anne Larsen spielte.
Delbert Manns prominent besetztes Gesellschaftsdrama
"Separate Tables"1) (1958, Getrennt von Tisch und Bett)
nach dem Bühnenstück von Terence Rattigan brachte dem Star die fünfte
"Oscar"-Nominierung ein, in Fred Zinnemanns in
Australien angesiedelten Western "The Sundowners"1) (1960, Der endlose Horizont)
stand sie mit Robert Mitchum vor der Kamera: Der Film lebt vor allem von der
Darstellungskraft der Hauptdarsteller: Robert Mitchum als unbelehrbarer aber dennoch sympathischer
Einzelgänger, Deborah Kerr als gebrechlich-verletzbare Ehefrau, die aber immer die Stärke aufbringt,
zu ihrem Mann zu halten und seine Entscheidungen mitzutragen, und nicht zuletzt Peter Ustinov als kauziger und
doch lebensweiser Venneker. Mit fünf Nominierungen (Bester Film, Regie, Drehbuch, Hauptdarstellerin Deborah Kerr und
Nebendarstellerin Glynis Johns als
"Mrs. Firth", Vennekers "Geliebte") war "Der endlose
Horizont" einer der Favoriten der "Oscar"-Verleihung 1959, ging aber schließlich doch leer
aus. (Quelle:
www.moviemaster.de)
Mit Yul Brynner drehte sie das romantische Abenteuer
"The
Journey"1) 1958, Die Reise), mit Rossano Brazzi und
Maurice Chevalier die Komödie
"Count
Your Blessings"1) (1959, Französische Betten),
in Henry Kings "Beloved Infidel"1) (1959, Die
Krone des Lebens), der Romanze über die Liebe zwischen "Gatsby"-Autor
F. Scott Fitzgerald1)
und einer Kolumnistin, war Gregory Peck ihr Partner. Eine interessante
Figur war auch die der Lady Hilary Rhyall in der turbulent-romantischen
Komödie
"The Grass Is Greener"1) (1960,
Vor Hausfreunden wird
gewarnt2)), erneut mit Herzensbrecher Cary Grant. Michael Andersons
Thriller "The
Naked Edge"1) (1961, Ein Mann geht seinen Weg) war zugleich Gary Coopers letzte Arbeit für das Kino,
der gespenstige Horrorstreifen "The
Innocents"1) (1961, Schloß des Schreckens) zeigt
Deborah Kerr an der Seite von Michael Redgrave. Nach der Literaturverfilmung
"The
Chalk Garden"1) (1963, Das Haus im Kreidegarten) besetzte
sie John Huston als Malerin Hannah Jelkes in
seiner Tennessee Williams-Adaption "The Night of the Iguana"1) (1964, Die Nacht des Leguan)
neben Richard Burton und Ava Gardner. Frank Sinatra war
Deborah Kerrs Partner in der Komödie
"Marriage
on the Rocks"1) (1965, Dreimal nach Mexiko), David Niven
mimte ihren Filmehemann in der Gruselballade
"Eye
of the Devil"1) (1966, Die
schwarze 132)), mit dem sie auch für die
amüsante Geschichte "Prudence
and the Pill"1) (1968, Die Pille war an allem schuld) vor der Kamera
stand. Zu einer ihrer bekannten Rollen
zählt zudem die der Elizabeth Brandon in John Frankenheimers
Charakterstudie "The
Gypsy Moths"1) (1968, Die den Hals riskieren) neben Burt Lancaster und Gene Hackman,
ebenso wie die Ehefrau von Kirk Douglas in dem Drama "The Arrangement"1) (1969, Das Arrangement)
von Regisseur Elia Kazan nach dieser Rolle zog sich Deborah Kerr zunächst vom Filmgeschäft zurück.
Erst 1981 tauchte sie wieder in der Fernsehepisode "A Song
At twilight" aus der Reihe "Play for Today" auf dem Bildschirm
auf. 1982 sah man sie als
Pflegerin Miss Plimsoll neben Ralph Richardson (Strafverteidiger
Sir Wilfred Robarts) in der TV-Fassung des Gerichts-Thrillers "Witness for the Prosecution"2)
(1982, Zeugin der Anklage"), einem Remake des von Billy Wilder in Szene
gesetzten gleichnamigen
Films1) aus dem aus dem Jahr 1957. Bis Mitte der
1980er Jahre folgten wenige Auftritte wie die
Fernsehspiele "Wiedersehen in Fairborough" (1985) und "A Woman of
Substance" (1986), ihr letzter Kinofilm war der von Mary McMurray gedrehte Streifen "The
Assam Garden" (1985).
Deborah Kerr wurde insgesamt sechs Mal für den "Oscar" nominiert, ging aber
jedes Mal leer aus. Kein Grund für die Schauspielerin, enttäuscht zu sein:
"Ich bekam dadurch mehr Publicity, als wenn ich die Auszeichnung erhalten
hätte." sagte sie einmal in einem Interview. 1994 erhielt sie
endlich die begehrte Trophäe, den "Ehrenoscar"1)
für ihr Lebenswerk → weitere Auszeichnungen bei Wikipedia.
Deborah Kerr, die sich 1959 von Anthony Bartley hatte scheiden lassen,
heiratete am 23. Juli 1960 den Schriftsteller und Drehbuchautor Peter Viertel1)
(1920 2007), den Sohn des
österreichischen Dichters
Berthold Viertel1) (1985 1953) und der Bühnenschriftstellerin
Salka Viertel1)
(1889 1978);
die Hochzeit
fand im schweizerischen Klosters statt, wo die Hollywood-Diva die letzten
Jahre zurückgezogen lebte. Erst als es ihr aufgrund ihrer Parkinson-Erkrankung gesundheitlich schlechter
ging, ließ sie sich wieder England nieder, um näher bei ihren Töchtern
aus erster Ehe, Melanie Jane (geb. 1947) und Francesca Ann (geb. 1951), zu
sein. Am 16. Oktober 2007 starb
Deborah Kerr, die in der Filmszene auch als "englische Rose von
Hollywood" bezeichnet wurde, im Alter von 86 Jahren in Botesdale,
einem Dorf in der ostenglischen Grafschaft Suffolk. Die letzte Ruhe fand
sie auf dem "St. Mary Churchyard" in Redgrave (Suffolk).
Nur knapp drei Wochen später erlag ihr Ehemann Peter Viertel am 4. November 2007 seinem Krebsleiden.
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