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Gladys Cooper erblickte am 18. Dezember 1888 als Gladys Constance Cooper
im Londoner Stadtbezirk Lewisham das Licht der Welt. Die älteste Tochter des prominenten Verlegers und Journalisten William Frederick Cooper
(18441939) und dessen zweiten Ehefrau Mabel Barnett (18611944) gehört zu den herausragenden Theaterdarstellerinnen
des 20. Jahrhunderts.
Aufgewachsen mit den beiden Schwestern Doris Mabel (18911987) und Grace Muriel (18931982)
im Londoner Stadtteil Chiswick, betätigte sie sich bereits als Kind als
Fotomodell, gab dann mit 17 Jahren gegen den Willen ihrer
Eltern 1905 in dem Musical "Bluebell in Fairyland" von und
mit Seymour Hicks als Titelheldin ihr
Bühnendebüt. Rasch avancierte das bezaubernde junge Mädchen zu
einem Theaterstar, machte sich vor allem in Stücken des Edwardian'schen
Theaters, das sich auf Musicalkomödien spezialisiert hatte,
aber auch Schauspielen von Somerset Maugham einen Namen als exzellente Charakterschauspielerin.
1917 übernahm sie zunächst zusammen mit ihrem Kollegen Frank Curzon
(1868 1929) die Leitung des renommierten Londoner
"Playhouse Theatre", wo sie in vielen Stücken glänzte;
diese Aufgabe nahm sie bis 1933 wahr.
Bis ins hohe Alter stand Gladys Cooper auf der Bühne, eine ihrer letzten Triumphe
feierte sie sowohl in London als auch am Broadway als alte
exzentrische Mrs. St. Maugham in Enid Bagnolds1)
Stück "Der Kreidegarten" (The Chalk Garden), 1967 trat sie noch
einmal in London in Maughams Drama "The Sacred Flame"
auf, im gleichen Jahr wurde die fast 80-Jährige von Königin Elizabeth II.
zur "Dame Commander of the Order of the British
Empire"1)
ernannt.
Foto: Gladys Cooper fotografiert von Alexander
Bassano2) (1829 1913)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Erste Erfahrungen vor der Kamera hatte Gladys Cooper in
dem stummen Streifen "The Eleventh Commandment" (1913) gemacht, weite Auftritte
in Stummfilmen sollten folgen.
Berühmt für ihre Schönheit, war sie während des 1. Weltkrieges das beliebteste
"Pin-Up-Girl" bei den britischen Soldaten. Immer
wieder machte die Schauspielerin im Laufe ihrer langen Karriere
Ausflüge auf die Leinwand, verkörperte im fortgeschrittenen Alter in
verschiedensten Hollywoodproduktionen meist elegante Damen der
Gesellschaft. Erinnerungswürdig ist ihre Figur der Beatrice Lacy,
Schwester von Maxim de Winter (Sir Laurence Olivier), in Alfred Hitchcocks Daphne du Maurier-Adaption
"Rebecca"1) (1940)
mit Joan Fontaine als "zweite Mrs. de Winter". Überzeugend auch
ihre Lady Nelson in Alexander Kordas aufwendig inszeniertem
Historienfilm "Lord
Nelsons letzte Liebe"1) (1941, Lady
Hamilton), erneut neben Sir Laurence Olivier in der Titelrolle, oder
die skeptische Schwester Marie Therese in Henry Kings "Das
Lied von Bernadette"1) (1943, The Song of
Bernadette) nach dem Roman von Franz Werfel. Für letztgenannte Rolle
erhielt Gladys Cooper ihre eine Oscar-Nominierung. Bereits ein
Jahr zuvor hatte sie eine Oscar-Nominierung für die Rolle der
repressiven Mutter von Bette Davies in Irving Rappers Melodram "Reise
aus der Vergangenheit"1) (1942
Now, Voyager) erhalten. Weitere Filme
jener Jahre waren unter anderem die Komödie "Der
Pilot und die Prinzessin"1) (1943, Princess
O'Rourke) mit Olivia de Havilland und Robert Cummings, das Melodram
"The
White Cliffs of Dover"1) (1944) mit Irene Dunne
und Peter Lawford oder der Krimi "Der
geheime Garten"1) (1949, The Secret Garden) nach dem Roman von Frances Hodgson Burnett
mit Margaret O'Brien und Herbert Marshall.
Foto: Gladys Cooper um 1910, fotografiert von Alexander
Bassano2) (1829 1913)
Quelle: Wikimedia
Commons; Angaben zur Lizenz siehe hier
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Ab den 1950er Jahren stand Gladys Cooper neben ihrer
umfangreichen Arbeit für Theater und Film auch für etliche Fernsehproduktionen vor der Kamera, die TV-Serie "Gauner gegen
Gauner"3) (1964/1965)
mit der Rolle der Tante Margaret St. Clair ist nur eine von verschiedenen Serien, in denen die
britische Schauspielerin auf dem Bildschirm präsent war. Kurz bevor
sie mit den Dreharbeiten begonnen hatte, feierte sie in der
Filmversion von George Bernard Shaws "Pygmalion" noch einmal
einen großen Erfolg auf der Leinwand. In George Cukors Musical "My
Fair Lady"1) (1964) glänzte sie als Mrs. Higgins,
Mutter von Professor Henry Higgins (Rex Harrison), der das
Blumenmädchen Eliza (Audrey Hepburn) zu einer Dame der feinen
Gesellschaft machen will. Für ihre Darstellung wurde Gladys Cooper
mit einer dritten Oscar-Nominierung geehrt, trotz ihrer vielen
eindrucksvollen Filmrollen blieb ihr die begehrte Trophäe letztlich
versagt.
Als Dame Gladys Cooper am 17. November 1971 in Henley-on-Thames
(Oxfordshire, England) im Alter von 82 Jahren an den Folgen
einer Lungenentzündung starb, trauerte nicht nur die Theaterszene
um eine brillante Charakterdarstellerin. Die letzte Ruhe fand sie
auf dem Friedhof im Londoner Prominenten-Stadtteil Hampstead → www.findagrave.com.
Die große Mimin war drei Mal
verheiratet. Ihre erste, 1908 geschlossene Ehe mit Captain Herbert Buckmaster
war trotz der zwei gemeinsamen Kinder Joan (19102005) und John Rodney (19151983) geschieden worden; Joan Buckmaster heiratete
später den britischen Schauspieler Robert Morley3) (1908 1992).
1927 gab Gladys Cooper dem englischen Zeitungsverleger und Grafen Sir
Neville Pearson2)
(18981982) das Ja-Wort, die gemeinsame Tochter Sally war zwischen 1961 und 1986
mit dem Schauspieler Robert Hardy1)
verheiratet, der bei uns vor allem durch die Rolle des Tierarztes
Siegfried Farnon in der Serie "Der Doktor und das liebe
Vieh"3) bekannt und beliebt wurde. Nach der Scheidung von Pearson
im Jahre 1936 ehelichte Gladys Cooper Ende April 1937 ihren
britischen Kollegen Philip Merivale1) (1896 1946), mit dem sie bis zu
dessen Tod viele Jahre im kalifornischen Santa Monica lebte. Gladys
Cooper selbst kehrte erst in ihren letzten Lebensjahren wieder
regelmäßiger nach Großbritannien zurück.
Ihre ersten Erinnerungen hatte sie 1931 unter dem Titel "Gladys Cooper"
veröffentlicht, 1953 erschien von Sewell Stokes das Buch "Without Veils"
mit dem Untertitel "The Intimate Biography Of Gladys Cooper".
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