Der Opernsänger, Schauspieler und Intendant Michael Bohnen erblickte am 2. Mai 1887 als Franz Michael Bohnen in Köln1) das Licht der Welt – Taufpate war übrigens der mit der Familie befreundete August Bebel1), Begründer der organisierten sozialdemokratischen Arbeiterbewegung. Der Sohn des Volksschullehrers bzw. späteren Werkmeisters Johann Heinrich Bohnen wuchs mit mehreren Geschwistern auf, besuchte eine Höhere Schule, die er jedoch 16-jährig kurz vor dem sogenannten "Einjährigen"1) verließ. Schon als Schüler war er durch seine wunderschöne Stimmte aufgefallen, entschied sich nun für eine Laufbahn als Sänger, studierte ab 1905 mittels eines Stipendiums am Kölner "Steinbach Konservatorium" bzw. bei Prof. Richard Schulz-Dornburg (1855 – 1913) Gesang. Nach Abschluss der Ausbildung zum Bass-Bariton (mit einem seltenen Stimmumfang von drei Oktaven) gab Bohnen am 13. Oktober 1910 sein Bühnendebüt am "Stadttheater Düsseldorf"1) als Jägerbursche Kaspar in der romantischen Oper "Der Freischütz"1) von Carl Maria von Weber1). 1912 wechselte er an das "Hoftheater Wiesbaden"1), wo er bis 1914 blieb, parallel dazu gehörte er zum Ensemble der "Hofoper Berlin" (heute "Staatsoper Berlin"1)). Als er dort 1914 für einen erkrankten Kollegen mit der Partie des Gralsritters Gurnemanz in Wagners "Parsifal"1) einsprang, gelang ihm der Durchbruch zum gefeierten Opernstar. Bereits 1913 wurde ihm von Kaiser Wilhelm II.1) als jüngstem Sänger der Titel "Königlich preußischer Hofopernkammersänger" verliehen. Auch bei einem Gastspiel am Londoner "Royal Opera House"1) ( (1914) mit Wagners "Lohengrin"1)  und Bohnen als König Heinrich der Vogler1) sowie bei den "Bayreuther Festspielen"1), wo er seit seinem Debüt (1914) als norwegischer Seefahrer Daland in Wagners romantischen Oper "Der fliegende Holländer"1) bzw. dem Hunding1) in "Die Walküre"1) jedoch nie mehr auftrat, begeisterte der stimmgewaltige und bühnenpräsente Sänger – schon als Junge war er 1,80 Meter groß und wog 160 Pfund – sowohl Publikum als auch Kritiker.

Foto: Michael Bohnen vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.virtual-history.com; Ross-Karte Nr. 368/3
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gemeinfrei) siehe hier

Michael Bohnen vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.virtual-history.com; Ross-Karte Nr. 368/3; Lizenz: gemeinfrei
Bereits zu Beginn des 1. Weltkrieges als Soldat eingezogen, konnte Bohnen seine Karriere nach einer schweren Ruhr1)-Erkrankung bzw. Genesung und Entlassung jedoch 1916 wieder aufnehmen, wirkte bis 1918 als festes Mitglied an der "Hofoper Berlin" und sang vor allem Partien des seriösen Bass-Fachs; darüber hinaus unternahm er verschiedene Gastspielreisen.
Als Richard Strauss1), der bis 1918 für kurze Zeit die "Hofoper Berlin" interimistisch geleitet hatte, im Mai nach Wien wechselte, um dort gemeinsam mit Franz Schalk1) die Direktion der "Wiener Hofoper"1) zu übernehmen, ging  Bohnen mit ihm. Hier konnte er unter anderem das verwöhnte Wiener Opernpublikum als Baron Ochs auf Lerchenau im Strauss'schen "Rosenkavalier"1) begeistern, zeigte seine Kunst zwischen 1920 und 1922 auch in der Schweiz an den Theatern in Basel und Bern.
Foto (von l.n.r): Kammersänger Michael Bohnen, Kammersängerin Elisabeth Rethberg (1894 - 1976) und Kammersänger Lauritz Melchior (1890 - 1973) im Februar 1932 w&ährend ihrer Überfahrt an Bord des deutschen Ozean-Schnelldampfers "Europa", um an der New Yorker "Metropolitan Opera" aufzutreten. Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 102-13075; Fotograf: Unbekannt / Datierung: Februar 1932 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.; Originalfoto und Beschreibung: Deutsches Bundesarchiv  Bild 102-13075 bzw. Wikimedia Commons Zur Spielzeit 1922/23 folgte er einem Ruf an die "Metropolitan Opera"1) in New York, gab seinen Einstand mit der Partie des Francesco in der amerikanischen Erstaufführung der Oper "Mona Lisa"1) von Max von Schillings1). Bis 1933 trat Bohnen an der "Met" immer wieder regelmäßig auf, brachte es in diesen über zehn Jahren auf insgesamt 21 verschiedene Partien in 174 Vorstellungen und erhielt stets glänzende Kritiken. Während dieser Zeit machte er im Rahmen von Gastspielen auch an anderen Opernhäusern in halb Europa Furore, so beispielsweise in Frankreich, Spanien, Italien, Belgien, den Niederlande und in Schweden.
  
Foto (von l.n.r): Kammersänger Michael Bohnen, Kammersängerin Elisabeth Rethberg1) (1894 – 1976) und Kammersänger Lauritz Melchior (1890 – 1973) im Februar 1932 während ihrer Überfahrt an Bord des deutschen Ozean-Schnelldampfers "Europa", um an der New Yorker "Metropolitan Opera" aufzutreten.
Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 102-13075;
Fotograf: Unbekannt / Datierung: Februar 1932 / Lizenz CC-BY-SA 3.0
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wurde am 11.10.2010 erteilt. Originalfoto und Beschreibung: 
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Im Frühsommer 1933 floh der als "Sympathisant der jüdischen Rasse" unter Verdacht stehende Bohnen vor den Nazis nach Argentinien, sein Engagement am "Teatro Colón"1) in Buenos Aires1) blieb jedoch nur ein Intermezzo, das Heimweh war stärker. Ende 1933 kehrte der Star nach Berlin zurück und wirkte zunächst an der "Deutschen Staatsoper" bzw. bis 1945 wieder an der "Deutschen Oper", trat auch bei den "Salzburger Festspielen"1) auf, wo er 1939 einmal mehr als Kaspar in "Der Freischütz" glänzte. . Bohnen feierte im Laufe seiner Karriere mit einem breit gefächerten Rollenrepertoire große Erfolge, machte sich als exzellenter Wagner-Sänger einen Namen. Für seine Interpretation des Hagen1) in der "Götterdämmerung"1) trieb er völkerkundliche Studien und trat mit einem auf mongolische Art kahlgeschorenen Schädel auf – das mag verdeutlichen, wie intensiv sich Bohnen auf seine Rollen vorbereitete. Auch der Hans Sachs1) in den "Meistersingern von Nürnberg"1)  zählt zu seinen großen Erfolgen. In dieser Phase seiner Karriere begann sich Bohnen auch die heldischen Baritonpartien des italienischen Faches zu erschließen, wozu ihn sein ungewöhnlicher Stimmumfang befähigte: vor allem den Amonasro in "Aida"1), den Scarpia in "Tosca"1) und den Jago in "Otello"1). (…) Daß Bohnen nicht nur dämonische und finstere Rollen meisterte, beweist sein Erfolg als Kezal in Smetanas "Verkaufter Braut"1), in der er oft mit Richard Tauber auftrat.2)
Zu seinen herausragenden Partien zählten neben den Wagner-Interpretationen im "Parsifal" (Gurnemanz), "Der fliegende Holländer" (Daland), "Das Rheingold"1) (Wotan1)), "Die Walküre" (Hunding), "Siegfried"1) (Der Wanderer), "Götterdämmerung" (Hagen), "Die Meistersinger von Nürnberg" (Hans Sachs), "Tristan und Isolde"1) (König Marke1)) unter anderem auch Partien in Werken von Giuseppe Verdi1), so Aidas Vater Amonasro in "Aida", und von Ruggero Leoncavallo1) mit der Rolle des Tonio in "Pagliacci"1) ("Der Bajazzo"). Bohnens Paraderollen des Ochs auf Lerchenau in "Der Rosenkavalier" von Richard Strauss und der Kaspar in "Der Freischütz" wurden bereits erwähnt. Er brillierte als der Heiratsvermittler Kezal in Smetanas "Die verkaufte Braut"1) als englischer König Heinrich VIII.1) in "Anna Bolena"1) von Gaetano Donizetti1) oder als Méphistophélès1) in "Margaret(h)e"1) von Charles Gounod1) und machte auch als Sir John Falstaff in "Die lustigen Weibern von Windsor"1) von Otto Nicolai1) in wahrsten Sinne des Wortes eine gute Figur – um nur einige seiner vielfältigen Opernpartien zu nennen. Verschiedentlich machte er auch Ausflüge in das "leichte" Fach der Operette, trat unter anderem im Berliner "Großen Schauspielhaus"1) mit der Titelrolle des Casanova1) unter der Regie von Erik Charell1) in der Uraufführung (03.09.1928) der Revue-Operette "Casanova"1) von Ralph Benatzky1) auf, der hierfür Musik aus der Operette "Cagliostro in Wien"1) von Johann Strauss1) (Sohn) verwendet hatte. Zur Besetzung gehörten so populäre Künstler/-innen wie Paul Morgan (Graf Waldenstein), Siegfried Arno (Casanovas Diener Costa), Wilhelm Bendow (Graf Dohna) oder La Jana (Dolores) → operetten-lexikon.info.
 
Ab Ende der 1920er Jahre intensivierte Michael Bohnen seine Arbeit für den Film und avancierte damit auch bald zu einem beliebten Leinwandstar. Bereits zu Stummfilm-Zeiten sammelte er erste Erfahrungen vor der Kamera und sich in dem von Ernst Reicher (auch Co-Regie, Co-Autor und Hauptdarsteller) aufwendig produzierten, zweistündigen altbiblischen Monumentalfilm "Das Buch Esther"1) (1919) als Feldhauptmann Haman sowie in fünf Teilen des aus insgesamt acht Teilen bestehenden Sensations- und Abenteuerstreifens "Die Herrin der Welt"1) (1919/20) neben Protagonistin Mia May als Konsul Madsen gezeigt. 
Sporadisch wirkte Bohnen in weiteren stummen Streifen mit, wovon einige mit seiner eigenen kleinen Produktionsfirma entstanden, so das Abenteuer "Präsident Barrada"1) (1920), wo er die Hauptrolle des lateinamerikanischen Glücksritters José Barrada übernahm. Den reichen Großgrundbesitzer Sebastiono mimte er in der melodramatischen Adaption "Tiefland" (1922), gedreht nach dem Bühnenstück "Terra baixa" von Àngel Guimerà1) bzw. dem Libretto von Rudolph Lothar1) zu der Oper "Tiefland"1) von Eugen d'Albert1) mit unter anderem Lil Dagover als Martha → Murnau Stiftung. In Robert Wienes1) legendären Verfilmung "Der Rosenkavalier"1) kam er natürlich mit seiner (wenn auch stummen) Paraderolle des Ochs auf Lerchenau daher, die Marschallin wurde von der französischen Theatermimin und Stummfilmdarstellerin Huguette Duflos1) (1887 – 1982) verkörpert. Die Uraufführung mit der Original-Musik von Richard Strauss – vom Meister selbst dirigiert – fand am 10. Januar 1926 in der Dresdner "Semperoper"1) statt. Rund 80 Jahre später wurde die in Zusammenarbeit mit dem "Filmarchiv Austria"1), der "Staatsoper Dresden" und der Spielfilmredaktion von ZDF/ARTE entstandene restaurierte Fassung am 6. September 2006 wieder in der "Semperoper" aufgeführt, "Eine unverhoffte Sensation", titelte DIE WELT in einer Rezension.3) Für die musikalische Begleitung sorgte die "Sächsische Staatskapelle Dresden"1) unter der Leitung des Dirigenten Frank Strobel1).

Foto: Michael Bohnen vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: virtual-history.com; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)  siehe hier

Michael Bohnen vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888-1929); Quelle: virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei
Michael Bohnen vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei Als Frederic Zelnik mit "Der Zigeunerbaron" (1927) die gleichnamige Operette1) von Johann Strauss1) (Sohn) auf die stumme Leinwand bannte, besetzte er Bohnen als den reichen Schweinezüchter Kálmán Zsupán, William Dieterle gab den jungen Sándor Barinkay, Lya Mara das Mädchen Saffi. Auch die Revue-Operette" Casanova" (1928) wurde mit Bohnen in der Titelrolle verfilmt, seinen letzter Auftritt in einem Stummfilm hatte er als fieser Kommissar Sajenko in Erich Waschnecks1) Emigranten- Melodram "Die geheime Macht"4) (1928), unter anderem mit Suzy Vernon, Paul Otto, Ferdinand von Alten und Walter Rilla.
Dass es Bohnen das neue Medium Film angetan hatte, beweist auch die Gründung seiner eigenen Produktionsfirma "Bohnen Film GmbH", welche einige Stummfilme herstellte, darunter auch der erwähnte, heute vergessene Streifen "Präsident Barrada" (1920; Regie: Erik Lund1)) sowie die von Lothar Mendes1) in Szene gesetzten Geschichten "Das Geheimnis der Santa Maria!" (1921), "Der Abenteurer" (1921) und "Deportiert" (1922), in denen Bohnen als männlicher Hauptdarsteller agierte 
→ Übersicht Stummfilme.
 

Foto: Michael Bohnen vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
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Im Tonfilm wusste Michael Bohnen mit seiner machtvollen Stimme vor allem in musikalischen Komödien und Operetten-Verfilmungen zu glänzen, so als Kellner Jean in seinem Tonfilm-Debüt "Zwei Krawatten"4) (1930), von Felix Basch inszeniert nach dem Revuestück von Georg Kaiser1) (Buch) und Mischa Spoliansky1) (Musik). In Richard Oswalds1) Adaption "Viktoria und ihr Husar"1) (1931) nach der gleichnamigen Operette1) von Paul Abraham1) (Musik) präsentierte er sich als der amerikanische Botschafter John Cunlight, Friedel Schuster1) spielte dessen Ehefrau, die Gräfin Viktoria, Iván Petrovich den schneidigen Husarenrittmeister Stefan Koltay. In dem Musikfilm "Johann Strauss, k. u. k. Hofkapellmeister" (1932) schlüpfte er in das Kostüm des Walzerkönigs Johann Strauss1) – "einer von zahlreichen pseudohistorischen Musikfilmen über den Walzerkönig Johann Strauß den Jüngeren (1825–1899) und seinen Bruder Joseph (1827–1870). Die Premiere der "Fledermaus" wird um 30 Jahre vorverlegt und mit einem Skandal verknüpft. Als volkstümliche Wiener Milieu-Romanze ist der Film auf ein Potpourri einschmeichelnder Melodien abgestimmt, das inszenatorisch und darstellerisch eher glanzlos ausfiel," notiert filmdienst.de. Bohnen mimte in dem Science-Fiction-Film "Gold" (1934) neben Hans Albers und Brigitte Helm den machthungrigen, schottischen Großindustriellen John Wills, der sich als Drahtzieher hinter dem Sabotageakt entpuppt, in "Liselotte von der Pfalz"1) (1935) war er der französische Sonnenkönig Ludwig XIV., Schwager der von Renate Müller dargestellten Titelheldin Liselotte von der Pfalz1). Bohnen drehte weitere unterhaltsame Historienstreifen wie das Lustspiel "Der Gefangene des Königs"4) (1935) frei nach der Lebensgeschichte von Johann Friedrich Böttger1), dem Erfinders des Meißner Porzellans, mit Paul Kemp als Fritz Böttger und Bohnen erstmals in der Rolle des Königs August des Starken1). Zur Hochform lief er dann mit dieser Titelrolle in Paul Wegeners historischem Sittenportrait "August der Starke"4) (1936) auf und konnte hier als "August der Starke" auch seine Muskelkraft spielen lassen. Lil Dagover, die in diesem Film als Augusts berühmte Maitresse Gräfin Aurora von Königsmarck1) in Erscheinung trat, beschreibt in ihrer Autobiographie "Ich war die Dame" (1979) wie Bohnen mit ausgestreckten Armen einen Knaben zum Fenster hinaushielt.
In Carmine Gallones, ganz auf den Startenor Beniamino Gigli zugeschnittenen Rührstück "Mutterlied"1) (1938, "Solo per te") war er der Bariton Cesare Dore, der eine Liaison mit der jungen Opernsängerin Fiamma (Maria Cebotari) hat und ein schlimmes Ende nimmt.
Bohnen wirkte aber auch in Produktionen anderen Genres mit, neben seiner Rolle des Saboteurs John Wills in dem erwähnten Streifen "Gold"1) (1934) sah man ihn in dem Sensations-Abenteuer "Brand im Ozean"1) (1939) als zwielichtigen Unternehmer McGowan oder als Betriebsführer Kettwig bzw. Chef der Rüstungsfirma "Kettwig-Werke" in dem propagandistischen Krimi "Achtung! Feind hört mit!"1) (1940). In seinen letzten, während des Krieges gedrehten Filmen stellte er meist historische Persönlichkeiten dar, so den Kurfürst Wilhelm I. von Hessen-Kassel1) in dem bis heute zu den "Vorbehaltsfilmen"1) zählenden antisemitischem und antibritischem Propaganda-Streifen "Die Rothschilds"1) (1940) über den Aufstieg der jüdischen Bankiersfamilie Rothschild1) Anfang des 19. Jahrhunderts. cyranos.ch notiert: "Als er sich weigerte, in Propagandafilmen mitzuwirken, wurde sein Sohn Wolfgang – der Priester war – als Druckmittel als Frontpriester eingezogen. Dieser fiel zwei Jahre später im Kaukasus; ein schwerer Schicksalsschlag für Michael Bohnen."
Für die Moritaten-Verfilmung "Der liebe Augustin" (1940) trat er als Kaiser Leopold I.1) vor die Kamera, dessen prunkvolles Wiener Hofleben Ende des 17. Jahrhunderts von dem Bänkelsänger Augustin (Paul Hörbiger) verspottet wird.

Foto: Portrait Michael Bohnen im September 1945
Quelle: Deutsche Fotothek, (df pk 0000016 b 050)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983; Link Wikipedia)
Abgebildeter Ort: Berlin / Datum: 1945.09 / Lizenz CC-BY-SA 3.0
Originalfoto Fotothek: df_pk_0000016_b_050 sowie Wikimedia Commons

Portrait Michael Bohnen im September 1945; Quelle: Deutsche Fotothek, (df pk 0000016 b 050); Copyright SLUM Dresden/Deutsche Fotothek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Abgebildeter Ort: Berlin / Datum: 1945.09 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.; Originalfoto Fotothek: df_pk_0000016_b_050 sowie Wikimedia Commons
In dem aufwendigen, farbenfreudigen Groß-Projekt "Münchhausen"1) (1943) mit Hans Albers als der "Lügenbaron" Münchhausen1) stand er als Herzog Karl von Braunschweig1) auf der Besetzungsliste. Wegen Differenzen mit Reichspropagandaminister Joseph Goebbels1) wurde die Szene später gelöscht, in den heute gezeigten Versionen taucht Bohnen nicht mehr auf. Wikipedia notiert: "Nach einem ersten Rekonstruktionsversuch 1978 konnte erst nach der Wende mit Hilfe osteuropäischer Archive ein verschollen geglaubter Teil des Films aufgefunden werden. Diese längere Fassung wurde am 1. April 1991 im ZDF ausgestrahlt (Redaktion: Jürgen Labenski1)). Die Ansage machte Ilse Werner, die auch im Film mitspielt. Somit wurde der Film seiner Originalfassung weiter angenähert, jedoch fehlen weiterhin ca. 15 Minuten, die mit der ersten Kürzung im Juni 1943 verloren gegangen sein mussten. Während der Recherchen anlässlich der Restaurierung des "Agfacolor"-Films wurde 2016 eine 35-mm-Kopie der verschollen geglaubten Premierenfassung im "Gosfilmofond of Russia" entdeckt. Sie enthält die bislang nur von Standfotos bekannte Szene am Braunschweiger Hoftheater. Diese Fassung, die inzwischen den von früheren Filmen bekannten Falschfarbton Magenta1) aufweist (allgemeiner bekannt als "Rotstich"), ist offensichtlich die Premierenfassung, ist 3.590 Meter lang und wurde 2017 aufwändig restauriert. Seit 29. März 2019 ist sie – gemeinsam mit den anderen Fassungen – im Handel, ihre Laufzeit beträgt 131 Minuten."
In der 1943/44 gedrehten und am 20. Februar 1945 uraufgeführten Komödie "Meine Herren Söhne"1) zeigte sich Bohnen dann noch mit der kleinen Nebenrolle eines Großindustriellen → Übersicht Tonfilme.
Nach Ende des 2. Weltkrieges Krieg gehörte Bohnen zu den Mitgliedern des Präsidialrates der Anfang Juni 1945 gegründeten, beim Magistrat von Groß-Berlin angesiedelten "Kammer der Kunstschaffenden", übernahm zwischen 1945 und 1947 die Intendanz der  "Deutschen Oper Berlin"1). Bei Wikipedia kann man lesen: "Das Amt musste er wegen einer gezielten Falschaussage seines Schülers, des Tenors Hans Beirer1) im Zuge des Entnazifizierungsverfahrens1) aufgeben. In Folge dessen fand eine Rehabilitation (trotz des schon bald erfolgten Nachweises der Lüge des Tenors) nur zögerlich statt, sodass Michael Bohnen, lediglich mit einem schmalen Sold der Stadt Berlin versehen, zum Zeitpunkt seines Todes in völliger Armut lebte." 
1951 beendete Bohnen, von Kritikern oft als der "deutsche Schaljapin"5) bezeichnet, seine sängerische Bühnenlaufbahn mit dem Hans Sachs in Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg".
 
Michael Bohnen starb, zuletzt völlig verarmt bzw. von guten Freunden finanziell unterstützt, am 26. April 1965 in Berlin an Herzschwäche – wenige Tage vor seinem 78. Geburtstag. Die letzte Ruhe fand er auf dem "Friedhof Heerstraße"1) in Berlin-Westend1). Der Berliner Senat1) beschloss 1984, die letzte Ruhestätte von Michael Bohnen für zwanzig Jahre als Ehrengrab des Landes Berlin zu widmen. Nach Ablauf dieser Frist entschied der Senat im November 2005, die Widmung nicht zu verlängern → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.

Foto: Der Kölner Michael Bohnen-Kenner
bzw. -Verehrer Josef Kley (1938 – 2018)**)
an der Grabstätte Michael Bohnens
© Paul Nelles

Der Kölner Bohnen-Kenner bzw. -Verehrer Josef Kley an der Grabstätte Michael Bohnens; Copyright Paul Nelles
Michael Bohnen im Juli 1964; Copyright Josef Kley ("Michael Bohnen Archiv", Coeln)  Michael Bohnen war seit 12. April 1913 in erster Ehe mit Maria Greven (1890 – 1973), Tochter eines Kölner Unternehmers, verheiratet gewesen. Aus dieser Verbindung gingen zwei Söhne hervor: Der am 17. März 1913 geborene Sohn Wolfgang ergriff den Priesterberuf und fiel am 2. April 1942 mit nur 29 Jahren als Front-Priester im Kaukasus1). Wie erwähnt hatte Reichspropagandaminister Joseph Goebbels Bohnens Sohn als Druckmittel benutzt, um Michael Bohnen zur Mitwirkung an Propaganda-Streifen zu zwingen. Der jüngere Sohn Marcel erblickte am 8. September 1915 das Licht der Welt und betätigte sich später als Schiffskoch sowie als Kameramann für Trickfilme; er starb am 13. Februar 1992. Die Ehe mit Maria Greven wurde am 8. Dezember 1926 geschieden.
Während seiner Zeit an der "Metropolitan Opera" in New York lernte Bohnen die amerikanische Sopranistin und mehrfache Schönheitskönigin Mary Lewis6) (1900 – 1941; nach anderen Quellen geboren 29.01.1897) kennen, die er 1927 unter Druck (aufgrund der amerikanischen Gesetzeslage) ehelichte. Dieser Verbindung war nur ein kurzes Glück beschieden, nach nur drei Jahren trennte sich das Paar nicht zuletzt wegen der Alkoholprobleme von Mary Lewis, 1933 erfolgte die offizielle Scheidung.7) Nachgesagt wurde Bohnen anschließend eine Affäre mit dem Ufa-Star bzw. der Tänzerin und Schauspielerin La Jana (1905 – 1940), von der er sich wiederum 1939/40 trennte.8) "!Bestätigt ist der lange Briefwechsel, in welchem beide standen, durch seine Enkelin." vermerkt Wikipedia.
Eine dritte Ehe ging Bohnen am 17. Januar 1953 mit der mehr als 35 Jahre jüngeren Zeichnerin bzw. Verehrerin Ingeborg Behrend ein, nach "negativen Erkenntnissen", wie es Bohnen in seinem letzten Interview mit Josef Kley**) diplomatisch formulierte, beendete Bohnen Ende Dezember 1963 diese Beziehung.

Foto: Michael Bohnen im Juli 1964
© Josef Kley ("Michael Bohnen Archiv", Coeln)

Foto: Michael Bohnen und seine Gattin Mary Lewis im August 1929
Historische Originalbeschreibung: Michael Bohnen, der berühmte deutsche Opernsänger lässt sich scheiden! Die Scheidung erregt sensationelles Aufsehen in ganz Amerika , da die Ehe-Verhältnisse beider Bühnenkünstler als vorbildlich angesehen wurden. Vermählung wurde 1927 durch den New Yorker Oberbürgermeister Walker vollzogen.
 
Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 102-08166;
Fotograf: Unbekannt / Datierung: August 1929 / Lizenz CC-BY-SA 3.0
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb dieser Webpräsenz
wurde am 11.10.2010 erteilt. Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv Bild 102-08166 bzw. Wikimedia Commons

Michael Bohnen und seine Gattin Mary Lewis im August 1929; Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 102-08166; Fotograf: Unbekannt / Datierung: August 1929 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.; Originalfoto und Beschreibung: Deutsches Bundesarchiv  Bild 102-08166 bzw. Wikimedia Commons
Michael Bohnen wurde im Laufe seiner Karriere mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht: Er war Ehrenmitglied der "Deutschen Oper Berlin" und Ehrenpensionär der New Yorker "Metropolitan Opera". 1952 würdigte man seine künstlerischen Leistungen mit dem "Goethepreis der Stadt Berlin"1) (Ost-Berlin), 1957 erhielt er aus der Hand des damaligen Bundespräsidenten Prof. Theodor Heuss das "Große Bundesverdienstkreuz"1). In seiner Geburtsstadt Köln erinnern Gedenktafeln an den berühmten Sänger, so an seinem Geburtshaus am Friesenwall 102 und am Standort der alten Jugendstil Oper am Habsburgerring 13. In Berlin-Charlottenburg wurde an Bohnens langjährigem Wohnhaus (Kurfürstendamm 50) ebenfalls eine Gedenktafel angebracht. Die Edelstahltafel, entworfen und gefertigt von dem Bildhauer Reinhard Jacob1), konnte auf Anregung bzw. durch die finanzielle Unterstützung des Kölner Bohnen-Verehrers Josef Kley erstellt bzw. am 2. Mai 2002 durch die Bezirksbürgermeisterin (2001–2011) Monika Thiemen1) enthüllt werden → Rede von Monika Thiemen anlässlich der Enthüllung bei www.berlin.de. Seit 15. Mai 1976 gibt es im Berliner Bezirk Neukölln1) zudem einen "Michael-Bohnen-Ring" weitere Ehrungen bei → Wikipedia.
 
Gedenktafel für Michael Bohnen in Berlin, Kurfürstendamm 50; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz CC-BY-3.0; Urheber des Fotos: Wikimedia-User OTFW, Berlin
Gedenktafel für Michael Bohnen in Berlin, Kurfürstendamm 50
Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz CC-BY-3.0
Urheber des Fotos: Wikimedia-User OTFW, Berlin

Zahlreiche Schallplatten, aufgenommen unter anderem bereits 1912 bei der "Favorite Luxus Record" sowie ab 1914 bei der französischen Marke "Pathé"1), der "Deutschen Grammophon"1) und "Odeon"1), zeugen bis heute von der Stimmgewalt des Bass-Baritons Michael Bohnen. Die Stimme war groß, fest, registertechnisch gut verblendet, ungemein farbig und von mächtiger Resonanz. (…) Als Escamillo und als Mephisto setzte er, bis an die Grenzen der Stimme gehend, seine "Bomben". Dabei schlug er die hohen Töne (Fis und G) mit äußerster Vehemenz an und ließ sich sogleich mit einem Glissando abstürzen – ein erratischer Effekt, ästhetisch problematisch, aber suggestiv in der Kühnheit der sängerischen Geste.9)

Quellen (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch, www.cellconcept.de sowie
"Michael Bohnen Archiv" von Josef Kley (Coeln) → Tabellarischer Lebenslauf (PDF-Dokument), 
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 4) filmportal.de
*) Weitere Quellen:
Jens Malte Fischer: "Grosse Stimmen" (Verlag J. B. Metzeler, Stuttgart 1993, S. 190/191)
Jürgen Kesting: "Die Großen Sänger des 20. Jahrhunderts" (Sonderausgabe für "Cormoran Verlag" München, 1993, S. 295–299)
2) Jens Malte Fischer: "Grosse Stimmen", Verlag J. B. Metzeler, Stuttgart 1993, S. 190
sowie **) "Michael Bohnen Archiv" von Josef Kley (Coeln; 1938–2018))
3) arte.tv (Artikel nicht mehr online)
5) Fjodor Iwanowitsch Schaljapin (1873–1938), Opernsänger, Bass
6) siehe auch Kurzportrait zu Mary Lewis bei  www.encyclopediaofarkansas.net (in englisch)
7) Die biografischen Informationen stammen aus dem "Michael Bohnen Archiv" von Josef Kley
8) In einigen Quellen wird sogar angegeben, dass Bohnen mit La Jana verheiratet gewesen sein soll, was jedoch falsch ist. →  www.cellconcept.de
9) Jürgen Kesting: "Die Großen Sänger des 20. Jahrhunderts" (Sonderausgabe für "Cormoran Verlag" München, 1993, S. 298)
Lizenz Foto Michael Bohnen (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
    
Michael Bohnen auf einem Sammelbild aus der Serie "Bühnenstars und ihre Autogramme", die 1933 den "Gold-Saba"-Zigaretten der "Garbaty"-Zigarettenfabrik beilagen. Urheber: Fotoatelier "Zander & Labisch"  (Albert Zander u. Siegmund Labisch) (1863–1942)); Quelle: www.virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie: Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de,
Murnau Stiftung, felix-bloch-erben.de)

Michael Bohnen auf Sammelbildern
der Serie "Bühnenstars und ihre Autogramme",
die 1933 den "Gold-Saba"-Zigaretten der
"Garbaty"-Zigarettenfabrik von
Josef Garbáty beilagen.
Urheber: Fotoatelier "Zander & Labisch"
 (Albert Zander u. Siegmund Labisch (1863–1942))
Quelle: Foto links: virtual-history.com;
Foto rechts: virtual-history.com
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)  siehe hier

Michael Bohnen auf einem Sammelbild aus der Serie "Bühnenstars und ihre Autogramme", die 1933 den "Gold-Saba"-Zigaretten der "Garbaty"-Zigarettenfabrik beilagen. Urheber: Fotoatelier "Zander & Labisch"  (Albert Zander u. Siegmund Labisch) (1863–1942)); Quelle: www.virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei
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Lizenz Foto Michael Bohnen (Urheber "Fotoatelier Zander & Labisch", Berlin): Das Atelier von Albert Zander und Siegmund Labisch († 1942)
war 1895 gegründet worden; die inaktive Firma wurde 1939 aus dem Handelsregister gelöscht. Externe Recherche ergab: Labisch wird ab 1938 nicht
mehr in den amtlichen Einwohnerverzeichnissen aufgeführt, so dass sein Tod angenommen werden muss; Zander wiederum war laut Aktenlage ab 1899
nicht mehr aktiv am Atelier beteiligt und kommt somit nicht als Urheber dieses Fotos in Frage. Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers)
für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen.
Es ist daher gemeinfrei. (Quelle: Wikipedia)

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