Filmografie / Hörspiel
Der Schauspieler und Regisseur Hans Quest wurde am 20. August 1915 im nordrhein-westfälischen Herford1) in eine Musikerfamilie hineingeboren und wuchs im historischen Kantorhaus unmittelbar neben der Herforder "Münsterkirche"1) auf. Nach dem Besuch des "Friedrichs-Gymnasiums"1), welches er vorzeitig verließ, erwarb er sich zwischen 1933 und 1935 sein schauspielerisches Rüstzeug in Berlin an der Schauspielschule der Berliner "Staatstheaters"1). Anschließend erhielt er ein erstes Engagement an den "Wuppertaler Bühnen"1), wo er bis 1937 blieb. Dann wechselte Quest nach Berlin an die "Volksbühne"1), der er bis zum Ende des 2. Weltkrieges treu blieb. Nach dem Krieg wirkte Quest 1946 zunächst am "Stadttheater Hildesheim", ging dann nach Hannover an das "Staatstheater"1). Ende der 1940er Jahre zog es ihn nach Hamburg an das "Deutsche Schauspielhaus"1) sowie an die "Kammerspiele"1) (1947–1950), wo er vor allem in dem Drama "Draußen vor der Tür"1) von Wolfgang Borchert1) Erfolge feierte. Mit der Hauptrolle des Kriegsheimkehrers Beckmann wurde Hans Quest, dem Wolfgang Borchert die Rolle auf den Leib geschrieben hatte, mit einer Gasmaskenbrille und dem langen Staubmantel zum Inbegriff des deutschen Nachkriegstheaters. Wolfgang Liebeneiner1), der die Uraufführung des Hans Quest gewidmeten Theaterstücks am 21. November 1947 in den "Kammerspielen" inszenierte, verfilmte den Stoff später unter dem Titel "Liebe 47"1) (1949); auch in der Hörspielfassung des Textes, den der damalige "Nordwestdeutsche Rundfunk"1) am 13. Februar 1947 erstmals ausstrahlte,sprach Quest die Rolle des Beckmann. "Die Aura der Rolle hing ihm sein Leben lang an, verwandelte sich in die Noblesse, mit der er in München vor allem Theater spielte." notierte DER SPIEGEL (15/1997) anlässlich des Todes von Quest.

Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
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Hans Quest 01; Copyright Virginia Shue
Zwischen 1950 und 1955 sowie 1971/72 und 1982/83 wurden die "Münchner Kammerspiele"1) seine künstlerische Heimat, seit 1972 war er Mitglied des Ensembles des "Bayerischen Staatsschauspiels"1). Hier sah man ihn beispielsweise in dem 1974 vom ZDF aufgezeichneten Stück "Die See" von Edward Bond1) unter der Regie von Luc Bondy1) als Vicar → Theatertreffen 1974. 1981 gab er am "Residenztheater"1) den Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses Gordon Gray1) in dem Schauspiel "In der Sache J. Robert Oppenheimer"1) von Heinar Kipphardt1) mit Hans-Michael Rehberg als J. Robert Oppenheimer1), das von Regisseur Dieter Giesing1) auch für das Fernsehen eingerichtet wurde. Das von Volker Hesse1) inszenierte Stück "Professor Bernhardi"2) nach dem gleichnamigen Drama1) von Arthur Schnitzler1) mit Wolfgang Hinze1) in der Titelrolle (Premiere: 04.10.1986) wurde 1987 ebenfalls im Fernsehen ausgestrahlt, hier spielte Quest den Professor für Augenkrankheiten Dr. Pflugfelder → Theatertreffen 1987. Mehrfach war der Künstler bei den "Bad Hersfelder Festspielen"1) zu sehen, so in den 1966 unter der Regie des neuen Festspielintendanten Ulrich Erfurth1) in der Tragödie "Die Troerinnen"1) von Euripides1); für seine Gestaltung des Poseidon1) wurde Quest 1966, ebenso wie Hilde Krahl als Hekuba1), mit dem "Großen Hersfeld-Preis"1) ausgezeichnet. Im Folgejahr spielte er bei den "17. Bad Hersfelder Festspielen" (02.–06.08.1967) erneut unter der Regie Erfurths, auf der Bühne der Stiftsruine den Herzog von Schottland in "König Lear"1) von William Shakespeare1) an der Seite von Ewald Balser in der Titelrolle und den Feldprediger in dem Brecht-Drama "Mutter Courage und ihre Kinder"1) (mit Hilde Krahl als "Mutter Courage") sowie "die Pest" in dem Stück "Der Belagerungszustand"1) von Albert Camus1), in Szene gesetzt von Reinhold Olszewski (1917 – 1982) unter anderem mit Hilde Krahl als Sekretärin "der Pest". Sowohl "Die Troerinnen" als auch "König Lear" wurden im Fernsehen ausgestrahlt. Bei den "Salzburger Festsspielen"1) war Quest ebenfalls vertreten, trat 1883 mit der Figur des Bettlers in der Moličre-Komödie "Dom Juan"1) in Erscheinung, in Szene gesetzt von Ingmar Bergman1) mit Michael Degen in der Titelrolle sowie unter anderem Hilmar Thate (Sganarelle) und Birgit Doll1) (Elvire).
  
Zum Film kam Hans Quest Ende der 1930er Jahre und übernahm zunächst kleinere Rollen in den Kinoproduktionen "Das unsterbliche Herz"1) (1939), "Friedrich Schiller – Der Triumph eines Genies"1) (1940), "Der dunkle Punkt"3) (1940), "…reitet für Deutschland"1) (1941), "Die Entlassung"1) (1942) und "Sophienlund"2) (1943). In den 1950er Jahren begann für Hans Quest eine zweite Karriere als Regisseur und bediente das Unterhaltungskino jener Ära. So entstanden unter seiner Regie bis Anfang der 1960er Jahre fünfzehn Kinoproduktionen, beispielsweise die Rühmann-Filme "Wenn der Vater mit dem Sohne"1) (1955) und "Charleys Tante"1) (1956), Quest drehte unter anderem "Wenn Poldi ins Manöver zieht"1) (1956) mit Gunther Philipp, "Kindermädchen für Papa gesucht"1) (1957) mit Claus Biederstaedt, "Die große Chance"1) (1957) mit Walter Giller, "Man müsste nochmal zwanzig sein"1) (1958) mit Ewald Balser, Johanna Matz und Karlheinz Böhm, "Nick Knattertons Abenteuer – Der Raub der Gloria Nylon"1) (1959) mit Karl Lieffen oder "Bei der blonden Kathrein"1)  (1959) mit Marianne Hold und Gerhard Riedmann. Eine letzte Arbeit für die "große Leinwand" war das Lustspiel "Bei Pichler stimmt die Kasse nicht"1) (1961) mit Theo Lingen als Oberbuchhalter Pichler.
Hans Quest 02; Copyright Virginia Shue Zu Hans Quests bekanntesten Nachkriegsfilmen als Darsteller gehören in den 1950er Jahren beispielsweise das Biopic über die von Hilde Krahl dargestellte Pazifistin Bertha von Suttner1) mit dem Titel "Herz der Welt"1) (1952), die Filmbiografie "Sauerbruch – Das war mein Leben"1) (1954) mit Ewald Balser, der Heimatstreifen "Heideschulmeister Uwe Karsten"1) (1954) mit Claus Holm, der Historienfilm "Ludwig II."1) (1955) mit O. W. Fischer als legendärem Bayernkönig Ludwig II., der Kriegsstreifen "Urlaub auf Ehrenwort"1) (1955), der Krimi "Die Letzten werden die Ersten sein"1) (1957), das Kriegsgefangenen-Melodram "Taiga"1) (1958) und der musikalische Teenagerfilm "Ja, so ein Mädchen mit 16" (1959) mit Cornelia Froboess.
In den 1960er Jahren übernahm Quest eher selten Aufgaben vor der Kinokamera, so zeigte er sich unter anderem als Pater in dem Drama "Die zornigen jungen Männer"1) (1960), in "Tante Frieda – Neue Lausbubengeschichten"1) (1965), "Onkel Filser – Allerneueste Lausbubengeschichten"1) (1966) und "Wenn Ludwig ins Manöver zieht"1) (1967), gedreht nach Motiven von Ludwig Thoma1) mit Hansi Kraus1) als "Lausbub" Ludwig Thoma, mimte er den Rittmeister von Stülphagel. Ingmar Bergman1) gab Quest in seinem aufwendigen, international besetzten Spielfilm "The Serpent's Egg"1) (1977, "Das Schlangenei") die Rolle des Dr. Silbermann, man sah ihn mit dem kleinen Part eines englischen Prälaten in "Marie Ward – Zwischen Galgen und Glorie"1) (1985) mit Hannelore Elsner als die katholische Heilige Marie Ward1) und in "Caspar David Friedrich – Grenzen der Zeit"1) (1986), einem Dokumentar-Spielfilm von Peter Schamoni,  überzeugte er als Dichter Ernst Moritz Arndt1) → Übersicht Kinofilme
 
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Seit den 1960er Jahren arbeitete Hans Quest vermehrt für das Fernsehen sowohl als Darsteller als auch als Regisseur. Unter seiner Regie entstanden unter anderem die mehrteiligen Durbridge-Straßenfeger "Es ist soweit" (1960), "Das Halstuch" (1962). "Tim Frazer" (1963) und "Tim Frazer: Der Fall Salinger"2) (1964). Bei verschiedene Episoden der erfolgreichen Krimiserien "Der Nachtkurier meldet…" (1965/66), "Detektiv Quarles"2) (1968), "Pater Brown"1) (1970–1972, Staffel 4 und Staffel 5) oder "Sonderdezernat K1" (1973, 1975) stand er hinter der Kamera. Aber auch bei etlichen Einzelproduktionen wie beispielsweise der Komödie "Die erste Mrs. Selby"2) (1960) mit Susanne von Almassy als Mrs. Janet Selby, der Adaption "Der Maulkorb"2) (1963) nach dem gleichnamigen Roman1) von Heinrich Spoerl1) mit Werner Hinz als Staatsanwalt von Treskow oder den Agatha Christie-Verfilmungen "Zehn kleine Negerlein"2) (1969) und "Mord im Pfarrhaus"2) (1970) hinterließ er seine Handschrift. TV-Geschichte schrieb Quest auch mit seiner Inszenierung "Hava, der Igel"2) (1966) nach einem Drehbuch von Rusia Lampel1), die im jüdischen Milieu einer galizischen Kleinstadt spielende Geschichte vom tapferen Waisenkind Hava in Gestalt von Ulli Philipp rührte damals viele Zuschauer zu Tränen. An letzten Regie-Arbeiten für das Fernsehen sind "Revolte im Erziehungshaus" (1975) nach dem Bühnenstück von Peter Martin Lampel1) und der Film "Der Überläufer. Der Fall Wlassow" (1977) über den sowjetischen Generalleutnant Andrei Andrejewitsch Wlassow1), der in deutscher Gefangenschaft die Seiten wechselte, zu nennen.
Als Darsteller trat er in zahlreichen Produktionen in Erscheinung, verkörperte beispielsweise den König Heinrich VII.1) von England in dem TV-Spiel "Thomas More"1) 1964) nach dem Stück "A Man for All Seasons" von Robert Bolt1) über Thomas Morus1), dargestellt von Kurt Meisel, mimte in dem Durbridge-Dreiteiler "Die Schlüssel" (1965) den Antiquitätenhändler Thomas Quayle, den Mr. Sleath in dem Rühmann-Film "Sag's dem Weihnachtsmann"1) (1969) oder den Lord Tusby in "Oscar Wilde" (1972), gedreht von Hansgünther Heyme1) nach dem Schauspiel von Carl Sternheim1) über Oscar Wilde1) mit Klaus Maria Brandauer in der Titelrolle. Man sah Quest als Firmenchef Jan Morton in der "Tatort"-Folge "Kressin und die Frau des Malers"1) (1972) oder als Herrn von Quast in "Die Gräfin von Rathenow"2) (1973) frei nach der Novelle "Die Marquise von O…"1) von Heinrich von Kleist1) mit Doris Kunstmann in der Titelrolle. Darüber hinaus zeigte sich Quest seit Ende der 1960er Jahre mit Nebenrollen in etlichen Episoden der beliebten Krimiserien "Der Kommissar", "Derrick"1) und "Der Alte"1). Zu seinen letzten darstellerischen Arbeiten für das Fernsehen gehörten 1991 die Rolle des Max Grassmann, neuer Schwiegervater von Förster Rombach (Christian Wolff) in zwei Episoden des Quotenrenners "Forsthaus Falkenau"1), der Herr Dr. Steinbrinker in der "Traumschiff1)-Geschichte "Ägypten"4) (1993) sowie der Reeder bzw. Familienpatriarch Nikolas Nicholaison in der Serie "Blankenese"1) (1994, Folgen 1–11) → Übersicht TV-Produktionen.
 
Seit den 1970er Jahren arbeitete Quest schwerpunktmäßig wieder für das Theater, inszenierte in Hamburg an der "Jungen Bühne" und in München an der "Kleinen Komödie am Max II" sowie für verschiedene Tournee-Theater. Zudem war der vielseitige Künstler umfangreich für das Hörspiel tätig, sowohl als Sprecher als auch als Regisseur; eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier. Als Synchronsprecher lieh er unter anderem John Garfield1) (1946, "Im Netz der Leidenschaften"5)), Richard Attenborough (1947, "Piratenliebe"5)) und Tom Courtenay1) (1970, "Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch"5) nach dem gleichnamigen Roman1) von Alexander Solschenizyn) und seine Stimme → synchronkartei.de.
  
Der vielseitige Hans Quest, der 1982 zum "Bayerischen Staatsschauspieler" ernannt worden war, erlag am 29. März 1997 im Alter von 81 Jahren in München seinem Krebsleiden; die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen Nordfriedhof1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Sein schriftlicher Nachlass befindet sich im Archiv der Berliner "Akademie der Künste"1)Hans-Quest-Archiv.
Hans Quest war zwei Mal verheiratet, in erster Ehe von 1940 bis 1968 mit der Schauspielerin Charlotte Witthauer1) (1915 (nach anderen Angaben 1908) – 1980), mit der er zwei Söhne bekam, den Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller Christoph Quest1) (1940 – 2020) sowie den Firmeninhaber Thomas Quest (geb. 1945), durch den er zum Großvater des Schauspielers Philipp Quest (* 1987) und der Schauspielerin Nora Quest (* 1990) wurde. In zweiter Ehe heiratete der Künstler  die Schauspielerin Ingrid Capelle1) , mit der in zwei Episoden der Serie "Forsthaus Falkenau" als Ehepaar Grassmann auftrat. 
Textbausteine des Kurzportraits von cyranos.ch;
siehe auch Wikipedia, deutsches-filmhaus.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Die Krimihomepage, 3) filmportal.de, 4) fernsehserien.de, 5) zweitausendeins.de
    
Filme
Kinofilme: als Darsteller / als Regisseur
Fernsehen: als Darsteller / als Regisseur
Filmografie bei der
Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die Krimihomepage, fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
Als Sprecher: 1940er Jahre 1950er Jahre 1960er Jahre 1970er Jahre ab 1980
Als Regisser
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung),
Wikipedia (deutsch/englisch), whoswho.de, krimilexikon.de)
Als Sprecher Als Regisseur
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