Der am 6. März 1877 in Halle an der Saale1) geborene Schauspieler Karl Platen (auch Carl Platen) hinterließ eine beeindruckende Filmografie, die "Internet Movie Database" listet mehr als 270 Produktionen auf, es dürften vermutlich aber wesentlich mehr sein.
Platens Karriere begann am Theater, sein Bühnendebüt gab er 1896 am "Theater Kiel"1). Weitere Verpflichtungen führten ihn nach Gera1), Görlitz1), Frankfurt/Oder1) und Bielefeld1), 1906 kam er nach Berlin an das dortige "Königliche Schauspielhaus"1).
Auch während seiner umfangreichen Arbeit für den Film blieb Platen stets der Bühne treu, vierzig Jahre lang Jahre wirkte er an verschiedenen Berliner Häusern, zum Beispiel am "Central-Theater"1), am "Metropol-Theater"1), am "Theater am Schiffbauerdamm"1) und zuletzt bis 1944 am "Theater am Nollendorfplatz"1).
Seit Anfang der 1910er Jahre stand der Mime vor der Kamera, trat erstmals 1913 im 1. Teil von Joe Mays1) Drama "Ein Ausgestoßener"1) sowie in dessen kurzem Rätselstummfilm "Das verschleierte Bild von Groß-Kleindorf"1) in Erscheinung. Auch wenn ihm nie die große Hauptrolle vergönnt war, avancierte Platen mit der Zeit zu den meistbeschäftigten Darsteller im deutschsprachigen Film, der die ihm übertragenen Aufgaben verlässlich, aber auch überzeugend zu gestalten wusste. Meist waren es die unverzichtbaren Chargenrollen, mit denen er sich in etlichen großen Produktionen jener Jahre zeigte, immer wieder mimte er Diener, Sekretäre Kammerherren oder sonstige, mitunter sonderbare Faktoten, gab aber auch schon mal Grafen, hochrangige Militärs oder Professoren.

Karl Platen in der Zeitschrift "Berliner Leben" (Heft 11, 1906)
Urheber: Unbekannter Fotograf der Epoche
Quelle: Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Karl Platen in der Zeitschrift "Berliner Leben" (Heft 11, 1906); Urheber: Unbekannter Fotograf der Epoche; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei
Karl Platen fotografiert von Wilhelm Willinger (1879 – 1943); Quelle: www.cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei Platen arbeitete mit den renommierten Regisseuren jener Ära zusammen, etwa mit Max Mack1) bei dessen frühen Adaption "Der Katzensteg"1) (1915) nach dem Roman von Hermann Sudermann1), mit E. A. Dupont1) bei "Die Japanerin"2) (1919) und "Das Geheimnis des Amerika-Docks"2) (1919) aus der Max-Landa"-Detektivserie, mit Friedrich Wilhelm Murnau1) bei "Der Knabe in Blau"1) (1919) oder mit Ernst Lubitsch1) bei "Madame Dubarry"1) (1919), wo er als Guillaume du Barry (1732 – 1811) den Gatten der Titelheldin Marie-Jeanne Bécu, comtesse du Barry (Pola Negri) mimte. Für Lubitsch spielte er den Leibarzt in dem Historienfilm "Anna Boleyn"1) (1920) mit Henny Porten als Anna Boleyn1), zweite der sechs Frauen von König Heinrich VIII.1) (Emil Jannings), für Reinhold Schünzel den Feldmarschall von Schwerin in "Katharina die Große"1) (1920) mit Lucie Höflich in der Titelrolle der späteren Zarin Katharina II.1) oder für Joe May den Diener des Architekten Herbert Rowland (Olaf Fřnss) in dem abenteuerlichen Zweiteiler "Das indische Grabmal"1) (1921). Einmal mehr einen Diener, den des Königs Ferdinand von Neapel1) (Reinhold Schünzel), gab er in Richard Oswalds1) Historienstreifen "Lady Hamilton"1) (1921) mit Liane Haid als Lady Emma Hamilton1) und Conrad Veidt als Lord Horatio Nelson1), auch Fritz Lang1) setzte in seinen Meisterwerken auf Platens Darstellung. So sah man ihn als Apotheker in "Der müde Tod"1) (1921) und als Diener des Grafen Told (Alfred Abel) in dem Zweiteiler "Dr. Mabuse, der Spieler"1) (1922). 

Karl Platen fotografiert von WilhelmWillinger1) (1879 – 1943)
Quelle: www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Bis Ende der 1920er Jahre folgten so vielbeachtete Produktionen wie Arzén von Cserépys1) Historien-Vierteiler "Fridericus Rex"1) (1922) mit Otto Gebühr als Preußenkönig Friedrich II.1), wo Platen dessen Geheimen Kammerdiener und Vertrauten Michael Gabriel Fredersdorf1) darstellte, eine Figur, die er später in zwei weiteren so genannten "Fridericus-Rex-Filmn" spielte, in "Die Tänzerin von Sans Souci" (1932) und in "Fridericus (1937). In Gerhard Lamprechts1) Verfilmung "Buddenbrooks"1) (1923) nach Motiven des berühmten, gleichnamigen Romans1) von Thomas Mann1) gehörte er als Prokurist Marcus zur Besetzung, in dem von Jaap Speyer1) mit Erika Glässner in Szene gesetzten Volksstück "Die Blumenfrau vom Potsdamer Platz"1) (1925) als Vorsitzender oder in Carl Froelichs Adaption "Violantha"1) (1927) nach der Novelle "Der Schatten" von Ernst Zahn1) als Onkel der von Henny Porten dargestellten Titelheldin Violantha Zureich. Hans Kyser1) besetzte Platen als Bruder Franziskus in dem Biopic "Luther – Ein Film der deutschen Reformation"1) (1928) neben Eugen Klöpfer als Martin Luther1), zu den letzten Arbeiten für den Stummfilm zählten zwei von Johannes Guter1) mit Lilian Harvey inszenierte Produktionen, die Komödie "Ihr dunkler Punkt"1) (1929) und die Geschichte "Wenn du einmal dein Herz verschenkst" (1929) nach dem Roman von Ludwig von Wohl1); von letztgenanntem Film entstand zudem eine nachsynchronisierte Version mit Dialogen, Musik und Geräuschen → Übersicht Stummfilme.
  
Im Tonfilm blieb Platen seinem Rollen-Klischee als Charakter-Charge treu, war zwischen 1929 und 1945 in mehr als 110 Produktionen auf der Leinwand präsent. Er zeigte sich in Erfolgsproduktion wie Fritz Langs1) Meisterwerken "M – Eine Stadt sucht einen Mörder"1) (1931) und "Das Testament des Dr. Mabuse"1) (1933), trat als Phips, Diener von Lord Arthur Goring (Georg Alexander) in Herbert Selpins1) Verfilmung "Ein idealer Gatte"1) (1935) nach dem gleichnamigen Bühnenstück1) von Oscar Wilde1) in Erscheinung oder als Angestellter im Pariser Theater in dem vom Autor Curt Goetz mit sich selbst und Ehefrau Valérie von Martens in Szene gesetzten gesellschaftskritischen Satire "Napoleon ist an allem schuld"1) (1938).
  
Szenenfoto aus
"M – Eine Stadt sucht einen Mörder":
Der Nachtwächter Damowitz (Karl Platen),
der den Alarm ausgelöst und
danach niedergeschlagen wurde,
bestätigt gehört zu haben,
dass die Gauner jemanden aus
dem Gebäude verschleppt haben.
Quelle: cyranos.ch bzw.
Archiv "Praesens-Film AG" Zürich",
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann
(Praesens-Film AG, Zürich); © Praesens-Film AG
"M–Eine Stadt sucht einen Mörder": Szenefoto mit Karl Platen als Nachtwächter Damowitz; Quelle: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich", mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich); Copyright Praesens-Film AG

Auch in dem Rühmann-Klassiker "Die Feuerzangenbowle"1) (1944, Regie: Helmut Weiss1)) hatte er einen winzigen Auftritt, bereits in Robert A. Stemmles1) ersten Verfilmung des berühmten, gleichnamigen Romans1) von Heinrich Spoerl 1) mit dem Titel "So ein Flegel"1) (1934) hatte Platen als Pedell Oertel mitgewirkt. Der von Carl Boese1) 1944 gedrehte Musikfilm "Der Posaunist"3) mit Protagonist Paul Dahlke gelangte erst am 23. Dezember 1949 in die Lichtspielhäuser, Jahrzehnte später konnte am 7. Januar 2000 Harry Piels, ebenfalls 1944 realisierter Streifen "Der Mann im Sattel"1) uraufgeführt werden, wo Platen als Gastwirt zu sehen war. Für den Regisseur und "Sensationsdarsteller" Harry Piel stand Platen bereits zu Stummfilmzeiten mehrfach vor der Kamera, gehörte auch zur Besetzung der Abenteuer "Die Welt ohne Maske"1) (1934), "Der Herr der Welt"1) (1934) und "Menschen, Tiere, Sensationen"1) (1938).
Während des NS-Regimes agierte Platen zwar in verschiedenen tendenziösen Produktionen, war jedoch eher in den leichten Unterhaltungsfilmen auf der Leinwand präsent und weniger in den hetzerischen Propaganda-Produktionen. Im August 1944 nahm ihn NS-Propagandaminister Joseph Goebbels1) in die Liste der "unentbehrlichen Filmschauspieler" innerhalb der so genannten "Gottbegnadeten-Liste"1) auf.
Nach Ende des 2. Weltkrieges übernahm der inzwischen knapp 70-jährige Schauspieler nur noch ein Mal eine Aufgabe für den Film und spielte für Regiseeur Milo Harbich1) als Großvater Karchow einen kleinen Part in der DEFA1)-Produktion "Freies Land"1) (1946), mit dem das Flüchtlingsschicksal in einem in der Mark Brandenburg gelegenen Dorf in der Westprignitz erzählt wurde → Übersicht Tonfilme.
 
Seit 1947 lebte Karl Platen in Weimar1) in dem von Marie Seebach1) gestifteten Künstler-Altenheim, wo er am 4. Juli 1952 im Alter von 75 Jahren starb. Trotz seiner beachtenswerten Filmografie zählt er heute zu den weitgehend vergessenen Leinwanddarstellern.

Quelle (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Murnau Stiftung
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Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de
sowie (Auszug) bei der German Early Cinema Database
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung, cyranos.ch; felix-bloch-erben.de; R = Regie )
Stummfilme (Auszug) Tonfilme
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