Der Schauspieler und Filmregisseur Friedrich Fehér wurde am 16. März 1889 als Friedrich Weiß in Wien geboren; der Künstlername "Fehér" leitete sich aus dem ungarischen Wort für "weiß" ab. Nach dem Besuch des Konservatoriums in Wien begann er seine Karriere 1907 am Berliner "Lessing-Theater", trat anschließend an Bühnen in Hamburg ("Deutsches Schauspielhaus", Wien ("Stadttheater") und Prag auf. Zudem nahm er mit dem Ensemble von Max Reinhardt an einer Amerika-Tournee teil, war zur Spielzeit 1924/1925 Direktor der Wiener "Renaissancebühne.
Schon früh interessierte sich Fehér für die aufstrebende Kinematographie, trat bereits 1911 in dem tragisch endenden Streifen "Opfer der Schande" als Student in Erscheinung, der sich in eine Diva verliebt. Im darauffolgenden Jahr verkörperte er unter der Regie von Franz Porten den Titelhelden "Theodor Körner"1) in dem gleichnamigen Freiheitsepos1) mit dem Untertitel "Historisches Lebensbild" → filmportal.de. Ab 1913 führte er auch vermehrt Regie, inszenierte mit sich in tragenden Rollen vornehmlich Schiller-Adaptionen. So entstand "Die Befreiung der Schweiz und die Sage vom Wilhelm Tell"1) (1913) mit Karl Kienlechner als Wilhelm Tell und Fehér als Reichsvogt Gessler. Nach "Kabale und Liebe" (1913) setzte er Schillers "Die Räuber" (1913) mit sich als Karl Moor in Szene, trat in Lessings "Emilia Galotti" (1913) als Odoardo, Vater der Titelheldin auf.
Lil Dagover als Jane, Friedrich Fehér als Francis und Hans Heinrich von Twardowski als Alan, Freund von Francis, in dem Stummfilm "Das Cabinet des Dr. Caligari" von Robert Wiene ("Decla-Film-Ges.", 1919/1920); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000884) aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 108); bzw. Bilder aus dem Sammelwerk Nr. 10/Ross-Verlag 1919/1920; Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf; Quelle: www.deutschefotothek.de Es folgten eine Reihe von stummen Produktionen, in denen Fehér ausschließlich als Darsteller agierte, unter anderem das Lustspiel "Die Räuberbraut"2) (1916; Regie: Robert Wiene) als Partner von Henny Porten. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Wien kehrte er nach Berlin zurück, feierte in Robert Wienes expressionistischem Klassiker "Das Cabinet des Dr. Caligari"1) (1920) seinen wohl größten Erfolg als Schauspieler – neben Werner Krauß (Dr. Caligari) und Conrad Veidt  (Somnambule Cesare) mimte er den jungen Francis, Insasse einer Irrenanstalt.

Lil Dagover3) als Jane, Friedrich Fehér als Francis und
Hans Heinrich von Twardowski3) als Alan, Freund von Francis,
in dem Stummfilm "Das Cabinet des Dr. Caligari" von Robert Wiene1)
("Decla-Film-Ges.", 1919/1920)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000884) aus
"Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film"
von Dr. Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 108)
bzw. Bilder aus dem Sammelwerk Nr. 10/Ross-Verlag 1919/1920
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

1921 übernahm Fehér die künstlerische Oberleitung der Wiener "Odysseus Film", einer Tochtergesellschaft der "Vita-Film"1), und führte erneut bei einigen Filmen Regie. Er stand unter anderem für Max Neufelds Verfilmung der Jacques Offenbach-Oper "Hoffmanns Erzählungen" (1923) vor der Kamera und wirkte als intriganter Valzacchi in der von Robert Wiene in Szene gesetzten Adaption der Richard Strauss-Oper "Der Rosenkavalier"1) (1926) mit. Parallel zu seiner Arbeit vor der Kamera widmete sich Fehér immer wieder der Regie, "für mich ist der Film Inbegriff alles Neuen, Aktuellen in der Kunst, er verkörpert alles Gegenwärtige und auch Zukünftige. Darum wird mich jeder Stoff interessieren, der unserer Zeit entnommen ist. Auch das Vergangene muß im Film wirken, als sei es nicht ein Bild von gestern, sondern ein Bild von heute. Das ist Vorbedingung der modernen Regieführung." ließ er sein Publikum einmal wissen.*)
Vor allem ab Anfang der 1920er Jahre entstanden mit seiner Ehefrau Magda Sonja3) (1886 – 1974), die er am Wiener "Stadttheater" kennengelernt hatte, Kriminalkomödien, Melodramen und Historienstreifen. So präsentierte er seine Ehefrau beispielsweise in dem Melodram "Das Graue Haus"4) (1926) oder als "Mata Hari, die rote Tänzerin" (1927), mit dem er die bewegte Lebensgeschichte der berühmten Tänzerin und Spionin Mata Hari1) (1876 – 1917 nachzeichnete. Auch mit der Titelfigur in dem zweiteiligen, monumentalen Schiller-Drama "Maria Stuart" (1927) – von Fehér gemeinsam mit Leopold Jessner realisiert – konnte Magda Sonja an der Seite von Fritz Kortner (Marschall Bothwell) und Walter Janssen (Lord Darnley) Erfolge feiern. Mit Magda Sonja in der Titelrolle und Fritz Kortner als Partner verfilmte er "Draga Maschin" (1927), die Geschichte der skandalumwitterten, verwitweten Draga Mašin1) (1861 – 1903), die nach dem Tod ihres Ehemannes im Juli 1900 ihren Geliebten, den serbischen König Aleksandar1) (1876 – 1903) heiratete. Drei Jahre später fiel das Paar am 11. Juni 1903 einem grausamen Attentat zum Opfer.
 
Lediglich zwei Tonfilme konnte Fehér noch vor der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten realisieren, nach der deutsch-österreichisch-tschechischen Co-Produktion "Ihr Junge" (1931, Kdyz struny lkaji), in der er neben Magda Sonja und Sohn Hans Fehér (1922 – 1958) eine Hauptrolle spielte, stellte er noch die tschechisch-deutsche Co-Produktion bzw. das Drama "Gehetzte Menschen"5) (1932) nach dem Roman "Le loup garou" von Alfred Machard fertig.
1933 musste der "Jude Weiß" Deutschland verlassen, emigrierte mit seiner Familie zunächst über Österreich und die Tschechoslowakei nach Großbritannien. Hier konnten sowohl Friedrich Fehér als auch Magda Sonja im Filmgeschäft nicht Fuß fassen. Fehér inszenierte zwar noch mit seiner gegründeten "Concordia Films" das skurrile, expressionistisch inspirierte Singspiel "The Robber Symphony"4) (1936, Räubersymphonie), in dem erneut Sohn Hans und Ehefrau Magda Sonja die Hauptrollen spielten, der Erfolg blieb jedoch aus. "Der Film, für den Fehér nicht einmal einen Verleiher fand und ihn deshalb auf eigene Kosten im Londoner "Palace-Theater" startete, überforderte das ambitionierte Kinokunst nicht gewohnte britische Publikum sichtlich. Der Film floppte und brachte den Bankrott für Fehérs Produktionsfirma." notiert Kay Weniger.**)
Im Juli 1937 entschloss sich die Familie zu einer Ausreise in die USA, Friedrich Fehér gründete die "Symphonic Films", konnte aber nur noch 1938/39 die Kurzfilmserie "Paramount Symphonics" inszenieren, wobei er einige Orchestereinspielungen selber dirigierte. "Das Haupteinkommen der Familie Fehér in den Jahren der Emigration kam mangels Filmerfolge immer stärker aus anderen Betätigungen. Seit 1939 arbeitete Fehér vorwiegend als Orchesterleiter und verdiente sich ein Zubrot als Geschäftsführer eines Supermarktes." notiert Wikipedia. Lediglich in dem Musikstreifen "Jive Junction" (1943) bekam er vom dem im Hollywood erfolgreicheren Österreich-Emigranten Edgar G. Ulmer noch einmal eine kleine Filmrolle übertragen.
Zuletzt wohnhaft in Mount Kisco im US-Bundesstaat New York, kehrte Fehér, der seit 9. Mai 1947 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besaß, am 21. März 1950 ohne seine Ehefrau nach Deutschland zurück. Hier starb er überraschend am 30. September 1950 im Alter von 61 Jahren im Stuttgarter "Rudolf-Sophien-Stift" an einem Herzschlag. Fehér hatte beabsichtigt, in Europa musikalische Fernsehfilme herzustellen, wie es in einem Nachruf in der Emigrantenpublikation "Aufbau" vom 13. Oktober 1950 (S. 10) hieß.**)
Quellen (unter anderem*)): Wikipedia, www.cyranos.ch sowie
Kay Weniger: Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …**)
*) Friedrich Fehér. In: Dr. Hermann Treuner (Hrsg.): Filmkünstler – Wir über uns selbst (Sybillen Verlag, Berlin, 1928)
**) Kay Weniger: Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben … Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. (ACABUS Verlag, Hamburg 2011, S. 162/163)
Link: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 3) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 4) filmportal.de, 5) film.at
Filme als Darsteller
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie
einige Stummfilme bei www.earlycinema.uni-koeln.de
(Link: filmportal.de, Murnau Stiftung, Wikipedia (englisch/deutsch), film.at)
Stummfilme Noch: Stummfilme
  • 1920: Das Cabinet des Dr. Caligari
  • 1920: Die drei Tänze der Mary Wilford
  • 1920: Die tote Stunde (auch Regie)
  • 1920: Tyrannei des Todes (auch Regie)
  • 1920: Die sieben Gesichter
  • 1920: Die rote Hexe ( auch Regie)
  • 1920: Die Tänzerin Marion (auch Regie)
  • 1921: Das Haus des Dr. Gaudeamus / Das Haus ohne Tür und Fenster
    (auch CO-Drehbuch)
  • 1922: Die Geburt des Antichrist (auch Regie)
  • 1922: Die Beichte eines Mönchs
    (auch Regie,  Co-Drehbuch, Co-Produzent)
  • 1923: Hoffmanns Erzählungen
  • 1926: Der Rosenkavalier
  • 1926: Verbotene Liebe (auch Regie)
  • 1928: Sensations-Prozess (auch Regie)
Tonfilme
  • 1931: Ihr Junge /  Kdyz struny lkaji (auch Regie, Co-Produzent)
  • 1932: Gehetzte Menschen / Steckbrief Z 48 → www.cinefest.de 
    (auch Regie, Co-Drehbuch, Musik;  tschechische Version
    "Stvani lidé" nur Darsteller und Co-Regie
    )
  • 1943: Jive Junction
Filme als Regisseur
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie
einige Stummfilme bei www.earlycinema.uni-koeln.de
(Link: filmportal.de, Wikipedia englisch), film.at)
Stummfilme
  • 1913: Die Befreiung der Schweiz und
    die Sage vom Wilhelm Tell
    (auch Darsteller)
  • 1913: Emilia Galotti (auch Darsteller)
  • 1913: Das Blutgeld (auch Darsteller)
  • 1913: Kabale und Liebe (auch Darsteller)
  • 1913: Die Räuber (auch Darsteller)
  • 1913: Die Ehe der jungen Felicitas (auch Darsteller)
  • 1919: Der unsichtbare Gast / Die Mission eines Toten (auch Darsteller)
  • 1920: Marionetten des Teufels (CO-Regie, auch Darsteller)
  • 1920: Die tote Stunde (auch Darsteller)
  • 1920: Tyrannei des Todes (auch Darsteller)
  • 1920: Die rote Hexe (auch Darsteller)
  • 1920: Die Tänzerin Marion (auch Darsteller)
  • 1920: Brillianten
  • 1921: Das Haus des Dr. Gaudeamus / Das Haus ohne Tür und Fenster
    (auch Darsteller, CO-Drehbuch)
  • 1922: Carrière – Aus dem Leben einer Tänzerin
    (auch Darsteller; Co-Regie)
  • 1922: Die Geburt des Antichrist (auch Darsteller)
  • 1922: Die Beichte eines Mönchs
    (auch Darsteller, Co-Drehbuch, Co-Produzent)
  • 1923: Der Sohn des Galeerensträftlings
  • 1924: Die Kurtisane von Venedig / Das nackte Weiß
Noch: Stummfilme Tonfilme
  • 1931: Ihr Junge /  Melodie des Lebens (Kdyz struny lkaji)
    (auch Darsteller, Co-Produzent)
  • 1932: Gehetzte Menschen  / Steckbrief Z 48 → www.cinefest.de /
     (auch Darsteller, Co-Drehbuch, Musik (tschechische Version
     "Stvani lidé" nur Darsteller, Co-Regie
    )
  • 1936: The Robber Symphony / La symphonie des brigands / 
    Räubersymphonie (auch Co-Drehbuch)
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