Hans (Johannes Reinhold) Mierendorff wurde am 30. Juni 1882 als Sohn eines Großkaufmanns und einer Kunstmalerin in Rostock geboren. Nach dem Besuch der dortigen Oberschule wechselte er an das Großherzogliche Gymnasium nach Doberan, welches er bis zum so genannten "Einjährigen" besuchte. Anschließend machte Mierendorff in Schwerin zunächst eine Lehre zum Buchhändler, entschloss sich dann für den Beruf des Schauspielers und ließ sich entsprechend ausbilden. 
Er begann als Eleve am Schweriner Hoftheater, sammelte weitere Erfahrungen an Provinzbühnen sowie in Hamburg, Halle und Breslau, kam dann 1911 nach Berlin, wo er bis 1919 an verschiedenen Theatern tätig war und sich vor allem in französischen Komödien bewährte. Stationen seiner Zeit in Berlin waren das Residenztheater (1911 – 1913), bis 1915 stand er am Lessingtheater auf der Bühne, wechselte dann für zwei Jahre an das Deutsche Künstler-Theater, ging dann bis 1919 an die Meinhard-Bernauer-Bühnen.
In Berlin war bereits 1911 der Schauspieler und Regisseur Curt A. Stark (1880 – 1916), der ein Jahr später erster Ehemann der Stummfilmlegende Henny Porten (1890 – 1960) wurde, auf den Schauspieler aufmerksam geworden. Stark war bei der vom Filmpionier Oskar Eduard Messter1) (1866 – 1943) gegründeten "Messters Projektions GmbH" tätig und verschaffte Mierendorff eine Rolle in Adolf Gärtners stummen Streifen "Das Adoptivkind" (1911) an der Seite von Henny Porten. Im gleichen Jahr kam die Liebestragödie "Der fremde Vogel"1) von Regisseur Urban Gad mit Asta Nielsen als Miss May in die Lichtspielhäuser, Mierendorff spielte den Vater Sir Arthur Wolton, wurde in verschiedenen anderen Dramen mit ähnlichen Figuren besetzt und mimte meist elegante, distinguierte Herren, oft mit englischen Flair, Gutsbesitzer, Adlige, hohe Militärs aber auch Detektive und Schurken gehörten zu seinem Repertoire.

Foto: Hans Mierendorff vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikipedia; Photochemie-Karte (Ausschnitt)
Angaben zur Lizenz siehe hier

Hans Mierendorff vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: Wikipedia; Photochemie-Karte (Ausschnitt); Lizenz: Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei.
Hans Mierendorff vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch Eine enge Zusammenarbeit ergab sich mit Regisseur und Drehbuchautor Joe May1), der Mierendorff in zahlreichen Produktionen besetzte. Beispielsweise mimte er den Fürst Heinz von der Esche in dem Melodram "Ein einsam Grab"1) (1916), den Intendanten Hans von Wengraf in der Tragödie "Hilde Warren und der Tod"1) (1917), den Brauereibesitzer Ralph O'Donell in "Ehre"2) (1917) oder den schurkischen Baron Murphy in dem Achtteiler "Die Herrin der Welt"1) (1919/20).
Große Popularität erlangte Hans Mierendorff mit der Titelfigur des Detektivs Harry Higgs und reihte sich damit in die beliebten Detektivserien der 1920er Jahre um Stuart Webbs (gespielt von Erfinder Ernst Reicher3)), Joe Deebs (gespielt von Max Landa3), Ferdinand von Alten3), Carl Auen3)), Rat Anheim (gespielt von Carl Auen) und Joe Jenkins (verschiedene Darsteller) ein. 1916 hatte der Regisseur und Drehbuchautor Ewald André Dupont1) (1891 – 1956) sein erstes Drehbuch für den "Harry Higgs"-Krimi1) "Mein ist die Rache"1) verfasst, unter der Regie von Rudolf Meinert1) entstanden bis 1920 etliche weitere Filme der Reihe. Mierendorff gab den Londoner Gentleman- und Meisterdetektiv Harry Higgs in Streifen wie "Die Fußspur"1) (1917), "Der Saratogakoffer"1) (1917), "Die sterbenden Perlen"1) (1918), "Nur um tausend Dollar"1) (1918) oder "Der Wüstendiamant"1) (1918). Bei "Halloh. Hier Harry Higgs, wer dort?" führte ein Unbekannter Regie, die letzte Geschichte "Der Mann im Nebel"1) (1920) wurde von Mutz Greenbaum1) in Szene gesetzt.

Foto: Hans Mierendorff vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz siehe hier

1919 gründete Mierendorff die "Lucifer-Film GmbH", fungierte bis zum Verkauf der Firma im Jahre 1923 auch als künstlerischer Leiter und führte selbst Regie. Es entstanden vor allem Abenteuer- und Kriminalfilme, aber auch Literaturadaptionen wie "Die Teufelskirche"1) (1919) in denen der Schauspieler die Hauptrolle übernahm. In nachhaltiger Erinnerung bleibt er wohl mit seiner Doppelrolle des Archäologen Prof. Olaf Bruhn bzw. des Globetrotters Erik Olthov in Urban Gads Drama "Ich – bin – Du" (1921): "Ein seltsam-tragisches Geschehnis in 5 Akten" nennen Ludwig Marr und James Bauer ihr Manuskript, das als erster "Lucifer-Film" mit Hans Mierendorff in das Kino gekommen ist. (…) Professor Bruhn, der berühmte Ägyptologe, hat einen Doppelgänger; Erik Althov ist Globetrotter, ein Mann mit einem weiten Herzen. Eine jäh entfachte Leidenschaft zur Gattin des Forschers treibt ihn zum Verbrechen. In der neuentdeckten Grabkammer des Amasis überrumpelt er ihn, nimmt ihm die Papiere, verlässt ihn als scheinbar Toten und übernimmt, dank der auffallenden Ähnlichkeit, seine Rolle im Leben. Nur den Instinkt der Gattin und des Kindes kann er nicht täuschen, und so war sein Verbrechen – umsonst. Gewissensangst martert ihn, aber er spielt seine Rolle weiter, bis der Totgeglaubte wiederkehrt. Niemand erfährt von dem seltsamen Vorgang – selbst Frau Bruhn nicht. Der an seinem eigenen Wagnis zerschellte Althov findet den Tod im Hochgebirge. (…) Darstellerisch beherrscht die Handlung Hans Mierendorff, der die beiden von ihm gespielten Rollen von der ersten bis zur letzten Szene in einheitlicher Charakterisierung durchführt; nirgends von der Starrheit, die schon manchesmal bei ihm störte, sondern lebensvoll, stellenweise mit überraschenden Nuancen. (Quelle: Lichtbild-Bühne, Nr. 5, 29.1.1921)

Mit Beginn des Tonfilm konnte sich Mierendorff nur noch in Nebenrollen auf der Leinwand beweisen, zu seinen bekanntesten Rollen zählen beispielsweise der Kammerherr von Treskow in dem Historienfilm "Fridericus"1) (1937, mit Otto Gebühr), der Old Shatterhand in dem Albers-Abenteuer "Wasser für Canitoga"1) (1939), der irische Patriot O'Morrow in dem Spionagedrama "Der Fuchs von Glenarvon"1) (1940) oder der Rechtsanwalt Wetterkopp in "Frau über Bord"2), eine 1944 von Wolfgang Staudte gedrehte Komödie, die erst 1952 unter dem Titel "Das Mädchen Juanita"1) in die Kinos kam.
Danach zog sich der Schauspieler vom Filmgeschäft zurück und betrieb im Ostseebad Scharbeutz eine Fremden-Pension.
     
Hans Mierendorff starb am 26. Dezember 1955 im Alter von 73 Jahren im holsteinischen Eutin. Er war seit 1903 mit der Malerin Gertrud Schmidt verheiratet, nach der Scheidung ehelichte er 1923 die Sängerin und Schauspielerin Hertha Katsch, mit der er auch vereinzelt vor der Kamera stand; aus der Verbindung stammte der gemeinsame Sohn Klaus (1923 – 1966). In dritter Ehe war Hans Mierendorff seit 1940 mit der Schwester seiner zweiten Frau, Antonie Katsch, verheiratet. 
Siehe auch Wikipedia, www.cyranos.ch, www.film-zeit.de, filmportal.de
Fotos bei film.virtual-history.com
Link: 1) Wikipedia, 2) Murnau-Stiftung, 3) Kurzportrait innerhalb dieser HP
Lizenz: Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei.
  
Filme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie
www.earlycinema.uni-koeln.de

(Link: Wikipedia, Murnau Stiftung, filmportal.de)
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  • 1909?: Weihnachts-Tonbild: Der Brief an den lieben Gott

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