Filmografie / Hörspiel
Siegfried Schürenberg erblickte am 12. Januar 1900 als Siegfried Hermann Andreas Wittig im nordrhein-westfälischen Detmold1) das Licht der Welt. Durch seine Eltern, dem Schauspieler Emil Wittig1) (1870 – 1928) und dessen Ehefrau, der Opernsängerin Thekla Wittig, kam er schon früh mit der Welt des Theaters in Berührung. "Er besuchte in Gera1) die Grundschule und das humanistische Gymnasium. Seit 1913 lebte er in Berlin und wurde 1917 noch vor dem Abitur zum Militärdienst eingezogen. Nach einer Rotkreuz-Ausbildung verbrachte er den Rest des Krieges an der Westfront." notiert Wikipedia.
Obwohl er nach Kriegsende zunächst Medizin studieren wollte, entschloss er sich dann doch für den Schauspielerberuf und wurde in Berlin Absolvent des berühmten Max Reinhardt-Seminars1). Nach seinem Abschluss debütierte Schürenberg – als Künstlernamen wählte er den Mädchennamen seiner Großmutter – 1920 am Theater in Stolp1) (heute Słupsk, Polen). Weitere Stationen wurden das "Stadttheater Potsdam"1) (1921), das "Stadttheater Stralsund"1) (1922), das "Stadttheater Bonn"1) (1923) und das "Stadttheater Stettin" (1924). Schürenberg konnte sowohl als Charakterdarsteller als auch als Komödiant auf sich aufmerksam machen, gab Liebhaber ebenso überzeugend wie komische Figuren und bewies als Buffo1) in Operetten zudem sein gesangliches Talent.
Nach einem zweijährigen Engagement am "Stadttheater Kiel"1) kam er zur Spielzeit 1927/28 an die "Hamburger Kammerspiele"1), gefolgt vom "Stadttheater Bremen"1) (1928/29) sowie dem "Schauspielhaus Zürich"1) (1929). Mit Beginn der 1930er Jahre wechselte Schürenberg wieder nach Berlin, schloss einen Dreijahresvertrag mit den von Max Reinhardt1) geleiteten"Reinhardt-Bühnen"1). Er trat am "Deutschen Theater"1) sowie in Wien am "Theater in der Josefstadt"1) auf. Unter anderen wirkte er am "Theater der Jugend" im "Schillertheater" (1933/34) und am "Theater in der Stresemannstraße"1) (1934/35), konzentrierte sich dann in den kommenden Jahren auf die Arbeit beim Film → mehr zum Wirken am Theater bei tls.theaterwissenschaft.ch.

Sein Leinwanddebüt gab Schürenberg bereits 1933 mit einem kleinen Part in der von Ewald André Dupont in Szene gesetzten und im Sportler-Milieu angesiedelten Liebesgeschichte "Der Läufer von Marathon"1), wenig später folgte die schon größere Rolle des britischen Ingenieurs Corner in dem Propagandastreifen "Ein Mann will nach Deutschland"1) (1934), inszeniert von Paul Wegener nach dem Roman von Fred Andreas1) mit Karl Ludwig Diehl und Brigitte Horney. Bis 1945 tauchte Schürenberg in etlichen Kinoproduktionen auf, beispielsweise als der als "Weinhändler Schmidt" getarnte Lord Beckhurst in dem Drama "Der höhere Befehl"1) (1935), als zwielichtiger Gangsterboss Monsieur Lapin und Widerpart von Hans Albers sowie Heinz Rühmann in dem Krimi "Der Mann, der Sherlock Holmes"1) (1937) oder als Kapitän Gilbert in dem Zarah Leander-Melodram "Zu neuen Ufern"1) (1937). Man sah ihn unter anderem als Verbrecher James in dem nach dem Roman von Hans Mahner-Mons (1883 – 1956) gedrehten Justiz-/Kriminalstreifen "Sensationsprozess Casilla"1) (1939) neben Heinrich George (Rechtsanwalt Cäsar J. Vandegrift) oder als Molkereibesitzer Jensen in dem Heimatfilm "Am Abend auf der Heide"1) (1941) – zugleich seine letzte Mitwirkung in einer Kriegsproduktion. 
So notiert Wikipedia: "Bei Kriegsbeginn 1939 wurde er eingezogen und musste nach den Dreharbeiten zu "Fahrt ins Leben"2) erneut einrücken. Er kam bei einer Sanitätseinheit in Frankreich unter und wurde erst freigestellt, als das "Straßburger Theater"1) 1941/42 als deutsches Prestige-Theater aufgebaut wurde. Hier spielte Schürenberg bis zur Theaterschließung 1944, dann beteiligte er sich mit einer Schauspieltruppe beim Fronttheater. Nach Kriegsende ging er wieder an das "Schauspielhaus Zürich"1), wo er bis 1952 blieb. Danach spielte er an verschiedenen Bühnen wie dem "Lessingtheater"1) und dem "Hebbel-Theater"1).
  
Während seiner langen Karriere als Filmschauspieler wirkte Schürenberg auch nach dem Krieg in unzähligen Produktionen mit – wenn auch nur in wenigen Hauptrollen, dennoch verlieh er den unverzichtbaren Randfiguren mit seiner unaufdringlichen Spielweise immer wieder Prägnanz. Vor allem in den 1960er Jahren wurde der Schauspieler dem Kinopublikum durch seine Rolle des leicht senilen, trotteligen "Sir John" in den beliebten Wallace-Filmen ein Begriff. Den Chef von "Scotland Yard" spielte er als Nachfolger von Ernst Fritz Fürbringer insgesamt 13 Mal – Täter, Opfer und Kommissare wechselten, doch Schürenberg blieb als "feste Größe" immer präsent. War er 1960 in "Der Rächer"1) noch als Major Staines in Erscheinung getreten, kam er in der 11. Wallace-Verfilmung "Die Tür mit den 7 Schlössern"1) (1962) erstmals mit dieser Karikatur eines Vorgesetzten daher, der mit seinen Einschätzungen immer daneben liegt. Nach "Das Gasthaus an der Themse"1) (1962) mimte er den "Sir John" 1964 in "Zimmer 13"1) (1964), in "Die Gruft mit dem Rätselschloss"1) und in "Der Hexer", gefolgt von "Neues vom Hexer"1) (1965), "Der unheimliche Mönch"1) (1965), "Der Bucklige von Soho"1) (1966), "Das Geheimnis der weißen Nonne"1) (1967), "Die blaue Hand"1) (1967), "Der Mönch mit der Peitsche"1) (1967), "Der Hund von Blackwood Castle"1) (1968) und "Die Tote aus der Themse"1) (1971). Zu nennen sind zudem drei weitere Produktionen aus der "Edgar Wallace-Filmreihe"1), in denen Schürenberg mitwirkte, in "Der Zinker"1)  1963) zeigte er sich als Zeitungsverleger Sir Geoffrey Fielding, in "Das indische Tuch"1) (1963) als Sir Henry Hockbridge und in "Der Teufel kam aus Akasava" (1971) einmal mehr als "Scotland Yard"-Chef, der nun Sir Philip hieß.
  
"Der Teufel kam aus Akasava": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi am 16.10.2020 als Remastered Edition auf DVD herausbrachte. "Der Teufel kam aus Akasava": Szenenfoto mit Soledad Miranda als Agentin Jane und Siegfried Schürenberg als Sir Philip; mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi am 16.10.2020 als Remastered Edition auf DVD herausbrachte.
Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto mit Soledad Miranda1) als Agentin Jane
und Siegfried Schürenberg als Sir Philip in dem Wallace-Krimi
"Der Teufel kam aus Akasava"
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi
am 16.10.2020 als Remastered Edition auf DVD herausbrachte.

Der kauzige Typus eines nicht gerade kompetent wirkenden und zum Schmunzeln anregenden Chefs, den Schürenberg exzellent verkörperte, wird  auch in modernen Krimi-Fassungen gerne genutzt, unweigerlich denkt man da an den von Michael Degen dargestellten Vice-Questore Patta bzw. Vorgesetzten von Commissario Guido Brunetti (anfangs Joachim Król1)/später Uwe Kockisch) in den "Donna-Leon"-Verfilmungen1). So führt Wikipedia aus: "Die Rolle des Yard-Chefs war in den ersten Filmen der Wallace-Reihe noch von Ernst Fritz Fürbringer gespielt worden, der als "Sir Archibald" ernst und humorlos auftrat. Schürenberg dagegen spielte den Polizeichef in karikierender Überzeichnung als ebenso pompösen wie begriffsstutzigen Vorgesetzten mit begrenzten kriminalistischen Fähigkeiten, der (außer in "Der Hund von Blackwood Castle") unfähig ist, einen Fall aufzuklären, und sich auf seine scharfsinnigen Inspektoren verlassen muss. Obwohl Schürenberg in den Filmen oft nur wenige Szenen hatte, war das Erscheinen von "Sir John" für die Zuschauer nahezu unverzichtbar. Der Darsteller wurde von den Produzenten deshalb innerhalb von nur sechs Jahren in dreizehn Wallace-Filmen als "Sir John" eingesetzt. Schürenberg war damit der Schauspieler, der innerhalb der Wallace-Reihe am häufigsten dieselbe Rolle spielte. Seine Popularität führte dazu, dass er in weiteren Wallace-Filmen ganz ähnlich gelagerte Charaktere darstellte (z. B. als Sir Geoffrey oder Sir Philip).
  
Auch in seinen weiteren Filmen konnte Schürenberg dieses Image einer zwar seriösen, dennoch zum Lachen anregenden Autoritätsperson nicht ablegen, etwa als Dr. Krapp-Krapproth in dem Klamauk "Klassenkeile"1) (1969) oder als Kriminalkommissar Berg in Wolfgang Staudtes1) herrlichen Gaunerkomödie "Die Herren mit der weißen Weste"1) (1970). Zu seinen letzten Arbeiten für den Kinofilm zählte der Onkel Walter Habinger in der Adaption "Als Mutter streikte"1) (1974) nach dem Roman "Oh my darling daughter" von Eric Malpass1) mit Johanna Matz als Ehefrau und Mutter Clementine Kemper → Übersicht Kinofilme.
Das Fernsehen spielte kaum eine Rolle in Schürenbergs filmischen Schaffen, so sah man ihn als Viktor Brack, jüngeren Bruder des Sonderlings bzw. Protagonisten Albert Brack (Leonard Steckel) in der spannenden Geschichte "Das Haus voller Gäste"3) (1960), als den in das Visier von Inspektor Marquard (Konrad Georg)
geratenen Dr. Elken in "Parkstr. 13"3) (1960) und als Fabrikant Oskar Hubbard in "Die kleinen Füchse"3) (1961), gedreht von Peter Beauvais1) nach dem Theaterstück "The Little Foxes"1) von Lillian Hellman1). Einen weiteren TV-Auftritt hatte er als Herr Löwenberg in der Adaption "Kubinke"3) (1966) nach dem gleichnamigen Roman von Georg Herrmann1) mit Ernst Jacobi als Emil Kubinke.
  
Unvergessen bleibt der Schauspieler auch als Synchronsprecher beispielsweise für Clark Gable (1901 – 1960). Die "MGM"1)-Synchronstudios wählte ihn in schon in den 1930er Jahren als deutsche Stimme für die Hollywood-Legende aus und als 1953 die deutschsprachige Fassung des Klassikers "Vom Winde verweht"1) (1939, "Gone with the Wind ") produziert wurde, bestand die Filmfirma auf Schürenberg, der zu dieser Zeit in der Schweiz lebte; so blieb er dem US-Star bis zu dessen Tod als Sprecher treu. Der Schauspieler lieh zahllosen weiteren international bekannten Kollegen seine sonore Stimme, darunter in etlichen Klassikern der Filmgeschichte. Aus der Vielzahl der Produktionen – synchronkartei.de weist bis 1980 über 900 Sprechrollen aus – sind beispielsweise zu nennen für
(Fremde Links: Wikipedia)

In dem berühmten Disney-Zeichentrickfilm "Das Dschungelbuch"1) (1967) war er die deutsche Stimme des hinterhältigen Tigers Shir Khan (im Original George Sanders1)), in den beiden "Asterix"1)-Zeichentrickfilmen "Asterix und Kleopatra"1) (1968) und "Asterix erobert Rom"1) (1976) sprach er den Julius Caesar1). → mehr bei synchronkarte.de.
Zudem stand er, wenn auch eher sporadisch, im Hörspielstudio, bereits Mitte/Ende der 1920er Jahre war er an Live-Sendungen der "Nordischen Rundfunk AG"1) (NORAG) beteiligt. Doch erst in den 1950er Jahren nahm er seine Tätigkeit als Sprecher wieder auf, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
  
Siegfried Schürenberg, der sich 1974 vom Filmgeschäft und auch aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, starb am 31. August 1993 mit 93 Jahren in Berlin. Die letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof I der "Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde"1) in in Berlin-Kreuzberg1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Der Schauspieler lebte zuletzt mit seiner vierten Ehefrau Charlotte im Berliner Ortsteil Frohnau1), sein Privatleben hatte er stets streng abgeschirmt, er selbst galt als schwieriger, unzugänglicher Mensch. Aus einer ersten Ehe (1921 – 1930) mit der Schauspielerin Johanna Pischon (1896 – ?) soll der spätere Fernsehjournalist Sven Schürenberg (1922 – 1973) hervorgegangen sein. Der 1937 geborener Sohn Andreas Schürenberg aus einer weiteren Ehe schied 1966 durch Freitod aus dem Leben; dieser war ebenfalls Schauspieler → IMDb.
 
Im Herbst 2005 erschien im Verlag "Schwarzkopf & Schwarzkopf"1) die erste Biografie über den beliebten Schauspieler; in dem Buch "Sir John jagt den Hexer. Siegfried Schürenberg und die Edgar Wallace-Filme" dokumentiert Andreas Neumann4) auf ca. 300 Seiten und mit größtenteils bisher unveröffentlichte Abbildungen das Leben des Schauspielers. "Sir John jagt den Hexer" liest sich außerordentlich spannend. Der Autor schreibt sachlich und sachkundig, lockert die Fakten mit Anekdoten auf, ohne sich in ihnen zu verlieren. Ins Auge stechen natürlich die zahlreichen Fotos, darunter seltene Privataufnahmen, aber auch selten oder nie gesehene Standfotos, Plakate, Porträtaufnahmen, Schnappschüsse von Dreharbeiten, ausnahmslos hervorragend reproduziert auf gutem Kunstdruckpapier. Wenn auch der Mensch Siegfried Schürenberg nach der Lektüre kaum vertrauter geworden ist, so kann man sich ein umfassendes Bild von einem hochprofessionellen Schauspieler machen, der ohne seinen Fan und Freund Andreas Neumann definitiv im Reich der vergessenen Darsteller von Gestern verschollen geblieben wäre. Insofern trägt der Verfasser einen wichtigen Mosaikstein zum Gesamtbild der deutschen Filmgeschichte bei. Das macht "Sir John jagt den Hexer" zu einem Filmbuch, mit der auch der Fachmann zufrieden sein kann, zumal es angesichts seiner Ausstattung erfreulich kostengünstig geraten ist. notierte Dr. Michael Drewniok unter anderem in seinem Artikel bei ciao.de (Seite nicht mehr online).  
Siehe auch cyranos.ch, Wikipedia, tls.theaterwissenschaft.ch
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Die Krimihomepage, 4) neumannparodie.de
   
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung, Die Krimihomepage)
Kinofilme Fernsehen
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia (deutsch/englisch))
Sendungen der "Nordische Rundfunk AG" (NORAG) , Livesendungen ohne Aufzeichnung,
(jeweils Regie/Kommentar: Alfred Stöger)
Produktionen ab den 1950er Jahren
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