Hermann Vallentin ca. 1906 oder früher; Urheber: Unbekannt; Quelle: www.cyranos.ch; Foto auch veröffentlicht in der Zeitschrift "Berliner Leben" (Heft 11, 1906); Lizenz: gemeinfrei Hermann Vallentin wurde am 24. Mai 1872 als Sohn des wohlhabenden Holzhändlers und Fabrikbesitzers Felix Vallentin († 1911) in Berlin1) geboren. Aufgewachsen in einer gut situierten Familie, ließ sich der ältere Bruder der Schauspielerin, Kabarettistin und Chansonničre Rosa Valetti (1876 – 1937) nach einer kurzen Betätigung im elterlichen Betrieb am "Königlichen Schauspielhaus"1) in Berlin von dem Charaktermimen Max Grube1) (1854 – 1934) sowie dem damaligen Intendanten Hans Oberländer1) zum Schauspieler ausbilden; parallel dazu volontierte er bereits am "Königlichen Schauspielhaus". 1893 wurde Vallentin Ensemblemitglied des "Central-Theaters"1), wechselte im darauffolgenden Jahr an das "Coburger Hoftheater" (heute "Landestheater Coburg"1)), mit dem er einen ersten Auslandsaufenthalt während eines Gastspiels in London verbrachte. Zur Spielzeit 1894/95 an das über die Grenzen Schlesiens hinaus angesehene "Lobe-Theater"1) in Breslau1) verpflichtet, konnte Vallentin bei seinem dortigen Debüt sowohl in Lustspielen als auch Dramen überzeugen – so unter anderem als Mittelbach und junger Schwiegersohn der Titelfigur in dem Schwank "Der Herr Senator" von Franz von Schönthan1) und Gustav Kadelburg1) oder als der in die Heimat zurückgekehrte Reservist Moritz Jäger in dem sozialkritischen Schauspiel "Die Weber"1) von Gerhart Hauptmann1). Weitere Theaterstationen wurden in Berlin das "Theater des Westens"1) (1896) und das "Lessingtheater"1) (1897) sowie ab 1898 das "Hoftheater" (heute "Hessische Staatstheater Wiesbaden"1)) in Wiesbaden1), wo er bis 1906 auf der Bühne stand. 
 
Hermann Vallentin ca. 1906 oder früher
Foto auch veröffentlicht in der Zeitschrift "Berliner Leben"1) (Heft 11, 1906)
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Anschließend zog es Vallentin erneut nach Berlin an das "Königliche Schauspielhaus", hier wirkte er bis 1914 für weitere acht Jahre. Zwischen 1920 und 1932 berief ihn Max Reinhardt1) (1873 – 1943) immer wieder an seine Bühnen ("Reinhardt-Bühnen"1)), wo er vor allem am "Deutschen Theater"1) Erfolge feierte. So unter anderem als Polizei-Aufseher Stepán Iljítsch Uchowjórtow in der Komödie "Der Revisor"1) von Nikolai Gogol1), über dessen Gestaltung der Theaterkritiker Herbert Ihering1) im "Berliner Börsen-Courier"1) (30.04.1925) damals schrieb: "Erstaunlich, wie er zu einer fast phantastischen, fast unheimlichen Wirkung kam, obwohl er für diesen korrumpierten Kleinstadttyrannen nichts anderes tat, als seine unbeirrbare Routine mit Intensität und Energie zu füttern."***)
Begonnen hatte Vallentin seine schauspielerische Karriere als jugendlicher Charakterdarsteller und im Rollenfach des leichtlebigen, eleganten Mannes, auch mit komischen Parts konnte er sein Publikum begeistern. Eine seiner herausragenden Interpretationen war die des unterdrückten und eher unsympathischen jüdischen "Winkeljournalisten" Schmock in dem Lustspiel "Die Journalisten"1) von Gustav Freytag1), auch in Operetten wurde er gefeiert, so 1916 am Berliner "Metropol-Theater"1) als Graf Boni in der Operette "Die Csárdásfürstin"1) von Emmerich Kálmán1) neben Fritzi Massary in der Titelrolle. In späteren Jahren gab er altersbedingt gesetzte Herren, Väter und Patriarchen jedweder Couleur, Direktoren, Richter und Honoratioren der Gesellschaft. "Die vollblütige Beweglichkeit dieses sehr tüchtigen Schauspielers, seine urtümliche Verstellungslaune, erinnert ebenso an Schildkraut1), wie das Nebeneinander überströmender Gefühlsweichheit und in gefährlicher Ballung explodierenden Jähzorns. (…) Aber die Gefühlsweichheit kann er nicht wie Schildkraut in jene letzte Tiefe führen, wo sie dem Sentimentalen entwächst und etwas Gottähnliches bekommt." urteilte 1926 der Dramatiker Julius Bab1).
Wichtige Rolle waren unter anderem der Hofmarschall von Kalb in dem Schiller-Drama "Kabale und Liebe"1), der Bürger Vansen in dem Goethe-Trauerspiel "Egmont"1) oder der Kapuziner in Schillers "Wallensteins Lager"1).

Hermann Vallentin auf einer Künstlerkarte (Ross-Karte Nr. 438/2),
aufgenommen im Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin
(Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930))
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Hermann Vallentin auf einer Künstlerkarte (Ross-Karte Nr. 438/2), aufgenommen im Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin (Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930)); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Lizenz; gemeinfrei
An den "Reinhardt-Bühnen" glänzte Vallentin zu Beginn der 1930er Jahre unter anderem mit der Figur des Uniform-Schneiders Wormser in der von Heinz Hilpert1) am "Deutschen Theater" mit Werner Krauß in der Titelrolle des Schusters Wilhelm Voigt1) inszenierten Uraufführung (05.03.1931) des Stücks "Der Hauptmann von Köpenick"1) von Carl Zuckmayer1), den er auch unter der Regie von Richard Oswald1) auch in der Filmversion1) (1931) neben Protagonist Max Adalbert verkörperte. Er gestaltete den Wirt Köchler in dem pazifistisch ausgerichteten Anti-Kriegsdrama "Wunder um Verdun" von Hans Chlumberg1) (Regie: Karlheinz Martin1)) oder den Dr. Peter in Max Reinhardts Inszenierung der Komödie "Harmonie" ("Harmónia") von Ferenc Molnár1). Seine letzte Bühnenrolle in Deutschland vor der Emigration ins Ausland war 1933 der Rechtsanwalt in dem amüsanten Boulevardstück "Hokuspokus" von Curt Goetz → felix-bloch-erben.de.  
Ab 1920 engagierte sich Vallentin zudem beim Kabarett, trat in dem von seiner Schwester Rosa Valetti am 23. Dezember 1920 gegründeten, berühmt gewordenen "Kabarett Größenwahn" in den Räumen des ehemaligen "Café Größenwahn"1) auf, das rasch zum Anziehungspunkt der literarischen, politisch links gerichteten Künstlerszene geworden war. Als Rosa Valetti am 19. November 1922 mit "Die Rampe" am Kurfürstendamm ein weiteres Kabarett ins Leben rief, konnte man Vallentin auch dort mit eigenen Songs und Texten erleben. 1932/33 brachte er in Willi Schaeffers' "Kabarett für alle" und im "Kabarett der Komiker"1) den Zeitgeist auf den Punkt: "Was interessiert das Publikum? Reparationen, Sanktionen, Inflationen …? Hunger, Elend, Not von Millionen? Daß Tausende im Zuchthaus verrecken? Interessiert das das Publikum? I wo, der nackte Hintern der Anita Berber, der interessiert das Publikum!".***)
Noch während des 1. Weltkrieges begann Vallentin eine zweite Karriere als Leinwanddarsteller und gehörte bis 1933 zu den vielbeschäftigten Publikumslieblingen. Erstmals trat er im November 1914 in dem von Alfred Halm1) in Szene gesetzten, patriotischen stummen Streifen "Das ganze Deutschland soll es sein!"2) in Erscheinung, zeigte sich in den nachfolgenden Jahren in Melodramen, Kriminal- und Science-Fiction-Stoffen, in denen er meist prägnante Nebenrollen, aber auch schon mal Hauptrollen verkörperte. So mimte er beispielsweise den mörderischen, schließlich dem Wahnsinn verfallenden Wirt Matter in William Wauers1) Drama "So rächt sich die Sonne"1) (1915) oder den Alkoholiker Kapitän John Riew, der sich in der von Walter Schmidthässler1) nach der Novelle von Theodor Storm1) realisierten Adaption "John Riew"1) (1917) mit dem Untertitel "Ein Mädchenschicksal" um die Tochter seines verstorbenen Freundes, die junge Anna Seyers (Dagny Servaes) kümmert und sie nach Verwerfungen auf den rechten Weg führt. "Vallentin variiert im wesentlichen einen Grundtypus: Er ist soignierter bürgerlicher Herr ebenso wie proletarischer Familienvater, "monokeltragender Bankier, Theaterdirektor, Schwiegervater, roh und energisch, aber auch mit der meckernden Stimme eines guten Komikers begabt" (Rudolf Arnheim1), 1959)."***).

Hermann Vallentin fotografiert von
Wilhelm Willinger1) (1879 – 1943)
Quelle: www.cyranos.ch; Photochemie-Karte Nr. 1833
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Hermann Vallentin fotografiert von Wilhelm Willinger (1879 – 1943); Photochemie-Karte Nr. 1833: Quelle: www.cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei
Hermann Vallentin auf einer Künstlerkarte (Ross-Karte Nr. 438/1), aufgenommen im Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin (Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930)); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Lizenz; gemeinfrei Mehrfach stand Vallentin für Regisseur Ewald André Dupont1) vor der Kamera, so zu Stummfilmzeiten als Industrieller Sebaldus Dühringer, millionenschwerer Besitzer einer Lokomotivfabrik und Vater des idealistischen Dühringer jr. (Hans Mierendorff) in dem nach dem Roman "Tini Holms Aufstieg" von Felix Salten1) mit Lu Jürgens3) als Wäschermädel Tini Holm entstandenen Streifen "Herztrumpf"2) (1920), als Mr. Powell, Herausgeber der Zeitung "Die Menschheit", in dem Krimi "Der Mord ohne Täter"1) (1921) nach der Vorlage "Justiz" von Paul Rosenhayn1) (auch Drehbuch mit E. A. Dupont) und als Räuberhauptmann Krause in dem ganz auf Henny Porten zugeschnittenen Lustspiel "Sie und die Drei"1) 1922). In der Geschichte "Das alte Gesetz"1) (1923) nach Aufzeichnungen von Heinrich Laube1) mit Ernst Deutsch als der Rabbiner-Sohn Baruch, Henny Porten als Erzherzogin Elisabeth Theresia und Margarete Schlegel als Esther,Tochter des Professors Nathan (Werner Krauß) sowie Jugendliebe Baruchs gab er den Schriftsteller Heinrich Laube. In der frühen Tonfilm-Ära sollte eine weitere Zusammenarbeit mit Dupont folgen.
In drei Filmen des legendären Friedrich Wilhelm Murnau1) liefert er Prototypen seines Fachs – den Landgerichtsrat a. D. in "Schloß Vogelöd"1) (1921) nach dem Kriminalroman von Rudolf Stratz1) mit Arnold Korff als Herr von Vogelschrey, Schlossherr auf Vogelöd, den Geschäftsmann Herrn Binzer/Bekker in "Die Finanzen des Großherzogs"1) (1924) nach dem Roman "Die Finanzen des Großherzogs" ("Storhertigens Finanser") von Frank Heller1) mit Harry Liedtke als Don Ramon XXII., Großherzog von Abacco, und einen spitzbäuchigen Gast in dem Klassiker "Der letzte Mann"1) (1924) mit Emil Jannings als der Hotelportier.

Hermann Vallentin auf einer Künstlerkarte (Ross-Karte Nr. 438/1),
aufgenommen im Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin
(Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930))
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
"Die bieder proletarische Version ist sein Portier bzw. Vater Donath in Fred Sauers1) Stummfilm "Das Erwachen des Weibes" (1927) mit Grete Mosheim und Hilde Maroff. Als Lohnbuchhalter Kremke ist er in dem gleichnamigen Film1) (1930) von Marie Harder1), der Leiterin des Film- und Lichtbilddienstes der SPD1), die Inkarnation des Spießbürgers und Biertischphilisters, der Staat und Militär hochhält, sich sicher dünkt und dennoch nach 20 Jahren treuen Dienstes entlassen und arbeitslos wird, seine neue Situation nicht begreift, sich nicht zu wehren weiß gegen Unrecht und ins Wasser geht." kann man bei CineGraph***) lesen.
Dazwischen lagen Produktionen wie die von Urban Gad1) nach der gleichnamigen Traumdichtung1) von Gerhart Hauptmann1) mit Margarete Schlegel als Hannele gedrehte Verfilmung "Hanneles Himmelfahrt"1) (1922) und seinem Part von Hanneles brutalem Stiefvater, dem Maurer Mattern, der Bergmann bzw.Vater von Marie (Liane Haid) in der Dreiecksgeschichte "Schlagende Wetter"1) (1923) nach einer Vorlage von Stefan Großmann1), der Arbeiter Wisczkowski in dem Familienporträt "Die Wiskottens"1) (1926) nach dem Roman von Rudolf Herzog1), der Onkel von Rechtsanwalt Paul le Barroy (Harry Liedtke) und späterem Gemahl von Elyane Parizot (María Corda) in der Komödie "Madame wünscht keine Kinder"1) (1926) oder Zirkusdirektor Wolfsohn, Vater von Eva (Hellen Allan), in dem Zirkusdrama"Die letzte Galavorstellung des Zirkus Wolfson" (1928).

Hermann Vallentin fotografiert von
Wilhelm Willinger1) (1879 – 1943)
Quelle: virtual-history.com; Photochemie-Karte Nr. 1832
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Hermann Vallentin fotografiert von Wilhelm Willinger (1879–1943); Quelle: virtual-history.com; Photochemie-Karte Nr. 1832; Lizenz: gemeinfrei
Der vielseitige Schauspieler ließ sich nie auf ein bestimmtes Genre festlegen, verschiedentlich verkörperte Vallentin historische Persönlichkeiten, so unter der Regie von Rudolf Meinert1) den Marquis de Mirabeau1) in dem Biopic "Marie Antoinette"1) (1922) mit dem Untertitel "Das Leben einer Königin" und Stummfilm-Star Diana Karenne in der Titelrolle der Marie-Antoinette1), den autoritären Herzog Karl Eugen von Württemberg1) in "Friedrich Schiller – Eine Dichterjugend"1) (1923; Regie/Drehbuch: Curt Goetz) mit Theodor Loos als jungem Friedrich Schiller1) oder den Professor und Reformator Karlstadt1) (= Andreas Rudolff-Bodenstein von Karlstadt) in dem als "Ein Film der deutschen Reformation" untertitelten, Star-besetzten Historienfilm "Luther"1) (1927), inszeniert von Hans Kyser1) mit Eugen Klöpfer als Martin Luther1). Vallentin spielte prägnante Rollen in etlichen Literatur-Adaptionen, außer den erwähnten unter anderem in "Die Ratten"1) (1921) nach dem gleichnamigen Drama1) von Gerhart Hauptmann1), wo er sich als Harro Hassenreuter, Vater von Walburga (Claire Selo3)), zeigte, den Burgvogt auf Roßberg Wolffenschießen mimte er in "Wilhelm Tell"1) (1923) nach dem gleichnamigen Drama1) von Friedrich Schiller1) mit Hans Marr als Schweizer Nationalheld Wilhelm Tell1) und Conrad Veidt als dessen Gegenspieler Landvogt Hermann Geßler. Vallentin tauchte wiederholt als Kommissar auf wie in dem von Joe May1) mit Ehefrau Mia May und Emil Jannings in den Hauptrollen inszenierten Vierteiler "Tragödie der Liebe"1) (1923) oder in dem bereits mit einigen Tonsequenzen versehenen Streifen "Cyankali"1) (1930) nach dem gleichnamigen Abtreibungs-Drama1) von Friedrich Wolf1) – zugleich eine seiner letzten Arbeiten für den Stummfilm → Übersicht Stummfilme.
  
Den Übergang zum Tonfilm schaffte Vallentin auf Grund seiner Bühnenerfahrung problemlos, eine erste Aufgabe fand er einmal mehr unter der Regie von Ewald André Dupont1) mit der Rolle des Dr. Holtz in der deutschsprachigen Version des britischen See-Dramas"Atlantik"1) (1929), das nach dem an den Schiffsuntergang1) der "RMS Titanic"1) im April 1912 angelehnte Bühnenstück "The Berg" von Ernest Raymond (1888 – 1974) entstand. Dupont besetzte ihn auch in einer weiteren, deutschsprachigen Version einer deutsch-britischen Gemeinschaftsproduktion, in dem im 1. Weltkrieg angesiedelten Anti-Kriegsfilm "Zwei Welten"1) (1930), der tragischen Liebesgeschichte zwischen dem jüdischen Mädchen Esther (Helene Sieburg; 1909–1978) und dem österreichischen Offizier Leutnant Stanislaus von Kaminsky (Peter Voss), überzeugte er als Esthers Vater, der Uhrmacher Simon Goldschneider, der Kaminsky für den Tod seines im Straßenkampf gefallenen Sohnes Nathan verantwortlich macht.
Einprägsam war auch Vallentins Interpretation des buckelnden Uniformschneiders Adolph Wormser in Richard Oswalds1) Verfilmung "Der Hauptmann von Köpenick"1) (1931) nach dem gleichnamigen Theaterstück1) von Carl Zuckmayer1) mit Max Adalbert als Schuster Wilhelm Voigt1)."***) Letzte, kleinere Auftritte in Kinoproduktionen hatte Vallentin als Rechtsanwalt Elbing in dem Melodram "Das erste Recht des Kindes"1) (1932) und dem Untertitel "Aus dem Tagebuch einer Frauenärztin" mit Erna Morena als Ärztin Dr. Baumgarten und Hertha Thiele als die schwangere Lotte Bergmann, als das Berliner Komitee-Mitglied Herr Ullmann in der Komödie "Wenn die Liebe Mode macht"4) (1932) mit Renate Müller und Georg Alexander sowie als Generaldirektor Schenk, Chef von Sekretärin Betty Bergen (Elga Brink), in dem Abenteuer "Sprung in den Abgrund"1) (1933) von (Regie) und mit Harry Piel → Übersicht Tonfilme.
 
Nach der so genannten "Machtergreifung"1) durch die Nationalsozialisten wurde der im Nazi-Jargon als "Voll-Jude" abklassifizierte Hermann Vallentin, der bis 1932 Vizepräsident des Verwaltungsrats der "Genossenschaft deutscher Bühnen-Angehöriger"1) und als Präsident des "Deutschen Bühnenclubs Berlin" fungierte, mit einem Berufsverbot belegt. Über die Tschechoslowakei1) emigrierte er zunächst in die Schweiz, fand zur Spielzeit 1933/34 als Charakterkomiker für das Schauspiel, Operettenkomiker und -regisseur sowie Abendspielleiter Beschäftigung am "Stadttheater Basel"1). Hier gab er unter anderem den Gerichtsdiener Holzapfel in der Shakespeare-Komödie "Viel Lärm um nichts"1) und die Titelrolle in der Shakespeare-Tragödie "Julius Caesar"1), jeweils inszeniert von Alwin Kronacher1), und den Peter Cauchon1), Bischof von Beauvais, in dem Drama "Die heilige Johanna"1) von George Bernard Shaw1) (Regie: Fritz Ritter). 1934 wurde trotz Vallentins Bereitschaft zu einer Gagenreduktion und der Übernahme auch kleinerer Rollen sein Vertrag von der Theaterkommission nicht verlängert.**) Dann ging er in die Tschechoslowakei zurück, wirkte zur Spielzeit 1934/35 am Stadttheater von Aussig1) (heute: Ústí nad Labem, Tschechien1)) und 1935/36 in Mährisch-Ostrau1) (heute: Ostrava. Tschechien). Seit Anfang Mai 1936 am "Theater an der Wien"1) verpflichtet, musste Vallentin nach dem so genannten "Anschluss Österreichs"1) bzw. der De-facto-Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische "Deutsche Reich"1) Mitte Mai 1938 erneut emigrieren. Er reiste wieder in die neutrale Schweiz ein, arbeitete an den Theatern in Zürich und Basel sowohl als Schauspieler als auch als Regisseur. Am "Schauspielhaus Zürich"1) setzte der von Kollegen liebevoll "Männe" genannten Vallentin 1938 die Kleinbürgerkomödie "Dyckerpotts Erben"5) von Robert Grötzsch in Szene, zur Jahreswende 1938/39 zeigte er sich dort unter der Regie von Leonard Steckel in dem musikalischen Lustspiel "Das Ministerium ist beleidigt"1) von Fred Heller1) und Bruno Engler (Dialoge) mit der Musik von Leonhard Märker1). Wenig später glänzte er neben anderen Exil-Kollegen wie Albert Bassermann, Erwin Kaiser1), Leonard Steckel, Karl Paryla und Wolfgang Heinz1) in dem Stück "Talleyrand und Napoleon" (auch "Der Mann, der Napoleon schlug"), einer "dramatischen Chronik in Szenen" von Hermann Kesser1). Weitere Rollen waren unter anderem  Cressidas Onkel Pandarus in dem Shakespeare-Drama "Troilus und Cressida"1) (Regie: Oskar Wälterlin1)), der Geschäftsmann Sir George Crofts in dem Schauspiel "Frau Warrens Gewerbe"1) von George Bernard Shaw1), der Munifiesel in der Uraufführung (29.09.1938) des Stücks "Der kleine Sündenfall" von Cäsar von Arx (Regie: Leonard Steckel) und der Bischof von Bamberg in dem Goethe-Drama "Götz von Berlichingen" (Regie: Leopold Lindtberg1)). Man sah ihn auch einmal mehr unter Steckels Regie als Arzt in der deutschsprachigen Erstaufführung des amüsanten Dreiakters "Im sechsten Stock" von Alfred Gehri6), für Lindtberg gab er den Kanonikus Appelstubbe in der Uraufführung (17.11.1938) des Schauspiels "Bellman" ("Ulla Winblad oder Musik und Leben des Carl Michael Bellman"1)) von Carl Zuckmayer1) und den Generaldirektor in der Uraufführung (03.12.1938) des Stücks "Jedermann 1938. Ein Spiel vom armen Mann im Überfluss" von Walter Lesch7). Als Oskar Wälterlin mit "Eine kleine Stadt" die deutschsprachige Erstaufführung des epischen Theaterstücks "Unsere kleine Stadt"1) von Thornton Wilder1) inszenierte, betraute er Vallentin mit der Nebenrolle des Totengräbers Joe Stoddard.**)
 
Anfang Oktober 1939 entschloss sich Vallentin Europa zu verlassen bzw. zur Auswanderung in das unter britischem Mandat stehende Palästina1), konnte hier jedoch wegen mangelnder hebräischer1) Sprachkenntnisse als Schauspieler nicht Fuß fassen. Er gab Rezitationsabende unter anderem aus Werken von Goethe1), Heinrich Heine1), Alfred Polgar1), Kurt Tucholsky1), Detlev von Liliencron1) und Theodor Herzl1). Während des 2. Weltkrieges war er regelmäßig für das deutschsprachige Programm von "Radio Jerusalem" tätig, brachte dort eigene Lieder und Verse zu Gehör oder rezitierte Gedichte, die in modernisierter Form Bezug auf aktuelle politische Ereignisse nahmen. Auch als Sprecher deutschsprachiger Nachrichten war er zeitweise im "Palestine Broadcasting Service"1) (P.B.S.) zu hören. Darüber hinaus veröffentlichte er kurze Beiträge in der seit 1942 von Arnold Zweig1) und Dr. Wolfgang Yourgrau1) in Haifa1) herausgegebenen deutschsprachigen Exil-Wochenzeitschrift "Orient"1), geprägt von dem Versöhnungsgedanken mit den Arabern und einen bi-nationalen Staat aus Arabern und Juden. Aufgrund zionismuskritischer Positionen, wurde das Blatt zur Zielscheibe militanter Zionistenverbände und musste im April 1943 eingestellt werden.
  
Nur wenige Monate nach Kriegsende starb Hermann Vallentin am 18. September 1945 im Alter von 73 Jahren in Tel Aviv1) (heute Israel1)).
Seine Nichte Lotte Stein (1894 – 1982) machte sich ebenfalls einen Namen als Schauspielerin.
Quellen (unter anderem)*) **): Wikipedia, cyranos.ch sowie
CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 15***)
und tls.theaterwissenschaft.ch**)
Fotos bei virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com
*) Kay Weniger: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben … Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht". (ACABUS Verlag, Hamburg 2011, S. 517 ff)
**) Thomas Blubacher: "Hermann Vallentin", in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz (Chronos Verlag, Zürich 2005, Band 3, S. 1992–1993)
***) Wolfgang Jacobsen: "Hermann Vallentin – Schauspieler" in "CineGraph" (Lieferung 15, 1989)  mit den Quellen:
  • Julius Bab: "Rosa Valetti und Hermann Vallentin oder Geschwister spielen". In: J. B.: Schauspieler und Schauspielkunst
    (Berlin: Oesterheld 4. erw. Aufl. 1926, S. 68–74)
  • Eugen Schmahl (1892–1954): "Hermann Vallentin". In: "Funkköpfe. 46 literarische Porträts";
    Hg. von Karl Wilczynski. Berlin: Verlag "Funk-Dienst" 1927 (S. 137–138)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) cyranos.ch, 4) Murnau Stiftung, 5) theatertexte.de, 6) Historisches Lexikon der Schweiz, 7)  tls.theaterwissenschaft.ch
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