Die Stummfilm-Schauspielerin Ruth Weyher wurde am 28. Mai 1901
als Ruth Ellen Weyher und Tochter eines Oberjustizinspektors
im westpreußischen Neumark (heute: Nowe Miasto Lubawskie, Polen) geboren. Gemeinsam mit ihrem Bruder Lothar verbrachte
sie ihre Kindheit in Danzig und besucht dort das "Stephan-Waetzold-Lyzeum".
Anfang 1914 zog die Familie nach Halle, wo sich die musisch begabte Ruth an
der dortigen Kunstgewerbeschule mit Malerei beschäftigte, später
am Konservatorium Gesangsunterricht nahm, da sie eine Karriere als
Opernsängerin anstrebte. Diesen Plan musste sie nach einer schweren
Erkrankung bzw. Verlust der Gesangsstimme aufgeben, entschied sich dann für
die Schauspielerei und kam 16-Jährig nach Berlin. Zwischen April 1919 und
Juli 1920 studierte sie an der dem "Deutschen Theater"
angegliederten Schauspielschule, erhielt anschließend ein erstes Engagement
in München.
Etwa zeitgleich knüpfte Ruth Weyher Kontakte zum Film, erhielt von
Richard Eichberg gleich eine tragende Rolle in dem Melodram "Die Tragödie der Manja Orsan" (1919).
Es folgten zahlreiche Unterhaltungsstreifen, in denen sich Ruth Weyher mit meist prägnanten Parts in der Stummfilm-Szene etablieren konnte.
Sie wurde beispielsweise von Gerhard Lamprecht mit der
Hauptrolle in dessen Dreiteiler "Frauenbeichte" (1921/22) besetzt,
mit dem sie auch "Die Erlebnisse einer Kammerzofe" (1922) drehte. Sie zeigte sich in Robert Reinerts zweiteiligen
Großproduktion "Sterbende Völker" (1922) neben Paul Wegener, Otto Gebühr und Fritz Kortner und mimte die Tochter eines
Leuchtturmwärters "mit vieler Anmut und frischer, ungekünstelter Lebendigkeit der
Geste" wie der "Film-Kurier" notierte, kam aber "über das Spielerische nicht hinaus, wirkt hierin aber bildhaft sehr schön".1)
Foto Ruth Weyer: Urheber: Fotoatelier "Zander & Labisch"
(Albert Zander u. Siegmund Labisch2) (18631942))
Quelle: www.virtual-history.com;
Lizenz siehe hier
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Ihren ersten großen Leinwanderfolg konnte Ruth Weyher in Arthur Robisons
expressionistischem Klassiker "Schatten.
Eine nächtliche Halluzination"2) (1923) als
attraktive Ehefrau eines eifersüchtigen Ehemannes (Fritz Kortner)
verbuchen, sie zeigte sich "darstellerisch besser als sonst, sie ist reifer, persönlicher, nicht nur schön,
sondern auch typisch. Das fehlte ihr bisher. Sie muß erst in eine Form oder in eine Aufgabe
hineingepreßt werden, muß modellieren an sich, um das oft Ausdruckslose zu überwinden."
schrieb damals der "Film-Kurier" (Nr. 177, 26.07.1928).
In Ewald André Duponts meisterlichen Milieu-Studie "Das
alte Gesetz"2) (1923) überzeugte sie als
Hofdame neben Henny Porten (Erzherzogin Elisabeth Theresia) und Ernst Deutsch
(Rabbiner-Sohn Baruch) → www.murnaugesellschaft.de,
spielte für Rochus Gliese die junge Inge in der Literaturadaption "Komödie
des Herzens"2) (1924) an der Seite von Lil Dagover und Nigel Barrie.
Festgelegt auf den Typus der abenteuerlustigen, vor allem aber hingebungsvollen
Frau, war Ruth Weyher mit ihren Rollen eher unzufrieden, wollte "nicht immer das arme, bemitleidenswerte Geschöpf des Mannes,
das in rührender Liebe und Demut das Haupt
senkt" verkörpern ("Film-Kurier" Nr. 233 (03.10.1925). Nach
ähnlich gelagerten Parts in Produktionen wie Hans Neumanns
Shakespeare-Verfilmung "Ein
Sommernachtstraum" hier gab sie die schöne
Amazonen-Königin Hippolyta oder der Rolle der Filmehefrau von Werner Krauß
in Georg Wilhelm Pabsts expressionistischem Drama "Geheimnisse
einer Seele"2) (1926) konnte sie dann mit der
Titelrolle der frechen Susanne Pomarel in Richard Eichbergs "Die keusche Susanne"3) (1926)
dem bisherigen Rollen-Klischee entfliehen bzw. ihr komisches Talent
unter Beweis stellen: Im Mittelpunkt von Eichbergs Verfilmung der beliebten Operette von Jean Gilbert stehen zwei Frauen, die dem
Moralkodex der französischen Vorkriegsgesellschaft ein Schnäppchen schlagen:
Die junge Susanne Pomarel (Ruth Weyher) führt ein aufregendes Doppelleben, indem sie ihrem Onkel, mit dem sie
in einem Provinznest lebt, in regelmäßigen Abständen ins Nachtleben von Paris entwischt. Dort begegnet sie
dem betörenden René Boislurette (Willy Fritsch), um den sie mit der adeligen Jacqueline (Lilian Harvey)
konkurriert. Für René und Jacqueline ist die Dreieckskonstellation ein willkommener Anlass, durch
vermeintliche Kompromittierung, Jacquelines Vater, den Baron des Aubrais (Hans Junkermann) zu zwingen, sein
zuvor verweigertes Einverständnis zur Heirat zu geben, um einen Skandal zu vermeiden. Das turbulente Finale,
das schließlich auch den Baron noch kompromittiert, findet dann standesgemäß im Moulin Rouge statt.4)
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Bis Ende der 1920er Jahre folgten Produktionen wie Manfred Noas erste
deutsche Edgar Wallace-Verfilmung "Der
große Unbekannte"2) (1927), die Komödie
"Dr. Monnier und die Frauen"5) (1928; Regie: Gustav Molander) mit Fred Louis Lerch
als Partner oder die
heitere, von Géza von Bolváry inszenierte Geschichte "Vater und Sohn"5) (1929) mit Harry Liedtke.
Das Lustspiel "Was ist los mit Nanette?" (1929; Regie: Holger-Madsen) mit sich selbst in einer Doppelrolle und Georg Alexander
als Partner hatte sie mit ihrer eigenen Firma "Ruth Weyher-Film GmbH"
realisiert es sollte die einzige Produktion bleiben. "Star ist Ruth Weyher, endlich einmal gelockert
und unverkrampft. Tragisches hat sie nicht zu spielen, und das schwierige Problem ihrer Photographie ist (...) überraschend und glücklich gelöst. Man glaubt dieser temperamentvollen Dame die Revue-Existenz und das
Doppelleben." schrieb G. Herzberg am 31.08.1929 im "Film-Kurier"
(Nr. 207).
Lediglich in zwei Tonfilmen trat Ruth Weyher noch in Erscheinung, in dem
Streifen "Sei gegrüßt, Du mein schönes Sorrent" (1930;
Regie: Romano Mengon spielte sie an der Seite von
Alfred Abel und in dem Krimi "Im Kampf mit der Unterwelt" (1930) neben Regisseur
und Hauptdarsteller Carlo Aldini sowie Sig Arno.
Ruth Weyer vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder2) (1888 1929)
Quelle: www.virtual-history.com;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Am 2. Juli 1932 ehelichte Ruth Weyher den Münchner Verleger
bzw. Druckereibesitzer Dr. Hans Geiselberger1)
(1894 1957) und beendete auf Wunsch ihres Mannes die Filmkarriere.
Sie lebte fortan in Bogenhausen bei München, wo sie am 27. Januar 1983 von der Öffentlichkeit
vergessen im Alter von 81 Jahren starb.
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Link: 2) Wikipedia, 3) filmportal.de, 5) Murnau Stiftung
1) Quelle: CineGraph Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 31
aus: "Film-Kurier" (25.11.1922 und 07.12.1922)
4) Quelle: www.cinegraph-babelsberg.de Lizenz
Foto Ruth Weyer (Urheber "Fotoatelier Zander & Labisch",
Berlin): Das Atelier von Albert Zander und Siegmund
Labisch († 1942) war 1895 gegründet worden; die inaktive
Firma wurde 1939 aus dem Handelsregister gelöscht. Externe Recherche
ergab: Labisch wird ab 1938 nicht mehr in den amtlichen
Einwohnerverzeichnissen aufgeführt, so dass sein Tod angenommen werden muss;
Zander wiederum war laut Aktenlage ab 1899 nicht mehr aktiv am Atelier
beteiligt und kommt somit nicht als Urheber dieses Fotos in Frage. Die
Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser
Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen
und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei.
(Quelle: Wikipedia)
Lizenz Foto Ruth Weyer (Urheber: Alexander Binder):
Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von
dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen
und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei.
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