Alphons Fryland auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864–1930); Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; Lizenz: gemeinfrei

Alphons (auch Alfons) Fryland gehört wie etliche seiner Kollegen zu den vergessenen Schauspielern der Stummfilm-Ära. Geboren am 1. Mai 1888 als Alphons Fritsch in der österreichischen Hauptstadt Wien1), verbrachte er seine Kindheit und Jugend in Schlesien1), besuchte dann als junger Mann die "kaiserlich-königliche Exportakademie"1) (heute "Wirtschaftsuniversität Wien"1)) in seiner Geburtsstadt. Fryland hatte jedoch eher künstlerische Neigungen, ab 1914 betrieb er Musikstudien in Graz, München und Paris, ließ sich von Friedrich Carl Peppler1) (1857 – 1918), Mitglied des "Münchener Schauspielhauses"1)  zum Schauspieler ausbilden. Während des 1. Weltkrieges bzw. bis 1919 diente er als Reserveoffizier beim 10. Dragonerregiment1) der österreichisch-ungarischen Kavallerie.
Zeitgleich wurde Fryland von der "Sascha-Film"1) bzw. dem österreichischen Filmpionier Fritz Freisler1) (1881 – 1955) für den Stummfilm entdeckt, der ihm gleich eine Hauptrolle in seinem melodramatischen Streifen "Die Jagd nach dem Glück" (1919) anvertraute. Fryland mimte den Ingenieur Fred Harmsen, der durch eine sensationelle Erfindung für den Bergbau zum umjubelten Helden wird, jedoch menschlich versagt und als Lebemann und Spieler sein Glück sucht. Als es im Bergwerk zu einer Katastrophe mit vielen Toten kommt, wird Harmsen verurteilt. Nur seine einstige Braut Christel (Grete Ruth) und seine Mutter halten noch zu ihm … 
 
Foto: Alphons Fryland auf einer Fotografie von Nicola Perscheid1) (1864 – 1930)
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Fryland avancierte in den 1920er Jahren mit Hauptrollen sowie prägnanten Nebenfiguren in österreichischen und deutschen Produktionen rasch zum Publikumsliebling und spielte mit den weiblichen Stars jener Jahre. Etwa mit Lucy Doraine, Noch-Ehefrau von Mihály Kertész Kaminer1) (1888 – 1962), der später in Hollywood als "Michael Curtiz" mit vielen großen Produktionen – unter anderem dem Klassiker "Casablanca"1) (1942) – berühmt werden sollte, in der von Kertész inszenierten Komödie "Mrs. Tutti Frutti"1) (1921). Mit Kertész drehte er auch die Streifen "Cherchez la femme!"1) (1921, auch: "Herzogin Satanella), "Dorothys Bekenntnis" (1921) und "Wege des Schreckens" (1921) – stets mit Lucy Doraine in der weiblichen Hauptrolle.
Fryland zeigte sich beispielsweise als Prinz von Wales in der von Rudolf Biebrach nach dem Schauspiel "Kean, ou Désordre et génie" von Alexandre Dumas d. Ä.1) mit Heinrich George als legendärer, englischer Schauspieler Edmund Kean1) in Szene gesetzten Adaption "Kean"1) (1921),  neben Liane Haid (Lucrezia Borgia1)) in Richard Oswalds1) Kassenschlager "Lucrezia Borgia"1) (1922) als Lucrezias zweiter Ehemann Alfonso von Aragon1) oder in dem Melodram "Die Kette klirrt"1) (1923) als Ex-Häftling Paul Moran.
  

Foto: Alphons Fryland vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Ross-Karte Nr. 1603/1
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Alphons Fryland vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Ross-Karte Nr. 1603/1: Lizenz: gemeinfrei
In der deutsch-italienischen Produktion bzw. dem von Georg Jacoby und Gabriellino D'Annunzio (1886 – 1945) nach dem mit dem Nobelpreis1) ausgezeichneten gleichnamigen Roman1) von Henryk Sienkiewicz realisierten Monumentalfilm "Quo Vadis?"1) (1925),  gehörte auch Fryland zur internationalen Besetzung und stellte die zentrale Figur des römischen Kommandanten bzw. Patriziers Marcus Vinicius dar, der sich in die lygische Geisel Licia (im Roman Lygia), gespielt von dem britischen Stummfilmstar Lilian Hall-Davis1)), verliebt. Der legendäre deutsche Schauspieler Emil Jannings brillierte als geistesgestörter Kaiser Nero1), die anderen tragenden Rollen wurden von bekannten Stummfilm-Mimen verkörpert – so Neros zweite Gemahlin Poppaea1) von Elena Sangro1), der Prätorianerpräfekt Tigellinus1) und Günstling Neros von Raimondo van Riel oder der römische Senator Petronius1) von dem in Frankreich geborenen Andrea Habay (1883 – 1941). Sienkiewicz' Liebesgeschichte zwischen einem römischen General und einer Christin geriet zum Publikumsmagneten, der Film galt lange als verschollen. Anfang August 2012 gab die Tageszeitung des Heiligen Stuhles1) und der Vatikanstadt1) "L'Osservatore Romano"1) bekannt, dass im Vatikanischen Filmarchiv eine Kopie dieser frühen Verfilmung aufgetaucht sei → www.kath.net.
Mehrfach war Alphons Fryland Partner von Liane Haid, so nach "Lucrezia Borgia" (1922) unter anderem in "Ich liebe Dich"1) (1925), in "Liebesfeuer" (1925), in "Die Insel der Träume"1) (1926) dem Roman "Die Königin der Gnadeninsel" von Paul Rosenhayn1), wo er als angeblich wohlhabender Prinz Alexej Ermolow seine ihm soeben angetraute Ehefrau Katja (Liane Haid) hinters Licht führte, und in "Der Sohn des Hannibal"1) (1926) nach dem Roman von Ludwig Wolff1). An der Seite von Lya Mara drehte er unter anderem die Geschichte "Auf Befehl der Pompadour"1) (1924), mit Lee Parry "Fedora"1) (1926) nach dem Theaterstück von Victorien Sardou1), mit Ossi Oswalda die Komödie "Ein schwerer Fall"1) (1927) oder mit Lya de Putti die amüsante Story "Charlott etwas verrückt"1) (1928). Als "der Geliebte" Graf Paul Hardenegg tauchte er in "Der Geliebte seiner Frau" (1928) neben Dina Gralla auf, in dem von Rolf Raffé1) inszenierten Drama "Das Schicksal derer von Habsburg"1) (1928) mit dem Untertitel "Die Tragödie eines Kaiserreiches" (1928) überzeugte er als Kronprinz Rudolf1) (1858 – 1889) und einziger Sohn des österreichischen Kaiserpaares (Erna Morena/Fritz Spira), der mit seiner Geliebten Mary Vetsera1) (1871 – 1899), gespielt von Leni Riefenstahl, in der Nacht vom 29. auf den 30. Januar 1889 in Schloss Mayerling1) den Freitod wählte.

Foto: Alphons Fryland vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: virtual-history.com; Ross-Karte Nr. 1603/2
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Alphons Fryland vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888– 929); Quelle: www.virtual-history.com: Ross-Karte Nr. 1603/2; Lizenz: gemeinfrei
Nach Produktionen wie Carmine Gallones1) romantischem Abenteuer "Schiff in Not S.O.S." (1929) – erneut mit Liane Haid – oder dem Streifen "Einmal um Mitternacht" (1929) mit Betty Astor1), drehte er mit "Rosen blühen auf dem Heidegrab"1) (1929) seinen letzten Stummfilm und trat in dem "durchaus national und vaterländisch gehaltenen Bildstreifen"2)  als Heidebauer Joachim Schlaeger in Erscheinung, der rasend vor Wut einen französischen Korporal bewusstlos schlägt und flieht – hatte dieser doch seine Ehefrau Anna (Betty Astor) vergewaltigt → Übersicht Stummfilme.
Anschließend stand Alphons Fryland nur noch für drei Kinofilme vor der Kamera: Adolf Trotz1) sowie Domenico Gambino1), der auch die Titelrolle spielte, besetzten ihn in dem Bergdrama "Der Bergführer von Zakopane" (1931), seine letzten Arbeiten waren ein kleiner Part in der US-amerikanischen Produktion "Die Nacht der Entscheidung" (1931, "The Night of the Decision") nach dem Bühnenstück "Der General" von Lajos Zilahy1) mit Conrad Veidt als General Gregori Platoffsowie sowie die Rolle des Schauspielers Rolf Thyngen in dem Melodram "Johannisnacht"3) (1933) mit Lil Dagover und Hans Stüwe.
  
Weil er, wie er in einem Schriftwechsel behauptete, von dem jüdischen Produzenten Alfred Zeisler1) (1892 – 1985) bei der Rollenvergabe benachteiligt worden sei, zog sich Fryland danach vom Filmgeschäft zurück und ließ sich unter seinem Geburtsnamen Alphons Fritsch in Graz1) nieder. Dort war er als Sachbearbeiter beim Landratsamt tätig.
Der einstige Stummfilmstar Alphons Fryland starb am 29. November 1953 im Alter von nur 65 Jahren in Graz. Er hinterließ seine Ehefrau Magdalena (geborene Stemann) sowie zwei gemeinsame Kinder.
Quelle (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) filmportal.de
Quelle: 2) "Deutsche Zeitung" (Berlin: 29.Dezember 1929)
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