Ossi Oswalda wurde am 2. Februar 1897 als Oswalda Stäglich und
Tochter eines Gymnasiallehrers in Niederschönhausen bei Berlin geboren.
Der Vater starb, als das Mädchen erst vier Jahre alt war, erzogen wurde Ossi
Oswalda von der taubstummen Mutter. Schon
früh erhielt sie Ballettunterricht, war Chortänzerin bei einem Berliner
Theater und kam 1916 zum Film. Entdeckt worden war sie von dem
Schauspieler und Drehbuchautor Hanns Kräly1)
(1884 1950),
der die junge Tänzerin dem bekannten Regisseur Ernst Lubitsch1)
(1892 1947) empfahl, mit dem er damals eng zusammen arbeitete.
Ihr Leinwanddebüt gab Ossi Oswalda 1916 in dem
Stummfilm "Schuhpalast Pinkus"1),
weitere Filme mit Lubitsch, der zwölf Filme mit ihr realisierte, aber auch anderen namhaften Regisseuren folgten.
Schon bald avancierte die temperamentvolle Schauspielerin mit ihren Rollen vor
allem in stummen Komödien zum
Publikumsliebling und wurde als die "deutsche Mary Pickford"
bezeichnet.
Foto: Die Schauspielerin Ossi Oswalda ca. 1920
auf einer Fotografie von Nicola
Perscheid1) (1864 1930)
Quelle: Wikimedia Commons
bzw. Wikipedia;
Angaben zur Lizenz siehe hier
|
 |
Ossi Oswalda drehte mit Lubitsch in rascher Folge stumme Streifen wie "Der
G.m.b.H.-Tenor"1) (1916),
"Wenn
vier dasselbe tun"1) (1917),
"Prinz
Sami"1) (1917),
"Das
fidele Gefängnis"1) (1917)
oder "Ich
möchte kein Mann sein"1) (1918).
"Ich möchte kein Mann sein" (1918), ihre achte
Zusammenarbeit (mit Lubitsch), ist eine umwerfende berlinerische Komödie, in
der das Temperament der Inszenierung völlig identisch wird mit dem
Temperament der Komödiantin. (
) Eine Schönheit war sie eigentlich nicht,
aber mit ihrem rundlichen, frechen Gesicht und der entspannten Selbstverständlichkeit
ihrer emanzipierten Teenager-Vitalität genau die erquickliche Person, von der
sich ein ganzes Regiment Dragoner gerne hätte die Pferde stehlen lassen. Der
junge Curt Goetz, in seinen witzig-mokanten Allüren schon ganz der alte
Goetz, ist ihr ein idealer Partner.2)
 |
Der "Film-Kurier" schrieb im Mai 1920 über "Ich möchte kein
Mann sein" unter anderem: "Die zurzeit erfolgreichste und
beliebteste deutsche Lustspielfirma Lubitsch und Kräly hat es sich mit ihrem
neuesten Ossi Oswalda auf den schlanken Leib geschriebenen Manuskript recht
leicht gemacht. Denn die Geschichte von dem tollen, übermütigen Backfisch,
der sich einmal als Junge ordentlich austobt, dabei in allerlei Nöte gerät
und schließlich im Hafen der Ehe landet, ist schon tausendmal vorher in allen
möglichen Variationen auf die Bühne gebracht worden. Wenn es trotzdem den
Autoren gelungen ist, das Publikum zu stürmischer Heiterkeit hinzureißen, ja
es zeitweise direkt zum Wiehern zu bringen ich weiß, daß das kein hübscher
Ausdruck ist, aber die Damen hinter mir haben es tatsächlich getan , so
ist ihr Verdienst um so höher zu bewerten. Die Hauptstärke liegt diesmal in
den launigen Titeln, die voll Witz und famoser Situationskomik sind, während
die Situationen selbst zum großen Teile der Originalität entbehren. Trotzdem
schlugen sie mächtig ein, was zum großen Teile auf das Konto der Darstellung
zu setzten ist. Ossi Oswalda entzückte durch ihr sprudelndes Temperament,
ihre überschäumende Laune und ihre schelmische Koketterie.
Foto: Ossi Oswalda um 1929 auf einer Fotografie von Alexander
Binder1) (1888 1929)
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander
Binder (1888 1929)
Quelle: Wikimedia
Commons bzw. Wikipedia;
Angaben zur Lizenz siehe hier
|
Weitere Produktionen mit Lubitsch waren beispielsweise "Der
Rodelkavalier"1) (1918),
"Das
Mädel vom Ballett"1) (1918),
"Meine
Frau, die Filmschauspielerin"1) (1919),
"Die
Austernprinzessin"1) (1919),
"Die
Puppe"1) (1919) und "Die
Wohnungsnot"1) (1920) Zu den Filmen, die
andere Regisseure mit ihr realisierten, zählt "Dem
Licht entgegen"1) (1918) von Georg Jacobi.
1921 gründete Ossi Oswalda eine eigene Filmproduktion, die von ihrem
damaligen Ehemann Baron Gustav von Koczian geleitet wurde. Ab 1925 war sie bei
der Ufa unter Vertrag und drehte unter anderem so verrückte
Geschichten wie "Das Mädchen mit der
Protektion" (1925) und "Die Fahrt ins Abenteuer" (1926)
mit Willy Fritsch als Partner, sowie mit Harry Liedtke, mit dem sie bereits 1919 für Lubitschs "Die
Austernprinzessin"" vor der Kamera gestanden hatte, entstanden die
Streifen "Das Mädel auf der Schaukel" (1926) und "Eine tolle Nacht" (1926).
Carl Boese realisierte mit ihr "Ossi hat die Hosen an" (1928), Georg Jacoby
"Die Wochenendbraut" (1928) und Richard Löwenbein ihren letzten
Stummfilm, "Der Dieb im Schlafcoupée" (1929).
Foto: Die Schauspielerin Ossi Oswalda vor 1930
auf einer Fotografie von Nicola
Perscheid1) (1864 1930)
Quelle: Wikimedia
Commons bzw. Wikipedia;
Angaben zur Lizenz siehe hier
|
|
 |
Mit Aufkommen des Tonfilms konnte Ossi Oswalda nicht mehr an ihre
früheren Erfolge anknüpfen und widmete sich daher vermehrt dem Theater.
Lediglich in zwei Tonfilmen spielte sie mit: In Georg Jacobys "Der Keusche Joseph" (1930)
sah man sie als Messerwerferin und in Alfred Zeislers "Der Stern von Valencia" (1934)
verkörperte sie die Varieté-Tänzerin Rita.
1943 lieferte sie noch die Drehbuchvorlage zum tschechischen Film "Der Vierzehnte am
Tisch" (Ctrnáctý u stolu) ab, dann wurde es still um die ehemalige Stummfilmdiva. Sie
starb völlig verarmt und von den Medien vergessen mit nur 50 Jahren am 17. Juli 1947 in
Prag.
Als Temperamentsbolzen nicht nur aufgekratzt lustig, sondern auch
aufgeklärt erotisch so erlebte sie ihr Kinopublikum. Sie spielte immer
ein wenig schrill, lieferte verzückte Tanzeinlagen in gewagter
Kostümierung ab und "berlinerte" im Tonfilm "sogar noch mit
ihren wohlgeformten Beinen", wie es Kurt Pinthus einmal formulierte.3)
In ihren Rollen verkörpert die Schauspielerin meistens junge Töchter und
Frauen, die grell, lebenslustig und anmaßend ihre Wünsche durchsetzen. Sie
spielt aufgekratzt lustig und aufgeklärt erotisch; trifft mit ihrem lust- und
körperbetonten Temperament den Nerv der Zeit, gilt aber auch einigen zeitgenössischen
Kritikern als zu wild, derb und roh. (Quelle: www.film-zeit.de)
Foto: Ossi Oswalda auf einer Fotografie von Alexander
Binder1) (1888 1929)
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander
Binder (1888 1929)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier |
|