Uwe Friedrichsen wurde am 27. Mai 1934 als Sohn eines Ingenieurs
in Hamburg geboren, verbrachte seine Kindheit bei seinen
Großeltern im Schleswig-Holsteinischen Kaltenkirchen und ging dort auch zur Schule; aus dieser Zeit stammt seine
zweite "Muttersprache", das plattdeutsch. Schon früh
interessierte Friedrichsen sich für die Schauspielerei, wirkte bei
Schülerauführungen mit, machte dann aber zunächst eine Lehre als Import-/Exportkaufmann in einem alten Hamburger
Handelshaus. Mit 19 Jahren gehörte er 1953 zu den Gründern des kleinen
"Theater 53" in seiner Geburtsstadt, von dort holte ihn
die legendäre Prinzipalin Ida Ehre1) (1900 1989) an die "Kammerspiele".
Von 1956 bis 1968 stand Friedrichsen dann auf der Bühne des
"Hamburger Schauspielhauses", wo er unter Gustaf Gründgens1),
Oscar Fritz Schuh2),
Rudolf Sellner2)
und anderen bedeutenden Theaterregisseuren bzw. Intendanten wirkte. Anschließend arbeitete er als freier Schauspieler,
gastierte in vielen deutschen Städten, ging auf Tourneen und übernahm auch
eine Reihe von Inszenierungen. Beispielsweise trat er bei den
Ruhrfestspielen 1967 als "Bürger Schippel" in dem gleichnamigen
Stück von Carl Sternheim2) auf, an der Berliner "Volksbühne" begeisterte
er 1970 als Jean in Strindbergs Tragödie "Fräulein Julie"2) oder 1979 unter
Peter Zadek als Oronte in der Moliere-Komödie "Der Menschenfeind"2).
Herbert von Karajan2) engagierte den Schauspieler
als Rezitator von Liederzyklen, womit Friedrichsen unter anderem an der
"Mailänder
Scala" und der Londoner "Royal Albert Hall" auftrat; am Hamburger "Thalia
Theater" arbeitete Friedrichsen in den 1980er Jahren auch als
Regisseur.
Im "Ernst-Deutsch-Theater" brillierte er als Richter in
"Das Urteil von Nürnberg", spielte in Arthur Millers "Tod eines Handlungsreisenden"2).
Uwe Friedrichsen (Titelrolle) in "George
Dandin"2) von Moličre
(Tourneetheater 1985)
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
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Virginia Shue (Hamburg)
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Sein 50-jähriges Bühnenjubiläum feierte Friedrichsen im
Frühjahr 2003 im Hamburger "Ohnsorg-Theater" mit der
Uraufführung von "La Paloma ade!", einem Stück in plattdeutscher
Sprache von Paul Barz2) über den alternden
Hans Albers1) während der
Dreharbeiten zum Film "Große Freiheit Nr. 7"2), in dem
Friedrichsen in der Hauptrolle des Hans Albers brillierte; am gleichen
Abend wurde er durch den Hamburger Senat mit der "Biermann-Ratjen-Medaille"2)
für seine schauspielerischen Leistungen geehrt; im Vorfeld hatte es
deswegen Querelen gegeben – die Kulturbehörde hatte die
Verleihung zunächst kurzfristig abgesagt.
Nach einer im Frühjahr 2005 aufgrund gesundheitlicher Probleme vom Arzt
verordneten Theaterpause – ursprünglich hatte Friedrichsen die
Rolle des Anklägers Richard Mohr in der Premiere von Lillian Garrett-Groags
Drama "Die Weiße Rose" am "Ernst Deutsch Theater"
interpretieren sollen – übernahm der vielseitige Schauspieler zur
Spielzeit 2005/06 am "Theater im Rathaus Essen" in der
Komödie "Ego – Drei auf der Couch" die Hauptrolle und
begeisterte auch bei zahlreichen Gastspielen das Publikum. Ab Anfang
März 2007 ging er mit dem Verwirrspiel von Carl Djerassi2), einer
raffinierten Mischung aus Komödie, Schauspiel und Thriller, als
selbstverliebter Erfolgsautor Stephan Marx zusammen mit Claudia Buser
und Ralf Weikinger erneut auf Tournee.
Enorme Popularität erlangte Friedrichsen nicht zuletzt durch das Medium
Fernsehen, wo er seit Mitte der 1950er Jahre in zahlreichen
Produktionen mitwirkte und im Laufe der Jahre vom Bildschirm nicht mehr
wegzudenken war. Unvergessen bleibt er neben Titelheld Hellmut Lange1) in der
Serie "John Klings Abenteuer"1) (1965/66 bzw. 1969/70),
wo er 26 Folgen lang dessen Freund bzw. den Agenten Jones Burthe
mimte. Man sah ihn in anspruchsvollen TV-Adaptionen von Klassikern wie
beispielsweise 1963 in Hebbels "Maria Magdalena", ein Jahr später
in Tirso de Molinas "Don Gil von den grünen Hosen" oder 1969 in
Hauptmanns "Die Ratten". Aber auch in beliebten
Krimi-Serien wie "Dem Täter auf der Spur"1), "Die
Männer vom K3"2),
"Der Alte"2),
"Derrick"2)
oder "Tatort"2) übernahm er Rollen. Zwischen 1979 und 1981
moderierte er als Nachfolger von Henning Venske2) zusammen mit
Liselotte Pulver1)
die "Sesamstraße"2) und so richtig berühmt wurde
Friedrichsen ab Anfang der 1980er Jahre als Zollfahnder Zaluskowski in den Wirtschaftskrimis
"Schwarz-Rot-Gold"2), die ihm auch den Spitznamen "Zalu"
einbrachte; diesen Part spielte er viele Folgen lang bis Mitte der 1990er Jahre.
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1992 wirkte er in der Serie "Oppen und Ehrlich" als
schlitzohriger Bürgermeister
Hinrich Oppen mit,
1997 war er der Kapitän Bredersen in der erfolgreichen Serie
"Tanja"; in Dieter Wedels Mehrteiler "Der König von St. Pauli"2)
trat er als Staatsrat Vieting in Erscheinung und in Joachim Roerings feucht-fröhlichen
Handwerker-Posse "Der Kleine Dachschaden" erheiterte er ein Jahr
später als Hajo Beck neben seiner Ehefrau alias Gabi Dohm das Publikum.
In den letzten Jahren machte sich Friedrichsen auf dem Bildschirm rar, in
jüngerer Zeit konnten die Fernsehzuschauer den Charakterdarsteller
als abgehalfteten Manager Albert in "Die Fabelhaften Schwestern" (2002) sowie in Dieter Wedels
"Die Nibelungen" (2002) auf dem Bildschirm erleben. Nach
sporadischen Auftritten in Serien wie "Schloßhotel Orth" (2004),
"Ein Fall für Zwei" (2004) und "Hilfe! Hochzeit! Die schlimmste Woche
meines Lebens"2) (2007) war Anfang Mai 2007 eine prägnante Nebenfigur die des traditionsbewussten Hamburger
Geschäftsmanns
Emil Dewinter in dem von Marcus O. Rosenmüller bis in die
kleinsten Rollen prominent besetzten spannenden ZDF-Zweiteiler "Schuld
und Unschuld"3), in welchem es hochgradig melodramatisch um die
Machenschaften internationaler Pharmariesen, zwischenmenschliche
Verstrickungen und nicht zuletzt um eine heimliche Liebesbeziehung ging.
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Es folgten Gastauftritte in Serien wie "Die Rettungsflieger",
"Da kommt Kalle", "Elvis und der Kommissar",
"In aller Freundschaft", "Das Traumschiff" und
"Der Dicke", in der turbulenten Komödie "Ein Strauß voll Glück"3)
mimte Friedrichsen Ende August 2009 den kauzigen Schwiegervater der
selbstbewussten Protagonistin Anna Lehmann (Janina Hartwig), die sich
nach dem Tod ihres Mannes auf der Insel Amrum mit einer Straußenfarm
eine neue Existenz für sich und ihre beiden Kinder aufgebaut hat. Als
der fiese Reeder und Selfmade-Millionär Fritjof Reents (Gunter Berger) auf
den Plan tritt und Annas Geschäft ruiniert, hilft neben
dem Rechtsanwalt Matthias Dierksen (Michael von Au) auch der etwas
grummelige, dennoch herzensgute Opa Lehmann, dass sich alles zum Guten
wendet.
Im Sommer 2009 hatten in Hamburg und Umgebung die
Dreharbeiten zu der ARD-Liebeskomödie "Der
Duft von Holunder"2) begonnen, in der Friedrichsen
als Dorfpastor Sevenig eine fast anrührende bzw. für die Geschichte
entscheidende Altersrolle verkörpern durfte; ausgestrahlt wurde die
Romanze jedoch erstmals am 24. Juni 2011. Man erlebte ihn in der
"Großstadtrevier"-Episode "Jimmy Heinrich war ein Seemann"
(Folge 298; EA: 13.12.2010) als titelgebende Figur, der zusammen mit
Freund "Kuddel" Pitter (Axel Olsson) als Taschendieb in das
Visier der Fahnder gerät. Als Kriminalautor
Gunnar Sundberg tauchte er in dem Quotenrenner "In aller Freundschaft"
auf, in den Folgen "Vier in einem Boot"4)
(Folge 500, EA: 14.12.2010) und "Bedrohliche Träume"4)
(Folge 524, EA: 05.07.2011). In der "Notruf Hafenkante"-Geschichte
"Schlangenbiss" (EA: 20.10.2011) mimte er den Dieter Krieger,
der einen Museumseinbruch beobachtet hat. Friedrichsen stand für die humorvolle Generationen-Geschichte "Tür an Tür"3)
vor der Kamera, gedreht wurde bereits Mitte November 2011 unter anderem in
Oldenburg, gesendet wurde die Geschichte dann am 13. Dezember 2013.
Thekla Carola Wied spielte die weibliche Hauptrolle der grantigen,
gehbehinderten Rentnerin Hannah Wellner, Tanja Wedhorn die Architektin
Sophie, die mit Hannah in einem Haus für betreutes Wohnen lebt, Uwe Friedrichsen
stellte den charmanten Pensionär Friedrich Seliger dar, der so gar nichts von
dieser Wohnform hält. "Aus der langsamen Annäherung zwischen der schroffen Alten
und ihrem Verehrer (charmant gespielt von Uwe Friedrichsen), der sie mit seiner gewitzt-verschmitzen Art
aus ihrer Widerspenstigkeit herauslockt, resultieren kleine komödiantische Miniaturen."
notiert www.tittelbach.tv.
Sein Leinwanddebüt hatte Friedrichsen bereits 1957 als Student Jochen in
"Lemkes sel. Witwe" gegeben, im Verlaufe der Jahre folgten
unzählige Rollen in Filmen wie "Unser Haus in Kamerun"2) (1961),
"Der Chef wünscht keine Zeugen"2) (1964) oder dem Wallace-Krimi "Der Gorilla von Soho"2) (1968),
wo er den Sergeant Jim Pepper mimte. In der Komödie "Einer spinnt immer"2) übernahm er 1971 die Rolle des
Bäckerlehrlings Uwe Falk,
in "Bleib sauber, Liebling" sah man ihn im gleichen Jahr als Dr. Walter
Bertram. In Rainer Erlers Science-Fiction-Streifen "Operation Ganymed"2) agierte er 1977 als Steve, in
Peter Zadeks Simmel-Adaption "Die Wilden Fünfziger"2)
1983 als Monsieur Chanson und in der witzigen Geschichte "Go Trabi Go 2 Das war der wilde Osten"2) 1992 als Bürgermeister
Kuhn.
Zuletzt stand Friedrichsen als Herr Opitz für "Das
Haus der Krokodile"2), einem
Thriller "für und mit Kinder", vor der Kamera; Kinostart war der 22. März 2012.
Als Synchronsprecher war Friedrichsen ebenfalls gefragt, die
Idealbesetzung für "coole" und abgeklärte Typen wie beispielsweise
Donald Sutherland2) in "M.A.S.H."2). Alternativ zu
Klaus Schwarzkopf1)
sprach er mehrfach für Peter Falk1) alias
"Columbo" oder lieh unter
anderem Tom Berenger2),
Michael York1), Sidney Portier1) und
Danny Glover2) seine
Stimme → www.synchronkartei.de.
Zudem nahm das Hörspiel bzw. Hörbuch einen breiten Raum ein, eine kleine Auswahl findet
man bei Wikipedia (→ Hörspiele / Hörbücher).
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Neben seiner Arbeit für Theater, Film- und Fernsehen hielt
Friedrichsen, der zu den ganz großen deutschen Nachkriegs-Schauspielern
gehörte, literarische Lesungen vor allem mit Texten von so bekannten Autoren wie Tucholsky, Ringelnatz oder
Kästner ab und auch sein musikalisches Talent zeigte er nicht nur mit
Auftritten in diversen Musicals wie u. a. 1995 in "My Fair Lady"2) an der
"Deutschen Oper"
in Düsseldorf, sondern auch mit Schallplattenaufnahmen wie beispielsweise den lasterhaften Balladen Francois Villons
in niederdeutscher Sprache oder mit eigenen Chansons; 1977 veröffentlichte er
seine LP "Es geht immer ein wenig Lack ab", seine plattdeutschen Lieblingstexte
wie beispielsweise von Gorch Fock, Klaus Groth, Emil Hecker, August Hinrichs, Hein Köllisch,
oder Fritz Wischer gab er im
Frühjahr 1997 als Buch unter dem Titel "Geschichten sünd mien Frünnen"
heraus.
Foto: Uwe Friedrichsen und Silvia Reize2) in
"Der Widerspenstigen Zähmung"2)
Theater "Haus im Park" (Hamburg-Bergedorf), 12. Januar 1984
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Dass Uwe Friedrichsen am 27. Mai 2009 seinen 75. Geburtstag feierte,
sah man dem Vollblutmimen nicht an. Bis zuletzt gehörte er zu den
vielbeschäftigten Schauspielern der alten Garde, die vor allem auf der
Theaterbühne durch ihr facettenreiches Spiel begeistern konnten. Wenige Tage nach
seinem Geburtstag begannen für Friedrichsen die Proben mit Regisseur Wolf-Dietrich Sprenger zu
Henrik Ibsen Gesellschaftsdrama "John Gabriel Borkman"2) am
Hamburger "Ernst Deutsch Theater" mit Friedrichsen in der
Titelrolle. Die Premiere war am 27. August 2009, "perfekte Besetzung als grantiger Materialist: Uwe Friedrichsen"
meinte das "Hamburger Abendblatt". Debra Skerra schreibt
bei www.welt.de:
"Uwe Friedrichsen in der Titelrolle ist schlichtweg die
Idealbesetzung. Er gibt dem verbohrten und von Machtfantasien besessenen Borkman
Nuancen, die mitunter Verständnis und manchmal sogar Sympathie erzeugen.
Besonders in der Schlussszene gelingt Friedrichsen die Auffächerung in eine
zutiefst bemitleidenswerte, weil uneinsichtige Persönlichkeit."
Für seine darstellerische Leistung wurde Friedrichsen 2010 mit dem
"Rolf-Mares-Preis"2) ausgezeichnet.
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Die Zuschauer des Hamburger "Ernst-Deutsch
Theaters" erlebten Friedrichsen zwischen dem 22. April und 28. Mai 2010 als
schillernden Machtmenschen Pozzo in Samuel Becketts "Warten
auf Godot"2), zusammen mit Charles Brauer2) als Landstreicher Wladimir und
Werner Rehm als dessen Freund Estragon. So schrieb unter anderem Monika Nellissen
zu der von Gerd Heinz inszenierten Aufführung bei www.welt.de:
Charles Brauer (Wladimir) und Werner Rehm (Estragon) sind unerhört
fein aufeinander abgestimmte Virtuosen der Schauspielkunst, die diskret das
bisher nicht wahrgenommene, doch durch viele zahllose Zitate belegte Jüdische
im Stück verifizieren, ohne die Absurdität des Unerklärbaren außer Acht
zu lassen. Diese Meisterleistungen ergänzt Uwe Friedrichsen als
brutaler, später weinerlicher Herrenmensch Pozzo, der den Philosophen als
Knecht, Lucky (Benjamin Utzerath), an der Leine führt.; siehe auch
den weiteren Artikel bei www.welt.de.
Auch wenn es in den letzten Jahren vor seinem Tod etwas ruhiger um den Mimen geworden
war 2014 beging er seinen 80. Geburtstag machte Friedrichsen immer
mal wieder in schönen Theaterinszenierungen von sich reden. So auch
seit der Premiere am 13. Oktober 2013 im Hamburger "Ohnsorg-Theater"
in "Lengen na Leev", einer plattdeutschen Erstaufführung
des Dramas "Ein Mond für die Beladenen" von
Nobelpreisträger Eugene O'Neill2). Für seine Hauptrolle des großmäuligen,
streitsüchtigen Trinkers Philipp erntete der Schauspieler viel
Applaus. Friedrichsen " legt das bäuerliche Urgestein seiner Rolle
nicht wie O'Neill als brutalen Säufer und rüden Verbalpolterer an,
der gegen seine Natur anbrüllt, sondern von vornherein als nölig
sympathischen Pfiffikus. Er spricht wie er geht: schlurfend. Nicht
aus Geldgeilheit, sondern als verschämt fürsorglicher Vater intrigiert er
für die Zukunft seines krüppeligen Stücks Land." konnte man bei
www.die-deutsche-buehne.de
lesen.
Uwe Friedrichsen im Juni 2010
Quelle: Wikipedia
bzw. Wikimedia Commons
Urheber: Udo Grimberg (Wikipedia-Benutzer
Chester100)
Lizenz zur Veröffentlichung siehe hier
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