Filmografie / Hörspiel
Manfred Steffen wurde am 28. Juni 1916 als Manfred Ludolf Steffen in Hamburg1) in eine traditionsreiche Kaufmannsfamilie hineingeboren, in der Hansestadt verbrachte er auch seine Kindheit und Jugend. Sein weiterer Werdegang schien vorgezeichnet, im Grunde war klar, dass der einzige Sohn das väterliche Handelsunternehmen weiter führen sollte, doch Steffen hatte andere Pläne. Gleich nach dem Abitur ließ er sich – sehr zum Entsetzen seiner Familie – ab 1937 von dem langjährigen Intendanten des Hamburger "Thalia Theaters"1), Willy Maertens1) (1893 – 1967), in seiner Geburtsstadt zum Schauspieler ausbilden, 1939 gab Steffen sein Bühnendebüt in Oberhausen. Weitere Verpflichtungen führten den jungen Schauspieler an das "Theater Aachen"1), wo er ab 1941 zwei Jahre lang zum Ensemble gehörte. 1943 wechselte er bis Kriegsende nach Dresden, danach war er zunächst als Nachrichtensprecher bei "Radio Hamburg", dem späteren NWDR1), tätig. Seit der Spielzeit 1947/48 gehörte Manfred Steffen zum Ensemble des Hamburger "Thalia Theaters", wo er für mehr als vier Jahrzehnte seine künstlerische Heimat fand und dessen Ehrenmitglied er seit 1983 war. 1987 verabschiedete er sich von der Bühne und spielte am "Thalia Theater" als General Mukownin in dem Stück "Marija"1) von Isaak Babel1) seine letzte Rolle, blieb jedoch bis zuletzt dem Haus und dessen künstlerischer Arbeit verbunden. 
Schon früh profilierte sich Steffen als bedeutender Charakterdarsteller, während seiner Karriere verkörperte er eindrucksvoll mehr als 250 Bühnenfiguren. Er glänzte mit Titelrollen wie in dem Schauspiel "Ein Eremit wird entdeckt"2) (1975) von James Saunders1) und in dem Drama "Der Hauptmann von Köpenick"1) (1977) von Carl Zuckmayer1) oder war der Titelheld in der Molière-Komödie "Der eingebildete Kranke"1) (1984). Steffen interpretierte den Postmeister Schpekin in "Der Revisor"1) (1960) von Nikolai Gogol1) oder den Ratgeber Polonius in der Shakespeare-Tragödie "Hamlet"1) (1968) ebenso eindrucksvoll wie den alten Miller in dem Trauerpiel "Kabale und Liebe"1) (1978) von Friedrich Schiller1) oder den Emanuel Freiherr von Stetten in dem Volksstück "Zur schönen Aussicht"1) (1980) von Ödön von Horvath1)  – um nur Einiges zu nennen.
  
Die Fotos zeigen Manfred Steffen in dem Stück "Nepal" von Urs Widmer1)
während der Proben am Hamburger "Thalia Theater" (18.11.1981); 
die niederdeutsche Fassung stammte von Edgar Bessen, Regie führte Peter-Dieter Schnitzler.
→ theatertexte.de
Manfred Steffen in dem Stück NEPAL (01); Copyright Virginia Shue
Manfred Steffen in dem Stück NEPAL (02); Copyright Virginia Shue Manfred Steffen in dem Stück NEPAL (03); Copyright Virginia Shue
Die Fotos wurden mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Über die Theaterszene bekannt und populär wurde Manfred Steffen nicht zuletzt durch Film und Fernsehen: Erste Erfahrungen vor der Kino-Kamera sammelte er Mitte der 1950er Jahre mit kleineren Rollen in Streifen wie "Drei Tage Mittelarrest"1) (1955) und "Tierarzt Dr. Vlimmen"3) (1956). Es folgten Auftritte in den Kinoproduktionen "Dr. Crippen lebt"1) (1957), "Tolle Nacht" (1957), "Der Mann, der sich verkaufte"1) (1959), "Die Nacht vor der Premiere"1) (1959), "Geliebte Hochstaplerin"1) (1961)" oder dem Wallace-Krimi "Die toten Augen von London" (1961) → Übersicht Kinofilme.
Sein eigentliches Betätigungsfeld wurde jedoch das Fernsehen, wo er ebenfalls seit Mitte der 1950er Jahre in Erscheinung trat. Manfred Steffen präsentierte sich in verschiedensten Literatur-Adaptionen, so sah man ihn unter anderem als dominanten Kaufmann Ernest Beevers neben  in "Die Zeit und die Conways"4) (1961), gedreht von John Olden1) nach dem gleichnamigen Theaterstück1) von John Boynton Priestley1) mit Ehefrau Inge Meysel als Mrs. Conway, im gleichen Jahr trat er als Hugh Barton erneut neben Inge Meysel in dem Stück "Schau heimwärts, Engel"4) auf, ebenfalls von John Olden in Szene gesetzt nach dem Drama von Ketty Frings1), basierend auf dem gleichnamigen Roman von Thomas Wolfe1). In "Haben"4) (1964), einer Verfilmung des gleichnamigen Dramas über das Alltagsleben eines kleinen ungarischen Dorfes von Julius Hay1), verkörperte er einen Arzt, war in dem Stück "Hotel zur Erinnerung" (1964) von und mit Gerd Potyka1) "Der Professor". Eine weitere Zusammenarbeit mit Inge Meysel ergab sich 1967 unter der Regie von Claus-Peter Witt1) in dem heiter-melancholischen TV-Film "Palme im Rosengarten"4) (1967) der US-amerikanischen Autorin Meade Roberts (1930 – 1992) sowie in der Folge "Die Unverbesserlichen und ihr Optimismus"5) aus der Reihe "Die Unverbesserlichen", eine schöne Rolle war auch die des Mr. Ferguson  in dem zweiteiligem Krimi "Hoopers letzte Jagd" (1972) mit Max Mairich als Chief-Superintendant James Hooper. 
In "Die Gerechten"4) (1981) (nach dem gleichnamigen Theaterstück1) von Albert Camus1) stellte er den Häftling Foka dar, als vitaler Altenheimbewohner Albert tauchte der Schauspieler in "Die schönste Liebesgeschichte des Jahrhunderts" (1991) auf, der im durchorganisierten Alltag des Seniorenhauses mit seinen unkonventionellen Ideen immer wieder für Aufregung sorgt und in seiner Mitbewohnerin Hermine (Elfriede Kuzmany) eine späte Liebe fand. Im gleichen Jahr mimte er in der Komödie "Einer für alle" (1991) nach der Erzählung "Der Stellvertreter" von Günter Kunert1) den alten Wilhelm, der seinen Lebensabend im Seniorenheim "Seid Getrost" verbringt, nach seiner Hauptrolle in dem Fernsehspiel "Die Liebesreise des Herrn Matzke" (1992) trat er mit prägnanten Figuren in den "Tatort"-Folgen "Flucht nach Miami"1) (1993) und "Die Zärtlichkeit des Monsters"1) (1993) in Aktion. Danach stand er für das Drama "Der Nachlass"6) (1994) als Altenheimbewohner bzw. Vater von Staatsanwalt Esch (Ernst Jacobi) und für zwei Episoden der Stories um "Die indische Ärztin" (1994) aus der Reihe "Ärzte"5) vor der Kamera, drehte unter anderem die turbulente Komödie "Ich liebe meine Familie, ehrlich"1) (1999) und mimte den Eckard Born, der von Seniorenheim-Bewohnerin  Isolde (Rosemarie Fendel), Tante der gestrressten, alleinerziehenden Mutter Julia Schiller (Suzanne von Borsody1)), des Mordes am einer Mitbewohnerin verdächtigt wird. Daneben spielte Manfred Steffen immer wieder in verschiedensten Serien, bereits Anfang der 1960er war er in der ersten Staffel der legendären Krimiserie "Gestatten, mein Name ist Cox" als Gastwirt zu sehen gewesen, später wirkte er wiederholt in beliebten Serien wie "Sonderdezernat K1", "Die Männer vom K3"1) oder "Großstadtrevier"1) mit. Zur Serien-Filmografie zählten auch zwischen 1996 und 2004 die "Heimatgeschichten"5) mit Heinz Reincke → Übersicht TV-Produktionen.

Vor allem mit seinen eindringlich gespielten Altersrollen bleibt Manfred Steffen dem Zuschauer mit seiner ruhigen, fast sanften Spielweise, die oft mit einem hintergründigen Humor einherging, ebenso in nachhaltiger Erinnerung wie mit seiner unverwechselbaren Stimme. In seinen letzten Lebensjahren konzentrierte sich der Schauspieler vermehrt auf seine Arbeit beim Hörfunk und auf ambitionierte Audioproduktionen. Sein Spektrum reichte von Stevensons "Die Schatzinsel"1) und Tolkiens "Der Herr der Ringe"1) – hier sprach er den Zauberer Gandalf1) – über Märchen von Hans Christian Andersen1), Wilhelm Hauff1) und der Gebrüder Grimm1) bis hin zu Romanen wie "Professor Unrat"1) von Heinrich Mann1) oder "Der Name der Rose"1) von Umberto Eco1) mit der Rolle des Abtes Abbo.
Suggestion des Sprachzaubers, Kunst ohne Künstelei. Steffen benutzt die Stimme so erfinderisch wie ein Musiker das Instrument. Und er entwirft ganze Partituren für dieses Instrument. Es gibt bei ihm die Modulationen von Moll zu Dur, Sequenzen, die piano und forte, fortissimo, allegro, andante, adagio oder appassionato vorgetragen werden. Nie aber mit dem falschen Zungenschlag des selbstverliebten, silberschönen, prätentiösen Sprechens, das nur ästhetische Langeweile herstellt. (…) Nicht die Fassade, sondern der Kern, das Herzstück einer Dichtung interessiert ihn. Das Geheimnis des guten Erzählers: Er stellt ohne pathetische Verrenkung authentische Atmosphäre her. Deshalb findet sich in seinen Hörstücken, die kleine Kunststücke sind, auch nicht der fatale Märchenonkel-Ton, den viele berühmte Interpreten von Kinderliteratur noch immer für 'kindgerecht' halten. So heißt es in einer Rezension der "Klassik Akzente" zu Manfred Steffens Lesung von Astrid Lindgrens1) Kinderbuch "Mio, mein Mio"1), die 2001 auf CD erschien. Auch in anderen Astrid-Lindgren-Hörbüchern wie "Pippi Langstrumpf"1), "Michel aus Lönneberga"1), "Ich will auch in die Schule gehen"1), oder "Wir Kinder aus Bullerbü"1) ist Manfred Steffen zu erleben. Er wirkte in einigen Geschichten um "Die drei ???"1), "Ein Fall für TKKG"1) und Fünf Freunde"1) mit, Arbeiten der mehr als 370 Produktionen für den Hörfunk sind beispielsweise der Assistent Collins in der ersten Staffel " (1952) der Krimireihe "Gestatten, mein Name ist Cox"1) mit Carl-Heinz Schroth als Paul Cox sowie der Privatdetektiv Thomas Richardson in Staffel 3 "Mord auf Gepäckschein 3311" (1959) mit Erwin Linder1) als Titelheld. Er sprach unter anderem die Figur des
Martin Lampe1) und Diener des berühmten Philosophen Immanuel Kant1) in dem Monolog "Ein Nebulo bist du"7) (1989, "Hörspielpreis der Kriegsblinden") von Jens Sparschuh1) oder den alten Johannes in "Das Weihnachtsgeheimnis"1) (1999), den Geschichten in 24 Türen von Jostein Gaarder1); eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier; siehe auc Wikipedia sowie hoerspielland.de.
Als vielgefragter Synchronsprecher lieh Steffen unter anderem Peter Cushing als Philip Grayson in "Totentanz der Vampire" (1970, "The House That Dripped Blood") seine Stimme, sprach für David Niven den "Ivan der Schreckliche" in "Die Superprofis"6) (1979, "A Nightingale Sang in Berkeley Square"), für Trevor Howard den Großvater in "Der Fremde am Strand"6) (1988, "The Dawning") oder synchronisierte Noah Beery jr.1) in der legendären TV-Serie "Detektiv Rockford". Zwischen 1983 und 2000 fungierte er in den Staffeln 1 bis 5 als Erzähler in der deutschen Fassung der Kinderserie "Thomas die kleine Lokomotive & seine Freunde1) ("Thomas the Tank Engine") oder sprach den Schriftsteller Gustav in dem animierten Katzen-Krimi "Felidae"1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Akif Pirinçci1); Kinostart in Deutschland war der 3. November 1994 → mehr bei synchronkartei.de.

Der Vollblutschauspieler Manfred Steffen starb am 22. Januar 2009 im Alter von 92 Jahren in der schleswig-holsteinischen Gemeinde Halstenbek1) nahe Hamburg; die letzte Ruhe fand er im Kolumbarium (Kapelle 8) auf dem "Ohlsdorfer Friedhof"1) in Hamburg → Foto der Grabplatte bei knerger.de sowie Wikimedia Commons. In verschiedenen Nachrufen wurden die künstlerischen Verdienste Steffens gewürdigt, "Wie für kaum einen anderen Schauspieler galt für ihn, dass er allein Kraft seiner Stimme eine ganze Erzählsituation entstehen lassen konnte." schrieb unter anderem "DIE ZEIT" → www.zeit.de. Das "Hamburger Abendblatt" titelte "Eine Legende ist verstummt" und "Ein Vorleser mit Herz und Verstand", bezeichnete Steffen als "feinsinnigen Menschenspieler mit dem hintergründigen Humor und ironischen Witz".
   

Manfred Steffen in "Der Kandidat" (mit Volker Brandt); Komödie von Gustave Flaubert; Deutsches Schauspielhaus, Hamburg (25.09.1980); Copyright Virginia Shue

Manfred Steffen in "Der Kandidat"
(mit Volker Brandt)
Komödie von Carl Sternheim1)
nach Gustave Flaubert1)
Regie: Richard Münch
"Thalia Theater", Hamburg
Premiere: 27. September 1980
→ felix-bloch-erben.de
  
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Manfred Steffen, der seit 1943 mit Ehefrau Sigrid (1923 – 2015), einer ehemaligen Tänzerin, verheiratet war, wurde während seiner Laufbahn mehrfach für seine Leistungen ausgezeichnet: Unter anderem erhielt der Charakterdarsteller 1968 aus der Hand von Willy Maertens1) den "Albert-Bozenhard-Ring"1), den er 2006 an Christoph Bantzer1) weiterreichte. 1980 ehrte ihn das "Thalia Theater" mit der "Silbernen Maske"1), 1987 verlieh ihm der Hamburger Senat die "Biermann-Ratjen-Medaille"1) und 1992 erhielt Steffen den "Kulturpreis des Kreises Pinneberg". Eine weitere Auszeichnung wurde ihm mit dem "Preis der deutschen Schallplattenkritik"1) für seine Interpretation der "Grimmschen Märchen" sowie seiner Erzähler-Rolle in dem Hörspiel "Der kleine Eisbär"1) zuteil. Noch anlässlich des 90. Geburtstages des Schauspielers fand am 15. Oktober 2006 im "Thalia Theater" eine Feierstunde statt, kein geringerer als der ehemalige Hamburger Bürgermeister Dr. Henning Voscherau (1941 – 2016) hielt die Laudatio auf den Jubilar.

Siehe auch Wikipedia, filmportal.de sowie
die Nachrufe bei www.spiegel.de und zauberspiegel-online.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) rowohlt-theaterverlag.de, 3) filmportal.de, 4) Die Krimihomepage, 5) fernsehserien.de, 6) zweitausendeins.de, 7) ARD-Hörspieldatenbank
    
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), filmportal.de, Die Krimihomepage, fernsehserien.de, prisma.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
1940er Jahre 1950er Jahre 1960er Jahre 1970er Jahre 1980er Jahre 1990er Jahre ab 2000
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia,vvb.de,  niederdeutsche-literatur.de)
1940er Jahre 1950er Jahre 1960er Jahre 1970er Jahre 1980er Jahre 1990er Jahre ab 2000
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de