Übersicht (Auswahl) Film / Hörspiel
Klaus Schwarzkopf wurde am 18. Dezember 1922 in Neuruppin1) geboren; der Vater verstarb nur wenige Wochen nach der Geburt seines Sohnes und so wuchs der kleine Klaus alleine mit seiner Mutter auf. Seine Jugend war geprägt von einer Knochentuberkulose, die ihn jahrelang an ein Gipsbett fesselte. Er überwand die Krankheit und entschied sich gegen den Willen der Mutter, Schauspieler zu werden. Noch während des 2. Weltkrieges nahm er in Berlin Unterricht an einer Schauspielschule und stand dann erstmals 1947 in einer Inszenierung von Boleslaw Barlog1) am Berliner "Schlosspark Theater"1) neben Hildegard Knef auf der Bühne. Sechs Jahre später ging Schwarzkopf nach Wiesbaden, weitere Engagements führten ihn nach Hannover und schließlich nach München. Dort avancierte er schnell zum Publikumsliebling und wurde zum "Bayerischen Staatsschauspieler" ernannt. Zu seinem Repertoire gehörten Rollen wie der homosexuelle Friseur Harry Leeds in Charles Dyers1) Stück "Unter der Treppe" (→ Verfilmung 19691)) oder der Protagonist Willy Loman in Arthur Millers1) Drama "Tod eines Handlungsreisenden"1), die seine Lieblingsrolle gewesen sein soll. Schwarzkopf brillierte beispielsweise als intriganter Sekretär Wurm in Schillers "Kabale und Liebe"1), mit der Titelrolle in Zuckmayers "Der Hauptmann von Köpenick"1) oder als "Tartuffe" in der gleichnamigen Komödie1) von Molière1). 1987 begeisterte Schwarzkopf an den "Münchner Kammerspielen"1) das Publikum mit seiner Darstellung des kuppelnden Pandarus in Dieter Dorns1) Shakespeare-Inszenierung von "Troilus und Cressida"1), ebenso wie 1988 als skrupulöser Politbeamter in der von Volker Schlöndorff1) in München uraufgeführten Bühnenversion des Heinrich Böll-Romans "Frauen vor Flusslandschaft"1) → www.zeit.de. 1989 gestaltete er den Hilfsschreiber Wilhelm Foldal in dem Ibsen-Schauspiel "John Gabriel Borkman"1) unter der Regie von Hans Lietzau1) an der Seite von Rolf Boysen in der Titelrolle.
 
Klaus Schwarzkopf als Willy Loman in Arthur Millers "Tod eines Handlungsreisenden"; Copyright Virginia Shue    Klaus Schwarzkopf bei den Proben zu "Faust I"; Copyright Virginia Shue
Klaus Schwarzkopf als Willy Loman in Arthur Millers 
"Tod eines Handlungsreisenden"
Hamburger "Thalia-Theater"1) (Spielzeit 1980/81)
Regie: Tom Toelle1)
Klaus Schwarzkopf bei den Proben zu Goethes "Faust"1)
Hamburger "Thalia-Theater" (Spielzeit 1979/80)
Regie: Hans Hollmann1), mit
Boy Gobert als "Mephisto" und Traugott Buhre als "Faust"
Die Fotos wurden mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue
   
Bereits Anfang der 1960er Jahre hatte auch das Fernsehen den vielseitigen Charakterdarsteller "entdeckt", Schwarzkopf wurde im Verlaufe der nächsten Jahre zu einem vielbeschäftigten TV-Star und spielte in mehr als 250 Fernsehproduktionen die verschiedensten Rollen. Neben Auftritten in so beliebten Krimi-Serien wie "Der Kommissar", "Derrick"1), "Das Kriminalmuseum" oder "Der Alte"1) sah man den "Meister der leisen Töne", wie Schwarzkopf oft bezeichnet wurde, beispielsweise 1964 als Dromio von Ephesus in dem Shakespeare-Stück "Komödie der Irrungen", 1970 mit der Titelrolle in der TV-Adaption von Molières "Tartuffe oder Der Betrüger"2). 1970 spielte er zudem den Gaston Villier in der Gaunerkomödie "Der Mann, der den Eiffelturm verkaufte"2) und ein Jahr später trat er dann erstmals als Kommissar Finke in dem NDR-Tatort "Blechschaden"1) (1971) auf, 1972 folgte "Strandgut"1). Bis 1978 ermittelte der immer etwas mürrisch wirkende Finke in weiteren Folgen gegen verschiedenste Täter an der Kieler Förde, so in "Jagdrevier"1) (1973), "Nachtfrost"1) (1974) oder zuletzt am 13. August 1978 in "Himmelfahrt"1). Am populärsten wurde er 1977 mit der mehrfach ausgezeichneten Folge "Reifezeugnis"1) des späteren Hollywood-Regisseurs Wolfgang Petersen1), in der Nastassja Kinski1) ihr Fernsehdebüt gab und Christian Quadflieg als ungetreuer, verführter Studienrat Fichte agierte. Mit 25,05 Millionen Zuschauern bei der Erstausstrahlung erreichte diese Geschichte laut Wikipedia die zweithöchste Zuschauerzahl aller "Tatort"-Folgen.
  
Die "Tatort"-Folgen mit Kommissar Finke
Siehe auch tatort-fundus.de
(Fremde Links: Wikipedia; mit *) gekennzeichnete Folgen: Regie: Wolfgang Petersen)
   
In nachhaltiger Erinnerung bleibt Schwarzkopf auch mit dem eher kleinen Part des Bankiers Kesselmeyer in Franz Peter Wirths mehrteiligen Verfilmung "Die Buddenbrooks" (1979) nach dem berühmten Roman von Thomas Mann1).
Nach seiner "Tatort"-Ära spielte Schwarzkopf unter anderem 1981 in dem Zweiteiler "Wer den Schaden hat…" oder gab 1982 den Protagonisten in der von Claus-Peter Witt1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Joseph Breitbach1) in Szene gesetzten TV-Satire "Das blaue Bidet", wo er den spießigen, ehemaligen Knopffabrikanten Jean Barbe mimte, der all sein Hab und Gut verkauft hat und nun zum erstenmal einen Urlaub am Mittelmeer verbringen will. Seine Darstellung des Clochards "Gleisdreieck" in mehreren Folgen der beliebten Serie "Praxis Bülowbogen"1) (1987–1992) war einfach hinreißend.
DVD-Cover: Die Stunde des Léon Bisquet; Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax film" 1986 glänzte er als Titelheld in die "Die Stunde des Léon Bisquet"1) nach dem Kriminalroman "Le nègre" von Georges Simenon1) oder tauchte 1990 als Laurence Page in dem Krimi "Falsche Spuren"2) auf. Letztmalig sahen ihn die Fernsehzuschauer 1992 als "Frunse" in dem von Tom Toelle nach Motiven der Novelle von Siegfried Lenz1) in Szene gesetzten Stück "La Paloma fliegt nicht mehr" neben Hans Christian Blech als Dr. Hummer und Wolfgang Reichmann als "Knoepfle" auf dem Bildschirm. Erzählt wurde der Zweikampf zweier alter Männer um die Vorherrschaft in einem Hamburger Altersheim, doch Schwarzkopf selbst erlebte diese Ausstrahlung nicht mehr → Übersicht TV-Produktionen.  
Den Kinozuschauern zeigte sich Schwarzkopf auf der Leinwand beispielsweise 1967 als Gespenst bzw. früherer Räuber Roland in der Komödie "Herrliche Zeiten im Spessart"1), 1971 spielte er den Safe-Knacker Sirius in der Simmel-Verfilmung "Und Jimmy ging zum Regenbogen"1) oder war im gleichen Jahr der Kommissar Knudsen in in dem Krimi "Fluchtweg St. Pauli – Großalarm für die Davidswache"1). 1972 und 1973 stand er erneut für zwei Simmel-Verfilmung vor der Kamera, trat 1972 in "Der Stoff, aus dem die Träume sind"1) als Dr. Erkner in Aktion sowie 1973 als Boris Minski in "Alle Menschen werden Brüder"1), für dessen Darstellung er das "Filmband in Gold"1) erhielt. Im gleichen Jahr spielte er für Regisseur Wolfgang Petersen den Soziologieprofessor Kolczyk, der in dem Psychothriller "Einer von uns beiden"1) von dem gescheiterten Studenten Bernd Ziegenhals (Jürgen Prochnow) erpresst wird. Mit dem 1985 von Bernhard Wicki nach dem Hörspiel von Wolfgang Kohlhaase1) bzw. der Erzählung von Ludwig Turek1) inszenierten Film "Die Grünstein-Variante"1), verabschiedete sich Schwarzkopf vom Kino-Publikum – er spielte eindrucksvoll einen griechischen Koch, der gemeinsam mit dem polnisch-jüdischen Metzger Grünstein (Fred Düren) und dem deutschen Seemann Lodeck (Jörg Gudzuhn) kurz vor Kriegsausbruch 1939 ohne Angabe von Gründen in die Zelle eines Pariser Untersuchungsgefängnisses gesteckt wird → Übersicht Kinofilme.
 
Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax film"
Neben seiner umfangreichen Arbeit für Theater, Film- und Fernsehen war Klaus Schwarzkopf mit seiner sanft-prägnanten Stimme zudem ein gefragter Synchronsprecher. Seine wohl berühmteste Rolle war die des Inspektor Columbo alias Peter Falk. Seine Stimme, die so klang, "als laste alles Leid der Welt ungeschützt auf seiner Seele" – so einmal die FAZ – lieh der Schauspieler unter anderem auch Burt Lancaster, Peter Lorre und Van Johnson1)Wikipedia sowie synchronkartei.de. Im Hörspiel-Studio war Klaus Schwarzkopf ebenfalls oftmals präsent, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.

Im Juni 1991 war Schwarzkopf mit den Dreharbeiten zum Wedel-Vierteiler "Der große Bellheim"1) beschäftigt. Um diese nicht zu gefährden, verschleppte er eine Lungenentzündung, musste aber schließlich ins Bochumer "Sankt-Josefs-Hospital" eingeliefert werden. Dort starb der Schauspieler, dessen Immun-System durch Aids geschwächt war, am 21. Juni 1991 mit 68 Jahren; die letzte Ruhe fand der Wahlmünchener auf dem Friedhof in Aidenbach1) (Niederbayern) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Schwarzkopf lebte zuletzt, unverheiratet und zurückgezogen, in seiner Schwabinger Wohnung in München; in seiner knapp bemessenen Freizeit sammelte der Hobbykoch Antiquitäten, interessierte sich für Musik und Architektur. In einem Interview äußerte er einmal auf die Frage, warum er nie geheiratet habe "Ich habe das Heiraten verpasst. Der Beruf ist so dominierend in meinem Leben, dass private Gefühle und Wünsche zu kurz kommen"3).
Obwohl seine Homosexualität bereits zu seinen Lebzeiten vermutet wurde, so wurde diese erst ein Jahr vor seinem Tod durch die Presseberichterstattung zu einem Buch von Hermann J. Huber1) thematisiert und es kam zu seinem Zwangs-Outing – auch wenn Schwarzkopf dazu öffentlich nie Stellung bezog. Verschiedene Publikationen behaupteten später, Schwarzkopf hätte eine langjährige geheime Beziehung mit dem ehemaligen Tänzer und Regisseur Hubertus Moeller geführt. Dieser stellte 2016 in einem Interview allerdings richtig, dass zwischen ihm und Schwarzkopf lediglich eine enge Freundschaft bestanden hätte, nie aber eine Lebenspartnerschaft. (Quelle: Wikipedia mit entsprechenden Quellenangaben)
 

Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Klaus Schwarzkopf; Copyright Virginia Shue
Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de;
siehe auch Wikipedia, deutsches-filmhaus.de, filmportal.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Die Krimihomepage
Quellen (lt. Wikipedia):
3) Bild-Zeitung München (25.06.1991), nach einem älteren Interview mit Klaus Schwarzkopf
Rosemarie Kuheim: Artikel zu Klaus Schwarzkopf bei deutsches-filmhaus.de
Hermann J. Huber: "Unsere Prominenz",  DU & ICH (September 1990, S. 11)
Axel Schock, Karen-Susan Fessel: "OUT! – 800 berühmte Lesben, Schwule und Bisexuelle" (Querverlag, Berlin 2004)
Bernd-Ulrich Hergemöller: "Mann für Mann – Ein biographisches Lexikon" (Suhrkamp Taschenbuch, Hamburg 2001)
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, Die Krimihomepage, fernsehserien.de, deutsche-filmhaus.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Barbara Valentin und Klaus Schwarzkopf 1981 bei den Dreharbeiten zu "Das blaue Bidet" (01); Copyright Virginia Shue Barbara Valentin und Klaus Schwarzkopf 1981 bei den Dreharbeiten zu "Das blaue Bidet" (02); Copyright Virginia Shue
Barbara Valentin und Klaus Schwarzkopf 1981 bei den Dreharbeiten zu "Das blaue Bidet" (03); Copyright Virginia Shue Klaus Schwarzkopf und 
Barbara Valentin (Mitreisende im Bus)
1981 bei den Dreharbeiten zu
"Das blaue Bidet"
 

Die Fotos wurden mir freundlicherweise 
von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg) 
zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
Hörspielproduktionen (Auszug)
1950er Jahre 1960er Jahre 1970er Jahre 1980er Jahre
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
1950er Jahre 1960er Jahre 1970er Jahre 1980er Jahre
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