Filmografie / Hörspiel
Gustl  Bayrhammer wurde am 12. Februar 1922 als Adolf Gustav Rupprecht Maximilian Bayrhammer in München geboren; sein Vater war der sächsische Hof- und bayrische Staatsschauspieler Max Bayrhammer1) (1867 – 1942), der in Theatern von Frankfurt bis Petersburg auf der Bühne stand.
Gustl Bayrhammer mit der Rolle des Bombardon in dem "Komödienstadel"-Stück "Die Tochter des Bombardon" (1982); Foto (Bildname: 11973-59-06) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR); Copyright BR/Foto Sessner So war es nicht verwunderlich, dass sich der junge Gustl schon als Kind für alles interessierte, was mit dem Theater zusammenhing und bereits früh beschloss, ebenfalls Schauspieler zu werden. Auf Drängen seines Vaters, der von dem Berufswunsch seines Sohnes nicht sonderlich begeistert war, machte Gustl  Bayrhammer zunächst die "mittlere Reife" und besuchte anschließend eine Kaufmannsschule. Während des 2. Weltkrieges meldete er sich freiwillig zum Militärdienst, wurde als Nachrichtenfunker eingesetzt, nahm nebenher Schauspielunterricht am Berliner "Schillertheater"1), das damals von Heinrich George geleitet wurde, und bestand dort 1944 auch seine Abschlussprüfung als Rupprecht in Kleists "Der zerbrochne Krug"1) – in der Uniform eines Obergefreiten der Luftwaffe. In der Jury saßen "der Gründgens, der Klöpfer und ein ganz junger Schauspieler namens Minetti – große Nazis", soll Bayrhammer später in einem Interview erzählt haben.

Foto: Gustl Bayrhammer mit der Rolle des Bombardon
in dem "Komödienstadel"-Stück "Die Tochter des Bombardon" (1982)
Foto (Bildname: 11973-59-06) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR)
© BR/Foto Sessner

Nach Kriegsende ging er im Herbst 1945 ins schwäbische Sigmaringen, wo der Schauspieler Robert Marencke gerade junge Leute für sein neu gegründetes "Hohenzollerisches Landestheater"1) suchte. Bayrhammer gab dort Ende November 1945 sein Bühnendebüt in dem Goethe-Lustspiel "Die Mitschuldigen"1).
In den nächsten rund 20 Jahren folgten Engagements an Provinzbühnen, wie das "Württembergische Landestheater" in Tübingen, die Augsburger "Städtischen Bühnen" (1952 – 1955) und das "Staatstheater Karlsruhe", 1964 schließlich kam er zum "Landestheater" nach Salzburg; ab 1962 wirkte er für zwei Jahre auch bei den "Luisenburg-Festspielen"1) in Wunsiedel/Fichtelgebirge mit. Von Salzburg aus trat Bayrhammer 1966, als 44-Jähriger und für 40 DM Tagesgage, als Sattlermeister Leonhardt Bitterwolf in Marieluise Fleißers1) "Der starke Stamm" auf, das als Gastspiel im "Münchner Volkstheater" aufgeführt wurde; dort entdeckte ihn Therese Giehse. Sie verhalf ihm dazu, dass er noch im gleichen Jahr an den renommierten "Münchner Kammerspielen"1) von Intendant Hans Schweikart1) unter Vertrag genommen wurde; bis 1971 gehörte der Schauspieler zum Ensemble, danach arbeitete er als freier Schauspieler. 
Für Bayrhammer begann eine "große Zeit", sein Repertoire reichte von Shakespeare über Schiller, Shaw und Horváth bis hin zu Kroetz1), an dessen Uraufführung von "Hartnäckig" er 1971 ebenso beteiligt war wie an der Erstaufführung (1968) von Martin Sperrs1) "Landshuter Erzählungen". 
Zu seinen großen Rollen gehörte auch der Gütler Thomas Mayr, genannt "Paulimann", der in dem Ludwig Thoma-Volksstück "Magdalena"1) seine Tochter Magdalena ersticht, weil sie die Familie "in die Schand" gebracht hat. Andere bedeutende Volksschauspieler – das Volk sei jedoch "nicht tümlich", betonte Bayrhammer immer wieder – wie Wastl Witt1) oder Rudolf Vogel hatten schon vorher mit diesem Part brilliert. Besonders angetan hatten es ihm stets die Gestalten in den Ludwig Thomas Stücken, etwa die Titelrolle in der dramatisierten Fassung des "Wittiber". In nachhaltiger Erinnerung ist er als "Petrus" in dem Dauerbrenner "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben"1) geblieben, über 700 Mal mimte er diese Figur am "Residenztheaters" neben Fritz Straßner in der Titelrolle des Kaspar, war damit auch 1975 unter der Regie von Kurt Wilhelm in der vom BR produzierten Fernsehfassung zu erleben. 

Gustl Bayrhammer als der heilige Portner in
"Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben"1) (1975)
Foto (Bildname: 17449-0-00) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR)
© BR/Foto Sessner

Gustl Bayrhammer als der heilige Portner in "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" (1975); Foto (Bildname: 17449-0-00) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR); Copyright BR/Foto Sessner
1966 hatte Bayrhammer seinen Durchbruch als Schauspieler auch auf dem Bildschirm mit der Rolle des Dr. Gerstl in der von Rainer Erler gedrehten, umstrittenen Satire "Bohrloch oder Bayern ist nicht Texas" neben Fritz Straßner und Ludwig Schmid-Wildy → Chronik der ARD
Gustl Bayrhammer als Kriminaloberinspektor Veigl in seinem erstenden Tatort "Münchner Kindl" (1972) zusammen mit mit seinem biertrinkenden Dackel Oswald, den er täglich als Aktenmaterial getarnt in der Aktentasche ins Präsidium schmuggelt. Foto (Bildname: 21962-1-04) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR); Copyright BR/Foto Sessner Das Medium Fernsehen machte ihn nun über die bayerischen Grenzen hinweg bekannt, Angebote vom Film folgten und von da ab war der Bayer ein vielgefragter Mann. Einen bundesweiten Bekanntheitsgrad erlangte er auch durch die Fernsehübertragungen des "Komödienstadel"1) mit Hauptrollen in Stücken wie "Die drei Dorfheiligen"1) (1973) oder "Das sündige Dorf"2) (1974), vor allem aber durch seine Rolle des Kriminalhauptkommissar Veigl in der Krimireihe "Tatort"1), den er ab 1972 rund zehn Jahre lang verkörperte. Zusammen mit seinen Assistenten Kriminalhauptmeister Lenz alias Helmut Fischer und Kriminalobermeister Brettschneider alias Willy Harlander löste der "Lodenkriminaler Veigl" – mal mit mal ohne Dackel Oswald –  insgesamt 15 Fälle.
 
Gustl Bayrhammer als Kriminaloberinspektor Veigl in
seinem ersten der "Tatort"-Folge "Münchner Kindl" (1972)
zusammen mit mit seinem biertrinkenden Dackel Oswald,
den er täglich als Aktenmaterial getarnt in der Aktentasche
ins Präsidium schmuggelt.
Foto (Bildname: 21962-1-04) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR)
© BR/Foto Sessner
Bis 1982 folgten weitere spannende Geschichten, dazwischen unterstützte er als Gastkommissar überdies in 12 Folgen seine Kollegen, 1992 trat er dann noch als Dienstellenleiter Veigl in "Ein Fall für Ehrlicher"1) und "Tod aus der Vergangenheit"1) mit Peter Sodann als Dresdener Hauptkommissar Ehrlicher in Erscheinung.
   
Die "Tatorte" mit Gustl Bayrhammer
(Fremde Links: Wikipedia)
Als Kommissar Veigl in …

Mit der Kinderserie "Meister Eder und sein Pumuckl"1) , gedreht nach den Kindergeschichten von Ellis Kaut1), spielte er sich dann ab 1979 vor allem in die Herzen der jugendlichen Zuschauer,  mimte 52 TV-Folgen lang den grantelnden Schreinermeister Meister Eder, der mit seinem Kobold Pumuckl in einer Werkstatt hauste. Auch in dem Kinofilm "Pumuckl und der blaue Klabauter"1) (1994) übernahm er diese Rolle, es war zugleich seine letzte Arbeit vor der Kamera.

Daneben zeigte er sich während seiner Karriere als Schauspieler in mehreren Episoden der Serie "Königlich Bayerisches Amtsgericht" oder in den "Weißblaue Geschichten"1) auf dem Bildschirm, 1976 sah man ihn in Hans W. Geißendörfers Ludwig Anzengruber-Adaption "Sternsteinhof"1) als Sternsteinhofbauer auf der Kino-Leinwand; in Rainer Werner Fassbinders TV-Zweiteiler "Bolwieser"1) (1977) spielte er den Vater von Hanni Bolwieser (Elisabeth Trissenaar). In den 1980er Jahren trat er unter anderem in TV-Serien wie "Monaco Franze – Der ewige Stenz"1), "Unsere schönsten Jahre"1) oder "Die Wiesingers"1) auf – wann immer ein typischer, waschechter Bayer gebraucht wurde, war Gustl Bayrhammer zur Stelle → mehr Filmografie

Gustl Bayrhammer als Kilian Lechner in der Episode
"Alles falsch verstanden" (1991) aus der TV-Serie "Café Meineid"1),
zusammen mit Café-Pächterin Olga Grüneis (Monika Baumgartner1))
Foto (Bildname: 22995-2-01) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR)
© BR/Foto Sessner

Gustl Bayrhammer als Kilian Lechner in der Episode "Missverständnisse" (EA: 20.07.2008) aus der TV-Serie "Café Meineid", zusammen mit Café-Pächterin Olga Grüneis (Monika Baumgartner); Foto (Bildname: 22995-2-01) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR); Copyright BR/Foto Sessner
Im Oktober 1988 beispielsweise erlebte man ihn im ZDF als verwitweten Restaurator Hugo Kargus in "Wieviel Liebe braucht der Mensch" von Michael Günther, im März 1991 spielte er im ZDF-Film "Stein und Bein" den pensionierten Speisewagenkoch Bein, dem – wie anderen Hausbewohnern – die Kündigung droht. Im Mai 1991 begann das ZDF mit neuen Episoden der "Weißblauen Geschichten"1), die sich seit Jahren schon als "Bayrhammer-Specials" großer Beliebtheit erfreuten und im Juni 1992 zur Aufführung kamen. Nach dem Tod von Walter Sedlmayr und Beppo Brem war Bayrhammer – so damals die Stuttgarter Zeitung – das einzig verbliebene "bayerische Biotop" in der Mainzer Anstalt. Dass er dem "Bayerischen Rundfunk" den Rücken kehren würde, hatte sich schon früher angedeutet, als er sich gegen Versuche wehrte, ihn für die staatliche Medienpolitik zu vereinnahmen. Erwähnt werden muss. dass Bayrhammer zudem als Sprecher so manches Hörspiel – vornehmlich aus der "Bayerischen Szene" – bereicherte, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier

Bis zuletzt vor der Kamera stehend, nahm er kein Blatt mehr vor den Mund und "grantelte" gegen den Qualitätsverfall des öffentlich-rechtlichen Fernsehens.
Der sympathische Volkschauspieler, der rund 5.000 Mal auf einer Theaterbühne gestanden und in über 250 Fernseh- und Theaterproduktionen mitgewirkt hatte, erlag am 24. April 1993 in seinem Haus im bayerischen Krailling mit 71 Jahren den Folgen eines zweiten Herzinfarkts; die letzte Ruhe fand er einem Familiengrab auf dem dortigen Friedhof → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
"Als Schauspieler hat Bayrhammer es stets verstanden, in seiner Person echte bayerische Lebensart zu verkörpern, ohne falsche Volkstümelei oder krachledernes Gehabe" formulierte der langjährige Intendant des "Bayerischen Rundfunks", Albert Scharf, anlässlich des Todes des Schauspielers.
Gustl Bayrhammer mit der Rolle des Bäckermeisters Alois Weinzierl zusammen mit Ruth Kappelsberger als Witwe Julia Schiebl in dem "Komödienstadel"-Stück "Die kleine Welt" (1973); Foto (Bildname: 11973-69-09) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR); Copyright BR/Foto Sessner

Für seine schauspielerischen Leistungen erhielt Bayrhammer, der 1981 zum "Staatsschauspieler" ernannt worden war, zahlreiche Auszeichnungen, wie beispielsweise den "Bayerischen Verdienstorden"1) (1976),  die "Ludwig-Thoma-Medaille"1) (1977), den "Bayerischen Filmpreis"1) (1983) oder die "Goldene Medaille des Bayerischen Rundfunks". Den "Bayerischen Poetentaler"1) konnte er 1982 in Empfang nehmen, 1990 ehrte man ihn mit dem "Oberbayerischen Kulturpreis"1) → Auszeichnungen bei Wikipedia
Die Lebensgeschichte des "Vorzeige-Bayer" porträtierte Manfred Glück in dem Buch "Gustl Bayrhammer – Das Herz gehört dazu". Anlässlich des 90. Geburtstages von Gustl 
Bayrhammer entstand das von Meinhard Prill gedrehte filmische Portrait "Der bayerische Übervater – Zum Andenken an Gustl Bayrhammer" (EA: BR, 17.02.2002) → www.br.de.
 
Bayrhammer war seit Kriegsende mit der Schauspie
lerin Irmgard Henning (1919 – 2003) verheiratet; aus der Verbindung ging Sohn Max hervor, der Aufnahmeleiter beim Fernsehen wurde. 
 
Gustl Bayrhammer als Bäckermeister Alois Weinzierl
zusammen mit Ruth Kappelsberger als Witwe Julia Schiebl
in dem "Komödienstadel"-Stück "Die kleine Welt" (1973)
Foto (Bildname: 11973-69-09) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR)
© BR/Foto Sessner

Siehe auch Wikipedia, das Interview bei "Deutsche Welle" (1984) sowie
den Nachruf bei www.zeit.de
Fremde Links: 1) Wikipedia,  2) www.br.de
   
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, whoswho.de, Die Krimihomepage,
www.br.de,  deutsches-filmhaus.de, prisma.de, fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, filmportal.de, whoswho.de, literaturportal-bayern.de)
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