Filmografie / Hörspiel
Pinkas Braun wurde am 7. Januar 1923 als Sohn jüdischer Emigranten in Zürich1) geboren. Schon früh entschied er sich für die Schauspielerei, brach mit 16 Jahren eine Lehre zum Kaufmann ab. Seine Ausbildung zum Schauspieler und Regisseur erhielt er am "Schauspielhaus Zürich"1) (Bühnenstudio). 1948 stand er in der Schweizer Uraufführung des Dramas "Draußen vor der Tür"1) von Wolfgang Borchert1) auf der Züricher Bühne, gehörte bis 1956 zum Ensemble und arbeitete anschließend als freischaffender Schauspieler. In den folgenden Jahren spielte er an allen bedeutenden deutschsprachigen Theatern wie beispielsweise dem Wiener "Burgtheater"1) oder dem "Thalia Theater"1) in Hamburg und ging mit zahlreichen Stücken auf Tournee. Auf der Theaterbühne brillierte der Schauspieler unter anderem bei den "Schlossfestspielen Ettlingen"1) als Antonio Salieri1) in Peter Shaffers1) Drama "Amadeus"1) (1984/1986) sowie als Shylock in dem Shakespeare-Stück "Der Kaufmann von Venedig"1) (1987) und als Jago in der Tragödie "Othello"1) (1988), ebenfalls von William Shakespeare1) → mehr zum Wirken am Theater bei tls.theaterwissenschaft.ch.

Foto zur Verfügung gestellt von Werner Bethsold1) (1925–2019);
es entstand 1982 während einer Hörspielproduktion.
© Werner Bethsold

Pinkas Braun 01; Copyright Werner Bethsold
Vor allem in zahllosen deutschsprachigen, aber auch internationalen Film- und Fernsehproduktionen avancierte Pinkas Braun zu einem gefragten Charakterdarsteller. Sein Leinwanddebüt gab der Schauspieler 1955 als Kommissar Engelbrecht in dem von Helmut Käutner1) in Szene gesetzten Drama "Himmel ohne Sterne"1), drei Jahre später sah man ihn als Siegfried Stein in Kurt Hoffmanns1) Satire "Wir Wunderkinder"1). In Bernhard Wickis Literaturadaption "Das Wunder des Malachias"1) nach dem Roman von Bruce Marshall1) übernahm er 1961 die Rolle des Christian Krüger und ein Jahr darauf zeigte er sich in "Das Feuerschiff"1), gedreht von Ladislao Vajda1) nach der gleichnamigen Erzählung1) von Siegfried Lenz1), als Funker Philippi. In den beliebten Wallace-Krimis der 1960er Jahre wurde der markante Schauspieler, der mit seinem Äußeren stets etwas Undurchsichtiges und Geheimnisvolles ausstrahlte, gerne besetzt: 1962 mimte er in "Das Rätsel der roten Orchidee"1) den leidenschaftlichen Orchideensammler Edwin Tanner, in "Die Tür mit den sieben Schlössern"1) den unheimlichen Dr. Antonio Staletti. 1963 schlüpfte er in "Der Fluch der gelben Schlange"1) in die Maske des schlitzäugigen, durchtriebenen Fing-Su, 1966 war er der Alan Davis in "Der Bucklige von Soho"1), 1968 der Mr. Scott in "Im Banne des Unheimlichen"1). Auch in anderen Thrillern verkörperte er den zwielichtigen, abgründigen Typus, etwa in "Wartezimmer zum Jenseits"1) (1964) nach dem Thriller "Zahle oder stirb" von James Hadley Chase1), wo er neben Götz George und Hildegard Knef zu sehen war.
Im Verlaufe seiner Karriere als Schauspieler zeigte Pinkas Braun mit vielen Kinofilmen seine darstellerische Bandbreite und auch für die Fernsehzuschauer wurde er zur unverzichtbaren Größe. Zu seinen mehr als 150 Fernsehrollen zählten TV-Adaptionen moderner Klassiker ebenso wie Krimis und Unterhaltungsfilme. Er verkörperte beispielsweise 1959 den Iwan Kaliajew1) in "Die Gerechten"2) nach dem gleichnamigen Drama1) von Albert Camus1) oder war als Graf Marcellus in "Um Lukretia"2) (1966) nach dem Theaterstück von Jean Giraudoux1) zu sehen. In dem ZDF-Straßenfeger "Der Tod läuft hinterher" (1963) tauchte er als undurchsichtiger John Evans auf, in der Serie "Jörg Preda"2) kam er seit 1966 dreizehn Folgen lang als der gleichnamige Journalist bzw. Reiseschriftsteller daher, der bei seinen Reportagen immer wieder in Kriminalfälle verwickelt wird; die vom WDR produzierte Vorabendserie wurde zwischen 1977 und 1979 als "Jörg Preda berichtet" mit zwei weiteren Staffeln neu aufgelegt.
"Der Mieter": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi Anfang März 2019 auf DVD herausbrachte. "Der Mieter": Szenenfoto mit Pinkas Braun als Mr. Quill und Eva Zilcher als dessen Vermieterin Ellen Bunting; mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi Anfang März 2019 auf DVD herausbrachte. Eine beeindruckende Rolle war auch die des geheimnisvollen Untermieters Mr. Quill in dem spannenden Krimi "Der Mieter"2) (1967), gedreht von Wolf Dietrich1) nach dem Roman "Jack the Ripper oder Der Untermieter" ("The Lodger"), den Marie Belloc Lowndes1) auf der Grundlage der Jack-the-Ripper1)-Morde von 1888 schrieb. Bereits 1927 hatte Alfred Hitchcock1) die Story mit "The Lodger"1) auf die noch stumme Leinwand gebracht.
 
 
"Der Mieter": Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto
mit Pinkas Braun als Mr. Quill und Eva Zilcher1)
als dessen Vermieterin Ellen Bunting
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi
Anfang März 2019 auf DVD herausbrachte.

In nachhaltiger Erinnerung bleibt Pinkas Braun mit der Figur des skrupellosen Sir Percival Glyde in dem mehrteiligen Straßenfeger "Die Frau in Weiß" (1971) nach dem gleichnamigen Roman1) von Wilkie Collins1) neben Heidelinde Weis in der Titelrolle, sowie als Minister Schlieffen in dem historischen Dreiteiler "Der Winter, der ein Sommer war" (1976) nach dem Roman von Sandra Paretti1). In den 1980er Jahren wirkte er beispielsweise in der TV-Serie "Jauche und Levkojen" nach Christiane Brückners1) Roman-Trilogie "Nirgendwo ist Poenichen" (1980) mit, welches das Schicksal der pommerschen Gutsbesitzerfamilie von Quindt in der Zeit von 1918 bis 1945 beschreibt, oder war mit der Figur des Dr. Rabenhorst in der Krinikomödie "Vertrauen gegen Vertrauen"1) (1986) an der Seite von Inge Meysel zu sehen.

Foto: Pinkas Braun als Minister Schlieffen
in "Der Winter, der ein Sommer war"
Foto zur Verfügung gestellt von "Pidax film"

Pinkas Braun als Minister Schlieffen in "Der Winter, der ein Sommer war"; Foto zur Verfügung gestellt von "pidax film"
In der beliebten Familienserie "Alle meine Töchter"1) trat Pinkas Braun zeitweilig Mitte der 1990er Jahre als Julius Heine auf, 1996 besetzte man ihn beispielsweise in dem Wallace-Remake "Die Katze von Kensington"1) als Mr. Goldman. In seinen letzten Lebensjahren machte sich Pinkas Braun eher rar auf dem Bildschirm, unter anderem sah man ihn in dem Abenteuer "Singapur-Express – Geheimnis einer Liebe"3) (2002) neben Barbara Wussow1) und Daniel Morgenroth1) mit der Rolle des Friedrich Jacobus, zuletzt mimte in der Episode "Botschaft aus dem Grab"4) (2003) aus der Kult-Serie "Adelheid und ihre Mörder"1) neben Protagonistin Evelyn Hamann den Verleger Friedrich Kunstmann → Übersicht TV-Produktionen.
Seinen ersten Schweizer Kinofilm drehte Pinkas Braun im Jahre 2000 und übernahm in Markus Imbodens1) unterhaltsamen, rabenschwarzen Komödie "Komiker"1) den Part des Max Wiederkehr und wurde 2001 für den "Schweizer Filmpreis"1) als "Bester Darsteller" nominiert. Zuletzt sahen die Kinobesucher/-innen Pinkas Braun als 126-jährigen Zauberer Tartov in dem turbulenten Kinderfilm "Verzauberte Emma oder Hilfe, ich bin ein Junge"5) (2002) auf der Leinwand  → Übersicht Kinofilme.

Der Charakterschauspieler war überdies ein exzellenter Sprecher, der in zahlreichen Hörspielproduktionen mit seiner markanten Stimme nachhaltigen Eindruck hinterließ, so beispielsweise 1986 als William von Baskerville1) in der vierteiligen Hörspielversion des  Bestseller "Der Name der Rose"1) von Umberto Eco; eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier. Als Theaterregisseur machte sich der Künstler ebenfalls einen Namen, Pinkas Braun übersetzte Theaterstücke ins Deutsche, übertrug seit 1959 exklusiv sämtliche Werke von Edward Albee1) in die deutsche Sprache.
Darüber hinaus erfreute Pinkas Braun das Publikum mit Dichterlesungen, die er oft gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin, der Schauspielerin Ingrid Resch1) abhielt.
In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Braun verstärkt seinen Erinnerungen, die erst wenige Monate vor seinem Tod im Februar 2008 unter dem Titel "Vorspiel. Eine Jugend – ein Bühnenleben" erschienen. Hierin erzählt Pinkas Braun von seiner Kindheit, aber auch seiner Gefährdungen als jüdischer Junge in Zürich während des Krieges. Er lässt den Leser an seinem bewegten Leben und seiner Leidenschaft für die Bühne teilhaben, erzählt kurzweilig von seiner Ausbildung zum Schauspieler sowie Begegnungen mit vielen namhaften Künstlern. "Von berührender Zartheit, reich an Lebensweisheit und dramatischen Ereignissen ist seine Geschichte auch das Zeugnis eines Verschonten." heißt es unter anderem in der Anzeige des Verlages "Nagel & Kimche". Tilmann P. Gangloff schrieb im "Südkurier" (25.06.2008): "Die Memoiren fesseln, weil sich Braun so ausgezeichnet darin verstand, jene Jahre und vor allem das Gefühl dieser Zeit wieder zum Leben zu erwecken. Man wird förmlich in die Lebensgeschichte hineingesogen."
Pinkas Braun, der im deutschsprachigen Raum zu den vielseitigsten und gefragtesten Charakterdarstellern der Nachkriegszeit zählte, starb am 24. Juni 2008 im Alter von 85 Jahren nach längerer Krankheit in München; er hinterließ zwei Kinder aus zwei Ehen. Eine seiner Ehefrauen war die Schweizer Schauspielerin und Regisseurin Anneliese Betschart1) (1930 – 1982), aus einer Beziehung mit der Schauspielerin Karin Kernke1) ging Tochter Judith1) hervor, die in die Fußstapfen ihrer Eltern trat. Mit seiner Lebensgefährtin Ingrid Resch verband ihn eine vielfältige und jahrelange künstlerische Zusammenarbeit bei Hörspielen, Dichterlesungen, auf der Bühne sowie vor der Kamera.
Die letzte Ruhe fand Pinkas Braun auf dem Friedhof der "Liberalen Jüdischen Gemeinde"1) in München → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
 

Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Pinkas Braun 02; Copyright Virginia Shue
Siehe auch Wikipedia, deutsches-filmhaus.de, tls.theaterwissenschaft.ch, filmportal.de
Fremde Link: 1) Wikipedia, 2) Die Krimihomepage, 3) wunschliste.de, 4) fernsehserien.de, 5) filmportal.de
  
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der
Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, prisma.de, filmportal.de, Die Krimihomepage,
fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de, tittelbach.tv)
Kinofilme

Fernsehen (Auszug)

Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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