Filmografie / Hörspiel
Paul Klinger wurde am 14. Juni 1907 als Paul Klinksik und Sohn eines Bauingenieurs in Essen1) geboren; Klinger war Schulgefährte von Helmut Käutner1) (1908 – 1980), der ihn später zur Schauspielerei brachte. Nach dem Besuch des Essener "Helmholtz-Gymnasiums"1) bzw. dem Abitur begann Klinger zunächst ein Studium der Architektur, sattelte dann aber auf Anraten Käutners um und absolvierte ein sechssemestriges Studium der Theaterwissenschaft in München; nebenher stand er bereits als Statist auf der Bühne der "Münchner Kammerspiele"1).
Nach dem Tod seines Vaters wandte sich Klinger ganz der Schauspielerei zu, da die finanziellen Mittel für ein weiteres Studium fehlten. Sein Theaterdebüt gab er am "Bayerischen Landestheater" als "schwerer Held", 1929 erhielt er ein erstes Engagement in Koblenz, weitere Verpflichtungen führten den jungen Schauspieler nach Oldenburg und Breslau. Dann holte ihn Heinz Hilpert1) (1890 – 1967) nach Berlin an das "Deutsche Theater"1), wo Klinger sein schauspielerisches Handwerk weiter vervollkommnen konnte und bald zu den renommierten Theaterdarstellern Deutschlands gehörte. Am "Deutschen Theater" brillierte er – unter anderem an der Seite der jungen Käthe Dorsch und Paula Wessely – in jugendlichen Heldenrollen. So gab er beispielsweise den Kleist'schen "Prinz von Homburg"1), den Marquis von Posa in Schillers "Don Karlos"1) oder den Oliver in dem Shakespeare-Stück "Wie es Euch gefällt"1).

Szenenfoto mit Paul Klinger als Petruchio und Gerty Soltau1) als
Katharina aus der Komödie "Der Widerspenstigen Zähmung"1)
von William Shakespeare1), aufgeführt 1947 am
Berliner "Schlosspark Theater"1); Regie: Boleslaw Barlog1)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000547_057);
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 1947;
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Szenenfoto mit Paul Klinger als Petruchio und Gerty Soltau als Katharina aus der Komödie "Der Widerspenstigen Zähmung" von William Shakespeare, aufgeführt 1947 am Berliner "Schlosspark Theater"; Regie: Boleslaw Barlog; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000547_057); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 1947; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Sein Leinwanddebüt gab Klinger 1933 in dem Melodram "Du sollst nicht begehren"2) und war von da an in den 1930er und 1940er Jahren ununterbrochen für den Film tätig, gab meist den jungenhaften Liebhaber oder den Typ "netter Kumpel". Zu den vielen Kinofilmen bzw. Rollen, für die Klinger bis Ende des 2. Weltkrieges vor der Kamera stand, zählten unter anderem der Rittmeister von Bonin in dem Historienstreifen "Der alte Fritz"1) (1936), der Weinbauernsohn Bartel in dem Heimatfilm "Das Verlegenheitskind"1) (1938), die Titelfigur in dem Krimi "Kriminalkommissar Eyck"3) (1940), der Erich Jürgens in der Literaturadaption "Immensee"1) (1943) frei nach der gleichnamigen Novelle1) von Theodor Storm1) oder der Artist Harms in "Zirkus Renz"1) (1943) mit René Deltgen als Ernst Jakob Renz1). Die noch 1944/45 abgedrehten Streifen "Mein Herz gehört Dir"1) und "Vier Treppen rechts"3) gelangten erst im Sommer 1950 in die Kinos.
Nach 1945 erlebte man Klinger unter anderem mit der Rolle des Schauspielers Hans Wieland in der DEFA1)-Produktion "Ehe im Schatten"1) (1947), einem Film der das tragische Leben des Schauspielers Joachim Gottschalks (1904 – 1944) nachzeichnete. 1949 zeigte er sich als Albert, Verlobter und späterer Gatte von Lotte (Heidemarie Hatheyer) in "Begegnung mit Werther"1) mit Horst Caspar als Werther,
ein Film, den Karl-Heinz Stroux1) nach dem Goethe1)-Roman "Die Leiden des jungen Werthers"1) anlässlich des 200. Geburtstags des deutschen Dichterfürsten für die Leinwand inszeniert hatte. In "Am Brunnen vor dem Tore"1) (1952), einem Mix aus Krimi und Heimatfilm, mimte er den Tankstellenwärter Kurt, der zum Schluss mit seiner Inge (Sonja Ziemann) das Glück fand.
Paul Klinger als Inspektor Cromwell in "Das Wirtshaus von Dartmoor", zusammen mit Kai Fischer, welche eine Bardame mimte. Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax film" Zu Klingers weiteren Arbeiten für das Kino der 1950er Jahre sind unter anderem die Kästner-Verfilmungen "Pünktchen und Anton"1) (1953) und "Das fliegende Klassenzimmer"1) (1954) zu nennen, weiterhin die Komödie "Die sieben Kleider der Katrin"1) (1954), die Spyri-Adaption "Rosen-Resli"1) (1954) sowie die "Immenhof"-Trilogie "Die Mädels vom Immenhof"1) (1955), "Hochzeit auf Immenhof"1) (1956) und "Ferien auf Immenhof"1) (1957), wo er als der nette Gestütsbesitzer Jochen von Roth beim Publikum punkten konnte. Als Generalfeldmarschall Erwin Rommel1) überzeugte er in dem Spionagefilm "Rommel ruft Kairo"1) (1959), stellte den wegen Abtreibung angeklagte Arzt Dr. Behrens in dem Melodram "Ich kann nicht länger schweigen"1) (1961) dar. Zu seinen letzten Leinwandauftritten zählten der Inspektor Dawson in dem Krimi "Die weiße Spinne"1) (1963), der Inspektor Cromwell in der spannenden Story "Das Wirtshaus von Dartmoor"1) (1964) sowie sein Auftritt als Kontaktmann Norman in dem Abenteuer "Das Geheimnis der drei Dschunken"1) (1965) nach dem Roman "La rivière des trois jonques" von Georges Godefroy (1912–1974) mit Stewart Granger als US-Agent Mike Scott → Übersicht Kinofilme.
 
Paul Klinger als Inspektor Cromwell in "Das Wirtshaus von Dartmoor",
zusammen mit Kai Fischer, welche eine Bardame mimte.
Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax film"
Ab den frühen 1960er Jahren begann Klinger eine dritte Karriere beim Fernsehen, die Zuschauer/-innen erlebten Klinger unter anderem als Moderator in der kurzlebigen Serie "Inspektor Hornleigh greift ein"1) (1961), mit der Rolle des Dr. Killick in dem sechsteiligen Durbridge1)-Straßenfeger "Tim Frazer" (1963), als Sir Arthur Conan Doyle1) in dem Krimi "Conan Doyle und der Fall Edalji"4) (1966) oder im gleichen Jahr als Familienoberhaupt Axel  Hansen in der Serie "Familie Hansen"5). Hier versucht er sich immer wieder gegen Ehefrau Gerda (Bruni Löbel), Sohn Kai (Stephan Kayser1)) und Tochter Karin (Angelika Bender1)) durchzusetzen. "Aus Liebe zu seiner Frau Gerda, die sich rührend um den Haushalt kümmert, akzeptiert er sogar die schreckliche Stilkommode fürs Wohnzimmer. Und die Eskapaden seiner Kinder, die moderne Beatmusik ihren Deutschaufsätzen vorziehen, verzeiht er liebevoll. Familie Hansen ist nämlich eine äußerst glückliche Familie, die die Herausforderungen des Alltags mit Bravour meistert …" konnte man bei "Pidax Film" lesen, welche die Serie im November 2011 als DVD auf den Markt brachte. 1968 präsentierte sich Klinger als Titelheld in der Krimiserie "Kommissar Brahm", zuletzt war er im Mai 1971 neben Beppo Brem in der Komödie "Kirsch und Kern" auf dem Bildschirm zu sehen → Übersicht TV-Produktionen.

Paul Klinger als Familienvater Axel Hansen in der Serie "Familie Hansen"
Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax film"

Paul Klinger als Axel Hansen in der Serie "Familie Hansen";  Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax film"
Der stets sympathisch wirkende Klinger spielte auf den Theaterbühnen die jugendlichen, aber schon schweren Helden und im Film von Beginn an, durch seine einschmeichelnd sonore Stimme, eher charmante Liebhaber und gute Kameraden. Sein markantes Profil kam auch in NS-Propagandafilmen zum Einsatz, aber davon abgesehen, blieb er in seinen Auftritten überwiegend ein dezent-bürgerlicher Charakter, guter Lehrer, integrer Vater oder zuverlässiger Ehepartner, bodenständig, verzichtsbereit und treu.6)
Zudem war der Schauspieler ein gefragter Sprecher, wirkte er ab den 1940er-Jahren auch in zahlreichen Hörspielproduktionen deutscher Rundfunkanstalten mit. 1967 übernahm er in der 12. und letzten Folge der berühmten "Paul-Temple"1)-Hörspielreihe von Francis Durbridge1), "Paul Temple und der Fall Alex"
1), die Titelrolle von René Deltgen. Diese vom WDR produzierte Folge ist inzwischen wie fast alle Sendungen dieser Reihe auf CD erschienen. In der 11. Folge (1966) "Paul Temple und der Fall Genf"1) war er ebenfalls zu hören, nicht als Titelheld, sondern als Maurice Lonsdale..7) Eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier. Im Synchron-Studio war Klinger ebenfalls zu finden, lieh etlichen Hollywood-Stars seine unverwechselbare Stimme, gehörte in den 1950er und 1960er Jahren zu den meistbeschäftigten Synchronsprechern Deutschlands. Wiederholt synchronisierte er Bing Crosby (u. a. "Der Weg nach Sansibar"1) (1941) und "Der Weg nach Hongkong"1)  (1962)), Cary Grant (u. a. "So einfach ist die Liebe nicht"1) (1947) und "Liebling, ich werde jünger"1)  (1952)), William Holden (u. a. "Boulevard der Dämmerung"1) (1950) und "Die Brücke am Kwai"1) (1957)), Gregory Peck (u. a. "Der Kommandeur"1) (1949) und "Der Scharfschütze"1) (1950)), Robert Taylor (u. a. "Der Tote lebt"1) (1941) und "Der Schatz des Gehenkten"1) (1958)) oder Gary Cooper (u. a. "Ariane – Liebe am Nachmittag" (1957) und "Ein Mann geht seinen Weg"1) (1961)). Weitere prominente Namen sind beispielsweise Humphrey Bogart, Peter Finch, Jean Gabin, Clark Gable, Stewart Granger, Dean Martin, Jean Marais, Laurence Olivier, Ralph Richardson und Orson Welles. Letzte Arbeiten waren für James Mason der Part des Francisco Montero in dem Italowestern "Matalo"1) (1971) und für Mike Raven (1924 – 1997) der Graf Karnstein in dem Horrorstreifen "Nur Vampire küssen blutig"1) (1971) → mehr bei synchronkartei.de, wo rund 290 Sprechrollen ausgewiesen werden.
 
Paul Klinger starb am 14. November 1971 mit nur 64 Jahren in München1) an den Folgen eines Herzinfarktes; die letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof von Söcking1), heute Teil der oberbayerischen Stadt Starnberg1) → Foto der Grabstätte bei knerger.de sowie Wikimedia Commons.
Der Schauspieler war in erster Ehe von 1936 bis 1945 mit der Schauspielerin Hildegard Wolf(f) (1910 – ?) und seit 1954 mit der 20 Jahre jüngeren Fotografin bzw. Schauspielerkollegin Karin Andersen1) (1927 – 2013) verheiratet. Das Paar hatte sich 1950 bei den Dreharbeiten zu einem Krimi kennen gelernt, stand für die Filme "Hochzeit auf Immenhof" und "Ferien auf Immenhof" gemeinsam vor der Kamera. In beiden Streifen spielte Karin Andersen die Margot, Tochter des Onkels Pankraz Hallgarten (Hans Nielsen), die in "Hochzeit auf Immenhof" mit Paul Klinger (Gestütsbesitzer Jochen von Roth) auch auf der Leinwand ihr Glück fand.
Aus der Verbindung stammen Tochter Christine (geb. 1953) und Sohn Michael (geb. 1958), aus der Ehe mit Hildegard Wolf-Klinger ging ein weiteres Kind hervor. Michael Klinksik ist ebenfalls in der Film- und Medienbranche tätig und realisierte für das deutsche Fernsehen zahlreiche Dokumentarfilme.
Karin Andersen († 03.07.2013) wurde am 15. Juli 2013 ebenfalls auf dem Friedhof in Söcking beigesetzt.
 
Sonderbriefmarke "100. Geburtstag Paul Klinger" Sonderbriefmarke 
100. Geburtstag Paul Klinger"
Ausgabetag 14. Juni 2007
Motiv: Ausschnitt aus dem Filmplakat
zu "Hengst Maestoso Austria"1) (1956)
Paul Klinger mit Filmpartnerin
Nadia Gray1) (1923 – 1994)
 
 
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung
des Bundesministeriums der Finanzen
sowie Elisabeth Hau, Nürnberg (Gestaltung)

1974 wurde zu Ehren Klimgers  der gemeinnützige Verein "Paul-Klinger-Künstlersozialwerk e. V." gegründet, da sich der Schauspieler für sozial benachteiligte Künstler eingesetzt hatte → paul-klinger-ksw.de. Bei Wikipedia kann man lesen: "1974 gründeten Trude Haefelin und Jürgen Scheller zu Ehren Klingers, der sich für sozial benachteiligte Künstler eingesetzt hatte, den gemeinnützigen Verein "Paul-Klinger-Künstlersozialwerk e.V.". Deutschland würdigte Paul Klinger 2007 zu seinem 100. Geburtstag mit der Herausgabe einer Sondermarke (Auflage: 10 Millionen). Diese wurde am 14. Juni 2007 bei einem Festakt des "Paul-Klinger-Künstlersozialwerkes e.V." in Schloss Höhenried1) am Starnberger See1) feierlich vorgestellt. Bei dem Festakt waren neben der Familie des Künstlers auch Schauspielerkollegen von Paul Klinger wie Sonja Ziemann, Ernst Stankovski, Kurt Weinzierl, Mady Rahl und Eva-Ingeborg Scholz anwesend."
Seit Anfang Februar 1998 erinnert in Klingers Geburtsstadt Essen die "Paul-Klinger-Straße" an den Schauspieler; sie befindet sich im Westviertel1), in unmittelbarer Nähe des "Colosseum Theaters"1) auf einem ehemaligen Werksgelände der "Friedrich Krupp AG"1)

Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch, filmportal.de, paul-klinger-ksw.de, zauberspiegel-online.de
Fotos bei film.virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 3) filmportal.de, 4) Die Krimihomepage, 5) fernsehserien.de
6) Quelle: "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf  Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 193/194)
7) Quelle: Wikipedia (abgerufen 24.09.2014
      
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Murnau Stiftung, filmportal.de, Wikipedia, Die Krimihomepage, fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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