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Der am 19. Januar 1926 in Bremen geborene und auch dort aufgewachsene
Schauspieler Hans Dieter Zeidler erwarb sich sein darstellerisches
Rüstzeug in einer Schauspielschule seiner Geburtsstadt. Ein erstes Engagement
erhielt er anschließend 1946 am "Staatstheater Oldenburg" und blieb
dort für zwei Spielzeiten. 1948 ging er bis 1951 nach Hamburg an das "Deutsche
Schauspielhaus", um dann bis Ende der 1960er Jahre an renommierten
deutschsprachigen Theatern zu wirken, unter anderem am Berliner "Schillertheater" (19511957),
am "Bayerischen Staatsschauspiel"
in München, am "Düsseldorfer Schauspielhaus", am "Staatstheater Darmstadt"
und an den "Städtischen Bühnen" in Frankfurt/Main, wo der schwergewichtige
und als "barock-vital" bezeichnete Schauspieler 1961 unter der Regie von Harry Buckwitz Aufsehen
mit der Interpretation der Titelrolle in dem Stück "Leben des
Galilei"1) von Bertolt Brecht erregte; als "Galileo Galilei"1)
sollte Zeidler im Verlaufe seiner Karriere noch öfter Erfolge feiern.
Nach Stationen in Berlin erneut am "Schillertheater" sowie an der
"Freien Volksbühne" (19691973) ging Zeidler,
zunächst, seit 1972 als Gast, dann als festes Ensemblemitglied an das "Schauspielhaus Zürich",
wo er seinen erfolgreichen Einstand einmal mehr mit der Figur des Galileo Galilei in Brechts "Leben des
Galilei" gab.
Hans Dieter Zeidler mit der Titelrolle in "Peer Gynt"1)
von Henrik Ibsen, 1955 am Berliner "Schillertheater"
Regie: Heinrich Koch1) Quelle:
Deutsche
Fotothek, (file: df_pk_0004267_020)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham
Pisarek1) (19011983); Datierung: 08.11.1955
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 |
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Bis zu seinem Tod blieb der Charaktermime der
berühmten Bühne treu, war rasch zum beliebten Protagonisten des Hauses bzw. zur
unverzichtbaren, wichtigen Stütze des Ensembles avanciert und gestaltete dort
Laufe der Jahre über 60 Rollen. Über seine Darstellung des arbeitslosen
Schauspielers Gennadi in der Komödie "Der Wald" von Alexander Nikolajewitsch Ostrowski schrieb
der Theaterkritiker Reinhard Baumgart1) unter anderem in der "Süddeutschen
Zeitung" (16.02.1976): "Man sah zu, wie Heinrich-George-haft Zeidler seine schauspielerischen
Mittel sozusagen abrief, wie gekonnt ernst und ernst gekonnt er spielte, mit verlogensten
Tönen einen wahren Menschen, bald schnurrend eitel, dann wieder bis zu Schweißausbrüchen echt. (
) mittendrin
eben dieser Vollblutmime Zeidler, der wie aus ganz anderen Rollen, als Galilei oder Puntila oder aus Hauptmanns
"Ratten", in dieses forcierte Kunststück hineingeraten schien."*)
Der für seine physische Bühnenpräsenz hochgelobte Zeidler "spielte die schweren Helden und Mannsbilder,
war aber nicht nur der Mann fürs Grobe, sondern auch ein sensibler Charakterdarsteller und ein
wunderbarer Komödiant."*)
Die letzte Bühnenrolle des inzwischen über 70-Jährigen war 1998 kurz vor
seinem Tod der Kammerdiener Pyramus in Friedrich Dürrenmatts Komödie "Romulus
der Große"1).
Im folgenden eine kleine Auswahl (Link: Wikipedia) seiner vielen Rollen, mit denen er im
Verlaufe seiner Karriere Publikum und Kritiker zu überzeugen wusste:
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Der zum "Staatsschauspieler" ernannte Zeidler und
Ehrenmitglied der "Städtischen Bühnen" Frankfurt/Main
übernahm seit Anfang der 1950er Jahre Aufgaben in Kino- und
Fernsehproduktionen. Sein Leinwanddebüt hatte er mit einem winzigen Part in
Robert A. Stemmles Krimi "Sündige Grenze"1) (1951) gegeben, zu seinen
überschaubaren Rollen in Kinofilmen zählen zwei weitere, von Stemmle in Szene gesetzte Streifen, in der Komödie "Das
ideale Brautpaar" (1954, → filmportal.de)
spielte er den jungen Mechaniker Hans Krümmel und in der Kästner-Verfilmung "Emil
und die Detektive"1) (1954)
den Onkel des kleinen Titelhelden Emil Tischbein (Peter Finkbeiner).
Mit Dietrich Haugk drehte er die Krimikomödie "Agatha,
laß das Morden sein!"1) (1960)
und tauchte als herrschaftlicher Diener David auf, mimte für Wolfgang Neuss
den Kuschinsky in der Satire "Genosse
Münchhausen"1) (1960). Jahrzehnte
später verkörperte er den mächtigen Schweizer Politiker, Wirtschaftsführer und Eisenbahnunternehmer
Alfred Escher1) in Villi Hermanns1)
szenischen Dokumentation "San Gottardo" (1977), welche die sozialpolitischen Parallelen zwischen dem
Bau des St. Gotthard-Eisenbahntunnels1) (18721882) und dem des
Gotthard-Strassentunnels1) der
1970er Jahre thematisiert → artfilm.ch.
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Auf dem Bildschirm erlebte man Zeidler sporadisch in verschiedenen Literatur-
und Bühnen-Adaptionen, mitunter in Rollen, die er bereits am Theater
gestaltet hatte oder in Aufzeichnungen von Aufführungen. So ist
beispielsweise 1969 Fritz Kortners2)
Inszenierung von Shakespeares "Der Sturm"1) am Berliner "Schillertheater" zu nennen,
wo Zeidler als Prosperos wilder und missgestalteter Sklave Caliban
glänzte, oder 1973 die Aufzeichnung der Shakespeare-Komödie "Was ihr wollt"1)
bei den Salzburger Festspielen mit einem grandiosen Zeidler als Tobias von Rülps
an der Seite so prominenter Kollegen wie Christine Ostermayer (Viola), Josef Meinrad
(Malvolio) und Klaus Maria Brandauer (Orsino) → salzburgerfestspiele.at.
Bemerkenswert war 1965 die Titelrolle in "Der
arme Mann Luther"1), von
Franz Peter Wirth gedreht nach dem gleichnamigen Hörspiel von Leopold Ahlsen.
Der Charakterschauspieler zeigte sich ab Mitte der 1970er Jahre auch mit
prägnanten Episodenrollen in so beliebten Krimi-Serien wie "Der Kommissar",
"Derrick" und "Der Alte".
Hans Dieter Zeidler (l.) mit Siegfried Lowitz2)
(r.), Werner Peters2)
(M.)
in dem 1958 vom SWR
produzierten TV-Drama "Besuch aus der Zone",
nach einem bereits zwei
Jahre zuvor erstmals bei Radio Bremen
gesendeten gleichnamigen Hörspiel von
Dieter Meichsner.
Das Stück beschäftigt sich mit der Spaltung Deutschlands und fragt,
ob eine Begegnung zwischen Ost und West überhaupt noch möglich ist.
(Quelle: Chronik
der ARD)
Drehbuch: Dieter Meichsner1),
Helmut Pigge1) und
Rainer Wolffhardt1)
Regie: Rainer Wolffhardt
Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services; © SWR
→ Info zum Film bei filmportal.de
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Darüber hinaus betätigte sich Zeidler seit Anfang der 1950er Jahre
umfangreich in der Synchronisation und lieh seine markante Stimme international bekannten Schauspiel-Kollegen wie
Harry Belafonte2) (1954,
"Carmen Jones"1)),
Sidney Poitier2) (u.a. 1955, "Die Saat der Gewalt"1)),
Rod Taylor2) (1956, "Mädchen ohne
Mitgift"1)),
Montgomery Clift2) (1957, "Das Land des Regenbaums"1)),
Yul Brynner2) (1958, "Die Brüder Karamasow"1)),
Orson Welles2) (1970, "Catch 22"1)),
Ernest Borgnine2) (u.a. 1972, "Die Höllenfahrt der
Poseidon"1)),
Eli Wallach1) (1973, "Zapfenstreich"),
Rod Steiger2) (1975, "Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen"1)),
Peter Ustinov2) (u.a. 1976: "Flucht ins 23. Jahrhundert"1)/1977: "Drei Fremdenlegionäre"),
Burt Lancaster2) (1983, "Local Hero"1))
und auch Charles Laughton2)
lieh er in die "Die
Elenden"1) (1935, Lés miserablés)
seine Stimme → mehr bei www.synchronkartei.de.
Zudem wirkte Zeidler bei verschiedenen Hörspielen des "Schweizer Radio DRS"1) (SR DRS)
mit, sprach beispielsweise den Eseltreiber Anthrax in dem ersten Hörspiel des Schweizer Autors Friedrich Dürrenmatt
"Der
Prozeß um des Esels Schatten"1) (1974; Regie: Klaus W. Leonhard). In Produktionen
anderer Sender war er ebenfalls zu hören, hier eine
Auswahl von Zeidler umfangreicher Arbeit für das Hörspiel (wenn nicht anders vermerkt: Link Wikipedia):
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Hans Dieter Zeidler, noch 1996 mit der "Goldenen Maske" der
"Gesellschaft der Freunde des Schauspielhauses Zürich"
ausgezeichnet, starb in der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober 1998 im
Alter von 72 Jahren in Zürich (Schweiz) an Herzversagen. Anlässlich seines Todes
schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (27.10.1998, S.
46) unter anderem: "Hans Dieter Zeidler verkörperte als Schauspieler wie kein zweiter den Typus des
"Schweren Helden". Aber wenn er anfing zu sprechen, den massigen Körper federnd in Schwingungen zu setzen, den riesigen Kopf aus dem sensiblen Stiernacken heraus in dichterische, dramatische Gedankengebäude hineinzustoßen, dann spürte man die Nerven, aus denen die wahren schweren Helden gemacht sind."
Der Vater von fünf Kindern (zwei aus erster Ehe) war mit der Schauspielerin Katja Kessler verheiratet
und lebte viele Jahre in Küsnacht (Schweiz). Die 1960 in München geborene gemeinsame Tochter Dorine Zeidler
machte sich als Kunstmalerin einen Namen → www.dzbilder.com
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Quelle (unter anderem*)
**)):
Wikipedia,
tls.theaterwissenschaft.ch***)
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*) Henschel Theaterlexikon
(Henschel Verlag, 2010, S. 973/974)
**) Langen Müller's Schauspielerlexikon der Gegenwart (München 1986, S. 1138)
***) Blubacher, Thomas: Hans-Dieter Zeidler, in:
Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der
Schweiz (Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 21412142)
Link:
1) Wikipedia, 2) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 3) www.wissen.de,
4) dieterwunderlich.de, 5) cyranos.ch,
6) hördat.de,
7) tls.theaterwissenschaft.ch, 8) literaturport.de, 9) thomasbernhard.at, 10)
hoerspiele.dra.de, 11) hoerspieltipps.net, 12) stifter-haus.at, 13)
de.sherlockholmes.wikia.com
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Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database,
filmportal.de
(Link: Wikipedia, filmportal.de, Die Krimihomepage, Kurzportrait
innerhalb dieser HP, fernsehserien.de, wissen.de)
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Kinofilme
Fernsehen (Auszug)
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