Filmografie / Hörspiel
Gertrud (Christine Franziska) Kückelmann erblickte am 3. Januar 1929 als Tochter des Frauenarztes Heinrich Wilhelm Ludwig Kückelmann (1882 – 1970) und der Schauspielerin Anna Kückelmann-Guba (1901 – 1968) in München das Licht der Welt; sie war die ältere Schwester des Filmregisseurs, Rechtsanwalts und Autors Norbert Kückelmann1) (1930 – 2017). Ihre Kindheit verbrachte sie in München, erhielt schon früh eine Ballettausbildung, studierte später Gesang und nahm bei Friedrich Domin (1902 – 1961) Schauspielunterricht.
Ihr Bühnendebüt hatte Gertrud Kückelmann bereits 1945 in dem Märchenspiel "Der gestiefelte Kater"1) gegeben, nach dem Abschluss der Schauspielausbildung war sie ab 1949 langjähriges Ensemblemitglied der "Münchner Kammerspiele"1), wo sie unter anderem seit der Premiere am 20. Januar 1962 in der von Hans Schweikart1) in Szene gesetzten deutschen Erstaufführung des Dramas "Andorra"1) von Max Frisch1) an der Seite von Gerd Baltus (Andri) die Lehrerstochter Barblin gestaltete. Später wechselte sie zum "Residenztheater"1) oder gab Gastspiele im deutschsprachigen Raum.
Gertrud Kückelmann als Beneditte in dem Fernsehspiel "Auf den Spuren der Anarchisten" (1972; Regie: Oswald Döpke) nach Motiven von Jürgen Thorwalds Buch "Jahrhundert der Detektive"; mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Produktion Anfang Juni 2019 auf DVD herausbrachte. Gertrud Kückelmann verkörperte auf der Bühne viele klassische aber auch moderne Frauenfiguren, interpretierte beispielsweise die Ophelia in Shakespeares "Hamlet"1), spielte die Titelrolle in der Bühnenversion des Romans "Gigi" von Colette1), gab die Jeanne1) in Anouilhs "Jeanne oder die Lerche"1) oder brillierte als die zerbrechliche Laura Wingfield in dem Drama "Die Glasmenagerie"1) von Tennessee Williams1). Sie gehörte zu den großen deutschen Bühnenstars und war ab den 1950er Jahren auch auf dem Fernsehbildschirm überwiegend in Aufzeichnungen von Bühnenstücken präsent.
 
Gertrud Kückelmann als Beneditte in dem Fernsehspiel
"Auf den Spuren der Anarchisten"
(1972; Regie: Oswald Döpke1))
nach Motiven des Buchs "Jahrhundert der Detektive"
von Jürgen Thorwald1)
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die
Produktion Anfang Juni 2019 auf DVD herausbrachte.
→  siehe auch zauberspiegel-online.de
Erste Erfahrungen vor der Kamera sammelte Gertrud Kückelmann mit der Rolle der Kathi in der Märchenverfilmung "Hans im Glück"1) (1949). In ihrem zweiten Film "Rausch einer Nacht"1) (1950) spielte sie dann eine Musikstudentin, die sich unglücklich in den ehemaligen Geliebten (Richard Häussler) ihrer Stiefmutter (Christl Mardayn) verliebt und erhielt für ihre darstellerische Leistung – zusammen mit Gardy Granass – den "Bundesfilmpreis"1) als "Beste Nachwuchsschauspielerin"1) des Jahres 1951.
Schnell besetzte man Gertrud Kückelmann mit Hauptrollen, in den 1950er Jahren mimte sie anfangs die Naive ebenso eindrucksvoll wie später gezeichnete und zerbrechliche Frauentypen und konnte besonders im Melodram ihre große Schauspielkunst entfalten. Gleichzeitig wurde sie aber auch auf den Typus des naiven, labilen Mädchens festgelegt, das zum Opfer älterer Männer und zur Rivalin reiferer Frauen wird. Beispielsweise drehte sie mit Dieter Borsche das Melodram "Der Kaplan von San Lorenzo"1) (1952) und bezauberte nicht nur den Titelhelden Don Stefano, als Partnerin von Paul Hubschmid trat sie in der Komödie "Musik bei Nacht"1) (1953) in Erscheinung. Neben Karlheinz Böhm und Ivan Desny präsentierte sie sich als Franziska Hellmer in der ebenfalls melodramatischen Geschichte "Die goldene Pest"1) (1954), gab die Constanze Mozart1) in dem Biopic "Reich mir die Hand, mein Leben"1) (1955, auch "Mozart") mit Oskar Werner als Komponist Wolfgang Amadeus Mozart1) in seinem letzten Lebensjahr. An der Seite von Claus Holm und Bernhard Wicki tauchte sie als Barbara Kling in Ulrich Erfurths umstrittenem Streifen "Frucht ohne Liebe"1) (1956) auf, der wegen seiner Thematik massive Proteste der katholischen und evangelischen Kirche zur Folge hatte: Als künstlich befruchtete Frau steht Barbara Kling vor der Entscheidung, bei ihrem zeugungsunfähigen Mann (Claus Holm) zu bleiben, oder einen Neuanfang mit dem leiblichen Vater (Bernhard Wicki) zu machen.
Letztmalig war Gertrud Kückelmann 1957  unter der Regie von Arthur Pohl1) als junge Schauspielschülerin Sybille, die in dem antiwestlichen DEFA1)-Krimi "Spielbank-Affäre"1) unschuldig in eine Affäre um gefälschte Jetons verstrickt wird, zusammen mit Peter Pasetti und Jan Hendriks auf der Leinwand zu sehen. Danach erhielt sie keine Filmangebote mehr, die ihren schauspielerischen Vorstellungen entsprachen, sie konzentrierte sich in den kommenden Jahren auf ihre Arbeit beim Theater sowie beim Fernsehen → Übersicht Kinofilme.
  
Auf dem Bildschirm erlebte man Gertrud Kückelmann seit Mitte der 1950er Jahre, außer verschiedenen Theateraufzeichnungen überzeugte sie vor allem in Literaturadaptionen. So stellte sie beispielsweise in "Die begnadete Angst"2) (1958), gedreht nach dem Schauspiel "Les dialogues des Carmélites" von Georges Bernanos1) nach der Novelle "Die Letzte am Schafott"1) von Gertrud von le Fort1), die Schwester Blanche, Tochter des Marquis de la Force (Hans Paetsch), dar, in "Der kleine Lord"3) (1962) nach dem berühmten Roman von Frances Hodgson Burnett1) kam sie als Jennifer Errol, Mutter des kleinen Titelhelden (Manfred Kunst1)), daher. Selbst als Titelheldin glänzte sie in "Berta Garlan"2) (1966) nach dem Roman von Arthur Schnitzler1), in "Die Geschichte des Rittmeisters Schach von Wuthenow" (1966) nach der Erzählung von Theodor Fontane1) mit Karl-Michael Vogler verlieh sie der allseits verehrten Königin Luise1) Kontur.
Mit Karlheinz Böhm (Arzt Fridolin) und Erika Pluhar (dessen Ehefrau Albertine) entstand die Verfilmung "Traumnovelle" (1969) nach der gleichnamigen Novelle1) von Arthur Schnitzler1), hier berührte sie das Publikum als Marianne, Tochter des Hofrats, die sich in Fridolin verliebt hat. Dass Gertrud Kückelmann auch in Krimis die Zuschauer für sich einnehmen konnte, bewies sie unter anderem als Cecily Harrington in "Ein Fremder klopft an"2) (1967), basierend auf der Erzählung "Love from a Stranger" von Agatha Christie1).
  

Gertrud Kückelmann und Karlheinz Böhm während der
Dreharbeiten zu "Traumnovelle" (Regie: Wolfgang Glück)
Foto mit freundlicher Genehmigung der
  Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB)1)
Urheber/Autor: Alfred Cermak → Bildarchiv Austria
© ÖNB/Wien / Alfred Cermak; Datierung: 1969;
Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE 118/7)

Gertrud Kückelmann und Karlheinz Böhm bei den Dreharbeiten zu "Traumnovelle" (Regie: Wolfgang Glück); Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Alfred Cermak; Copyright: ÖNB/Wien / Alfred Cermak; Datierung: 1969; Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE 118/7)
 Zu ihren letzten Arbeiten vor der TV-Kamera zählte die Rolle von Heines jüngeren Schwester Charlotte Embden1) in dem Zweiteiler "Heinrich Heine" (1978) über den Schriftsteller Heinrich Heine1) (Christoph Bantzer1)) die "Tatort"-Folge "Rechnung mit einer Unbekannten"1) (1978) sowie die Ludwig Thoma-Adaption "Der Ruepp"1), wo sie die Ehefrau der Titelfigur (Karl Obermayr1)) darstellte; die Erstausstrahlung am 6. Juni 1979 erlebte sie nicht mehr → Übersicht TV-Produktionen (Auszug).
Zudem war Gertrud Kückelmann eine gefragte als Synchronsprecherin, lieh unter anderem Shirley MacLaine, Jean Simmons, Jean Seberg1) und Charlotte Rampling ihre Stimme → synchronkartei.de. Sie las auch einige Märchen ein besprach Literatur-Schallplatten bzw. Hör-Cassetten (z.B.: "Wort und Stimme") und wirkte seit Ende der 1940er Jahre in rund 130 Hörspielen mit; eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
 
Nach einer Krebsoperation musste die Schauspielerin einige Zeit pausieren, kehrte aber 1978 an die "Münchner Kammerspiele" zurück. Einer Berufung 1979 an das "Berner Stadttheater"1) folgte sie nicht mehr, Gertrud Kückelmann nahm sich am 17. Januar 1979 in München durch einen Sprung aus dem Fenster der Schwabinger Wohnung ihres Bruders das Leben; kurz zuvor war sie 50 Jahre alt geworden. Motiv für diesen Verzweiflungsschritt war vermutlich die weit fortgeschrittene Krebserkrankung, die letzte Ruhe fand sie im Familiengrab auf dem Münchener Waldfriedhof1) (Alter Teil, 226–1–33) → Foto der Grabstelle bei knerger.de
Gertrud Kückelmann war seit 1968 mit dem TV-Regisseur Fritz Schuster verheiratet, die Verbindung zerbrach jedoch nach kurzer Zeit und wurde 1971 geschieden. Bei Wikipedia wird ausgeführt: "Kückelmann hatte eine längere Liebesbeziehung mit dem Schauspieler Oskar Werner, sie lernten sich kennen, als Kückelmann im Film "Mozart" die Ehefrau des Komponisten, der von Werner dargestellt wurde, spielte. Die beiden arbeiteten öfter zusammen. Laut dem Autor Robert Dachs1), einem Werner-Kenner und Freund, war Kückelmann die Schauspielerin, die am meisten mit Oskar Werner zusammengespielt hat. Dachs zitiert in seinem Buch "Oskar Werner  – Abgründe eines Giganten" auch Werners erste Ehefrau Elisabeth Kallina1), die die Beziehung Kückelmann-Werner wie folgt kommentiert: "Das muss man leider sagen: Die Kückelmann hat er auf dem Gewissen! Sie hatte sich unsterblich in ihn verliebt."
Im Münchener Stadtbezirk Ramersdorf-Perlach1) erinnert der "Gertrud-Kückelmann-Weg" an die viel zu früh verstorbene Charakterdarstellerin, die vor allem auf der Bühne Publikum und Kritiker mit ihrem beseelten Spiel beeindruckte. 
Siehe auch www.fembio.org, Wikipedia,
die ausführliche Fanpage "Gertrud Kückelmann Gedenkseite"
sowie den Vortrag im Rahmen des Symposiums "Platz zum Spielen" am 6. Juni 1997 im Kino "Arsenal"
(nachgedruckt in: FilmGeschichte, Nr. 11/12, April 1998) bei www.hhprinzler.de
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Die Krimihomepage, 3) filmportal.de
    
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die Krimihomepage)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia (deutsch/englisch), Die Krimihomepage)
Um zur Seite der Leinwandstars zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de