Der Schauspieler und Regisseur Victor Janson (auch Viktor Janson) wurde am 25. September 1884 im damals zum Russischen Kaiserreich1) gehörenden Riga1) (heute Lettland) geboren. Nach Absolvierung der Militärschule sollte er auf Wunsch des Vaters eigentlich eine juristische Laufbahn einschlagen, doch Victor zog es zum Theater.*) Er absolvierte eine Schauspiel- und Gesangsausbildung, ging dann mit 17 Jahren nach Berlin, wo er erneut Schauspielunterricht nahm. Ein erstes festes Engagement trat er 1904 in Detmold am "Hochfürstlich Lippischen Hoftheater" (heute "Landestheater Detmold"1)) an, wechselte im darauffolgenden Jahr nach Libau1) (heute Liepāja, Lettland). Auch dort hielt es ihn nur ein Jahr, 1906 ging Janson nach Neisse1) (heute Nysa, Polen) und 1908 nach Oppeln1) (heute Opole, Polen), wo er auch erstmals Regie führte.
1909 zog es den Schauspieler in die Metropole Berlin, wo er anfangs am "Neuen Operetten-Theater"1) (heute "Theater am Schiffbauerdamm") auftrat, unter anderem auch in der Lehár-Operette "Der Graf von Luxemburg"1) (1910, Regie: Edmund Binder) mit Fritz Werner2) in der Titelrolle. In den folgenden Jahren wirkte Janson vor allem am "Central-Theater"1) und "Residenz-Theater"1), machte sich hier einen Namen als Charakterschauspieler vornehmlich im komödiantischen Fach; im Rahmen einer Operetten-Tournee gelangte er auch nach Südamerika.
Ab Anfang der 1910er Jahre trat Janson im Stummfilm in Erscheinung, einen ersten Auftritt hatte er als Maler Giesecke in Joe Mays1) kurzem, stummen Rätselstreifen "Das verschleierte Bild von Groß-Kleindorf"1) (1913). 

Foto: Victor Janson etwa 1922
Photochemie-Karte K. 172
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikimedia Commons
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Victor Janson etwa 1922; Photochemie-Karte K. 172; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei
Victor Janson vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei Im Verlaufe der Jahre wirkte Jansom in zahlreichen stummen Produktionen mit, wurde häufig von Ernst Lubitsch1) besetzt. So unter anderem in dem heute als verschollen geltenden Streifen "Der G.m.b.H.-Tenor"1) (1916), dem Lustspiel "Wenn vier dasselbe tun"1) (1917) und in der Adaption "Carmen"1) (1918) nach der gleichnamigen Novelle1) von Prosper Mérimée1) an der Seite von "Titelheldin" Pola  Negri. In Lubitschs Lustspiel "Die Austernprinzessin"1) (1919) mimte er als Austernkönig Mister Quaker den Vater von Ossi Oswalda, in der phantastischen Geschichte "Die Puppe"1) (1919) nach der Operette "La poupée"1) von Edmond Audran 1) (Musik), frei nach Motiven von E. T. A. Hoffmann1), erneut neben Ossi Oswalda den Puppenmacher Hilarius, in dem heute ebenfalls als verschollen geltenden Oswalda-Film "Meine Frau, die Filmschauspielerin"1) (1919) den Generaldirektor der Filmgesellschaft Lachmann und für die Groteske "Die Bergkatze"1) (1921) stand er als Kommandant der Festung Tossenstein einmal mehr mit Pola Negri vor der Kamera. Filmhistorisch bemerkenswert ist die Produktion "Die große Wette"1) (1916) von und mit Harry Piel, ein im Jahr 2000 spielender früher deutscher Science-Fiction-Stummfilm, in dem sich Janson als Physiker Ardan bzw. Gegenspieler des Sportlers George Fogg (Ludwig Trautmann) zeigte; auch dieser der Film gilt als verschollen → blog.hnf.de. Einen seiner letzten darstellerischen Auftritte in einem Stummfilm hatte er als feindlicher Hauptmann in dem Antikriegs-Streifen "Am Rande der Welt" (1927) → Übersicht Stummfilme als Darsteller.
  
  
Foto: Victor Janson vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)  siehe hier
1918 lieferte Janson mit dem Melodram "Der gelbe Schein"1) und Stummfilm-Star Pola Negri in der weiblichen Hauptrolle gemeinsam mit Eugen Illés1) seinen ersten Film als Regisseur ab, bis Ende der 1930er Jahre sollten etliche weitere Regie-Arbeiten folgen, wo er während der Stummfilm-Ära auch Rollen übernahm. So ist  unter anderem das Lustspiel "Amor am Steuer"3) (1921) mit Ossi Oswalda zu nennen, mit Werner Krauß inszenierte er "Der Trödler von Amsterdam"1) (1925) nach dem Roman von Alfred Schirokauer1), mit Mady Christians "Zopf und Schwert – Eine tolle Prinzessin"1) (1926) nach dem Schauspiel von Karl Gutzkow1) und "Die geschiedene Frau"1) (1926) nach der Operette von Leo Fall1) (Musik) oder mit Imogene Robertson die "Die Königin des Weltbades"1) (1926) nach dem Roman von Edward Stilgebauer1). Er selbst ließ das Publikum einmal über seine Arbeit wissen: "Was mich am Film interessiert: Fortschritt und Entwicklung. Leider werden diese beiden Faktoren durch tausend feindliche Elemente immer wieder sabotiert. Die Grundlage des Films, sein A und O, ist das gute Manuskript. Ohne dieses ist selbst der genialste Filmregisseur nicht imstande, einen guten Film herzustellen, Viele gute Ideen treten an uns heran, doch die Kürze der Zeit, Geldknappheit und das Dogma der Serienfilme hemmt immer wieder die Entwicklung und Entfaltung neuer Talente. Erst wenn alle Produzenten von der Notwendigkeit frischer Blutzufuhr restlos überzeugt sind, wird Wandlung geschaffen werden."*) Letzte von ihm in Szene gesetzte Stummfilme waren unter anderem "Schwarzwaldmädel" (1929) nach der gleichnamigen Operette1) von Leon Jessel1) (Musik) und August Neidhart1) (Libretto) mit Liane Haid als Hanni und "Die Zirkusprinzessin"1) (1929) nach der gleichnamigen Operette1) von Emmerich Kálmán1) (Musik), Julius Brammer1) und Alfred Grünwald (Libretti) mit Harry Liedtke, Marianne Winkelstern und Hilda Rosch2) in den Hauptrollen → Übersicht Stummfilme als Regisseur.
 
Auch beim Tonfilm blieb Janson sowohl als Schauspieler wie auch als Regisseur ein vielbeschäftigter Künstler. Er drehte Unterhaltungsstreifen wie "Der Bettelstudent"3) (1931) nach der gleichnamigen Operette1) von Carl Millöcker1) (Musik) mit Hans Heinz Bollmann1) in der Titelrolle, "Das Blaue vom Himmel"3) (1932) mit Marta Eggerth und Hermann Thimig, "Holzapfel weiß alles"1) (1932) mit Felix Bressart, "Der Page vom Dalmasse-Hotel"1) (1933) nach dem Roman von Maria von Peteani1) mit Dolly Haas, "Die blonde Carmen"3) (1935) mit Marta Eggerth oder "Die Korallenprinzessin"3) (1937) mit Ivan Petrovich und Hilde Sessak. Bei der Komödie "Wer küsst Madeleine?"3) (1939) mit Magda Schneider und Albert Matterstock präsentierte er sich letztmalig als Filmregisseur → Übersicht Tonfilme als Regisseur.
Als Darsteller wurde Janson ab Ende der 1930er bis in die 1950er Jahre hinein oft mit komischen Rollen besetzt, zu seinen bekanntesten Filmen zählt die ganz auf Heinz Rühmann zugeschnittene Krimikomödie "Nanu, Sie kennen Korff noch nicht?"1) (1938) mit dem Part des gerissenen Monsieur Dufour, neben Rühmann war er erneut in Wolfgang Liebeneiners1) Adaption "Der Florentiner Hut"1) (1939) nach dem Lustspiel von Eugčne Labiche zu sehen und mimte den Baumschulbesitzer Barbock, dessen Tochter Helene (Herti Kirchner1)) den eingefleischten Junggesellen Theo Farina (Rühmann) zur Heirat überzeugen kann. Oft waren es prägnante Nebenrollen wie als Bürgermeister in G. W. Pabsts1) Biopic "Paracelsus"1) (1943) mit Werner Krauß als Arzt und Alchemist Theophrastus Bombastus von Hohenheim1), genannt "Paracelsus", als Yussuf Pascha in dem starbesetzten ersten Farbfilm "Münchhausen"1) (1943) mit Hans Albers als Lügenbaron Münchhausen1) oder als Konzertagent Dr. Friedrich in dem 1944 gedrehten Musikfilm "Der Posaunist"4) (UA: 23.12.1949), der wie einige andere Produktionen erst nach Kriegsende Premiere feierte.
Im deutschen Nachkriegsfilm trat Janson beispielsweise als Seńor Almadez in der Komödie "Professor Nachtfalter"1) (1951) neben Protagonist Johannes Heesters in Erscheinung, einen letzten Auftritt vor der Kamera hatte er als Kaiser in " Die Prinzessin und der Schweinehirt"1) (1953) nach dem Märchen "Der Schweinehirt"1) von Hans Christian Andersen1) mit Liane Croon1) als Prinzessin Rosenmund und Dieter Ranspach1) als Prinz Ehrlichherz. Janson spielte auch in zwei DEFA1)-Produktionen mit: Unter der Regie von Georg Wildhagen1) verkörperte er in "Figaros Hochzeit"1) (1949) nach der Oper "Le nozze di Figaro"1) ("Die Hochzeit des Figaro") von Wolfgang Amadeus Mozart1) den Dr. Bartolo an der Seite von Willi Domgraf-Fassbaender als Figaro. In "Das kalte Herz"1) (1950), von Paul Verhoeven in Szene gesetzt nach dem gleichnamigen Märchen1) von Wilhelm Hauff1) mit Lutz Moik als Peter Munk sowie einer der ersten deutschen Nachkriegsfilme in Farbe, übernahm er den kleinen Part eines holländischen "Mijnheers" → Übersicht Tonfilme als Darsteller.
 
Zudem betätigte sich Janson ab Ende der 1940er Jahre bei einigen US-amerikanischen Produktionen als Synchronsprecher, unter anderem lieh er in dem Abenteuer "Die Schatzinsel"1) (1950, "Treasure Island") nach dem gleichnamigen Roman von Robert Louis Stevenson1) Finlay Currie1) als Billy Bones seine Stimme. Für Nestor Paiva1) sprach er in dem mit Mario Lanza als der berühmte Tenor Enrico Caruso gedrehten Biopic "Der große Caruso"1) (1951, "The Great Caruso) den vermögenden Kaufmann Egisto Barretto, in dem Zeichentrickfilm "Alice im Wunderland"1) (1951, "Alice in Wonderland") hörte man ihn in der deutschen Version als das Walross → mehr bei synchronkartei.de.
Vereinzelt war er auch im Hörspielstudio zu finden, wirkte als der Postmeister in "Dunja"5) (EA: 22.07.1948) nach der Erzählung "Der Postmeister"1) von Alexander Puschkin1) mit, Dagmar Altrichter1) sprach die Tochter des Postmeisters Dunja. In "Die Fee"5) (EA: 23.09.1948) nach dem gleichnamigen Schauspiel6) von Ferenc Molnár1) mit Reva Holsey1) als Lu übernahm er den Part des Emporkömmlings Konrad oder in "Moral" (EA: 12.09.1952) nach der gleichnamigen Komödie7) von Ludwig Thoma1) den des Kommerzienrats Adolf Bolland.
Victor Janson in dem Stück "Glück in Hollywood" von Bella und Samuel Spewack, 1949 am Berliner "Schlosspark Theater"; Inszenierung: Boleslaw Barlog; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000761_013); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 05.1949; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 Neben seiner umfangreichen Arbeit vor und hinter der Kamera – seine Filmografie weist rund 140 Arbeiten als Darsteller und über 50 Regiearbeiten aus – stand Janson bis weit in die 1950er Jahre auf Berliner Bühnen, besonders am "Schlosspark Theater"1) und am "Schillertheater"1) feierte er Erfolge.
 
  
Victor Janson als Filmproduzent Mr. Friday in dem Stück
"Glück in Hollywood" ("Boy meets girl") von
Bella1) und Samuel Spewack1),
aufgeführt zur Spielzeit 1949 am Berliner "Schlosspark Theater"
Inszenierung: Boleslaw Barlog1)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000761_013)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 05.1949
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Victor Janson starb am 29. Juni 1960 im Alter von 75 Jahren im Berliner Ortsteil Schmargendorf1) und fand die letzte Ruhe auf dem "Friedhof Wilmersdorf"1). Hier wurde später auch Jansons am 22. März 1883 im mährischen Brünn1) geborene Ehefrau Helene beigesetzt, die unter dem Namen Helene Merviola1) eine Karriere als Operettensängerin (Sopran) und Schauspielerin machte; sie starb am 10. März 1966 in Berlin → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Quellen (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch
*) Dr. Hermann Treuner (Hrsg.): Filmkünstler – Wir über uns selbst (Sybillen Verlag, Berlin, 1928)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) .cyranos.ch, 3) filmportal.de, 4) Murnau Stiftung, 5) ARD Hörspieldatenbank, 6) theatertexte,de, 7) projekt-gutenberg.org 
Lizenz Fotos Victor Janson (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
  
Filme
Stummfilme: Als Darsteller / Als Regisseur
Tonfilme: Als Darsteller / Als Regisseur
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie frühe Stummfilme
bei "The German Early Cinema Database": als Darsteller/als Regisseur
(Fremde Links: Wikipedia, cyranos.ch, Murnau Stiftung, filmportal.de;
R = Regie, D = Darsteller)
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