Filmografie / Hörspiel
Erik Schumann wurde am 15. Februar 1925 im sächsischen Grechwitz1) (Döben, Kreis Grimma) geboren. Da er zunächst Musiker werden wollte, besuchte er das Dresdner Konservatorium; dort erhielt er eine ausführliche Musikausbildung in Posaune und Klavier und war auch Absolvent der Dirigentenklasse; doch nebenher nahm er auch Schauspielunterricht und wechselte zur Bühne. Ein erstes Engagement ergab sich 1943 am "Staatstheater Dresden"1), dem er fünf Jahre lang verbunden blieb, dann wechselte Schumann für zwei Spielzeiten an das Berliner "Schlosspark Theater"1). Weitere Stationen wurden die "Städtischen Bühnen Frankfurt"1), das "Württembergische Staatstheater"1) in Stuttgart (1951 – 1964) sowie das "Bayerische Staatsschauspiel"1) in München (1964 – 1956). Danach arbeitete Schumann als freier Schauspieler, gastierte unter anderem an der "Kleinen Komödie am Max II" in München und machte zahlreiche Tourneen, die ihn auch an das Wiener "Burgtheater"1) führten.
 

Foto: Erik Schumann als Hans Schott in dem Film Nacht fiel über Gotenhafen"1) (1959)
Urheber: Helmuth Ellgaard1) (1913 – 1980); Quelle: Familien-Archiv Ellgaard bzw. Wikimedia Commons
Genehmigung durch den Nutzungsrechte-Inhaber bzw. Sohn Holger Ellgaard1) (CC-by-sa 3.0)

Erik Schumann als Hans Schott in dem Film Nacht fiel über Gotenhafen" (1959); Urheber: Helmuth Ellgaard (1913 – 1980); Quelle: Familien-Archiv Ellgaard bzw. Wikimedia Commons; Genehmigung durch den Nutzungsrechte-Inhaber bzw. Sohn Holger Ellgaard (CC-by-sa 3.0)
Schumann stand seit 1943 sowohl in Klassikern als auch zahllosen modernen Stücken auf der Bühne. Beispielsweise glänzte er als Ferdinand in Schillers "Kabale und Liebe"1) oder mit der Titelrolle in Schillers "Don Karlos"1), als Goethe-Interpret begeisterte er mit der Darstellung des Orest in "Iphigenie auf Tauris"1) und mit der Titelfigur in "Urfaust"1). Unter der Regie von Boleslaw Barlog1) gab er einen glänzenden Herzog Orsino in Shakespeares "Was ihr wollt"1), weitere prägnante Darstellungen hatte Schumann in der Bühnenversion von John Steinbecks "Von Mäusen und Menschen"1), Gerhart Hauptmanns "Einsame Menschen"1), George Bernard Shaws1) "Der Arzt am Scheideweg" oder in dem Zauberspiel "Die gefesselte Phantasie"1) von Ferdinand Raimund1) – um nur einiges zu nennen.
Szene mit Erik Schumann (links) und Clemens Hasse in "Die Launen der Donna Belisa" von Félix Lope de Vega, 1950 am Berliner "Schlosspark Theater"; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0000888_004) Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 01.10.1950; Quelle: www.deutschefotothek.de Szene mit Erik Schumann (links)
und Clemens Hasse1) in

"Die Launen der Donna Belisa"
von Félix Lope de Vega1), inszeniert
1950 am Berliner "Schlosspark Theater"
 
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0000888_004)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983);
Datierung: 01.10.1950
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Schwerpunkt von Schumanns schauspielerischem Wirken wurde seit Mitte der 1950er Jahre Film und Fernsehen sowie umfangreiche Hörfunkproduktionen und Synchronarbeiten beim Film. Erste Erfahrungen vor der Kamera hatte er bereits Anfang der 1940er Jahre in dem NS-Propagandastreifen "Himmelhunde"1) (1942) gemacht, trat dann aber während der Kriegsjahre nicht mehr vor die Kamera. Erst in der DEFA1)-Produktion "Semmelweis – Retter der Mütter"1) (1950) machte er mit der kleinen Rolle eines Corps-Studenten wieder auf sich aufmerksam. Der Durchbruch zum Leinwandliebling gelang Schumann 1954 mit seinem ersten Film in der Bundesrepublik: In dem Melodram "Konsul Strotthoff"1) geriet er als spröder, begabter junger Musiker beim Werben um die Gunst einer reizenden Musikstudentin (Inge Egger) zum Gegenspieler von Altstar Willy Birgel, mit Birgel als charmantem Konkurrenten stand er auch für das Heimat-Melodram "Johannisnacht"1) (1956) vor der Kamera. Mit dem Grenzdrama "Himmel ohne Sterne"1) (1955), einer Ost-West-Liebesgeschichte mit tragischem Ausgang, realisierte Schumann unter der Regie von Helmut Käutner1) und mit Eva Kotthaus als Partnerin einen seiner wichtigsten Filme. Mit Liselotte Pulver drehte er das Melodram "Griff nach den Sternen"1) (1955) und mimte unter der Regie von Carl-Heinz Schroth den weltberühmten Jongleur Turell, der fanatisch alles daran setzt, einen Sohn zu bekommen, der in seine Fußstapfen tritt, und schließlich nach einem schweren Unfall seinen hochtrabenden Phantasien erliegt. Weitere, eher heitere Produktionen wie der Streifen "Ein Stück vom Himmel"1) (1957, mit Toni Sailer und Ingrid Andree), die musikalische Verwechslungskomödie "Wenn Frauen schwindeln"1) (1957, mit Bibi Johns) oder die heitere Familiengeschichte "So angelt man keinen Mann" (1959) ließen den attraktiven Schumann zum Frauenliebling werden. Zwei Mal war er auch Partner von dem unvergessenen Heinz Erhardt, so in "Vater, Mutter und neun Kinder"1) (1957) und "Natürlich die Autofahrer"1) (1959), wo er ebenfalls den Typ "Liebhaber" mimte.
 
Dass Schumann jedoch mehr zu bieten hatte, als nur gut auszusehen, bewies er mit ernsthaften Rollen wie 1958 als Hauptmann von Arnim in dem Antikriegsfilm "Unruhige Nacht"1) nach der gleichnamigen Novelle1) von Albrecht Goes1) mit Bernhard Wicki, Hansjörg Felmy und Ulla Jacobsson. Glänzend war auch sein junger Marine-Oberleutnant Hans Schott in Frank Wisbars1) Drama "Nacht fiel über Gotenhafen"1) (1959, u.a. mit Sonja Ziemann, Gunnar Möller, Brigitte Horney), einem packenden Kriegsfilm über den Untergang des Kreuzfahrtschiffs "Wilhelm Gustloff"1), das am 30. Januar 1945 mit über 9.000 Flüchtlingen aus Ostpreußen an Bord nach einem Torpedoangriff in der Ostsee versank. Ebenfalls unter der Regie von Frank Wisbar agierte Schumann an der Seite von Helmut Griem und Horst Frank in "Fabrik der Offiziere"1) (1960) nach dem gleichnamigen Bestseller von Hans Hellmut Kirst1) und überzeugte als dekadenter Schwächling Hauptmann Ratshelm. In dem Drama "Durchbruch Lok 234"1) (1963), das Wisbar nach einer wahren Begebenheit gedreht hatte, beeindruckte er als Lokführer Harry Dölling, der mit einer waghalsigen Zugfahrt 26 Menschen aus der DDR zur Flucht in den Westen verhilft.
Ab Mitte der 1960er Jahren war Schumann noch in einigen Krimis und eher unbedeutenden Kinoproduktionen zu erleben, mit dem Niedergang des deutschen Unterhaltungskinos übernahm er vermehrt Aufgaben für das Fernsehen. Zu Beginn der 1980er Jahre wirkte Schumann noch mit prägnanten Nebenrollen in den Fassbinder1)-Filmen "Lili  Marleen"1) (1981) und "Die Sehnsucht der Veronika Voss"1) (1982) mit. Seinen letzten Leinwandauftritt hatte er 1993 als italienischer Händler Coppola in "Der Sandmann"2), einem Spielfilm frei nach nach der gleichnamigen Erzählung1) von E. T. A. Hoffmann1) → Übersicht Kinofilme.
Als Herzensbrecher griff er nach den Sternen, in Liebesdingen war er immer zu Hause, aber seine Liebhaber besaßen oft einen Unterton von Schmerz und Vergeblichkeit wie in Himmel ohne Sterne. Seine Rollen waren immer seriös, er ließ sich selten in die Niederungen des Films der sechziger Jahre hinab. Und in den achtziger Jahren gelangen ihm in Filmen von Fassbinder noch einmal Figuren, die deutsche Zeitzeugenschaft verkörperten.3)
"Schritte in der Nacht": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax Film, welche die SWR-Produktion  im Juni 2011 auf  DVD herausbrachte. "Schritte in der Nacht": Szenenfoto mit Erik Schumann; mit freundlicher Genehmigung von Pidax Film, welche die SWR-Produktion  im Juni 2011 auf  DVD herausbrachte. Seinen Fernseh-Einstand gab Schumann  mit der Rolle des Prinzen und späteren Kaisers Pao in "Der Kreidekreis"4) nach dem gleichnamigen Drama1) von Klabund1), gefolgt von der Figur des unbescholtenen Harry Benson, der in dem Krimi "Schritte in der Nacht"4) (1961) nachts von unheimlichen Gestalten verfolgt wird.
 
 
DVD-Cover und Szenenfoto mit freundlicher Genehmigung
von Pidax Film, welche die SWR-Produktion
im Juni 2011 auf  DVD herausbrachte.
"Die Kritik bezeichnete den Film damals als "erregendes Stück" und eher wurde für Erwachsene empfohlen. Tatsächlich ist es Regisseur Theo Mezger1) gelungen, einen unheimlich spannenden Film mit einer bedrückenden Atmosphäre zu drehen. Von Minute zu Minute wird die Situation für den unschuldigen Harry Benson brenzliger, der Zuschauer kommt immer mehr außer Atem und man stellt sich unwillkürlich nur eine Frage: warum haben sich alle gegen diesen Mann verschworen und wie wird er sich aus der Situation befreien? Die Autoren präsentieren am Ende eine äußerst überraschende Antwort auf diese Frage. Ein überaus spannendes Krimijuwel mit einem hervorragenden und glaubhaften Erik Schumann und weiteren gerngesehenen Krimistars wie Dieter Eppler, Konrad Georg oder Stanislav Ledinek1)!" notiert "Die  Krimihomepage".
Auf dem Bildschirm absolvierte Schumann regelmäßige Gastauftritte in beliebten Krimireihen/-serien wie "Das Kriminalmuseum", "Der Kommissar", "Tatort", "Ein Fall für Zwei" oder zuletzt in "Solo für Sudmann"1) (1997). In den Geschichten "Gestern gelesen"4), mimte er zwischen 1969 und 1975 den Strafverteidiger Dr. Peter Fuhrmann. Spannende TV-Produktionen wie der Durbridge-Straßenfeger "Melissa" (1966), der Krimi "Hoopers letzte Jagd" (1972), mit Max Mairich oder die zweiteilige italienisch-amerikanische Co-Produktion "Christopher Columbus"1) (1985) sind ebenfalls zu nennen → Übersicht TV-Produktionen.
 
Jahrzehnte war Schumann zudem im Synchron-Studio zu Gast: Cary Grant (1938, "Leoparden küsst man nicht"1)), Tony Curtis (1959, "Manche mögen's heiß"1)), Montgomery Clift (1960, "Wilder Strom"1)) oder auch Jack Nicholson (1985, "Die Ehre der Prizzis"1)) sind beispielsweise mit seiner Stimme zu hören; unter anderem lieh er auch Siegfried Farnon alias Robert Hardy1) in der beliebten Serie "Der Doktor und das liebe Vieh" seine markante Stimme. Zu seinen letzten Arbeiten zählte  die im Original von Kelsey Grammer1) gesprochene Rolle des Goldgräbers "Stinke-Piet" (1999) in dem Animationsfilm "Toy Story 2"1) (1999), zwei Mal sprach er den amerikanischen Koch Cookie in den animierten "Atlantis"-Abenteuern, in "Das Geheimnis der verlorenen Stadt"1) (2001, im Original Jim Varney1)) und in "Die Rückkehr"1) (2003, im Original Steven Barr)  → mehr bei synchronkartei.de, die rund 540 Sprechrollen ausweist.
Mit Hörspielproduktionen wie der von Max Ophüls1) nach Goethe gestalteten Fassung von "Novelle"1) bleibt der Schauspieler ebenfalls in nachhaltiger Erinnerung. Das Stück, welches im April 1954 zum ersten Mal gesendet wurde, gilt heute als klassisches Werk der Hörspielkunst und ist inzwischen auf CD im Handel; neben Schumann als Hofjunker Honorio sprachen unter anderem Oskar Werner (Erzähler), Willy Birgel (Oheim) und Käthe Gold (Fürstin) → ARD-Hörspieldatenbank.
Eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen mit Erik Schumann findet man hier.
 
In seinen letzten Lebensjahren war es um den an Krebs erkrankten Schauspieler still geworden. Der einstige Kinoliebling starb am 9. Februar 2007 – wenige Tage vor seinem 82. Geburtstag – in Straßlach1) bei München, wo er zuletzt lebte und auf dem dortigen Friedhof in Straßlach-Dingharting1) beigesetzt wurde → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Der in zweiter Ehe verheiratete Schumann hinterließ die beiden Söhne Daniel und Manuel; seine erste Ehefrau war zeitweilig die Schauspielerin Erika Dannhoff1) (1909 – 1996).
1961 wurde Schumann von dem damaligen Gouverneur von Texas mit der Ehrenbürgerwürde für seine Darstellung des Rolf Starke in Stuart Rosenbergs1) Drama "Frage Sieben"1) (1960, "Question 7") ausgezeichnet, einem Film über die Glaubens- und Gewissensnot von Christen in der ehemaligen DDR mitten in der Zeit des "Kalten Krieges". 
Siehe auch Wikipedia sowie den kurzen Nachruf bei spiegel.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 4) Die Krimihomepage, 5) fernsehserien.de
Quelle: 3) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier und Bernd Schulz (Ausgabe 2000, S. 331)
  
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die Krimihomepage,
fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
1950er Jahre 1960er Jahre 1970er Jahre ab den 1980ern
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia (deutsch/englisch), 
Historisches Lexikon der Schweiz, tls.theaterwissenschaft.ch, krimilexikon.de, Die Krimihomepage, deutsches-filmhaus.de)
1950er Jahre 1960er Jahre 1970er Jahre Ab den 1980er Jahren
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