Peter von Zahn 01; Copyright Virginia Shue

Peter von Zahn wurde am 29. Januar 1913 in Chemnitz1) in eine Offiziersfamilie hineingeboren, deren Ahnentafel bis zum Dichter Lessing1) zurückreicht, und wuchs zusammen mit seinen vier Geschwistern in Dresden1) auf. Er besuchte die "Fürstliche Landesschule St. Afra"1) in Meißen1) sowie das "Staatsgymnasium Dresden-Neustadt"1), schon während seiner Schulzeit verfestigte sich sein Wunsch, Journalist zu werden. Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaften, Geschichte und und Zeitungswissenschaften, an der "Albert-Ludwigs-Universität Freiburg"1) promovierte er bei Gerhard Ritter1) mit dem Theama "Die sozialen Ideen des Täufertums"1). Nach einer kurzen Tätigkeit als Werbetexter im heutigen "Ullstein-Verlag"1), wurde er mit Beginn des 2. Weltkrieges zur Propaganda-Abteilung der Wehrmacht ("Propagandakompanie"1)) kriegsverpflichtet, war als PK-Mann und Kriegsberichterstatter, vornehmlich in Russland, unterwegs.
Nach Kriegsende arbeitete Peter von Zahn zunächst als Dolmetscher einer Gefangenendivision in Holstein für die britischen Besatzer, schließlich übertrugen ihm die Engländer die Abteilung "Wort & Kommentar" des "Radio Hamburg". Als einer der Mitbegründer des "Nordwestdeutschen Rundfunks"1) (NWDR) und Leiter des NWDR-Studios in Düsseldorf gehörte er von Anfang an zu den führenden Journalisten, sein unverwechselbarer Sprachstil, seine heisere und ruhig-bedächtige Stimme, die die "Welt" einmal als "beinahe angstvolle Atemlosigkeit" typisierte, prägte sich den Zuhörern nachhaltig ein. Seine Devise lautete "Wir änderten die deutsche Sprache, indem wir ihnen das Kommando-Brüllen abgewöhnten". Er orientierte sich stets an der angelsächsischen Journalismus-Tradition, Fakten und Meinung strikt zu trennen, und trug somit entscheidend dazu bei, den NWDR nach britischem Vorbild als öffentlich-rechtliche Sendeanstalt aufzubauen. 
  
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt.  Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Nach dreijähriger Leitung des "Studio Düsseldorf", wo er mit der von ihm entwickelten Regionalsendung "Von Rhein und Ruhr" sowie Hörspielen und Reportagen wie "London – Anatomie einer Großstadt" oder "Krupp" populär wurde, wechselte Peter von Zahn 1951 als erster Auslandskorrespondent nach Washington1) – anfangs noch für den Hörfunk des NWDR, später für das Fernsehen des NDR. Sein typischer Stil, mit denen er – aus deutscher Perspektive betrachtet –  Reportagen wie "Bilder aus der neuen Welt"2) (1955–1961) über den "American Way of Life" und später die "Bilder aus der farbigen Welt"2) (1958/59) mit Features aus Südamerika, Asien und Afrika präsentierte, setzte neue Maßstäbe in der Berichterstattung und prägte eine ganze Fernsehgeneration.
1960 verließ Peter von Zahn die ARD und gründete seine eigene Produktionsfirma, die "Windrose Film- und Fernsehproduktion GmbH"1). Die "Reporter der Windrose"2) brachten den Zuschauern die weite Welt in die heimische Wohnstube, informierten aus allen Kontinenten und von fremden Kulturen. Mit diesen Auslandsberichterstattungen, die man heute als Vorläufer von Magazinsendungen wie "Weltspiegel"1) bezeichnen kann, schrieb von Zahn Fernsehgeschichte. Auch mit seinen Portraits bedeutender Staatsmänner, wie beispielsweise die 1964 mit dem "Grimme-Preis"1) ausgezeichnete Dokumentation über den israelischen Staatschef David Ben Gurion1), unterstrich er seine journalistische Kompetenz. In seinen Memoiren "Reporter der Windrose", die sich auf die Zeit zwischen 1951 und 1964 beziehen, hat Peter von Zahn auch seine Erinnerungen an jene Zeit niedergeschrieben. 1982 trennte er sich von der "Windrose Filmproduktion" und produzierte seitdem Filme und Fernsehbeiträge als geschäftsführender Gesellschafter der Firma "Anatol AV und Filmproduktion GmbH" in Hamburg.

Ab 1967 war von Zahn ein Jahr lang als Moderator des SWF-Politmagazins "Report" (heute "Report Mainz"1)) zu sehen, ab 1981 produzierte er bis 1983 für das ZDF die erfolgreiche 35-teilige Vorabend-Reihe "Bilder, die die Welt bewegten"2) (1980–1983); mit seinem Versuch, ab 1982 die ZDF-Unterhaltungsserie "Spaß, Spiel, Sport und Spuk" (1982–1984) zu moderieren, kam er bei den Zuschauern weniger an. Insgesamt drehte von Zahn während seiner Laufbahn mehr als 1.000 Filme und erstellte fast 3.000 Hörfunkbeiträge. Daneben war er publizistisch tätig, unter anderem als Kolumnist für "Die Welt"1), veröffentlichte zahlreiche Bücher, wie 1991 den ersten Band seiner Memoiren "Stimme der ersten Stunde". Die "Süddeutsche Zeitung"1) kommentierte das Buch unter anderem mit den Worten "In den besten Momenten vermittelt der durch die Jahrzehnte geschärfte journalistische Blick Zahns für Menschen und Mächte überraschende Einsichten in die deutsche Nachkriegsgeschichte". Zu Peter von Zahns weiteren Veröffentlichungen zählen unter anderem "Schwarze Sphinx – ein Bericht von Rhein und Ruhr" (1949), "Guten Morgen, Europa" (1951), "Fremde Freunde" (1953), "Hinter den Sternen – Geschichte des Showbusiness" (1967), "Verlässt uns Amerika?" (1987) sowie das Fotobuch "Farbiges Deutschland" (1986). Von 1946 bis 1947 war von Zahn gemeinsam mit Axel Eggebrecht1) Herausgeber der "Nordwestdeutschen Hefte", von 1970 bis 1975 schrieb er eine ständige politische Kolumne in der "Bunten Illustrierten".

Der Rundfunk- und Fernsehpionier Prof. h.c. Dr. Peter von Zahn starb am 26. Juli 2001 nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 88 Jahren in Hamburg1); die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen "Friedhof Ohlsdorf"1) (Grabstelle Z11 (159)) an der Seite seiner ersten Ehefrau Christabel (1906 – 1994) → Foto der Grabstelle bei knerger.de sowie Wikimedia Commons.
In vielen Nachrufen wurden die journalistischen Leistungen der Fernseh-Legende gewürdigt, der damalige ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen1) (1938 – 2022) bezeichnete ihn als "einen Grandseigneur des Rundfunkjournalismus, der aber stets dem Publikum nahe blieb". Jobst Plog1), NDR-Intendant von 1991 bis 2008, sagte unter anderem "Peter von Zahn hat in der Gründungsära des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland hohe qualitative Maßstäbe gesetzt, an denen sich unsere Journalistinnen und Journalisten bis heute orientieren".
Peter von Zahn hinterließ seine zweite Frau Marion sowie mit Sabine, Dominica, Irene, Camilla und Virginia seine fünf Töchter aus erster Ehe. Seit 15. März 1939 bis zu deren Tod im Jahre 1994 war er mit Christa Ayscough verheiratet gewesen, die aus einer traditionsreichen schottischen Familie stammte. Das Paar hatte sich sich während von Zahns Studienzeit an der Universität Freiburg im Breisgau kennengelernt. (Quellen: Bundeszentrale für politische Bildung sowie erinnerungswerkstatt-norderstedt.de)
Neben dem "Grimme-Preis"1), der ihm insgesamt drei Mal verliehen wurde (1964, 1965 und 1966), erhielt Peter von Zahn im Verlaufe der Jahre zahllose Preise und Auszeichnungen, so unter anderem 1985 die "Goldene Kamera"1), 1989 den "Bayerischen Fernsehpreis"1) ("Ehrenpreis des bayerischen Ministerpräsidenten") und 1990 einen "Bambi"1); das "Bundesverdienstkreuz 1. Klasse"1) wurde ihm 1981 verliehen, der Hamburger Senat ernannte ihn 1995 zum Professor ehrenhalber. Den "DAG-Fernsehpreis in Silber" erhielt er 1970 für seinen Bericht "Die Kuba-Krise 1962", den "DAG-Fernsehpreis in Gold" 1974 für "Die geheimen Papiere des Pentagons" → Übersicht der Auszeichnungen/Ehrungen bei Wikipedia.

Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
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Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Peter von Zahn 02; Copyright Virginia Shue
Ein Interview mit Peter von Zahn kann man hier nachlesen.
Siehe auch Wikipedia, www.ndr.de, spiegel.de, fernsehmuseum-hamburg.de, Bundeszentrale für politische Bildung
sowie den PDF-Artikel bei hamburgerpersoenlichkeiten.de
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Link: 1) Wikipedia, 2) fernsehserien.de
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