Die am 5. April 1881 in Düsseldorf geborene Olga Limburg gehörte zu
den Schauspielerinnen, die sich schon früh für die aufstrebende
Kinematografie interessierten und hinterließ in fünf Jahrzehnten mit mehr
als 160 Filmen ein beachtliches Werk. Dennoch ist sie weitgehend aus dem
Blickfeld der Öffentlichkeit verschwunden und reiht sich in die Liste der
vergessenen Theater- und Leinwanddarstellerin ein.
Olga Limburgs Karriere begann 1901 mit einem Engagement am Stadttheater von
Posen, im darauffolgenden Jahr wechselte sie in die Metropole Berlin, die
zeitlebens ihre künstlerische Heimat bleiben sollte. Hier stand sie unter anderem an der
"Tribüne", am "Metropol-Theater", an der "Komödie",
am "Theater am Nollendorfplatz" und am
"Theater am Kurfürstendamm" auf der Bühne. Anfangs im Fach der
eleganten Salondame besetzt, wuchs sie mit zunehmendem Alter in das Fach der
"komischen Alten" hinein. Am
"Theater am Kurfürstendamm" spielte sie beispielsweise Mitte der
1930er Jahre in der Shaw-Komödie "Major Barbara" (Regie: Karl Heinz Martin),
nach dem Krieg 1948 in der von Carl-Heinz Schroth inszenierten Uraufführung
von Jean Anouilhs Ballettkomödie "Ball der Diebe"
mit dem Regisseur selbst sowie unter anderem Georg Thomalla
und Sonja Ziemann.
Bereits 1907 wirkte Olga Limburg in dem kurzen, zweiteiligen Tonbild "Fest der Handwerker"
mit, einer Verbindung zwischen stummen bewegten Bildern und der
Grammophon-Aufnahme. Ab Ende des 1. Weltkrieges stand sie dann regelmäßig
vor der Kamera, gehörte bald zu den meistbeschäftigten Nebendarstellerinnen des deutschen Kinos.
Olga Limburg ca. 1908
Urheber: Unbekannter Fotograf der Epoche
Quelle: Zeitschrift "Berliner Leben" (1908, Heft 09) bzw. Wikipedia
Angaben zur Lizenz siehe hier
|
 |
Schon zu Stummfilmzeiten mimte sie Damen edlen Geblüts wie Gräfinnen und
Fürstinnen, aber auch Ehefrauen und Tanten, Mütter, Haushälterinnen,
Wirtinnen oder sonstige, manchmal resolute "Frauen von Nebenan". Sie spielte
überwiegend in Komödien und Melodramen, war aber auch in Krimis,
Abenteuern und Historienstreifen zu Hause und deckte in diesen Produktionen
eine Vielzahl der weiblichen Randfiguren ab.
Der Übergang zum Tonfilm gelang ihr aufgrund der Bühnenerfahrungen
problemlos, die inzwischen 50-Jährige verkörperte nun oftmals Mütter,
weiterhin Gattinnen und Damen der Gesellschaft. So erlebte man sie
beispielsweise neben Jenny Jugo (Eliza Doolittle) und Gustaf Gründgens (Professor Higgins)
in Erich Engels George Bernard Shaw-Adaption "Pygmalion"1) (1935)
als Mrs. Eynsford-Hill, als Lady Hutfield in Heinz Hilperts Oscar
Wilde-Verfilmung "Lady
Windermeres Fächer"2) (1935) oder als
Herzogin von Kent, Mutter der jungen Queen Victoria (Jenny Jugo), in dem ebenfalls von Erich Engel in Szene gesetzten historischen Biopic
"Mädchenjahre einer Königin"1) (1936).
Als Madame Prunelle präsentierte sie sich in der
gesellschaftskritischen Satire "Napoleon
ist an allem schuld"2) (1938) von und mit
Curt Goetz, als Helmut Käutner "Kleider
machen Leute"2) (1940) nach Motiven der
gleichnamigen Gottfried-Keller-Novelle mit Heinz Rühmann auf die Leinwand
brachte, besetzte er Olga Limburg als Begleiterin des Fräuleins von Serafin
(Hilde Sessak).
Im Unterhaltungskino der Nachkriegszeit fand Olga Limburg weiterhin mit
kleinen bis mittleren Aufgaben ihren
Platz, zeigte sich beispielsweise unter anderem an der Seite von Albert Florath
(Pfarrer Tüschelkamp) als pfiffige Oma in dem rheinischen
Bauernschwank "Spätlese"1) (1949;
Regie: Fritz Kirchhoff) nach
dem dereinst erfolgreichen Theaterstück "Schweinefleisch in Dosen" von
Walter Thierbach und Paul Neuhaus, als Großtante Rosa in Karl Antons
Komödie "Der
Vetter aus Dingsda"2) (1953) frei nach
der gleichnamigen Operette von Eduard Künneke oder als Königin-Mutter in
der Märchenverfilmung "Der Froschkönig" (1954). Mit der
Rolle der Tante Mathilde in dem Hans Albers-Reeperbahn-Krimi
"Das Herz von St. Pauli"2) (1957; Regie: Eugen York)
verabschiedete sich Olga Limburg von ihrem
Kinopublikum, lediglich in der TV-Komödie "Mylord weiß sich zu helfen" (1958, → Die
Krimihomepage), gedreht von Thomas Engel nach einer Novelle von Oscar Wilde,
übernahm sie neben Protagonist Boy Gobert als Lady Clementina noch einmal
eine Aufgabe vor der Kamera, zog sich dann mit über 75 Jahren endgültig
vom Filmgeschäft zurück.
Die vor allem in den 1930er Jahren überaus beliebte Schauspielerin Olga Limburg
starb rund vier Wochen vor ihrem 89. Geburtstag am 7. März 1970 in
Berlin;
die Urne mit ihren sterblichen Überresten wurde auf dem evangelischen St.-Annen-Kirchhof
im Berliner Ortsteil Dahlem beigesetzt → Foto der inzwischen
nicht mehr vorhandenen Grabstelle bei knerger.de.
|
Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie
einige Stummfilme bei www.earlycinema.uni-koeln.de
(Link: Murnau Stiftung, filmportal.de, Wikipedia,
defa-stiftung.de)
|
Stummfilme
- 1907: Fest der Handwerker / Kyritz-Pyritz (Tonbild, (2 Teile)
- 1914: Angeline, die Geschichte einer Frau
- 1915: O diese Männer
- 1918: Kain
- 1.Teil: Das Verhängnis auf Schloss Santarem
- 2. Teil: Goldrausch
- 3. Teil: Opfernde Liebe
- 4. Teil: Das Tor der Glückseligkeit
- 1919: Die rollende Kugel
- 1919: Prinz Kuckuck Die Höllenfahrt eines Wollüstlings
- 1919: Der gelbe Tod, Teil 2
- 1920: Das Frauenhaus von Brescia
- 1920: Anständige Frauen
- 1920: Der Fakir der Liebe
- 1920: Der König von Paris (2 Teile)
- 1920: Die Rächer
- 1921: Deines Bruders Weib
- 1921: Die drei Tanten
- 1921: Der Liebling der Frauen
- 1921: Der Tanz um Liebe und Glück
- 1921: Das Geheimnis der Santa Maria
- 1921: Kean
- 1922: Wenn die Maske fällt / Das springende Pferd
- 1921: Die Ehe der Fürstin Demidoff
- 1922: Der große Wurf
- 1922: Der Abenteurer
- 1922: Schamlose Seelen oder Ein Mädchenhandel
- 1922: Ihr schlechter Ruf
- 1922: Zum Paradies der Frauen
- 1922: Marie Antoinette Das Leben einer Königin
- 1922: Das Liebesnest (2 Teile)
- 1922: Die Zigarettengräfin
- 1923: Das Geheimnis des Renngrafen
- 1923: Dämon Zirkus
- 1923: Das Weib auf dem Panther
- 1923: Bohème Künstlerliebe
- 1923: Judith Frauen im Sumpf
- 1923: Die Liebe einer Königin
- 1923: Das
alte Gesetz
- 1923: Das unbekannte Morgen
(→ stummfilm.at)
- 1924: Der kleine Herzog
- 1924: Frühlingserwachen
- 1924: Dudu, ein Menschenschicksal / Die Geschichte eines Clowns
- 1924: Weißt Du noch
? / Der Spielmann, 2. Teil
- 1924: Frauen im Sumpf. Aus dem Leben einer Hochstaplerin
- 1925: Hedda Gabler
- 1925: Der Demütige und die Sängerin
- 1925: Zigano, der Brigant vom Monte Diavolo
- 1925: Der Tänzer meiner Frau
- 1925: Heiratsannoncen
- 1926: Der Mann seiner Frau
- 1926: Menschen untereinander
- 1926: Der gute Ruf / Les mensonges
- 1926: Nixchen
- 1926: Gehetzte Frauen / Lebende Ware
- 1927: Die Hose
/ Skandal einer kleinen Residenz
- 1927: Die Frau im Schrank
- 1927: Was Kinder den Eltern verschweigen
- 1927: Die Apachen von Paris
- 1928: Schenk mir das Leben / Die Tränen der Ungeborenen
- 1928: Charlott etwas verrückt
- 1928: Eva in Seide
- 1928: Saxophon-Susi
- 1929: Es war einmal ein treuer Husar
- 1929: Der Mann mit dem Laubfrosch
- 1929: Geschminkte Jugend
- 1929: Die Regimentstochter
- 1929: Männer ohne Beruf
- 1929: Jennys Bummel durch die Männer
- 1929: § 173
St.G.B. Blutschande / Strafbare Ehen
- 1929: Schwarzwaldmädel
- 1929: Das Mädel mit der Peitsche
- 1930: Madonna im Fegefeuer / Mein Herz gehört Dir
Stummfilme/Tonfilme (unklar)
- 1930: Gehetzte Mädchen
- 1930: Die Warschauer Zitadelle
|
Tonfilme
|
|