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Der Name Albert Paulig war in der Stummfilm-Ära Programm, stand
für komische, oft skurrile sketchartige stumme Streifen, die beim Publikum
sehr beliebt waren.
Geboren am 14. Januar 1873 in Stollberg (Sachsen),
besuchte Paulig nach seinem Schulabschluss zunächst ein Lehrerseminar
und studierte am Konservatorium in Dresden. Anschließend arbeitete er kurz in einem kaufmännischen Beruf, entschied sich dann aber
endgültig für eine
künstlerische Laufbahn. 1896 gab er sein Bühnendebüt am Stadttheater von
Zwickau, über Lódz, Hannover und Dresden kam er 1901 nach Berlin und
erhielt ein Engagement am Deutsch-Amerikanischen Theater. Auftritte an
verschiedenen Berliner Bühnen schlossen sich an.
1913 gab der inzwischen 40-Jährige sein Leinwanddebüt in
"Die praktische Spreewälderin", zeigte in Streifen wie "Die Firma heiratet"1) (1914),
"Der
Stolz der Firma"1) (1914) oder "Liebe und Mode" (1914) vor allem sein
komödiantisches Talent. Aufgrund seines Erfolges erhielt er mit der
"Albert-Paulig-Serie" bald darauf eine eigene Reihe, drehte in den
kommenden Jahren etliche humorvolle, meist auf zwei Akte ausgelegte Filme, die ganz auf ihn
abgestellt waren und bei denen er mitunter auch als Produzent fungierte. Die
rund dreißig kurzen stummen Streifen trugen Titel wie "Der schöne Albert" (1914),
"Albert als Asta Nielsen" (1915), "Albert als Berlock Scholems" (1915),
"Albert als Golem" (1916), "Albert ohne
Unterleib" (1917), "Albert verschläft die Trauung" (1917),
"Bravo Albert" (1917), "Albert und der falsche Max Linder" (1918),
"Albert hat
Prokura" (1919) oder "Albert fürchtet sich vor der nächsten Ecke" (1920).
Bei den Filmen "Alberts
Hose"2) (1915) und
"Albert als Asta Nielsen" (1915) hinterließ Paulig
überdies seine Handschrift als Regisseur.
Foto: Albert Paulig ca. 1920 auf einer Fotografie
von Nicola
Perscheid1) (1864 1930)
Quelle: Wikimedia Commons;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Zwischen den Auftritten in seinen eigenen Filmen stand Paulig für
verschiedene andere Produktionen vor der Kamera, spielte auch hier meist die
Hauptrolle. Oft drehte er mit dem in Polen geborenen Regisseur
Danny Kaden (1884 – 1942) und Hanni Weisse3)
(1892 1967) als Partnerin, wie "Eine Walzernacht" (1917) oder
"Die Nichte des Herzogs" (1918).
Paulig gehörte für fast zwei Jahrzehnte zu den vielbeschäftigten
Darstellern auf der stummen Leinwand, zeigte sich neben den Stars jener
Jahre und wurde von renommierten Filmemachern besetzt. So erlebte man ihn
beispielsweise auch in der von Ernst Lubitsch1) (1892 1947)
inszenierten Komödie "Die
Austernprinzessin"1) (1919) neben Ossi
Oswalda3) (1897 1948) und Harry Liedtke3)
(1892 1945) oder
in der von Georg Jacoby1) (1892 1964)
auf die Leinwand gebrachten
sechsteiligen abenteuerlichen Detektivkomödie "Der Mann ohne Namen"1) (1921), der
ersten Adaption des Ullstein-Romans "Peter Voß, der
Millionendieb" von Ewald Gerhard Seeliger.
Zu Pauligs weiteren
Stummfilmen zählt auch "Der Mann ohne Nerven" (1924) mit dem
populären Sensationsdarsteller Harry Piel3)
(1892 1963), der ihn auch in seinen Regiearbeiten "Das Verschwundene
Haus" (1922) und "Abenteuer im Nachtexpreß" (1925) besetzte.
Pauligs letzten Stummfilme hießen "G'schichten aus dem Wienerwald" (1928),
wo er den Erzherzog Albert Paul mimte, "Aus dem Tagebuch eines
Junggesellen" (1929) von und mit Reinhold Schünzel, "Fräulein Fähnrich" (1929) mit Mary Parker
und Willi Forst sowie "Adieu
Mascotte"2) (1929) mit Lilian Harvey.
Foto: Albert Paulig
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Mit Beginn des Tonfilms konnte Paulig seine Karriere als Filmschauspieler
erfolgreich fortsetzen. Er tauchte in Lustspielen wie "Ein Walzer im
Schlafcoupé" (1930, u. a mit Lucie Englisch) und "Das Testament des Cornelius Gulden" (1932,
mit Magda Schneider und Georg Alexander) auf, agierte in Romanzen
wie "Ein
Burschenlied aus Heidelberg"2) (1930, mit Willi Forst)
und "Der Prinz von Arkadien" (1932, mit Willi Forst und Liane Haid)
oder in dem heiteren Abenteuer "Manolescu, der Fürst der Diebe"1) (1933, mit Iván Petrovich).
Die Premiere seines letzten Films "K1 greift ein" (1933) erlebte der Schauspieler nicht mehr,
am 19. März 1933 starb der
Publikumsliebling Albert Paulig in Berlin an den Folgen eines
Herzinfarktes.
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Paulig hinterließ mehr als 150 Produktionen, denen er während seiner
kurzen intensiven Filmkarriere seinen Stempel aufgedrückt hat. Der
Schwerpunkt liegt in seinem Schaffen als Komiker während der Stummfilmära.
"Er wusste schließlich gar nicht mehr die Titel aller Filme, in denen
er aufgetreten war. Pauligs einzigartige Figuren, schrullige ältere Herren,
werden uns auf der Leinwand noch lange Zeit fehlen" steht nachzulesen
in dem Buch "Vom Werden Deutscher Filmkunst" (Teil 2, von Dr. Oskar
Kalbus, 1935).
Albert Paulig mit Partnerin in einem Stummfilm-Lustspiel um 1920
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000910)
aus
"Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film"
von Dr. Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 34) bzw. Bilder aus dem
Sammelwerk Nr. 10
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf/Ross-Verlag um
1920
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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