Filmografie / Hörspiel
Sabine Sinjen wurde am 18. August 1942 als Tochter der Journalistin Marlen Sinjen und eines Diplomingenieurs bzw. Architekten, der während des Russlandfeldzuges im 2. Weltkrieg ums Leben kam, in Itzehoe1) geboren. Gemeinsam mit ihrer Mutter sowie den älteren Schwestern Julia und Frauke wuchs sie in Hamburg und München auf; Frauke Sinjen1) (1940 – 2003) ergriff später ebenfalls den Schauspielerberuf. Schon als kleines Mädchen trat Sabine Sinjen im Kinderfunk des WDR auf, später nahm sie Schauspielunterricht bei Else Bongers1) (1907 – 1994) und wurde bereits 1957 mit ihrem zweiten Film "Die Frühreifen"1) (Regie: Josef von Báky1)), in dem sie als blutjunger, naiver Teenager von einem jungen Mann verführt, verlassen und in den Freitod getrieben wird, als Naturtalent gefeiert.
  

 Von links nach rechts: Sabine, Julia und Frauke Sinjen
Foto: Privatarchiv Julia Sinjen
© Julia Sinjen

Sabine, Julia und Frauke Sinjen; Privatarchiv (Copyright) Julia Sinjen
Sabine Sinjen, fotografiert von Arthur Grimm (1908 – nach 1990); Fotografie (Weltpostkarte mit Widmung), datiert 03.02.1960; Sammlung der Kostümbildnerin Annelies Rose; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2009-a_0000047); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Arthur Grimm; Urheber: Arthur Grimm; Datierung: vor 1960; Quelle:www.deutschefotothek.de Auch in ihrem nächsten Film, Géza vonRadványis1) Adaption "Mädchen in Uniform"1) (1958) nach dem Theaterstück "Ritter Nérestan" von Christa Winsloe1) bzw. deren Romanfassung "Das Mädchen Manuela", fiel sie als Partnerin von Romy Schneider und Lilli Palmer durch ihre dramatische Begabung auf. Sabine Sinjen erhielt daraufhin von Filmproduzent Artur Brauner1) einen Siebenjahresvertrag, der jedoch vorzeitig aufgelöst wurde. Bis Anfang der 1960er Jahre folgten weitere, auch internationale Produktionen und prägnante Haupt- und Nebenrollen, Josef von Báky besetzte sie neben Carlos Thompson mit der Titelrolle in der Romanze "Stefanie"1) (1958), die mit "Stefanie in Rio"1) (1960) seine Fortsetzung fand. Paul Hubschmid war ihr Partner in von Bákys "Marili"1) (1959, → filmportal.de), mit Hans Albers und Peter Kraus drehte sie die Kriminalkomödie "Kein Engel ist so rein"1) (1960) und in "Das Glas Wasser"1) (1960), in Szene gesetzt von Helmut Käutner1) nach dem gleichnamigen Lustspiel1) von Eugène Scribe1), gab sie neben Gustaf Gründgens (Sir Henry St. John) und Liselotte Pulver (Queen Anne) eine reizende Abigail. Nach Wilhelm Thieles1) unterhaltsamen Streifen "Sabine und die hundert Männer"1) (1960), zu dem Curth Flatow1) als Co-Autor das Drehbuch geschrieben hatte, war der Jungstar wenig später in dem französisch-italienischen Drama "Napoléon II, l'aiglon"1) (1961, "Kaiserliche Hoheit") neben Bernard Verley1) als Napoleon Franz Bonaparte1), Herzog von Reichstadt, als Erzherzogin Sophie von Bayern1) zu erleben; unter anderem stellte Jean Marais den General de Montholon1), Kaiser Napoleons Generaladjutant dar. 
 
Sabine Sinjen, fotografiert von Arthur Grimm1) (1908 – nach 1990)
Fotografie (Weltpostkarte mit Widmung), datiert 03.02.1960
Sammlung der Kostümbildnerin Annelies Rose
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2009-a_0000047)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Arthur Grimm
Urheber: Arthur Grimm; Datierung: vor 1960;
Quelle:www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Produktionen wie Ernst Marischkas1) melodramatische Romanze "Alt Heidelberg"1) (1959) nach dem gleichnamigen Schauspiel1) von Wilhelm Meyer-Förster1) mit Christian Wolff als Erbprinz Karl-Heinrich oder John Oldens1) "Im sechsten Stock"1) (1961), einer heiter-rührende Unterhaltung in der Art eines französischen Volksstücks nach dem Bühnenstück "Sixième étage"  von Alfred Gehri2), zeichneten bereits einen Imagewandel von dem netten jungen Mädchen hin zur ernsthaften Charakterdarstellerin ab. Bald schon avancierte Sabine Sinjen mit Ulrich Schamonis1) Filmen "Es"1) (1965), "Alle Jahre wieder"1) (1967) und "Wir – Zwei"1) (1969) zur Protagonistinnen des "Neuen Deutschen Films"1).
Das frühreife Mädchen mit dem langen Blondhaar und der Stupsnase strahlte fröhliche Unschuld aus, wurde ein Idol der deutschen Teenager, denn es vermittelte die Nonchalance und Gelassenheit der Nachkriegsgeneration. Doch schon mit "Es" war die Welt nicht mehr in Ordnung, deutete sich die Wandlung zur unabhängigen jungen Frau an, die gefühlvoll, selbstbewusst, aber entschieden, ihre Probleme zu lösen versucht.3)

Foto zur Verfügung gestellt von Werner Bethsold1) (1925–2019)
Das Foto entstand 1984 während einer Hörspielproduktion.
© Werner Bethsold

Sabine Sinjen; zur Verfügung gestellt (Copyright) von Werner Bethsold
Seit den 1960er Jahren konzentrierte sich die Schauspielerin verstärkt auf ihre Arbeit am Theater sowie auf ambitionierte Fernsehproduktionen, die sie vor allem nach ihrer Heirat mit dem Regisseur Peter Beauvais1) (1916 – 1986) im Jahre 1963 auch vermehrt auf dem Bildschirm erscheinen ließen. Für ihre Bühnenkarriere schlug sie selbst attraktive Filmangebote aus.
Ihr Theaterdebüt gab Sabine Sinjen 1961 als Wendla Bergmann in dem Drama "Frühlings Erwachen"1) von Frank Wedekind1) am Berliner "Schillertheater"1), dessen Ensemble sie die nächsten zwei Jahre angehörte. Weitere Stationen wurden unter anderem die "Bühnen der Stadt Köln"1) (1963), das Wiener "Theater in der Josefstadt"1) (1967–1971), das "Schauspielhaus Zürich"1) (1971) sowie das "Nationaltheater Mannheim"1) (1974). Unter der Intendanz von Boy Gobert war Sabine Sinjen von 1976 bis 1980 Mitglied des Hamburger "Thalia–Theaters"1), seit 1980 gehörte sie unter Boy Gobert und Heribert Sasse1) zum Ensemble der "Staatlichen Schauspielbühnen Berlin"1). Auch bei den "Salzburger Festspielen"1) zeigte die Künstlerin ihre darstellerische Vielseitigkeit, so als Olivia in Otto Schenks Inszenierung der Shakespeare-Komödie "Was ihr wollt"1), jeweils 1972, 1973 und 1974.
Das Rollenrepertoire war breit gefächert, sowohl in klassischen Stücken als auch Schauspielen der Moderne überzeugte Sabine Sinjen unter der Regie namhafter Theatermacher mit ihrem eindringlichen Spiel. Zu nennen sind etwa Titelrollen wie in "Jeanne oder Die Lerche"1) von Jean Anouilh1), "Fräulein Julie"1) von August Strindberg1), "Undine"1) von Jean Giraudoux'1) oder "Rosie träumt"4) von Peter Hacks'1), einer Legende in fünf Aufzügen nach Hrosvith von Gandersheim1). Als Shakespeare-Interpretin glänzte sie in "Zwei Herren aus Verona"1) (Rolle: Julia), "Der Kaufmann von Venedig"1) (Rolle: Portia, 1968 auch TV) und "Wie es euch gefällt"1) (Rolle: Rosalinde, 1973 auch TV), bei den "Burgspielen Forchtenstein"1) brillierte sie Mitte der 1970er Jahre unter der Regie von Klaus Maria Brandauer in den Franz Grillparzer-Stücken "Ein treuer Diener seines Herrn"1) und "Weh' dem, der lügt"1). Mit Boy Gobert erarbeitete sie die Figur der Helene in der Komödie "Palme oder Der Gekränkte" von Paul Kornfeld1), mit Peter Striebeck die Charlotte in der Molière-Komödie "Don Juan"1), mit Peter Zadek1) die Emmi Göring und Anna Schönlein in der Bühnefassung des Fallada-Romans "Jeder stirbt für sich allein"1) oder mit Klaus Dieter Kirst1) die Lydia Link, Mitglied des Stadttheaters, in dem naturalistischen Drama bzw. der Tragikomödie "Traumulus" (1980) von Arno Holz1) und Oskar Jerschke1), der letzten Premiere in der Boy Gobert-Ära am Hamburger "Thalia–Theater", – um nur einige der herausragenden Figuren zu nennen, denen Sabine Sinjen auf der Bühne Leben eindrucksvoll Leben einhauchte. 

Foto: Sabine Sinjen in "Traumulus"
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Sabine Sinjen in TRAUMULUS; Copyright Virginia Shue.
Im Fernsehen war die Schauspielerin in vielen ambitionierten Stücken, vor allem unter der Regie ihres Mannes Peter Beauvais, auf dem Bildschirm präsent und spielte sowohl in Literaturverfilmungen als auch in unterhaltsamen Produktionen. Eine enorme Popularität erlangte sie als Filmtochter von Gustav Knuth und Tilly Lauenstein in der beliebten Familienserie "Alle meine Tiere" (1962/63), mit Martin Benrath und Gerlinde Locker präsentierte sie sich als Mabel Chiltern in "Ein idealer Gatte" (1965) nach der gleichnamigen Komödie1) von Oscar Wilde1)
Sinjen als Titelheldin in "Griseldis";  Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax film" An der Seite von Inge Meysel (Frau John) erlebte man sie als Pauline Piperkarcka in Beauvais' Inszenierung von "Die Ratten"5) (1969) nach der gleichnamigen Tragikomödie1) von Gerhart Hauptmann1), Ludwig Cremer1) besetzte sie neben Protagonist Heinz Rühmann als Lizzie Shaw in "Der Pfandleiher"1) (1971) nach dem Theaterstück "Angel in the Pawnshop" von von A. B.Shiffrin und Patrick Hamilton. Als Titelheldin in Peter Beauvais' Verfilmung "Griseldis"5) (1974) nach dem gleichnamigen Roman1) von Hedwig Courths-Mahler1) rührte Sabine Sinjen ein Millionenpublikum, ebenso wie als Giftmischerin Gesche Gottfried1) in Karl Fruchtmanns1) gleichnamigen Verfilmung (1978) des Lebens der Bremer Serienmörderin, die im April 1831 auf dem Bremer Domshof vor 35.000 Zuschauern durch das Schwert hingerichtet wurde → wunschliste.de. Eindrucksvoll war auch Sinjens Interpretation der "Dorothea Merz"6) (1976) in dem von Beauvais nach dem gleichnamigen Roman1) von Tankred Dorst1) in Szene gesetzten Zweiteiler.
 
   
Sabine Sinjen als Titelheldin in "Griseldis"
Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax film",
welche die Produktion Ende August 2013 auf DVD herausbrachte.
Zudem war Sabine Sinjen auch immer wieder mal bei  "Der Kommissar" oder im "Tatort"1) mit prägnanten Auftritten zu sehen, 1987 gab sie in Peter Schamonis1) dokumentarischem Biopic "Caspar David Friedrich – Grenzen der Zeit"1) die Caroline Friedrich1), Witwe des Malers Caspar David Friedrich1). Ihre letzten Arbeiten für den Film waren das  Drama "Das Haus im Ginster"1) (1992) sowie unter der Regie von Peter Weck das TV-Spiel "Von Frau zu Frau: Die Sammlerin" (1994) mit Christiane Hörbiger → Übersicht Filmografie.
Darüber hinaus stand Sabine Sinjen immer mal wieder im Hörstudio, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier. Außerdem las sie in den Jahren 1988 bis 1993 für die seinerzeit noch vom "Sender Freies Berlin"1) (SFB) produzierte Reihe "Ohrenbär" einige "Radiogeschichten für kleine Leute" ein, unter anderem "Der Drache, der kein Feuer speien konnte"7) von Franjo Terhart1) (EA: 30.12.1989) → mehr bei Wikipedia sowie ohrenbaer.de.
  
1984 hatten die Ärzte ein Karzinom hinter ihrer rechten Tränendrüse entdeckt, 1986 verlor Sabine Sinjen nach mehreren Operationen ein Auge. Doch die leidenschaftliche Künstlerin kämpfte bis zum letzten Augenblick gegen die Krankheit. Ein vielbeachtetes Theater-Comeback gelang Sabine Sinjen nach ihrer schweren Erkrankung 1987 am Berliner "Schillertheater" in dem Ein-Personen-Stück "Die geliebte Stimme" ("La voix humaine") von Jean Cocteau1) , inszeniert von Regie: Dietmar Pflegerl1). 1994 musste sie –  einige Monate vor ihrem Tod –  die Proben zu  dem Stück "Quartett"1) von Heiner Müller am "Theater Aachen"1) abbrechen.
Sabine Sinjen starb am 18. Mai 1995 mit nur 52 Jahren in Berlin; die letzte Ruhe fand die Schauspielerin auf dem Friedhof in Irrsdorf1) bei Salzburg1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de sowie Wikimedia Commons.
Ihr schriftlicher Nachlass befindet sich im Archiv der Berliner "Akademie der Künste" → Sabine-Sinjen-Archiv.
1995 kam die letzte TV-Dokumentation über die Schauspielerin "Ich hab' gelernt, unheimlich gern zu leben" auf den Bildschirm, 1998 wurden ihre Aufzeichnungen "Wenn der Vorhang fällt", die sie gemeinsam mit Christiane Landgrebe zu Papier gebracht hatte, posthum veröffentlicht. Das Buch wurde  2001 unter dem Titel "Sabine Sinjen, Schauspielerin. Aufzeichnung aus meinem Leben" neu aufgelegt. 
Die erste Ehe mit Regisseur Peter Beauvais war 1984 geschieden worden. Wenig später heiratete Sabine Sinjen den Vater ihres Sohnes Simon, den Regisseur Günter Huber1) (1951 − 2005). 

Foto: Sabine Sinjen, Günter Huber und Sohn Simon
Foto: Privatarchiv Julia Sinjen
© Julia Sinjen

Sabine Sinjen, Günter Huber und Sohn Simon;  Privatarchiv (Copyright) Julia Sinjen
Sabine Sinjen und Sohn Simon;  Privatarchiv (Copyright) Julia Sinjen Zahlreiche Auszeichnungen belegen die schauspielerischen Leistungen und Popularität der viel zu früh verstorbenen Mimin. Zwei Mal konnte sie einen "Bambi"1) entgegen nehmen (1958, 1959), Die Leser/-innen der Zeitschrift "Bravo"1) würdigten sie ab 1959 drei Jahre lang in Folge sowie 1972 mit einem "Otto"1). Das "Filmband in Gold"1) erhielt Sanine Sinjen 1966 als "Beste Hauptdarstellerin" in "Es", im nachfolgenden Jahr wurde ihre Karriere für die Hauptrolle in "Ein Duft von Blumen" mit der "Goldene Kamera"1) gekrönt. 1971 folgte der "Ernst-Lubitsch-Preis"1) der Berliner Filmjournalisten für ihre Darstellung in "Wir – Zwei", 1992 überreichte man ihr den "Verdienstorden des Landes Berlin"1).
Am 19. August 2014 wurde am "Theater Itzehoe"1) eine Gedenktafel mit einem frühen Bild von Sabine Sinjen aufgestellt → Foto bei Wikimedia Commons.
 
 
Foto: Sabine Sinjen und Sohn Simon
Foto: Privatarchiv Julia Sinjen
© Julia Sinjen
Siehe auch prisma.de, deutsches-filmhaus.de, Wikipedia, filmportal.de sowie
den Nachruf in der "Berliner Zeitung"
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Historisches Lexikon der Schweiz, 4) dreimaskenverlag.de,  5) Die Krimihomepage, 6) .deutsches-filmhaus.de, 7) ohrenbaer.de
Quelle: 3) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 336)
    
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, prisma.de, Die Krimihomepage, theatertexte.de, fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, sesslerverlag.at)
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