Walter Slezak ca. 1928/29; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; Ross-Karte Nr. 3443/1

Der Schauspieler Walter Slezak wurde am 3. Mai 1902 in Wien in eine künstlerische Familie hineingeboren. Sein Vater Leo Slezak1) (1873 – 1946) war einer der bedeutendsten Heldentenöre seiner Zeit, die Mutter Elsa Wertheim (1874 – 1944) Schauspielerin. Auch Schwester Margarete Slezak2) (1901 – 1953) machte sich später als Opern- und Konzertsängerin einen Namen.
Anfangs hatte Walter Slezak andere berufliche Pläne, begann zunächst ein Medizin-Studium, das er dann zugunsten einer Banklehre abbrach. Anfang der 1920er Jahre kam dann mit dem in Ungarn geborenen Regisseur Mihály Kertész Kaminer2), der später in Hollywood als Michael Curtiz mit vielen großen Produktionen – unter anderem dem Klassiker "Casablanca"2) (1942) – berühmt werden sollte, eine Wende in das Leben des jungen Walter Slezak. Kertész bot ihm an, an der Seite seiner Noch-Ehefrau Lucy Doraine1) (1898 – 1989) in seinem monumentalen, aufwendig gedrehten Bibel-Epos "Sodom und Gomorrha"2) (1922) eine Rolle zu übernehmen. Slezak sagte zu, verabschiedete sich von einer Banklaufbahn und spielte den Liebhaber der gleich mit drei Figuren auftretenden Protagonistin Lucy Doraine. Von nun an konzentrierte sich Slezak ganz auf den Film, 1924 trat er mit der Titelrolle des Eugčne Michael in Carl Theodor Dreyers Drama "Michael"2) in Erscheinung, gedreht nach dem gleichnamigen Roman "Mikaël" von Herman Bang2) aus dem Jahre 1904. Anschließend stand er für weitere Stummfilme vor der Kamera, mimte meist romantische Liebhaber, doch so richtig berühmt als Schauspieler wurde er erst in späteren Jahren.
 
Foto: Walter Slezak ca. 1928/29
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
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Anfang der 1930er Jahre drehte Slezak mit "Spione im Savoy-Hotel" (1932; auch: "Die Galavorstellung der Fratinellis") seinen letzten Film in Deutschland – zugleich sein erster Tonfilm. Slezak ließ sich in den USA nieder und stand nun vornehmlich auf der Theaterbühne; 1936 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Aufgrund seines Alters bzw. seiner inzwischen "gewichtigeren" Erscheinung wechselte er in das Charakterfach, konnte auch beim Film wieder Fuß fassen und wurde mehrfach als typischer Deutscher besetzt. Mit Ginger Rogers und Cary Grant drehte er nach rund zehn Jahren Kamera-Abstinenz die Komödie "Es waren einmal Flitterwochen"3) (1942, Once Upon A Honeymoon) und mimte als Baron Franz von Luber den Ehemann der lebensfrohen Kate (Ginger Rogers), Alfred Hitchcock besetzte ihn in seinem Oscar-nominierten Drama "Das Rettungsboot"2) (1944, Lifeboat) als den verschlagenen deutschen U-Boot-Kommandanten Willy, der nach der Versenkung eines amerikanischen Passagierschiffes bzw. gezwungen durch den Untergang seines eigenen U-Bootes an Bord des Rettungsbootes der Amerikaner gelangt, auf dem er schließlich das Kommando übernimmt.
Walter Slezak zeigte sich in den kommenden Jahren mit prägnanten Rollen in Melodramen, Abenteuern, Krimis und Lustspielen an der Seite der großen Hollywood-Stars, verlieh sowohl schurkischen als auch komödiantischen Figuren eindrucksvolle Leinwandpräsenz.
 

Foto: Walter Slezak ca. 1928/29
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; Ross-Karte Nr. 3072/3
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Walter Slezak ca. 1928/29; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; Ross-Karte Nr. 3072/3
Für einige Jahre waren die zu jener Zeit kassenträchtigen Abenteuerstreifen seine Domäne, in der witzigen Geschichte "Das Korsarenschiff"2) (1944, The Princess and the Pirate) tauchte er neben Bob Hope und Virginia Mayo als Gouverneur La Roche auf, in einem weiteren Piraten-Film, "Die Seeteufel von Cartagena"3) (1945, The Spanish Main), als grausam-korrupter Vizekönig von Neu Granada Don Juan Alvarado, der mit der schönen Francisca (Maureen O'Hara) verlobt ist. Auch in "Sindbad der Seefahrer"2) (1947, Sinbad the Sailor) machte Slezak neben Protagonist Douglas Fairbanks junior als der geheimnisvoll-hinterhältige Mongole Melik eine schurkisch-schöne Figur. Ebenso wie als der beleibte, boshafte Bürgermeister Don Pedro Vargas, der in dem von Vincente Minnelli inszenierten Musical "Der Pirat"3) (1948, The Pirate) die schöne Manuela (Judy Garland) ehelichen soll, die jedoch für den tollkühnen Piraten Macoco schwärmt, schließlich aber aufgrund eines Tricks mit dem heißblütigen Wanderschauspieler Serafin (Gene Kelly) ihr Glück findet. Neben Danny Kaye als Landstreicher Georgi, der in Henry Kosters, nach Gogols Bühnenstück "Der Revisor" gedrehten schwungvollen musikalischen Komödie "Die sündige Stadt"3) (1949, The Inspector General) von den korrupten Honoratioren einer Kleinstadt mit dem berüchtigten staatlichen Revisor verwechselt wird, glänzte er als Georgis Kumpan Yakov. Aufmerksamkeit erregte Slezak auch als unsympathisch-korrupter Privat-Detektiv Albert Arnett in Robert Wises film-noir bzw. Thriller "Born To Kill"3) (1947) oder als Gangster Eric Molinar in "Riffraff"3) (1947), ebenfalls dem Genre des "film noir" zuzuordnen.
 
In den 1950er Jahren folgten etliche Lustspiele, in denen Slezak nun vor allem sein komödiantisches Talent unter Beweis stellen konnte, etwa Joseph L. Mankiewicz' Romanze "People Will Talk"3) (1951) mit Cary Grant und Jeanne Crain, Walter Langs "Madame macht Geschichte(n)"3) (1953, Call Me Madam) nach dem gleichnamigen Musical2) von Irving Berlin mit Ethel Merman, die die Hauptrolle der fiktiven US-Botschafterin Sally Adams bereits bei der Uraufführung am 12. Oktober 1950 im New Yorker "Imperial Theatre" gespielt hatte. Eine dankbare Figur war 1962 die des Buchhändlers Stossel in Henry Levins Fantasyfilm "Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm"2) (The wonderful world of the Brothers Grimm) mit Laurence Harvey und Karlheinz Böhm in den Hauptrollen, auch in Peter Tewksburys "Emil und die Detektive2) (1964, Emil and the Detectives), der Disney-Version des Erich-Kästner-Kinderbuch-Klassikers, konnte Slezak als Baron punkten. Als der "Ewige Wiener" tauchte er in dem Kostümstreifen "Der Kongreß amüsiert sich"2) (1965) auf, zu seinen letzten Arbeiten für das Kino zählen die Anna Sewell-Verfilmung "Black Beauty"2) (1971) mit der Rolle des Zirkusdirektors Hackenschmidt sowie die Robert Louis Stevenson-Adaption "Die Schatzinsel"3) (1972, Treasure Island) mit Orson Welles als Pirat Long John Silver; hier schlüpfte Slezak in die Rolle des Doktors Squire Trelawney.
 
Seit Anfang der 1950er Jahre arbeitete Walter Slezak für das Fernsehen, trat auch hier immer wieder in verschiedenen Einzelproduktionen sowie in etlichen Serien mit prägnanten Rollen in Erscheinung und überzeugte als vielseitiger, wandlungsfähiger Charaktermime. So verkörperte er beispielsweise in der Geschichte um den kleinen "Pinocchio" (1957) neben Mickey Rooney den Spielzeugmacher Gepetto, in nachhaltiger Erinnerung ist er als der Verbrecher "Clock King" in zwei Folgen der Serie "Batman" (1966) geblieben. In Delbert Manns Johanna Spyri-Verfilmung "Heidi kehrt heim" (1968, Heidi) mit Jennifer Edwards in der Titelrolle und Maximilan Schell als Klaras Vater Richard Sesemann zeigte er sich als Pfarrer Richter.
Während seiner gesamten Film-Karriere blieb Slezak, der bereits 1931 sein Broadway-Debüt gegeben hatte, stets der Bühne treu. Furore machte er unter anderem als Barbesitzer César in dem Musical "Fanny" und wurde 1955 für seine Leistung mit einem "Tony Award" belohnt. An der New Yorker "Metropolitan Opera" glänzte er 1959 als reicher Schweinezüchter Kálmán Zsupán in der Strauss-Operette "Der Zigeunerbaron", verkörperte in den 1970er Jahren beispielsweise an der Oper in San Francisco in der Operette "Die Fledermaus", ebenfalls von Johann Strauss, den Gerichtsdiener Frosch. Slezak trat darüber hinaus in US-amerikanischen Radio-Shows wie "Lux Radio Theater" oder "The Charlie McCarthy Show" auf, auch im deutschen Fernsehen hatte er 1966 mit "Mein lieber Schwan" eine eigene Unterhaltungssendung und plauderte mit zahlreichen prominenten Gästen.
Als Autor war Walter Slezak ebenfalls durchaus erfolgreich, 1962 publizierte er unter dem Titel "What time’s the next swan?" seine Autobiografie, die zwei Jahre später im Münchener "Piper Verlag" als "Wann geht der nächste Schwan?" in deutscher Sprache auf den Markt kam. Slezak erinnert sich unter anderem sehr humorvoll an seine Anfänge als Schauspieler, den Titel wählte er in Anlehnung an eine Anekdote seines Vaters, als der von einem Schwan gezogene Kahn in Wagners Oper "Lohengrin" plötzlich ohne den Titelhelden hinter der Bühne verschwand. Ein Bühnentechniker soll den Schwan wieder in Bewegung gesetzt haben, bevor der Tenor aufgestiegen war. Slezak soll daraufhin ins Publikum gerufen haben: "Entschuldigen Sie, wann geht der nächste Schwan?"4)
Eine weitere Veröffentlichung von Walter Slezak ist das Buch "Mein Magen geht fremd. Ein Geschichtenbuch mit Kochrezepten" (1977).
 
Das Leben von Walter Slezak, der auch privat vielseitig interessiert war, endete tragisch: Aufgrund fortschreitender gesundheitlicher Probleme nahm er sich am 21. April 1983 in Flower Hill (New York) das Leben und erschoss sich kurz vor seinem 81. Geburtstag. Seine letzte Ruhestätte fand der Schauspieler auf dem "Alten Friedhof" in Rottach-Egern in einem Familiengrab an der Seite seiner Eltern, auch seine am 10. August 1984 verstorbene Ehefrau Johanna wurde dort beigesetzt → Foto der Grabstätte bei www.knerger.de
Slezak war seit 10. Oktober 1943 mit Johanna "Kaasi" Van Rijn (1915 – 1984) verheiratet und hinterließ drei Kinder aus dieser Verbindung, die Töchter Ingrid (geb. 1945) und Erika (geb. 1946) sowie Sohn Leo (geb. 1948). Erika Slezak3) machte sich später als Schauspielerin ebenfalls einen Namen, die Geschwister Ingrid und Leo ergriffen keine künstlerischen Berufe; Ingrid Slezak arbeitet als Rechtsanwältin und Mediatorin, Leo Slezak als Pilot → www.erikaslezak.com.
Quellen (unter anderem): Wikipedia, www.cyranos.ch
Fotos bei www.virtual-history.com
Link: 1) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 2) Wikipedia (deutsch), 3) Wikipedia (englisch)
4) Quelle: Wikipedia, Artikel zu Leo Slezak (abgerufen 26.10.2012)
Lizenz Fotos Walter Slezak (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Kinofilme
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Link: Wikipedia (deutsch und englisch), Murnau Stiftung)
Stummfilme
  • 1922: Sodom und Gomorrha
  • 1924: Michael → Murnau Stiftung
  • 1924: Mein Leopold
  • 1925: Sumpf und Moral
  • 1925: O alte Burschenherrlichkeit
  • 1925: Die gefundene Braut
  • 1926: Wie bleibe ich jung und schön – Ehegeheimnisse
  • 1926: Grüß mir das blonde Kind am Rhein
  • 1926: Marccos tollste Wette
  • 1926: Junges Blut
  • 1926: Aus des Rheinlands Schicksalstagen
  • 1926: Der Seekadett
  • 1927: Das Recht zu leben
  • 1927: Der Fahnenträger von Sedan
  • 1927: Addio giovinezza!
  • 1927: Die Lorelei
  • 1927: Liebe geht seltsame Wege
  • 1927: Die große Pause
  • 1927: Das Hannerl von Rolandsbogen
  • 1928: Ledige Mütter
  • 1928: Almenrausch und Edelweiss
  • 1929: Eros in Ketten
Tonfilme
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