Harry Frommermann / Robert Biberti / Ari Leschnikoff / Roman Cycowski / Erwin Bootz / Erich A. Collin
Filmografie
Gedenktafel: Gründung der "Comedian Harmonists" in Berlin-Friedenau, Stubenrauchstraße 47; Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons; Urheber: Wikimedia-Benutzer OTFW, Berlin, Lizenz CC-BY-SA 3.0. Die Erfolgsstory des Berliner Vokal-Ensembles "Comedian Harmonists" begann Ende der 1920er Jahre: Der gerade volljährig gewordene Harry Frommermann gab am 18.12.1927 im "Berliner Lokal-Anzeiger"1) eine winzige Anzeige auf:

"Achtung. Selten. Tenor, Bass (Berufssänger, nicht über 25),
sehr musikalisch, schönklingende Stimmen,
für einzig dastehendes Ensemble unter Angabe der täglich verfügbaren Zeit gesucht."

Frommermann hatte – wie außer ihm im späteren Ensemble nur Robert Biberti – keinerlei akademische Gesangs- und Musikausbildung, war jedoch begeisterter Fan des US-amerikanischen Vokal-Quartetts "The Revelers"1) und wollte etwas Ähnliches in Deutschland ins Leben rufen. 
  
Gedenktafel: Gründung der Comedian Harmonists
in Berlin-Friedenau1), Stubenrauchstraße 47
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons
Urheber: Wikimedia-Benutzer OTFW, Berlin, Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Man befand sich mitten in der Wirtschaftskrise, die Annonce des jungen Mannes rief über 70 Interessenten auf den Plan (darunter auch angeblich Johannes Heesters, die jedoch meist nicht über das notwendige gesangliche Talent verfügten. Enttäuscht wollte Frommermann seine Pläne schon ad acta legen, als eines Tages ein gewisser Robert Biberti bei ihm zum Vorsingen auftauchte. Biberti hatte eine außergewöhnlich schön klingende Bass-Stimme, außerdem teilte er Frommermanns Begeisterung für "The Revelers". Als dann Biberti wenige Tage später zwei Chorkollegen aus dem "Großen Schauspielhaus"1), den Bulgaren Ari Leschnikoff (1. Tenor) und den Polen Roman Cycowski (Bariton), mitbrachte, war der Anfang gemacht. Als weiteres Mitglied stieß Walter Nussbaum (2. Tenor) zu der Formation, der jedoch aus heute unbekannten Gründen im März 1929 durch Erich A. Collin ersetzt wurde. Ein Jahr zuvor, im März 1928, hatte Ari Leschnikoff dann noch seinen Freund, den Pianisten Erwin Bootz, überreden können, der Gruppe beizutreten; Bootz, der als Lebemann galt, war der Jüngste und verfügte über ein nicht unerhebliches Vermögen.
Die erste Probe fand am 16. Januar 1928 in Frommermanns Mansardenwohnung in der Stubenrauchstraße 47 (Berlin-Friedenau1)) statt, erste Versuche der "Melody Makers", wie sich das Sextett zunächst nannte, in der Branche Fuß zu fassen, waren wenig erfolgreich.
Im Juni 1928 durften die sechs Sänger in der Berliner "Scala"1) erstmals vorsingen. Das misslang, weil ihr Stil nicht den Musikvorstellungen dieses Vergnügungslokals entsprach. Schließlich fand im Spätsommer bei dem Künstler-Agenten Bruno Levy, mit dem Frommermann verwandt war, ein zweites Vorsingen statt. Levy hörte sich den Vortrag an, griff zum Telefonhörer und rief den Berliner Varietékönig Erik Charell1) (1894 – 1974) an, bei dem das Sextett sein gesamtes Repertoire noch ein zweites Mal vortrug. Charell machte ein Angebot, das Levy zu Überraschung der jungen Männer ablehnte. Er ging mit ihnen zu Charells größtem Konkurrenten, dem Operettenregisseur Herman Haller1) (1871 – 1943), der seit 1923 Direktor im "Admiralspalast"1) war. Haller überbot Charells Gage, zahlte eine Abendgage von 120 Reichsmark und schlug den Namen "Comedian Harmonists" vor.2)
 
Nun ging es aufwärts, zum ersten Auftritt kam es am 28. September 1928 im Berliner "Großen Schauspielhaus" in der Revue-Operette "Casanova"1) von Ralph Benatzky1), basierend auf der Operette "Cagliostro in Wien"1) von Johann Strauss (Sohn)1), die hier durch Benatzky neu arrangiert wurde und wo die "Comedian Harmonists" als sogenannte "Zwischenaktmusikanten" in Erscheinung traten. Der Erfolg stellte sich nun rasch ein, die Gruppe erhielt weitere Engagements, zunächst in Berlin wie im "Kabarett der Komiker"1), dann auch außerhalb der Metropole, etwa im Hamburger "Hansa-Theater"1), in Köln1) sowie Ende 1929 in Leipzig1). Hier erlebte das Sextett am "Leipziger Schauspielhaus"1) an der Sophienstraße seinen Durchbruch, denn die ausverkauften Abende fanden vor einem begeisterten Publikum statt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die "Harmonists" lediglich Teil eines größeren Revueprogramms. Ein erster Radioauftritt fand am 18. Dezember 1929 in der "Funk-Stunde Berlin"1) statt. Bei aller Popularität, die durch Grammophonplatten1) und zahlreiche Rundfunkauftritte gefördert wurde, waren sie doch noch nicht landesweit bekannt. Deshalb bedeutete eine eigene Konzerttournee ein größeres Risiko für die Veranstalter, sodass das Ensemble Säle für die Auftritte selbst mieten und sämtliche Veranstalter-Risiken zu tragen hatte. Als erster Auftrittsort für die eigene Vorstellung wurde Leipzig festgelegt, weil man vier Wochen zuvor hier gefeiert worden war. Das wiederholte sich auch bei der Premiere am 26. Januar 1930. Die Popularität hatte rasch zugenommen, und ab 1930 genügte eine Zeitungsnotiz, dass die "Comedian Harmonists" auftreten würden; aufwendige Werbung war nicht mehr nötig, meistens waren die Säle ausverkauft.2)
Erwähnenswert ist ihre Mitwirkung sowohl in der von Robert Forster-Larrinaga1) am "Berliner Theater"1) in Szene gesetzten Uraufführung (05.09.1929; mit Hans Albers (Jean) und Marlene Dietrich (Mabel)) sowie in der Leipziger Inszenierung der turbulenten Revue "Zwei Krawatten" von Georg Kaiser1) (Buch) und Mischa Spoliansky1) (Musik), die am 26. Dezember 1929 im "Leipziger Schauspielhaus" Premiere feierte → theatertexte.de sowie Foto bei Wikimedia Commons. Die "Comedian Harmonists" traten als Passagiere oder Gäste in Nebenrollen in Erscheinung und sangen eigens für sie komponierte Zwischentitel.
    
Die "Comedian Harmonists" 1930 in Breslau; v.l.n.r.: Erwin Bootz, Roman Cycowski, Robert Biberti, Ari Leschnikoff, evtl. Frommermanns spätere Frau, die Sängerin Marie Erna Eggstein (Marion Kiss), evtl. der Komponist, Arrangeur, Librettist und Pianist Brt Reisfeld, Erich A. Collin, Harry Frommermann; Quelle: Bulgarian Archives State Agency (BASA); (Zugangs-Nr.: Fonds 1868K "??????? ????????", Bestand 1, Archiv 44, Blatt Nr. 5) bzw. Wikimedia Commons
Die "Comedian Harmonists" 1930 in Breslau1)
v.l.n.r.: Erwin Bootz, Roman Cycowski, Robert Biberti, Ari Leschnikoff,
evtl. Frommermanns spätere Ehefrau, die Sängerin Marie Erna Eggstein,
evtl. der Komponist, Arrangeur, Librettist und Pianist Bert Reisfeld1),
von dem der Text zu "Mein kleiner, grüner Kaktus"1) stammt,
Erich A. Collin, Harry Frommermann
Quelle: Bulgarian Archives State Agency (BASA)
(Zugangs-Nr.: Fonds 1868K "Аспарух Лешников", Bestand 1, Archiv 44, Blatt Nr. 5)
bzw. Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz siehe hier

Die "Comedian Harmonists" machten mit ihren Konzert-Tourneen und Schallplattenaufnahmen Furore, Lieder im typischen "Harmonists"-Sound wie "Ich hab’ für Dich 'nen Blumentopf bestellt", "Schöne Isabella aus Kastilien", "Mein kleiner grüner Kaktus" oder "Veronika, der Lenz ist da"1) sind bis heute unvergessen. International populär wurden sie auch mit dem Evergreen "Irgendwo auf der Welt"1), der ursprünglich von Werner Richard Heymann1) (Musik) und Robert  Gilbert1) (Text) für die musikalische Komödie "Ein blonder Traum"1) (1932) mit dem damaligen "Traumpaar" Lilian Harvey und Willy Fritsch entstanden war. DER SPIEGEL1) (1/1983) notierte unter anderem in einem Nachruf zum Tode von Erwin Bootz: "Die "Harmonists" waren die vergötterten Funnyboys im verrückten Berlin. Wenn sie, im graziös-schmelzenden Falsett "Veronika, der Lenz ist da" anstimmten oder "Liebling, mein Herz lässt dich grüßen"1), geriet das Publikum in Verzückung. Der "schöne Erwin" Bootz bediente dabei das Klavier und arrangierte, neben Frommermann, die leichtlockeren Melodien."
Auf der Leinwand konnten das Sextett die Zuschauer/-innen ebenfalls begeistern, in dem berühmten Tonfilmklassiker "Die Drei von der Tankstelle"1) (1930) mit Heinz Rühmann, Willy Fritsch, Oskar Karlweis und Lilian Harvey sangen sie als Barmixer "Liebling, mein Herz läst Dich grüßen". In der musikalischen Komödie "Gassenhauer"1) (1931) von Regisseur Lupu Pick konnte man sie erstmals mit dem Song "Marie, Marie" sowie "Hofserenade" hören, standen jedoch nicht selbst vor der Kamera, sondern liehen ihre Stimmen den Hinterhofsängern, gespielt von Ernst Busch1), Albert Hoermann1), Hans Deppe1), Martin Jacob3) und Wolfgang Staudte1) (bzw. in der französischen Version "Les quatres vagabonds", mit Aimé Simon-Girard (1889–1950), Alain Guivel, René Donnio (1889–1934), Henri Poussard und Serge Nadaud (1906–1995)). Weitere Auftritte hatten sie unter anderem in dem Hans Albers-Streifen "Bomben auf Monte Carlo"1) (1931) und den Liedern "Wenn der Wind weht über das Meer" und "Das ist die Liebe der Matrosen", als singende Köche mit "Bisschen dies und bisschen das" in "Ihre Hoheit befiehlt"1) (1931) mit Willy Fritsch und Käthe von Nagy oder mit dem Titel "Es führt kein andrer Weg zur Seligkeit" in "Der Sieger"1) (1932) mit Hans Albers. In der Kriminalkomödie "Spione im Savoy-Hotel" (1932, → deutsche-filme.com, film.at) brachten sie "Wenn ich Sonntags in mein Kino geh'" zu Gehör, die Komödie "Ich bei Tag und du bei Nacht"1) (1932) war ihr vorletzter großer Ufa1)-Film. Alle Szenen mit den "Comedian Harmonists" in der von Fritz Wendhausen1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Hans Fallada1) mit Hermann Thimig gedrehten Adaption "Kleiner Mann –  was nun?"1) (UA: 03.08.1933) fielen auf Anweisung der "Filmprüfstelle" vom 7. Juli 1933 der Zensur zum Opfer. Das Vokalensemble sang im Film neben dem Titelschlager bzw. dem Tango-Lied "Kleiner Mann, was nun?" der zuvor am 11. Mai 1933 aufgenommen worden war, unter anderem auch den Song "Was Dein roter Mund im Frühling sagt". Der Streifen soll heute als verschollen gelten, lediglich die Lieder der "Comedian Harmonists" haben auf diversen Schallplatten bzw. CDs die Zeiten überdauert → Übersicht Filmografie.
  
Das Repertoire der "Comedian Harmonists" war mit mehr als 300 Titeln breit gefächert und vielseitig, reichte vom Nonsens-Schlager wie "Mein kleiner grüner Kaktus" über Operetten- und Filmlieder, deutsche Volksweisen wie "Ach, wie ist's möglich dann"1) oder "Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus"1) bis hin zu modernen Rhythmen wie "Hallo, was machst Du heut', Daisy?" nach "You’re Driving Me Crazy"1) oder "Night and Day"1) von Cole Porter1). Zum musikalischen Stil der "Comedian Harmonists" – vor allem im Vergleich zu ihrem ursprünglichem Vorbild, den "Revelers" – schreiben ihre Biografen Peter Czada und Günter Große: "Hot- und Swingelemente treten bei den "Comedian Harmonists" gegenüber einer an Wohlklang und Melodik orientierten Stimmführung zurück. Dies erlaubte es ihnen, auch Volkslieder und sogar Weihnachtslieder ganz schlicht in vollendeter, inniger Harmonie zu singen. Ihre Interpretation von Schlagern und Tanzmusik war äußerst flott, rhythmisch präzise und vielfach von parodistischem Witz geprägt, zugleich aber stets so gehalten, daß selbst banale Melodien "veredelt" wurden. (…) Die Mischung aus seriöser Vokalistik und spaßiger Darbietung verblüffte und kam an. Sie entsprach auch durchaus dem Naturell der Ensemblemitglieder, die ja alle von ihrer Schulung am "klassischen" Repertoire geprägt waren, zugleich aber in Frommermann und Biberti zwei durchaus unterschiedliche Komiker-Talente besaßen. (Czada/Große, 1993).4)

Auf dem Höhepunk ihrer Karriere – die auch international gefeierte Gruppe verdiente Unsummen und konnte sich einen aufwendigen Lebensstil leisten – kam es mit der so genannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten1) am 30. Januar 1933 zu ersten Absagen vertraglich vereinbarter Konzerte. Drei der sechs Mitglieder der "Comedian Harmonists", Harry Frommermann, Erich A. Collin und Roman Cycowski waren Juden bzw. im Nazi-Jagon "Nichtarier", bis zum 1. Mai 1934 durften die Formation noch die eingegangenen Konzertverpflichtungen erfüllen, nach dieser Übergangsfrist griff die am 1. November 1933 erlassene "Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes", die in § 10 forderte, dass jeder Künstler Mitglied der "Reichskulturkammer"1) sein müsse, wenn er weiter arbeiten wolle – faktisch bedeutete dies ein Auftrittsverbot. Am 13. März 1934 fand in München ein legendäres Konzert statt, dass nur mit einer Sondergenehmigung und einer von der Konzertdirektion eigens erwirkten Aufhebung eines ergangenen Konzertverbots durchgeführt werden konnte. Die vor einem jubelnden Publikum gesungenen Abschlusslieder "Auf Wiederseh'n, my Dear" und "Lebewohl, gute Reise" hatten Symbolcharakter.
Nach Auslandsauftritten ab April 1934 in Dänemark, Norwegen und in den USA kam es im Februar 1935 in Norwegen zum letzten gemeinsamen öffentlichen Auftritt der "Comedian Harmonists". Die letzte legale gemeinsame Plattenproduktion erfolgte am 13. Februar 1935 im Berliner "Electrola-Studio"1) mit dem bezeichnenden Titel "Morgen muss ich fort von hier".
Die Gruppe trennte sich gezwungenermaßen, die "Nichtarier" gingen ins Ausland, die "Arier" Biberti, Bootz und Leschnikoff blieben in Deutschland. Am 22. Februar 1935 wurden Letztere in die "Reichsmusikkammer" aufgenommen, gleichzeitig das Verbot erteilt, "weiterhin mit diesen "Nichtariern" zu musizieren. Jedoch bleibt es Ihnen unbenommen, mit anderen arischen Musikern nach Zulegung eines deutschen Namens anstelle der Bezeichnung "Comedian Harmonists" Ihre musikalische Tätigkeit auszuüben." Wieder im "Berliner Lokal-Anzeiger"1) erscheint am 03.03.1935 eine Anzeige, in der ein "weltberühmtes deutsches Gesangsensemble" zwei Tenöre und einen Bariton sucht. Die neuen Sänger – 2. Tenor Richard Sengeleiter (1903–1980), Bariton Walter Blanke (1902–1986) und der ungarische Tenor-Buffo Janos Kerekes (1913–1996), noch während der Proben durch Fred (Alfred) Kassen1) ersetzt – werden von den Stammmitgliedern als Angestellte engagiert. Allerdings kommt es in der Folge zu zahlreichen Personalwechseln: 1936 hilft zeitweise Zeno Coste1) aus, ein Engagement Rudi Schurickes scheitert am Einspruch von Leschnikoff, schließlich werden 1936/37 – neben Kassen – Alfred Grunert (1900–1982; 2. Tenor) und Herbert Imlau (1904–1983; Bariton) für einige Jahre Mitglieder.4) Die Existenz der nicht mehr so erfolgreichen Formation "Meistersextett"1) endete durch ein Auftrittsverbot der "Reichsmusikkammer" (RMK) am 24. November 1941. 
Harry Frommermann, Erich A. Collin und Roman Cycowski versuchten im Wiener Exil einen neuen Start, seit Mai 1935 traten sie zusammen mit den beiden Österreichern Hans Rexeis1) (Tenor) und Rudolf Mayreder (Bass; 1902–1978 → comedian-harmonists.net) sowie dem deutschen Juden Ernst Engel (Piano; 1901–1958 → comedian-harmonists.net) anfangs als "Wiener Gruppe", dann wieder unter dem Namen "Comedian Harmonists", ab 1937 als "Comedy Harmonists"1) auf. Nach einer Europatournee außerhalb Deutschlands bzw. Konzerten in Australien, Amerika, Südamerika und Russland zerfiel die Gruppe im Jahre 1941 und löste sich auf.
 
Ende der 1990er Jahre drehte Regisseur Joseph Vilsmaier1) mit "Comedian Harmonists"1) (Kinostart 25.12.1997) eine Musikerbiografie über den Aufstieg und Fall des Sextetts in glänzenden Bildern mit hochkarätiger Besetzung: Harry Frommermann wurde von Ulrich Noethen1) verkörpert, Robert Biberti von Ben Becker1), Roman Cycowski von Heino Ferch1), Erich Collin von Heinrich Schafmeister1), Ari Leschnikoff von Max Tidof1) und Erwin Bootz von Kai Wiesinger1). Otto Sander stellte den Künstleragenten Bruno Levy dar, Günter Lamprecht den Berliner Varieté-König Erik Charell1). In weiteren Rollen sah man unter anderem Meret Becker1) als Sängerin bzw. Frommermanns Ehefrau Marie Erna Eggstein, Katja Riemann1) als Mary Cycowski, Dana Vávrová als Ursula Bootz und Rolf Hoppe als Gauleiter Julius Streicher1). Am 12.März 1999 lief der Film auch in den US-amerikanischen Kinos unter dem Titel "The Harmonists" an, in deutsch mit englischen Untertiteln.
Das "Lexikon des Internationalen Films"1) notiert zu dem 1998 mit dem "Bayerischen Filmpreis"1) sowie "Deutschen Filmpreis"1) ausgezeichneten Werk unter anderem "Der anekdotisch konzipierte Unterhaltungsfilm beschreibt mit einigem äußerlichen Aufwand, aber auch mit vielen vermeintlich "griffigen" Klischees die Musikerkarrieren in einer "bewegten Zeit", die lediglich als Projektionsfläche für gepflegte Oberflächlichkeiten dient." → filmdienst.de. Wogegen "Kino.de" meint: "Der ehrgeizige Regisseur, Kameramann und Produzent in Personalunion lieferte mit seiner Hommage ein Stück Kino, das alles hat: Witz, Dramatik, Glamour und Historie, auch wenn bei der schieren Masse des Materials das eine oder andere dramatische Detail untergehen muss." → siehe auch filmportal.de
 
Viel ist über das weltberühmte Vokalensemble geschrieben worden. Prof. Dr. Peter Czada und Günter Große schildern in "Comedian Harmonists: Ein Vokalensemble erobert die Welt" (1993) den Werdegang und das Wirken der ersten deutschen "Boygroup". Regisseur Eberhard Fechner1) (1926 – 1992) setzte mit "Die Comedian Harmonists: Sechs Lebensläufe" (1988; "Quadriga Verlag"; mit einem Geleitwort von Roman Cycowski) den Sängern ein würdiges Denkmal. Das Buch dokumentiert die Interviews, die Eberhard Fechner in den 1970er Jahren mit den damals noch lebenden Mitgliedern der "Comedian Harmonists", Ari Leschnikoff, Roman Cycowski, Robert Biberti und Erwin Bootz, geführt hat. Die damals alten Männer beschreiben großartig die Zeit der "Comedian Harmonists". Hierbei wird auch auf die Trennungsphase mit ihren Problemen und Konflikten ausführlich eingegangen, wobei teilweise starke Diskrepanzen in den Erinnerungen der einzelnen Mitglieder auftreten. Die Interviews existieren auch als vielbeachteter zweiteiliger Fernsehfilm (Erstsendung 18./20.12.1976, ARD → filmdienst.de, filmportal.de).
Pit Holzwarth und Renato Grünig publizierten "Comedian Harmonists: Phantasie über einen Mythos" (1997), weitere Veröffentlichungen sind unter anderem "Comedian Harmonists" (1998) von Carsten Gerlitz1) und "Comedian Harmonists" (1998) von Tilo Köhler 1955 – 2017), ein (Buch/Roman zum Vilsmaier-Film → berlingeschichte.de, aufbau-verlage.de.
1997 schrieben Franz Wittenbrink1) (Musik) und Gottfried Greiffenhagen1) (Text) das musikalische Schauspiel "Die Comedian Harmonists" über den Aufstieg und Zerfall des Ensembles → felix-bloch-erben.de.
Siehe auch Literatur sowie "Film und Bühne" bei Wikipedia
 
Die Musik der legendären "Comedian Harmonists" hat in den letzten Jahrzehnten einen neuerlichen Siegeszug angetreten, Neuveröffentlichungen ihrer Schallplatten und Nachahmergruppen sind aus dem Boden geschossen, der "kleine grüne Kaktus" ist heute immer noch so populär und in aller Munde wie aktuelle Tagesschlager. Auch der unvergessene Vicco von Bülow alias Loriot (1923 – 2011) hat den Sängern einen Cartoon gewidmet bzw. diese als animierte, knollennasige Figuren mit dem Lied "So ein Kuss kommt von allein" in die Loriot-Welt einziehen lassen; zudem existiert eine "Comedian Harmonists"-Bronze als polymerer Kunstguss.
Alle sechs Mitglieder der "Comedian Harmonists" überlebten den 2. Weltkrieg, traten aber nicht mehr gemeinsam auf. Am 5. März 1998 erhielten sie, einige Monate vor dem Tod des letzten lebenden Mitglieds Cycowski, den Musikpreis "Echo"1) für ihr Lebenswerk → Echoverleihung 1998.

           
Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie
comedian-harmonists.net, filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, cyranos.ch; R = Regie)
Langfilme Mitwirkung (Gesang) in Kurz-Spielfilmen (Auszug)
   
Siehe auch Wikipedia (mit Diskografie), cinegraph.de, Deutsche Welle, comedian-harmonists.net
sowie die Fanpage userpage.fu-berlin.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) cyranos.ch
Quelle: 2) Wikipedia (abgerufen 22.08.2012), 4) www.cinegraph.de
Angabe Lizenz Foto "Comedian Harminist (1930): Diese Datei wurde Wikimedia Commons von der bulgarischen "Staatsagentur für Archive" im Rahmen eines Kooperationsprojekts zur Verfügung gestellt. Die "Staatsagentur für Archive" stellt Bilder zur Verfügung, die gemeinfrei sind. Die Quellenangabe der "Staatsagentur für Archive" erfolgt unter Angabe der jeweiligen Identifikationsnummern des Bestandes, des Inventars, der Archiveinheit und des Blattes.
Die "Comedian Harmonists" waren …
Harry Frommermann (in der Emigration Harry Frohman), Gründer, Arrangeur und 3. Tenor
Geboren am 12. Oktober 1906 in Berlin1) in der Rosenthaler Straße1),
gestorben am 29. Oktober 1975 in Bremen1).
 
Frommermanns Vater, der Oberkantor Alexander Frommermann (1856 – 1924), war ein aus der Ukraine stammender Russe, die gesamte Familie jüdischen Glaubens. "Er kam aus dem russischen Kaiserreich1) über Wien1) nach Leipzig1) und dann nach Berlin, war früher Opernsänger, wirkte als Kantor1) in einer Berliner jüdischen Gemeinde und leitete eine Kantorenschule mit privatem Konservatorium in der Auguststraße 461). Seine Mutter Maria Leonie Frommermann, geborene Emsheimer (1874 – 1927) hatte den Beruf der Putzmacherin1) erlernt." vermerkt Wikiüedia. Schon früh wurde der junge Harry von seinem Vater in Harmonielehre und Musiktheorie unterwiesen, erhielt zudem  Klavierunterricht, wirkte als Schüler bei Theateraufführungen mit. Mit nur 16 Jahren wollte er nach Abschluss der Mittelschule im Jahre 1922 gegen den Willen seines Vaters eine Ausbildung zum Schauspieler beginnen, kam jedoch dem Wunsch des Vaters nach und begann eine kaufmännische Lehre in einem Bekleidungsgeschäft. Erst nach dessen Tod verwirklichte er seine Pläne, brach die Lehre ab und besuchte die "Staatliche Schauspielschule" (heute; "Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch"1)), 
die er jedoch wegen schlechten Betragens nach einem halben Jahr wieder verlassen musste.
Nach dem Tod der Mutter auf sich allein gestellt, zog er 1927 mit einem Freund in Berlin-Friedenau1) eine kleine Mansardenwohnung in der Stubenrauchstraße 47. Er kam mit der Musikerszene in Berührung und gab, begeistert von dem US-amerikanischen Vokal-Quartett "The Revelers"1) die legendäre Anzeige zwecks Suche nach gleichgesinnten Sängern auf – der Rest ist Geschichte.
Nach der Trennung der "Comedian Harmonists" bzw. dem Zerbrechen der Nachfolge-Gruppe "Comedy Harmonists" im Wiener Exil blieb er in den USA und nahm die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an, der Versuch, in New York mit einem anderen Ensemble neu anzufangen, scheiterte an Geldmangel. Frommermann wurde von der US-Armee eingezogen und änderte seinen Namen in "Frohman". Wegen eines Dienstunfalls musste er nicht an die Front, sondern unterhielt als Entertainer die Verwundeten.2)
Nach Ende des 2. Weltkrieges sowie Entlassung aus der US-Armee kam Frommermann im August 1945 nach Deutschland bzw. in seine Geburtsstadt Berlin zurück und war als Dolmetscher (u.a. bei den "Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozessen"1)), später (1946/47) als Kontrolloffizier der US-Administration am Aufbau des "RIAS Berlin"1) beteiligt. Danach ließ er sich als Immobilienmakler in Zürich1) (Schweiz) nieder; ein Versuch, mit Erich Collin ein neues Vokal-Ensemble aufzubauen, scheiterte.
 
1949 ging Harry Frommermann nach Rom und arbeitete kurzfristig als künstlerischer Beirat beim Hörfunk, wechselte dann jedoch 1951 wieder in die Schweiz und versuchte sich im Im- und Export. Wenig erfolgreich ging er erneut in die USA, konnte seine Pläne, beim Fernsehen Fuß zu fassen, jedoch nicht realisieren. Er hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, arbeitete als Packer im Hafen von New York, Hilfsbuchhalter, Taxifahrer und verkaufte Küchenmöbel.
Der inzwischen gesundheitlich angeschlagene ehemalige Gesangsstar hatte auch privat wenig Glück. Seine erste, am 12. Mai 1931 geschlossene Ehe mit der Sängerin Marie Erna Eggstein (später in 2. Ehe Marion Kiss; 1905 – 1992) wurde 1952 geschieden, auch seine zweite, 1956 geschlossene Verbindung mit der deutschstämmigen Amerikanerin Olga Bertha Wolff (1925 – 1964) hatte nur wenige Jahre Bestand; 1959 trennte sich das Paar ohne Scheidung.
"Stolperstein" für Max Harry Frommermann; Urheber des Fotos: Wikimedia-User OTFW, Berlin; Lizenz: CC BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons Bereits während seiner Zeit als US-amerikanischer Soldat hatte Frommermann die Deutsche Erika von Späth kennengelernt und über Jahre mit ihr Briefkontakt gehalten. 1960 beantragte er auf ihren Rat Entschädigung für den Verlust seiner Existenz durch die "Rassegesetze"1) des "Dritten Reichs"1). 1962 erhielt er eine lebenslange Rente zugesprochen, kehrte nach Deutschland zurück und zog mit Erika von Späth zusammen. Er war nun ständig krank und starb am 29. Oktober 1975 mit 69 Jahren in Bremen1).2) Die letzte Ruhe fand er auf dem "Riensberger Friedhof"1) (Grabstelle T299) im Bremer Stadtteil Schwachhausen1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Erika von Späth verstarb im August 1998.
  
Am 31. August 2023 wurden vor Frommermanns ehemaligem Wohnort in Berlin-Halensee1) (Paulsborner Straße 20) ihm zu Gedenken ein Stolperstein1) verlegt;
ein weiterer "Stolperstein" wurde seiner ersten Ehefrau Marie gewidmet → www.berlin.de.
 
"Stolperstein" für Max Harry Frommermann
Urheber des Fotos: Wikimedia-User OTFW, Berlin
Lizenz: CC BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons
Ein kleiner Teil des schriftlichen Nachlasses von Harry Frommermann befindet sich in der "Staatsbibliothek zu Berlin"1) → staatsbibliothek-berlin.de.

Siehe auch Wikipedia, exilarchiv.de, comedian-harmonists.net, stolpersteine-berlin.de;

Fremde Links: 1) Wikipedia; Quelle: 2) Wikipedia (abgerufen 22.08.2012/30.08.2025)

Robert Biberti, Bass
Geboren am 5. Juni 1902 als als Robert Edgar Biebert in Berlin1),
gestorben am 2. November 1985 ebenda.
 
Der Sohn des vormals berühmten Opernsängers Robert Biberti1) (1854 – 1925; eigentlich Georg Johann Bibert), der seine Stimme durch ungesunden Lebenswandel ruiniert hatte, und dessen Ehefrau Emilie Béral (1863 – 1938), die als Klavierlehrerin und Kinopianistin arbeitete, wurde mit zwölf Jahren der Schule verwiesen. Daraufhin machte er bei seinem Vater eine Holzschnitzerlehre, entdeckte jedoch bald seine Liebe zur Musik, sang mit seiner schönen Bass-Stimme als Chorist an der Oper und am Theater und hielt sich auch als Sänger auf Hinterhöfen über Wasser. Am Berliner "Großen Schauspielhaus"1) lernte er schließlich Roman Cycowski und Ari Leschnikoff kennen, zwei weitere Mitglieder der späteren "Comedian Harmonists".
Seine kurze, fulminante Karriere mit dem legendären Sextett wurde bereits beschrieben, nach der durch die Nazis erzwungenen Trennung der Gruppe bzw. dem Zerbrechen des "Meistersextetts"1) Mitte November 1941 wurde Biberti zur Berliner Luftschutzwarnzentrale, später wegen seines handwerklichen Geschicks zur Waffenmeisterei eingezogen.
Nach Ende des 2. Weltkrieges unterhielt er zwischen 1950 und 1980 einen Antiquitätenhandel und schrieb Artikel bzw. gestaltete Sendungen über die " Comedian Harmonists" für den Hörfunk. Zusammen mit den Tantiemen aus den "Comedian Harmonists"-Veröffentlichungen, die er sich vollständig auszahlen ließ, konnte er recht gut leben. Von 1931 bis Mitte der 1950er Jahre besaß er eine Wohnung mit acht Zimmern, inklusive Probenraum und Sekretariat in Berlin-Charlottenburg1) im Haus Carmerstraße 111).
 
Robert Biberti starb am 2. November 1985 im Alter von 83 Jahren an Nierenversagen und fand die letzte Ruhe auf dem Berliner "Friedhof Wilmersdorf"1) an der Seite seiner Ehefrau → Foto der Grabstätte bei Wikimedia Commons. Sein schriftlicher Nachlass befindet sich in der "Staatsbibliothek zu Berlin"1) → staatsbibliothek-berlin.de.
Seit 17. Juni 1944 war er mit seiner langjährigen Freundin, der Schauspielerin und Tänzerin Hildegard Liesbeth Longino (* 03.06.1907) verheiratet; Hildegard Biberti starb am 15. Februar 1968 nach längerer Krankheit.
1973 nahm er die Schauspielerin, Regisseurin und Autorin Ilse Biberti (* 1958) als seine Tochter an → www.biberti.de.
Sein älterer Bruder Leopold Biberti (1894 – 1969) war in Österreich und in der Schweiz als Schauspieler sowohl am Theater als auch beim Film tätig; ab 1960 stand er zudem in Deutschland vor der Kamera.

Siehe auch Wikipedia, comedian-harmonists.net

Fremde Links: 1)  Wikipedia

Ari Leschnikoff (Asparuch Leschnikoff), 1. Tenor
Geboren am 16. Juni 1897 in Chaskowo1) (Bulgarien1), damals Teil des Osmanischen Reichs1)),
gestorben am 31. Juli 1978 in Sofia1) (Bulgarien).
 
Aufgewachsen gemeinsam mit einem Bruder und einer Schwester in seiner Geburtsstadt Chaskowo, besuchte der Sohn des örtlichen Postmeisters Dimiter Leschnikoff († 1906) und einer Lehrerin nach der Volksschule bis 1916 ein Gymnasium, wechselte dann aus finanziellen Gründen auf eine Kadettenanstalt in Sofia (1916–1918). Bereits während seiner Schulzeit fiel er durch seine außergewöhnlich schöne Stimme auf, sang, musikalisch von seiner Mutter gefördert, auch als Sopran im Kirchenchor. Ende des 1. Weltkrieges kam für einige Monate an der Front zum Einsatz, brachte er es bis zum Kavallerie-Leutnant. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst nahm er zunächst Gesangsunterricht bei dem bulgarischen Opernsänger Ivan Vulpe (1876 – 1929 → Foto). 1922 entschloss er sich, seine Heimat zu verlassen, um in Deutschland bzw. Berlin weiter Musik zu studieren; seinen Lebensunterhalt verdiente er sich unter anderem im bulgarischen Studenten-Restaurant "Bei Kirow"als Kellner.

Ari Leschnikoff in Berlin 1922
Urheber: Unbekannt; Quelle: Bulgarian Archives State Agency bzw.
Wikimedia Commons; Weitere Angaben sowie zur Lizenz siehe hier

Ari Leschnikoff in Berlin 1922; Urheber: Unbekannt; Quelle: Bulgarian Archives State Agency bzw. Wikimedia Commons
Nach einer dreijährigen Ausbildung am "Stern'schen Konservatorium"1) mittels eines Stipendiums erhielt er 1926 einen ersten Vertrag als Chorsänger am "Großen Schauspielhaus"1), wo er auch Robert Biberti und Roman Cycowski kennenlernte. Biberti brachte sowohl Leschnikoff als auch Cycowski zu Harry Frommermann, somit zählten nun auch diese zu den Gründungsmitgliedern der "Comedian Harmonists".

Nach der erzwungenen Auflösung des Vokalsextetts im Jahre 1935 durch die Nationalsozialisten1) bzw. der Emigration gehörte Leschnikoff gemeinsam mit Robert  Biberti und Erwin Bootz sowie den neuen Mitgliedern Walther Blanke (Bariton; (1902 – 1986), Richard Sengeleitner (2. Tenor; 1903 – 1980) und Fred Kassen1) (3. Tenor; 1903 – 1972) zunächst zu der Nachfolgeformation "Meistersextett"1). "Nachdem Bootz 1938 die Gruppe verlassen hatte, kam es zu ausgedehnten Streitigkeiten zwischen Biberti und Leschnikoff, vor allem wegen der personellen Besetzung der Gruppe, die schließlich auseinanderfiel. Nach Peter Czada soll es nicht den Tatsachen entsprechen, dass Leschnikoff Biberti bei der Gestapo1) denunzierte. Da Leschnikoff Schulden bei Biberti hatte, übertrug er ihm seinen Anteil an den Tantiemen der Gruppe." notiert Wikipedia.
Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges ging Ari Leschnikoff wenig später 1940 zurück nach Bulgarien, sein Versuch in Deutschland als auch in seinem Heimatland eine Solokarriere zu starten, blieb ein Intermezzo. 1941 wurde Leschnikoff als Hauptmann der Reserve eingezogen, konnte jedoch in Sofia bleiben, wo er sein Vermögen bzw. seine Tantiemen in einem mehrstöckigen Wohnhaus anlegte, das 1944 bei einem Bombenangriff völlig zerstört wurde – somit stand Ari Leschnikoff vor dem finanziellen Ruin, konnte sich nur mit Hilfe guter Freunde über Wasser halten.
Auch in Liebesdingen war ihm nicht viel Glück beschieden, seine 1932 geschlossene Ehe mit dem 1906 in London geborenen Tiller-Girl1) Delphine Adéle Germaine David wurde 1947 geschieden, der gemeinsame Sohn Simeon Michael blieb bei der Mutter, die nach England zurückkehrte; ein erster, im Mai 1930 geborener, gemeinsamer Sohn starb bereits einen Tag später. In Bulgarien lernte Leschnikoff die Kindergärtnerin Saschka Andrejewa Siderowa (1928 – 2003) kennen. Da seine Ehefrau Delphine Leschnikova († 1999) eine Scheidung verweigerte, wurde diese Verbindung in Bulgarien annulliert. 1952 konnte er dann Saschka Siderowa heiraten, Sohn Anri erblickte 1955 das Licht der Welt.
Er verdiente den Lebensunterhalt für seine Familie zeitweise als Gärtnergehilfe sowie als Lagerverwalter in einer Fabrik. Ab 1962 erhält er eine geringe Rente. Briefliche Bitten an Biberti, ihn an den von ihm vereinnahmten Tantiemen zu beteiligen, schlägt dieser – trotz Intervention der "Electrola"1) – aus. 1965 wird er von einem Fan nach Dresden eingeladen, woraus sich verschiedene Ehrungen in der DDR ergeben. Durch diese Aktivitäten werden nun auch die Bulgaren auf ihn aufmerksam, es erscheint eine LP mit seinen Aufnahmen aus den 1940er Jahren und einigen Songs der "Comedian Harmonists", was allerdings an seiner Armut nicht viel ändert.
2)
  
Ari Leschnikoff starb 1978 im Alter von 81 Jahren völlig verarmt in Sofia. Seinen musikalischen Nachlass überließ seine Ehefrau dem "Bulgarischen Staatsarchiv".
"Ari Leschnikoffs Sohn aus erster Ehe, Simeon Michael Leschnikoff war Werbezeichner und heiratete im November 1968 seine Ehefrau Ann, die aus England stammte; er starb am 4. Dezember 1994. Aus dieser Ehe stammen zwei Enkelinnen Ari Leschnikoffs, die in London leben: Jessica, studierte Sängerin, Sopranistin und Pianistin, und ihre jüngere Schwester Nancy, die über Großbritannien hinaus als Gestalterin und Illustratorin zahlreicher Kinderbücher bekannt ist," → nancyleschnikoff.com (Quelle: Wikipedia)
Und bei comedian-harmonists.net kann man lesen: "Leschnikoffs Geburtsstadt Haskovo (Chaskowo1)) würdigt ihn seit Juni 2015 mit einem Denkmal sowie mit einem jährlichen Festival, bei dem seine und andere Volkslieder von Solisten und Gruppen aufgeführt werden. Im Jahr 2020 erhielten Ari Leschnikoff und seine Frau aus Mitteln einer Kulturstiftung ein Ehrengrab auf dem Sofioter Malashevtzi-Friedhof."

Siehe auch Wikipedia, comedian-harmonists.net

Fremde Links: 1) Wikipedia
Quelle: 2) www.cinegraph.de

Roman Cycowski, Bariton
Geboren am 25. Januar 1901 in Tussyn1) bei Łódź1) (heute Polen1), damals "Kongresspolen"1)),
gestorben am 9. November 1998 in Palm Springs1) (Kalifornien1), USA).
 
Der Sohn des orthodox-jüdischen Besitzers einer kleinen Spinnerei, Schlama Cycowski, besuchte ab 1909 fünf Jahre lang die Talmud1)-Schule in Piotrków1), erhielt zudem Gesangsunterricht sowie Unterricht in Harmonielehre und Musiktheorie; vier seiner acht Geschwister starben früh. Während des 1. Weltkrieges erlernte er von einem deutschen Offizier die deutsche Sprache.
Auf eigenen Wunsch 1919 aus der polnischen Armee entlassen, verließ er 1920 seine Heimat und ging nach Deutschland, war zunächst als Ladengehilfe in einer Eisenwarenhandlung in Beuthen1) (Oberschlesien1); heute: Bytom, Polen) tätig, erhielt dann eine Anstellung als Chorsänger in der dortigen Synagoge1) sowie am Stadttheater (heute: "Schlesische Oper"1)). Engagements an verschiedenen Theatern (Waldoper in Zoppot1), Oper in Danzig1), "Stralsunder Theater"1)) schlossen sich an, zwischen 1923 und 1925 war er am Stadttheater Guben1) (Niederlausitz1)) verpflichtet, wo ihm bereits große Opernpartien (u.a. der Wolfram von Eschinbach1) im "Tannhäuser"1)) anvertraut wurden. Über Cottbus1) und Rostock1) kam Cycowski 1926 nach Berlin und nahm ein Studium auf, um seine Gesangsstimme weiter zu schulen, seinen Lebensunterhalt verdiente er sich unter anderem als Begleitsänger von Stummfilmen.
Wikipedia notiert zu seinem frühen Wirken vor der Berliner Zeit: "Dabei trat er stets unter dem Pseudonym "Ernst Mühlstein" auf. Zu seinen Rollen zählten zum Beispiel der Dr. Falke und der Baron Oskar in der Johann Strauss1)-Operette "Die Fledermaus", der Zar Peter1) in der komischen Oper "Zar und Zimmermann"1) von Albert Lortzing1), der Don Escamillo in der Bizet1)-Oper "Carmen"1), als Verdi1)-Interpret die Titelrolle in "Rigoletto"1), der Edelmann Graf Luna in "Der Troubadour"1), der Giorgio Germont in "La traviata"1) und der Sekretär Renato in "Ein Maskenball"1).
Im September 1927 erhielt er der blondgelockte, gut aussehende junge Mann dann ein Engagement von Erik Charell1) am "Großen Schauspielhaus"1) als Chorsänger, lernte dabei Robert Biberti und Ari Leschnikoff kennen. Biberti brachte sowohl Leschnikoff als auch Cycowski zu Harry Frommermann, somit zählten nun auch diese zu den Gründungsmitgliedern der "Comedian Harmonists".
 
Nach erzwungenen Auflösung des Vokal-Sextetts
durch die Nationalsozialisten1) emigrierte Cycowski 1935 gemeinsam mit Harry Frommermann und Erich A. Collin nach Wien1), mit den drei neuen Mitgliedern, den Österreichern Hans Rexeis1) (Tenor, 1901–1980) und Rudolf Mayreder (Bass; 1902–1978  → comedian-harmonists.net) sowie dem deutschen Juden Ernst Engel (Piano 1901–1958 → comedian-harmonists.net), konnte die neu gegründete Formation anfangs als "Wiener Gruppe", dann wieder unter dem Namen "Comedian Harmonists", ab 1937 als "Comedy Harmonists"1) an alte Erfolge anknüpfen. Die Formation bereiste sie unter anderem Australien, Südamerika und die Sowjetunion. "1940 verhinderte während einer Tournee durch die USA der deutsche U-Boot-Krieg die Ausreise des Ensembles, das sich angesichts einer zunehmend deutschfeindlichen Umgebung bald auflöste."2)
Cycowski blieb in den USA und ließ in Los Angeles1) nieder. Er versuchte sich in der Nähe von Palm Springs wenig erfolgreich als Besitzer eines Nightclubs, in dem er auch als Sänger auftrat, musste den Betrieb jedoch, finanziell schwer angeschlagen, wieder aufgeben. Er nahm anschließend sechs Jahre lang den Posten eines Kantors in der orthodoxen Synagoge ("Shaarei Tefila Congregation") in Los Angeles wahr.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr er, dass drei seiner Geschwister dem nationalsozialistischen Holocaust1) zum Opfer gefallen waren. Nur eine Schwester hatte im "KZ Auschwitz"1) überlebt. 1947 wurde er Kantor des "Beth-Israel-Tempels"1) in San Francisco1). 1971 gab er im Alter von 70 Jahren sein Amt als Kantor auf und zog mit seiner Frau nach Palm Springs1). Dort übernahm er aus Liebe zu seinem Beruf bald wieder eine Kantorstelle. 1998 starb er 97-jährig in Palm Springs. Er war der letzte Lebende der sechs "Comedian Harmonists".2)
Die letzte Ruhe fand er auf dem "Desert Memorial Park Friedhof" in Palm Springs→ Foto der Grabstelle bei knerger.de.
"Stolperstein" für Roman Cycowski; Urheber des Fotos: Wikimedia-User OTFW, Berlin; Lizenz: CC BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons Roman Cycowski war seit 1937 (standesamtliche Eheschließung in London) mit seiner langjährigen Freundin Maria/Mary Panzram )* 1907) verheiratet, die – obwohl nichtjüdischen Glaubens – gemeinsam mit ihm emigriert war; die Ehe blieb kinderlos.
"Mary Cycowski litt in den folgenden Jahren an zunehmender Demenz und wurde betreut. Seit Anfang 2005 lebte sie in einem Pflegeheim. Sie starb 98-jährig am 18. Januar 2006 in Palm Springs als Letzte derjenigen, die die "Comedian Harmonists" als Mitglieder oder deren Angehörige selbst erlebt hatten. Die überlebende Schwester von Roman Cycowski heiratete nach dem Krieg nach Paris. Sie starb 1966 und wurde in Israel beigesetzt." (Quelle: comedian-harmonists.net)
Am 31. August 2023 wurden vor seinem ehemaligen Wohnort in Berlin-Wilmersdorf1) (Xantener Straß:e 14)  Stolpersteine1) für ihn und seine Ehefrau verlegt → stolpersteine-berlin.de.
 
"Stolperstein" für Roman Cycowski
Urheber des Fotos: Wikimedia-User OTFW, Berlin
Lizenz: CC BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons

Siehe auch Wikipedia, comedian-harmonists.net

Fremde Links: 1) Wikipedia
Quelle: 2) Wikipedia (abgerufen 23.08.2012)

Erich A. Collin (eigentlich Erich Adolf Max Abraham), 2. Tenor (ab 1929)
Geboren am 26. August 1899 in Berlin1),
gestorben am 28. April 1961 in Los Angeles1) (USA).
 
Der Sohn des wohlhabenden Kinderarztes Dr. Paul Abraham und dessen Ehefrau Elsbeth (geb. Collin) stammte aus einer Familie jüdischen Glaubens. Seine Eltern ließen sich 1906 scheiden, wie seine Schwestern Ilse Charlotte Marie (* 1892) und Anne-Marie, genannt "Mimi" (* 1902) aufgewachsen bei der Mutter, nahm er deren Mädchennamen an. Die Zwillinge Bruno und Peter Paul Abraham starben 1894 bereits wenige Tage nach der Geburt.
"Während der Kindheit brachte die Schweizer Gouvernante "Sello" ihm die französische Sprache, französische Lieder und etwas Harmonielehre bei. Die Familie war sehr musikalisch, der Vater spielte Geige, die Mutter und die Schwestern spielten Klavier. Es ist überliefert, dass Erich Collin mit seinem Vater und dessen Freund Albert Einstein1) einmal gemeinsam Geige gespielt hat."2)
Bereits früh machte der Junge durch seine schöne Gesangsstimme auf sich aufmerksam, erhielt von einer begüterten Gönnerin eine Gesangsausbildung. Nach dem Abitur wurde er 1918 noch kurz vor Ende des 1. Weltkriegs zum Militär eingezogen, begann dann, aus der Armee entlassen, auf Drängen des Vaters ab November 1918 in Berlin und München ein Medizinstudium, welches er im Sommer 1922 abbrach. Eine Lehre zum Bankkaufmann, die er nach dem Tod seines Vaters ebenfalls abbrach, blieb ein Intermezzo. Schließlich nahm er ein Studium an der Berliner "Musikhochschule" (heute: "Universität der Künste Berlin"1)) auf, wo er Gesang und Violine studierte. Dort lernte er Erwin Bootz kennen, der ihn 1929 zu den "Comedian Harmonists" brachte, wo er Willi Steiner als 2. Tenor ersetzte.
  
Nach erzwungenen Auflösung des Vokal-Sextetts durch die Nationalsozialisten1) 
emigrierte Colllins 1935 gemeinsam mit Harry Frommermann und Roman Cycowski nach Wien1), mit den drei neuen Mitgliedern, den Österreichern Hans Rexeis1) (Tenor, 1901–1980) und Rudolf Mayreder3) (Bass; 1902–1978) sowie am Piano dem deutschen Juden Ernst Engel3) (1901–1958; 1937 durch den Österreicher Fritz Kramer ersetzt), konnte die neu gegründete Formation anfangs als "Wiener Gruppe", dann wieder unter dem Namen "Comedian Harmonists", ab 1937 als "Comedy Harmonists"1) an alte Erfolge anknüpfen. "Die "Comedy Harmonists" absolvierten während ihres Bestehens ausgedehnte und erfolgreiche Tourneen in Europa (Skandinavien, Frankreich, Italien, Benelux, bis 1938 auch in Österreich und in der Tschechoslowakei), der Sowjetunion (einschließlich mehrwöchiger Engagements in Moskau und Leningrad), in Südafrika und Südamerika. Plattenaufnahmen fanden in London, Stockholm und Paris statt. Ihr Repertoire war international geprägt. Im Sommer 1937 reiste die Gruppe auf Einladung der "Australian Broadcasting Company"1) zum ersten Mal nach Australien, wo sie bis Dezember zahlreiche Konzerte gab. 1939 fand eine Tournee durch Nordamerika statt und ab Juni einen zweiten mehrmonatigen Aufenthalt in Australien. Aufgrund ihrer großen Beliebtheit dort hatte die Regierung den Ensemble-Mitgliedern die australische Staatsbürgerschaft angeboten und die Gruppe hatte gehofft, sich dort niederlassen zu können. Nach Kriegsausbruch gab es jedoch Bedenken wegen einer möglichen Internierung als "feindliche Ausländer". Von einer Nordamerika-Tournee im Jahre 1940 konnte die Gruppe wegen des Seekriegs nicht nach Australien zurückkehren. Alle Mitglieder blieben zunächst in den Vereinigten Staaten. Mayreder wurde später Sänger an der "Metropolitan Opera"1) und kehrte schließlich nach Österreich zurück, Fritz Kramer3) (1904 – 1988) arbeitete in New York1) als Pianist und unterrichtete später Musikwissenschaft an der "Manhattan School of Music"1)." notiert Wikipedia.
Collins ging nach Los Angeles1) und arbeitete zunächst in der Weinhandlung eines Verwandten von Roman Cycowski. Als die Firma 1942 Bankrott anmelden musste, konnte er auf Vermittlung des mit seiner Familie befreundeten Albert Einstein1) ein befristetes Lektorat an einer New Yorker Universität antreten und arbeitete dort eine Zeit lang als Referent für altdeutsche Musik. Nach dem Auslaufen des Vertrages wechselten sich Tätigkeiten als Verkäufer und Vertreter mit Phasen der Arbeitslosigkeit ab.
Im Jahre 1949 erhielt Collin die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. In den 1950er Jahren war er für die "Northrop-Flugzeugwerke"1) tätig, betrieb zudem nebenbei eine kleine Werkstatt für Design und Produktion von Kunststoffgegenständen. Seit Ende der 1950er Jahre erhielt er als von den Nazis Vertriebener eine Entschädigungszahlung sowie eine kleine Rente von der deutschen Regierung.
 
Am 28. April 1961 starb Erich A. Collin im Alter von nur 61 Jahren in Los Angeles1) während einer Blinddarmoperation an Herzversagen; die letzte Ruhe fand er auf dem "Hollywood Forever Cemetery"1) in Hollywood1) (Los Angeles).
Er war seit 1931 mit der Deutsch-Französin Fernande Holzamer (1909 – 1995) verheiratet; aus der Verbindung ging Tochter Eva Suzanne (1932 – 1994) hervor. Collins Witwe Fernande heiratete am 21. Januar 1964 den US-Amerikaner Bruce P. Currie (1900 – 1980), der seinen Sohn Dan mit in die Ehe brachte.2)
Am 31. August 2023 wurden vor seinem ehemaligen Wohnort in Berlin-Wilmersdorf1) (Landhausstraße 421)) Stolpersteine1) für Collin und seine Familie verlegt → stolpersteine-berlin.de.
   

Stolperstein für Erich A. Collin: Urheber der Fotos: Wikimedia-User OTFW, Berlin; Lizenz: CC BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons

Stolperstein für Fernande Abraham Collin: Urheber der Fotos: Wikimedia-User OTFW, Berlin; Lizenz: CC BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons Stolperstein für Eva Suzanne Abraham Collin: Urheber der Fotos: Wikimedia-User OTFW, Berlin; Lizenz: CC BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons
Quelle: Wikimedia Commons Quelle: Wikimedia Commons Quelle: Wikimedia Commons
Urheber der Fotos: Wikimedia-User OTFW, Berlin; Lizenz: CC BY-SA 3.0

Siehe auch Wikipedia, comedian-harmonists.net

Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) comedian-harmonists.net
2) Quelle: comedian-harmonists.net

Erwin Bootz, Pianist, Arrangeur und musikalischer Leiter
Geboren am 30. Juni 1907 in Stettin1) (heute: Szczecin, Polen),
gestorben am 27. Dezember 1982 in Hamburg1).
Erwin Bootz 1938 im "Kabarett der Komiker"; Urheber: Willy Pragher; Lizenz: CC BY 3.0; Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek bzw. Wikimedia Commons Erwin Bootz wuchs gemeinsam mit sechs Geschwistern in seiner Geburtsstadt auf. Die Eltern waren Inhaber des "Odeon-Musik-Haus", einem Geschäft für Musikalien, Grammophone und Schallplatten, so dass Sohn Erwin schon früh mit der Musik in Berührung kam. Bereits mit vier Jahren erhielt er Klavierunterricht, ab 1920 besuchte er das "Loewe-Konservatorium", anschließend begann er ab 1924 ein Studium in der Meisterklasse an der "Musikhochschule Berlin" (heute: "Universität der Künste Berlin"1)), das er 1927 mit Auszeichnung beendete.
Im März 1928 stieß der damals noch minderjährige Erwin Bootz durch Ari Leschnikoff zu den "Comedian Harmonists", die er auf dem Piano musikalisch begleitete; zudem arrangierte und komponierte er Lieder.
Nach der Auflösung des Vokal-Ensembles (1935) bzw. nach Verlassen der Nachfolgeformation "Meistersextett" war Bootz seit 1938 beim Berliner "Kabarett der Komiker"1) als Autor, Orchesterleiter, Komponist und Komiker tätig. 1942 zum Wehrdienst während des 2. Weltkrieges einberufen, wurde Bootz als Alleinunterhalter zur Truppenbetreuung sowie als Rundfunkmoderator beim "Reichssender Berlin"1) eingesetzt.
 
Nach Kriegsende konnte er erfolgreich in der Filmbranche Fuß fassen, synchronisierte Zeichentrickfilme bei der Münchener "Bavaria"1), schrieb über 180 Dialog-Drehbücher und übernahm die Dialog-Regie für etwa 100 Filme. 
 
Erwin Bootz 1938 im "Kabarett der Komiker"1)
Urheber: Willy Pragher1); Lizenz: CC BY 3.0;
Rechteinhaber: Landesarchiv Baden-Württemberg
Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek bzw. Wikimedia Commons
Nach der Scheidung von seiner zweiten Ehefrau wanderte Bootz 1959 nach Kanada1) bzw. Toronto1) aus, wo er zunächst als Versicherungsvertreter arbeitete, aber auch als Pianist sowie als Moderator in einigen TV-Shows in Erscheinung trat. Zurück in Deutschland Anfang der 1970er Jahre war er an Theatern in Bochum, Bremen und Berlin tätig. Im Mai 1980 trat er zur Eröffnung des Berliner "Tempodrom"1) auf. Am "Schauspielhaus Bochum"1) war Erwin Bootz für die musikalische Leitung der Revue "Kleiner Mann – was nun?"1) (UA: 22.09.1972) von Peter Zadek1) (Regie) und Tankred Dorst1), nach dem dem gleichnamigen Roman1) von Hans Fallada1), verantwortlich.2)
Auf der Leinwand trat er als Pianist in dem von Ulli Lommel1) mit Kurt Raab als der Serienmörder Fritz Haarmann1) in Szene gesetzten Spielfilm "Die Zärtlichkeit der Wölfe"1) (1972) in Erscheinung.  

Erwin Bootz starb am 27. Dezember 1982 im Alter von 75 Jahren in Hamburg an den Folgen eines Herzinfarktes; die letzte Ruhe fand er auf dem "Friedhof Blankenese"1) im Hamburger Stadtteil Sülldorf1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de sowie Wikimedia Commons.
Bootz war seit 2. Mai 1932 in erster Ehe mit seiner Frau Ursula (1910 – 2004), der Tochter des jüdischen Bildhauers Benno Elkan1) (1877 – 1960), verheiratet, von der er sich im Sommer 1937 wegen "unüberbrückbarer Gegensätze" scheiden ließ. Seine Freunde warfen ihm jedoch vor, er habe Ursula aus Angst vor den "Nürnberger Rassengesetzen"1) verlassen, weil sie Jüdin war. Diese Vorwürfe hat er jedoch immer abgestritten.2)
Im August 1940 heiratete Erwin Bootz in zweiter Ehe die geschiedene Ruth Helene Marie Sametzki (1910 – 1996), die eine Tochter mit in die Ehe brachte; aus dieser Verbindung ging der am 15. Juni 1944 geborene Sohn Michael hervor, der als Musiker, Drehbuchautor, Filmkomponist und Geräuschsynchronisator sowie als Autor und Kabarettist arbeitet(e). Doch auch diese Beziehung scheiterte wenige Jahre später 1945. In Kanada heiratete Bootz im Juli 1961 ein drittes Mal, seine Witwe Helli Bootz lebte bis zu ihrem Tod am 21.11.2015 in Hamburg.3)

Siehe auch Wikipedia, comedian-harmonists.net sowie
den Artikel zum 5. Todestag bei www1.wdr.de
Filmografie bei der
Internet Movie Database

Fremde Links: 1) Wikipedia
Quelle: 2) Wikipedia (abgerufen 23.08.2012
Quelle: 3) comedian-harmonists.net

Lizenz Foto Ari Leschnikow (Quelle: Bulgarian Archives State Agency (BASA) → Homepage (englisch); (Zugangs-Nr.: Fonds 1868K "Аспарух Лешников", Bestand 1, Archiv 42, Blatt Nr. 7): This file was provided to Wikimedia Commons by the" Bulgarian Archives State Agency" as part of a cooperation project. The "Bulgarian Archives State Agency" provides images, which are public domain. For attribution/citation of the source, "Bulgarian Archives State Agency", please use the identification numbers of the document's fonds, inventory, archival unit and sheet.Dieses Medium (Bild, Gegenstand, Tondokument, …) ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen ist und die Autoren unbekannt sind. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
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