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Ernst (Ernö) Verebes wurde am 6. Dezember 1902 als Ernst Weiss
(auch Ernst Weisz) und
Sohn ungarischer Einwanderer in New York City (USA) geboren. Als
12-Jähriger kehrte Verebes 1914 mit seiner Familie nach Ungarn zurück,
absolvierte später in Budapest an der "Theater-Akademie" eine
Ausbildung zum Schauspieler. Es folgten einige Auftritte am Theater, bevor
er sich ganz dem Film verschrieb und erste Erfahrungen vor der
Kamera in ungarischen Stummfilmen sammelte. Auch in deutschen
Produktionen konnte er sich beweisen, wo er in etlichen Streifen als
"Ernst Verebes", zunächst nur mit winzigen Parts, in Erscheinung
trat. Vor allem durch die Zusammenarbeit mit Regisseur Manfred Noa1) (1893 1930) wurden seine Aufgaben ab Mitte der 1920er Jahre größer
und Verebes avancierte zu einem
beliebten Darsteller jener Jahre, der meist in Uniform-Rollen oder als
schmucker Graf in Frack und Zylinder zu glänzen wusste.
Doch erst im Tonfilm bzw. den zahlreichen Unterhaltungs- und Musikfilmen
erreichte er an der Seite vieler Stars nicht zuletzt wegen seiner blendenden
Erscheinung, aber auch seiner schönen Gesangsstimme eine ungeheure
Popularität. Vor allem in den Operettenverfilmung der frühen 1930er Jahre machte Verebes
eine gute Figur, so als Jancsi, Bursche des Husarenrittmeisters Koltay (Iván Petrovich),
in Richard Oswalds Paul Abraham-Adaption "Viktoria und ihr Husar"1) (1931) oder
als fescher Baron Kolomán in Oswalds charmanten Verfilmung
der Emmerich Kálmán-Operette "Gräfin Mariza" (1932,
mit Dorothea Wieck). Als Oswald 1933 die ebenfalls von Paul Abraham
komponierte Operette "Die Blume von Hawaii"2) mit
seiner Protagonistin Marta Eggerth auf die
Leinwand brachte, war Verebes als Sekretär Buffy erneut mit von der Partie,
ebenso wie als "flotter Hugo" in Viktor Jansons "Das Blaue vom Himmel"2) (1932), mit
Musik von Paul Abraham und einem Drehbuch von Billy Wilder.
Foto: Ernst (Ernö) Verebes um 1928
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 1929)
Quelle: Wikipedia;
Ross-Karte Nr. 1782/1;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Der attraktive Schauspieler zeigte sich unter anderem in Komödien wie Géza von Bolvárys
"Ein Tango für Dich"3) (1930, mit Willi Forst),
Max Ophüls' "Die verliebte Firma"3) (1931),
Erich Schönfelders "Das Geheimnis der roten Katze" (1931)
oder Max Nossecks "Es geht um alles"3) (1932).
Bis Mitte der 1930er Jahre gehörte Verebes in Deutschland zu den vielbeschäftigten
Darstellern, wurde auch in verschiedenen ungarischen Produktionen besetzt.
Darüber hinaus veröffentlichte er etliche Schallplatten, unter anderem mit
Eva Busch1) (1909 2001)
die Lieder "Warum, weshalb, wieso?"
und "Jede Frau geht gerne mal zum Tanztee" aus der Eduard Künneke-Operette
"Glückliche Reise" sowie die Songs "Schatz, der erste Satz zum großen Glück"
und "Fahrstuhl auf den Barstuhl". Das Duett "My little Boy,
ich bleib dir treu" mit Baby Gray1)
(1907 ?), stammt aus dem Film "Die Blume von Hawaii".
Zwischen 1931 und 1934 wirkte Verebes auch an verschiedenen Berliner
Bühnen, allerdings ohne festes Engagement. Nachdem die Situation für den Mann mit jüdischen Wurzeln nach der
Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland immer unerträglicher
wurde, verließ Verebes Berlin, emigrierte zunächst 1933 nach Ungarn, dann über Österreich (1936) in die USA (1937), konnte dort zwar unter seinem
eigentlichen Namen Ernö Verebes weiter als Darsteller beim Film arbeiten, musste sich
jedoch mit kleinsten Rollen zufrieden geben.
Foto: Ernst (Ernö) Verebes vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 1929)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Die Popularität, die er in Europa
erlangt hatte, erreichte er in Amerika nicht mehr. Meist wurde er nun als
"typischer Deutscher" besetzt und nicht einmal im Abspann genannt.
Lediglich in Ernst Lubitschs Komödie "Sein
oder Nichtsein"1) (1942, To Be or Not to Be)
erhielt er als Inspizient eine anders geartete Rolle, in John Farrows
propagandistischem Streifen "The
Hitler Gang"1) (1944) verkörperte er den Mitbegründer
der Deutschen Arbeiterpartei Anton Drexler1) (1884 1942).
Bis Anfang der 1950er Jahre trat Verebes auf der Leinwand mit unbedeutenden Chargenrollen in Erscheinung, so auch in seiner letzten Arbeit für das
Kino, George Marshalls Filmbiografie "Houdini,
der König des Varieté"1) (1953, Houdini), wo er neben
Titelheld Tony Curtis als Professor Allegar auftrat.
Im Alter von 51 Jahren beendete der einstige elegante Frauenschwarm seine Filmkarriere,
zog sich in Woodland Hills (Los Angeles) ins Privatleben zurück.
Ernst (Ernö) Verebes starb, von der Öffentlichkeit vergessen, am 13. Juni 1971
im Alter von 68 Jahren in Los Angeles.
Er war seit 1943 mit der in Zürich geborenen Tänzerin, Schauspielerin,
Kabarettistin, Malerin und Keramik-Künstlerin Hedi Schoop4)
(1906 1995), zweiten Ehefrau des Revue- und Tonfilmkomponisten Friedrich Hollaender1) (1896 1976)
sowie jüngeren Schwester von Trudi Schoop1) (1903 1999), ebenfalls Tänzerin und
Kabarettistin, verheiratet und somit der Schwippschwager der ebenfalls vor den
Nazis in die USA geflohenen Trude Berliner6) (1903 1977); aus der Verbindung ging Sohn Anthony Verebes
hervor, der später in Los Angeles zu einem prominenten Fotografen
avancierte4) → avfoto.com
In Österreich entstand 2005 von Petrus van der Let und Armin Loacker der rund
90-minütige Dokumentarfilm "Unerwünschtes Kino Der deutschsprachige
Emigrantenfilm 19341937": Kurz nach Hitlers Machtübernahme 1933 wurden jüdische Filmschaffende gezwungen,
Deutschland zu verlassen. Eine Gruppe von Emigrantinnen und Emigranten konnte sich in Wien und Budapest in einer vom
"reichsdeutschen" Markt unabhängigen, deutschsprachigen Filmproduktion betätigen.
"Unerwünschtes Kino" basiert zum einen auf Ausschnitten aus Spielfilmen, Wochenschauen und
"home-movies", u.a. des Filmregisseurs Hermann Kosterlitz, der als Henry Koster drei Jahrzehnte zu
den führenden Regisseuren Hollywoods zählte. Seine 8mm-Filme wurden von der
"Academy of Motion Picture Arts and Sciences" erst kürzlich restauriert und sind in dem
Dokumentarfilm erstmals zu sehen.5)
Neben Ernö Verebes werden unter anderem der Regisseur Hermann Kosterlitz (= Henry Koster1)),
der Produzent Joe Pasternak1)
sowie die Schauspieler(innen) Otto Wallburg6),
Hans Jaray1),
Franziska Gaál6) und Rosy Barsony6) portraitiert → Jüdischen Filmfestival 2013.
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Quelle (unter anderem7)): Wikipedia;
siehe auch www.cyranos.ch
Fotos bei www.virtual-history.com
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Link: 1) Wikipedia, 2) www.filmportal.de, 3) Murnau Stiftung, 4) www.deutsche-biographie.de,
6) Kurzportrait innerhalb dieser HP
5) Quelle: www.artechock.de
von 3sat
7) weitere Quellen: Handbuch des deutschsprachigen
Exiltheaters 1933 – 1945; Herausgeber: Frithjof Trapp,
Werner Mittenzwei, Henning Rischbieter, Hansjörg Schneider;
Band 2: Biographisches Lexikon der Theaterkünstler von Frithjof Trapp,
Bärbel Schrader, Dieter Wenk, Ingrid Maaß (Teil 2,
L-Z; K G Saur, München 1999)
Lizenz Foto Ernst (Ernö) Verebes (Urheber:
Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre
urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die
Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren
Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod
des Urhebers.
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Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Link: Murnau Stiftung, Wikipedia (deutsch/englisch), filmportal.de)
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Stummfilme (Auszug)
- 1917: Mire megvénülünk
- 1919: Twist Olivér
- 1922: Der siebente Schleier (A hetedik Fatyol)
- 1925: Qualen der Nacht
- 1925: Gräfin Mariza
- 1925: Der Mann im Sattel
- 1926: Dürfen wir schweigen?
- 1926: Qualen der Nacht
- 1926: Die Frau in Gold / Les voleurs de gloire
(Kurz-Dokumentation)
- 1926: Die dritte Eskadron
- 1926: An der schönen blauen Donau
- 1926: Der Veilchenfresser
- 1926: Die lachende Grille
- 1926: Ledige Töchter
- 1927: Der Zigeunerbaron
- 1927: Die Achtzehnjährigen
- 1927: Tragödie einer Ehe
- 1927: Die letzte Nacht / The Queen Was in the Parlour
- 1927: Salto mortale
- 1927: Bigamie
- 1927: Was die Kinder ihren Eltern verschweigen
- 1927: Der Bettelstudent
- 1927: Der Geisterzug
- 1927: Im Luxuszug
- 1928: Sechs Mädchen suchen Nachtquartier
- 1928: Wer das Scheiden hat erfunden
- 1928: Majestät schneidet Bubiköpfe
- 1928: Der fesche Husar
- 1928: Kaczmarek
- 1928: Dorine und der Zufall
- 1928: Serenissimus und die letzte Jungfrau
- 1928: Der moderne Casanova
- 1929: Kameradschaftsehe
- 1929: Die lustigen Vagabunden
- 1929: Die Zirkusprinzessin
- 1929: Der Zigeunerprimas
- 1929: Der schwarze Domino
- 1929: Mädchen am Kreuz
- 1929: Das Land ohne Frauen
- 1929: Die Konkurrenz platzt
- 1930: Der Erzieher meiner Tochter
- 1930: Menschen
am Sonntag
- 1930: Donauwalzer
- 1930: Der Zapfenstreich am Rhein
Tonfilme (Auszug)
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Noch: Tonfilme
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