Joan Crawford wurde am 23. März 1905 (→ Wikipedia) als Lucille Fay LeSueur
im texanischen San Antonio
geboren. Ihre Mutter Anna Bell Johnson LeSueur (1884 1958) hatte irisch-skandinavische Vorfahren, der
Vater Thomas L. LeSueur (1868 1938),
welcher die Familie früh verließ, stammte aus einer Hugenottenfamilie in
Tennessee; zur Familie gehörte der ältere Bruder Hal (1903 1963),
die 1901 geborene Schwester Daisy verstarb bereits im Kindesalter im Jahre 1904. Über das genaue Geburtsjahr herrscht
keine Einigkeit, Angaben reichen von 1904 bis 1908. Die Schauspielerin bestand allerdings stets darauf, 1908 geboren zu
sein. Thomas LeSueur verließ seine Familie unmittelbar nach der Geburt von Lucille und die
Mutter zog daraufhin mit den Kindern in den US-Bundesstaat Ohio.
Die Schauspielerin äußerte sich in späteren Jahren stets kritisch über ihre Kindheit,
die von Armut und emotionaler Vernachlässigung gekennzeichnet waren. Sie schilderte ihre Mutter als
antrieblose Frau, die von einer unglücklichen Beziehung in die nächste wechselte. Das Verhältnis zu ihrem
Bruder Hal, den Crawford als manipulativ und faul bezeichnete, war von Anfang an gespannt, obwohl sie ihn
in späteren Jahren finanziell unterstützte. Den leiblichen Vater Thomas LeSueur traf sie 1934 ein einziges Mal
kurz während einer Drehpause wieder.*)
Bereits als Kind nahm die spätere Schauspielerin Gesangs- und Ballettunterricht,
arbeitete in einer Wäscherei, um die Stunden zu bezahlen und hatte schon früh
einige Auftritte als Tänzerin. 1924 wirkte sie in den Brodway-Revuen
"Innocent Eyes" und "The Passing Show" mit.
Die Broadway-Revue-Tänzerin kam 1925 als Double für Norma Shearer in
"Lady of the Night" zu ihrem ersten Filmeinsatz, nachdem sie von
einem Talentsucher der "Metro-Goldwyn-Mayer" (MGM) entdeckt und noch als Lucille LeSueur unter Vertrag genommen
worden war.
Joan Crawford auf einer Fotografie von Fred
Hartsook1) (1876 1930)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier |
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Sie spielte zunächst vorwiegend in Jugendkomödien und
Musicals, die Irene in
"Sally,
Irene and Mary"1) (1925) wurde ihre erste große
Rolle nun unter dem Künstlernamen Joan Crawford. Aber erst ihr 21. Film
der bereits mit Toneffekten versehene stumme Streifen "Our
Dancing Daughters"1) (1928) gilt als ihr Durchbruch. Die Rolle
der Tänzerin Diana Medford brachte ihr Ruhm ein und in den 1930er Jahren avancierte sie zu
einem zugkräftigen Star der MGM-Studios. In diese Zeit fiel der von
Regisseur Edmund Goulding in Szene gesetzte Greta-Garbo-Film
"Menschen
im Hotel"1) (1932, Grand Hotel) nach dem Bestseller
von Vicki Baum mit einem Staraufgebot wie John Barrymore, Wallace Beery, Lionel Barrymore und Lewis Stone
sowie einer hervorragenden Crawford als Sekretärin Flämmchen. Eine reife Leistung lieferte sie auch als Prostituierte
Sadie Thompson in
Lewis Milestones' Bühnenadaption "Regen"1) (1932,
Rain) ab. Trotzdem wurde
sie wegen dieser anrüchige Rolle von vielen kritisiert.
Zu ihren bedeutenden Filmen zählen ferner George Cukors Komödie "Die
Frauen"2) (1939, The
Women), einen Film, in dem nur Frauen
auftreten und in dem die Crawford die eher kleine Rolle einer ambitionierten
Parfumverkäuferin mimte, eine erneute Zusammenarbeit mit Cukor ergab sich
mit dem Thriller "Die
Frau mit der Narbe"1) (1941, A Woman's Face),
in dem auch Altstar Conrad Veidt mit von der Partie war. Die Handlung schildert die
Geschichte einer entstellten jungen Frau, die aufgrund der bisherigen Erfahrungen hart und
zynisch geworden ist. Nach einer plastischen Operation, der ihr Aussehen wieder herstellt,
muss sie erst wieder lernen, ihren Mitmenschen zu vertrauen. Dem Studio ging der Realismus, mit
dem Crawford geschminkt wurde zu weit und untersagte alle Publicityphotos, die
die Schauspielerin mit der titelgebenden Narbe zeigten. Nach eigenem Bekunden war es für
Joan Crawford die größte professionelle Enttäuschung ihrer Karriere, für diesen Film nicht für den Oscar nominiert zu werden.*)
Joan Crawford Ende September 1928
Urheber: Bain News Service; Quelle: Wikimedia
Commons
→ Originalfoto
bei Library of Congress; Angaben zur Lizenz siehe hier |
Richard Thorpes Agententhriller "Gefährliche
Flitterwochen"2) (1943, Above Suspicion) zeigte die
Crawford an der Seite von Fred MacMurray und Conrad Veidt, die Rolle einer ambitionierten Mutter, die aus Liebe
zu ihrer Tochter den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstieg von einer Kellnerin zur Betreiberin einer ganzen
Restaurantkette schafft, mimte sie in Michael Curtiz' Drama "Solange
ein Herz schlägt"1) (1945, Mildred
Pierce) und konnte für ihre schauspielerische Leistung den begehrten
"Oscar" als "Beste Hauptdarstellerin" erringen.
Nach der kostspieligen Produktion "Humoreske"1) (1947) und der Figur
einer verbitterten Alkoholikerin, die sich in einen talentierten Geiger
verliebt, folgte unter der Regie von Curtis Bernhardt mit dem Film noir "Hemmungslose
Liebe"1) (1947,
Possessed) eine ihrer eindringlichsten Darstellungen: Für die
Interpretation der
schizophrenen Louise Howell erhielt sie eine "Oscar"-Nominierung.
Eine weitere "Oscar"-Nominierung wurde ihr für die Rolle einer Bühnenautorin
zuteil, die in dem Thriller "Maskierte
Herzen"1) (1952, Sudden Fear)
von ihrem Ehemann (Jack Palance) ermordet werden soll. Eine leidenschaftliche und erotische
Frau verkörperte sie auch in Michael Curtiz' Drama "Die
Straße der Erfolgreichen"1) (1949, Flamingo Road).
Ab Mitte der 1950er Jahre begann ihr Stern zu sinken, lediglich wenige Streifen
brachten der erfolgsverwöhnten Crawford die notwendige Anerkennung.
Eine herausragende Rolle hatte sie 1954 als Saloon-Besitzerin Vienna
neben Sterling Hayden in Nicholas Rays melodramatischem Western
"Wenn Frauen hassen"2) (1954,
Johnny Guitar) und auch in
Robert Aldrichs Melodram "Herbststürme"1) (1956, Autumn Leaves)
konnte sie die Kritiker mit der subtilen Darstellung einer älteren Frau
überzeugen.
Hoch aufgewachsen, streng gepflegt, mit einem als Tänzerin durchtrainierten
Körper wirkte die amerikanische Schauspielerin Joan Crawford stets energisch.
Diese Ausstrahlung prädestinierte sie für die Darstellung
selbstbewusster, ehrgeiziger und auch skrupelloser Karrierefrauen, die
ihre emotionale Erfüllung dem materiellen Gewinn opfern. Ihre
kraftvolle Rolle einer durch und durch rücksichtslosen Frau in Michael Curtiz'
"Solange ein Herz schlägt" (1945, Mildred Pierce) trug ihr den einzigen
"Oscar" ein und setzte
für viele folgende Rollen einen Maßstab.
Nach ihrer dritten Eheschließung im Jahre 1955 mit dem Manager Alfred Steele beschloss Joan Crawford
zwei Jahre später, sich aus dem Filmgeschäft zurückzuziehen, obwohl ihr
nach wie attraktive Rollen angeboten wurden. Sie unterstützte ihren Mann,
der als Aufsichtsratmitglied der Firma "Pepsi-Cola" in der Wirtschaft eine bedeutende Rolle spielte. Auch nach seinem Tod
im Jahre 1959 setzte sie sich weiterhin aktiv für die Interessen der Firma
ein, übernahm auch wieder Aufgaben vor der Kamera, konnte jedoch an ihre
alten Erfolge nicht mehr so recht anknüpfen. Lediglich mit Robert Aldrichs
Psychothriller "Was geschah wirklich mit Baby Jane?"2) (1962,
What Ever Happened to Baby Jane?), wo sie als Blanche Hudson an der
Seite von Bette Davis beeindruckte, gelang ihr noch einmal ein
vielbeachtetes Leinwand-Comeback.
Sie agierte nun vermehrt in zahlreichen Fernsehproduktionen, hatte
Gastauftritte in Serien wie "Solo für O.N.K.E.L." oder "Die Leute von der Shiloh Ranch".
Joan Crawford war eine der großen Legenden, die Hollywood hervorgebracht
hat, aber auch das Produkt eines gnadenlosen Systems. Jede Bewegung des Stars in der
Öffentlichkeit wurde kontrolliert, erlaubt waren nur die Bilder des Glamours.
Andere Ikonen dieser Traum-Fabrik waren die Garbo3) und die
Dietrich3).
Doch während diese beiden ihren Mythos einfroren, ihr Alter nicht in
Filmen zeigten, hat Joan Crawford mit verbissener Energie und Mut zur
Groteske weitergefilmt. Mehr als 80 Mal stand sie vor der Kamera als
ganz junges Tanzgirl und noch als alte Frau in Horrorfilmen wie in dem
Krimi "Zirkus
des Todes"1) (1967,
Berserk!).
Am Ende blickte sie auf eine außergewöhnliche Karriere als Filmschauspielerin zurück,
die 45 Jahre umspannte. Drei Jahre vor ihrem Tod zog sie sich vollkommen
aus der Öffentlichkeit zurück.
Die Hollywoodlegende Joan Crawford starb am
13. Mai 1977 in New York City an den Folgen ihrer Krebserkrankung.
Die Urne mit den sterblichen Überresten wurde auf dem "Ferncliff Cemetery and
Mausoleum" in Hartsdale (Westchester County, New York) an der Seite
ihres letzten Ehemannes beigesetzt → Foto der Grabplatte bei knerger.de.
Hier wird als Geburtsjahr 1908 angegeben, am wahrscheinlichsten gilt jedoch 1905.
Die Leinwand-Diva war
offiziell vier Mal verheiratet: Ihre 1929 geschlossene Ehe mit
Schauspielerkollegen Douglas Fairbanks Jr.3) (1909 2000) wurde nach wenigen
Jahren 1933 geschieden. 1935 folgte die Heirat mit dem Schauspieler
Franchot Tone1)
(1905 1968), auch diese Verbindung endete nach nur vier Jahren vor dem
Scheidungsrichter. Ehemann Nummer 3 wurde am 21. Juli 1942 Phillip Terry4)
(1909 1993), ebenfalls Schauspieler von Beruf. Nach knapp vier Jahren
zerbrach auch diese Beziehung. Kurz zuvor hatte das Paar noch einen kleinen
Jungen adoptiert, der zunächst Phillip Terry Jr. hieß, später nach der
Scheidung den Namen Christopher Crawford (1943 2006) trug. Weitere Adoptivkinder waren
die Mädchen Cynthia (1947 2007) und Cathy sowie ein Junge, den die Schauspielerin zu Beginn des
Jahres 1941 adoptierte. Die leibliche Mutter erstritt jedoch die Rückgängigmachung
der Adoption nach einigen Monaten. Ob es kurz danach noch eine weitere fehlgeschlagene
Adoption gab, wird unterschiedlich beurteilt.
Joan Crawfords 1955 geschlossene Ehe mit dem Geschäftsmann Alfred Steele4) (geb. 1901) fand durch
dessen Herztod am 6. April 1959 ein jähes Ende. In einigen Quellen wird als
erster Ehemann (1923/24) der Saxophonist James Welton genannt genannt, ob Joan Crawford also
fünf Mal verheiratet war, ist somit unklar.
Joan Crwaford veröffentlichte zwei Autobiographien, "A Portrait of Joan: The Autobiography of Joan
Crawford" erschien 1962, 1971 folgte "My Way of Life".
Ihre 1939 geborene und mit 11 Monaten adoptierte Tochter Christina Crawford versuchte 1978 mit einer
Gegen-Biographie
"Mommie Dearest"1) (so musste sie ihre Mutter immer anreden) das öffentliche Image ihrer Mutter zu untergraben,
indem sie als unbeherrschte Egomanin darstellte.
Frank Perry verfilmte dieses Buch 1981 mit Faye Dunaway in der
Hauptrolle, in Deutschland erschien diese Biographie unter dem Titel
"Meine liebe Rabenmutter". Der niederländische Schauspieler Cas Enklaar
hatte unter anderem aus diesen Texten für das Amsterdamer Werktheater einen Solo-Abend
montiert (Een Avond met Joan),
der im Juli 1985 als Vorlage für einen Film von Enklaar und Regisseur Horst Königstein diente:
"Besuch bei Joan". Anfang Juli 1997 begannen die Dreharbeiten für
einen weiteren Film über die Schattenseiten des Hollywood-Glamours um Joan Crawford. Diesmal verfilmte
Horst Königstein Cas Enklaars Theaterstück als TV-Film für den Norddeutschen Rundfunk, Titel:
"Nächte mit Joan".
Heute erinnert ein "Stern" auf dem Hollywood
Boulevard"1) (Höhe 1752 Vine
Street" an die "Oscar"-Gewinnerin, welche zudem im Laufe ihrer
Karriere mit weiteren Preisen ausgezeichnet wurde → Übersicht bei
Wikipedia.
Joan Crawford etwa 1930 auf einer Fotografie
von Ruth
Harriet Louise4) (1903 1940)
Quelle: Wikimedia
Commons
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