Filmografie / Hörspiel
Aribert Wäscher wurde am 1. Dezember 1895 in Flensburg1) geboren. Nach einer Ausbildung zum Schauspieler begann er ab 1915 seine Bühnenlaufbahn in Magdeburg1) und Köln1). 1919 kam er nach Berlin an das "Kleine Theater", ein Jahr später wechselte er an das "Deutsche Theater"1) wo er bis 1923 wirkte. Danach kam er an das "Lustspielhaus"1), 1924 an die "Volksbühne"1) und über die von Victor Barnowsky1) geleiteten "Barnowsky-Bühnen" (1925 – 1926) schließlich an das "Staatstheater"1), welches bis Ende des 2. Weltkrieges seine künstlerische Heimat blieb.
"1928 war Wäscher an der Gründung des von der Schauspielerin und Kabarettistin Rosa Valetti und dem Musiker und Texter Erich Einegg1) initiierten Kabarett "Larifari" in Berlin beteiligt. 1932 beteiligte er sich am von Valeska Gert gegründeten Kabarett "Kohlkopp", ebenfalls in Berlin. Er war ab ca. 1926 rund zehn Jahre lang mit Valeska Gert liiert." notiert Wikipedia.
Nach 1945 gehörte Wäscher von 1946 bis 1950 erneut zum Ensemble des "Deutschen Theaters", spielte außerdem ab 1947 ein Jahr lang am "Renaissance-Theater"1) und trat seit 1950 bzw. 1951 unter anderem am "Schlosspark Theater"1) und am "Schillertheater"1) auf.
Im Verlaufe seiner Karriere avancierte Wäscher nicht nur auf der Bühne zu einem der bedeutendsten Charakterdarsteller Deutschlands. Sein Repertoire umfasste die schleimigen Heuchler, die öligen Gauner, die feisten Schwindler, die brutalen Erpresser und auch in komischen Rollen lauerte bei ihm meist etwas Abgründiges, Dämonisches, Bösartiges dahinter. Zu seinen herausragenden Shakespeare1)-Gestalten zählte unter anderem der Oberkämmerer Polonius in "Hamlet"1) oder der Narr in "Was Ihr wollt"1), er beeindruckte als Patriarch von Jerusalem in dem Lessing-Drama "Nathan der Weise"1) und seine Molière1)-Interpretationen wie "Der Geizige"1) und "Tartuffe"1) waren ebenso einmalig wie der Vater Schigolch in den Tragödien "Erdgeist"1) und "Die Büchse der Pandora"1) von Frank Wedekind1) die von diesem später in einem Stück mit dem Titel "Lulu. Tragödie in 5 Aufzügen mit einem Prolog" zusammengefasst wurden.
  

Aribert Wäscher als Heuchler Selicour in dem Lustspiel "Der Parasit"1)
von Louis-Benoît Picard1) (Bearbeitung Friedrich Schiller1))
am 1945 Berliner "Deutschen Theater"; Regie: Wolfgang Kühne1)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000004_012)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 06.1945
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Aribert Wäscher als Hauptdarsteller in dem Lustspiel "Der Parasit" von Louis-Benoît Picard (Bearbeitung Friedrich Schiller) 1945 am Berliner "Deutschen Theater"; Regie: Wolfgang Kühne; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000004_012); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 06.1945; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Ungeheure Popularität erlangte Wäscher durch seine meist prägnanten Nebenrollen in zahlreichen Kinoproduktionen, sein Leinwanddebüt gab er bereits 1920 in dem stummen Streifen "Das Fest der schwarzen Tulpe", gedreht von Muhsin Ertuğrul1) und Marie-Louise Droop1) nach dem Roman "La tulipe noire"1) von Alexandre Dumas1) d. Ä. Wenig später erhielte er Aufgaben in Stummfilmen von Gerhard Lamprecht1), der ihn auch in seinen Sozialdramen "Die Verrufenen"1) (1925) und "Menschen untereinander"1) (1926) besetzte. Man sah Wäscher unter anderem als Juwelier Thibault in der Komödie "Die Dame und ihr Chauffeur"1) (1928) mit Jack Trevor und Elisabeth Pinajeff in den Hauptrollen, als Bürgermeister Velkovicz in "Der fesche Husar"1) (1928) nach dem Roman "A Noszty fiú esete Tóth Marival" von Kálmán Mikszáth1) neben Ivor Novello1) als feschem Oberleutnant Ferry (Franzl) Noszty und als Professor Gollwitz in "Der Raub der Sabinerinnen"1) (1928) nach dem gleichnamigen Schwank1) von Franz und Paul von Schönthan1) mit Ralph Arthur Roberts als Theaterdirektor Emanuel Striese → Übersicht Stummfilme.
  
Doch vor allem im Tonfilm konnte Wäscher seine schauspielerische Vielseitigkeit unter Beweis stellen, nuancenreich mimte er Gauner jedweder Couleur, feiste Lebemänner oder verfettete Bürokraten. Am stärksten im Gedächtnis blieb wohl sein chinesischer Oberrichter in Gerhard Lamprechts Literaturverfilmung "Prinzessin Turandot"1) (1934) mit Willy Fritsch als Vogelhändler Kalaf und Käthe von Nagy als Prinzessin Turandot oder die Figur des Thebener Kriegsministers in der von Reinhold Schünzel in Szene gesetzten musikalischen Komödie "Amphitryon"1) (1935) mit Willy Fritsch als Jupiter/Amphitryon1). Nachhaltigen Eindruck hinterließ er zudem als der unberechenbare, misstrauische, zaristische Großgrundbesitzer Michael Iwanowitsch Murakin, Gatte von Katharina Alexandrowna (Zarah Leander), die in dem Melodram "Es war eine rauschende Ballnacht"1) (1939) ihre einstige große Liebe Peter Tschaikowsky1) (Hans Stüwe) wiedertrifft. Auch in den nachfolgenden Jahren blieb Wäscher ein vielbeschäftigter und beliebter Darsteller beim Film, so stand er unter anderem als Spezereiwarenhändler Nievergelt zusammen mit Heinz Rühmann (Schneidergeselle Wenzel) für Helmuth Käutners Adaption "Kleider machen Leute"1) (1940) nach der gleichnamigen Novelle1) von Gottfried Keller1) vor der Kamera, mimte den galanten Landgraf in dem ersten Farbfilm "Frauen sind doch bessere Diplomaten"1) (1941) an der Seite von Marika Rökk und Willy Fritsch oder als Kunsthändler Ujlenburgh den Vetter von Rembrandts Haushälterin und späteren Lebensgefährtin Hendrickje Stoffels1) (Gisela Uhlen) in dem Biopic "Rembrandt"1) (1942) mit Ewald Balser als Maler Rembrandt van Rijn1). Zu seinen letzten filmischen Arbeiten währen des Krieges zählte der Part des Dr. Bartholo, Vater des gräflichen Kammerdieners Figaro (Kurt Meisel), in dem von Oscar Fritz Schuh1) nach der Komödie "La folle journée ou Le mariage de Figaro"1) von Beaumarchais1) inszenierten Film "Ein toller Tag"1) (1945), eine Produktion, die allerdings erst Ende September 1954 zur Uraufführung gelangte. Leni Riefenstahls Berg-Melodram "Tiefland"1) nach der gleichnamigen Oper1) von Eugen d'Albert1) und dem Libretto von Rudolf Lothar1) nach dem Schauspiel "Terra baixa" von Àngel Guimerà1) mit der Regisseurin in der weiblichen Hauptrolle der feurigen Betteltänzerin Martha kam nach jahrelanger Vorbereitung (gedreht zwischen 1940 und 1944) am 11. Februar 1954 zur Uraufführung – hier war er als Camillo der findige Verwalter des herrisch- kaltherzigen und hochmütigen Don Sebastian (Bernhard Minetti).
 
Im Nachkriegsfilm zeigte sich Wäscher nicht mehr so häufig, trat beispielsweise in Robert A. Stemmles1) Satire "Berliner Ballade"1) (1948) neben  Gert Fröbe in der Rolle des Otto Normalverbraucher1) als Schieber Anton Zeithammer in Erscheinung oder wirkte mit kleineren Parts in Unterhaltungsstreifen wie "Eva im Frack"1) (1951), "Es geht nicht ohne Gisela"1) (1951) oder "Wenn die Abendglocken läuten"1) (1951) mit. Ein einziges Mal zeigte sich der Schauspieler auch in einer internationalen Kinoproduktion und überzeugte mit der Figur des Agenten Halendar neben James Mason und Claire Bloom unter der Regie von Carol Reed1) in dem britischen Politthriller "The Man Between"1) (1953, "Gefährlicher Urlaub"). Letztmalig trat Wäscher als Geldverleiher Stein in dem von Volker von Collande mit Willy Birgel und Maria Holst gedrehten melodramatischen Krimi "Ein Mann vergisst die Liebe"1) (1955) in einer Kinoproduktion in Erscheinung. Danach konzentrierte er sich in seinen letzten Lebensjahren ausschließlich auf seine Arbeit am Theater → Übersicht Tonfilme.
Neben seiner umfangreichen Arbeit für Theater und Film machte sich der Schauspieler auch als Schriftsteller und Feuilletonist einen Namen: Bereits 1939 veröffentlichte er "Gedanken nach 2 Uhr nachts", es folgten die Erzählungen "Der unzufriedene Riese" (1940), die Gedichtbände "Unter den Sternen" (1947), "Ich mach mir meinen Vers" (1956) und "Zuhaus im lieben Leben" (1957), seine Glossen und Betrachtungen "Das ist das Schöne an den Frauen" erschienen 1951. Außerdem stammen die Bühnenstücke "Götter unter sich" (1930) und "Die zärtliche Gattin" aus seiner Feder.
Verschiedentlich betätigte er sich zudem als Sprecher an Hörfunk-Produktionen, bereits Mitte der 1920er Jahre wirkte er in Live-Sendungen der Berliner "Funk-Stunde AG"1) mit; die bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen mit Aribert Wäscher findet man hier.
  

Aribert Wäscher mit der Titelrolle des reichen Kaufmanns Volpone in
der Komödie "Volpone"1) von Ben Jonson1) in der
freien Bearbeitung von Stefan Zweig1)
am Berliner "Deutschen Theater"; Regie: Willi Schmidt1)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000665_033)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 1948
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Aribert Wäscher mit der Titelrolle des reichen Kaufmanns Volpone in der Komödie "Volpone" von Ben Jonson in der freien Bearbeitung von Stefan Zweig am Berliner "Deutschen Theater"; Regie: Willi Schmidt; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000665_033); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 1948; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Aribert Wäscher als Theobald Maske in dem Lustspiel "Die Hose" von Carl Sternheim, 1947 an den Berliner "Kammerspielen"; Regie: Willi Schmidt; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000583_011); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 06.1947; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Aribert Wäscher, dessen Leistungen 1955 mit dem "Bundesverdienstkreuz 1. Klasse"1) gewürdigt worden waren, starb am 14. Dezember 1961 nach langer schwerer Krankheit im Alter von 66 Jahren in Berlin, nachdem er schon zwei Jahre lang nicht mehr hatte auftreten können. Zum letzten Male sahen die Berliner den Charakterschauspieler in dem Stück "Unter dem Milchwald" nach dem gleichnamigen Hörspiel1) von Dylan Thomas1) auf der Bühne des Berliner "Schillertheaters": Schon ein todkranker Mann, sein Leiden erlaubte ihm das Stehen nicht mehr, und seine Rolle war stumm. Das Dunkel des Bühnenbildes ließ ihn kaum erkennbar werden, aber seine Leidenschaft zum Theaterspielen war so unbändig, dass er sich auch damit begnügte, wenn er nur überhaupt auf der Bühne sein durfte.
 
Aribert Wäscher war seit 1954 mit der Schauspielerin Gudrun Genest (1914 – 2013) verheiratet; aus einer früheren Verbindung ging Sohn gleichen Namens Aribert Wäscher hervor.
Die letzte Ruhe fand der Schauspieler auf dem Städtischen "Friedhof Dahlem"1), hier wurde später auch Gudrun Genest beigesetzt → Foto der Grabstelle bei knerger.de sowie Wikimedia Commons
  
Aribert Wäscher als Theobald Maske in dem Lustspiel "Die Hose"1)
von Carl Sternheim1), 1947 an den "Kammerspielen" des "Deutschen Theaters"
in Berlin; Regie: Willi Schmidt1)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000583_011)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 06.1947
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Siehe auch cyranos.ch, Wikipedia, filmportal.de
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia
  
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Databasen sowie
filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung,
geschichtewiki.wien.gv.at, krimilexikon.de; R = Regie)
Stummfilme Tonfilme
Hörspielproduktionen
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
Sendungen der Berliner "Funk-Stunde AG" (Live-Sendung ohne Aufzeichnung; Regie: Alfred Braun) Nackriegsproduktionen
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