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Die Tänzerin, Schauspielerin und Pantomimin Valeska Gert wurde am 11. Januar 1892 als Gertrude Valeska Samosch
in Berlin1)
geboren, Die älteste Tochter des Berliner Kaufmanns Theodor Samosch – er besaß eine Fabrik für Blumen und
Federn – und dessen Ehefrau Augusta, erhielt bereits ab ihrem
siebten Lebensjahr auf Wunsch ihrer Mutter Tanzunterricht. Als junges
Mädchen ließ sie sich 1915/16 gegen den Willen ihrer Eltern von
der zwischen 1910 und 1918 mit Theater-Legende Alexander Moissi verheirateten Schauspielerin Maria Moissi1)
an deren renommierten Berliner Schauspielschule sowie von Alfred Breiderhoff1)
ausbilden, debütierte im Februar 1916 als Tänzerin. Wenig später erhielt sie ein Engagement an den
"Münchner Kammerspielen"1) und im Jahr darauf konnte sie bereits große Erfolge
als Solotänzerin in Berlin und München verzeichnen.
In den Jahren des ersten Weltkriegs trat sie mit Solotänzen innerhalb einer
Aufführung einer Tanzschule auf und kreierte als Erste Tanzsatiren, eine
Mixtur aus Pantomime, Tanz und Kabarett; bereits 1917/18 war sie am
"Deutschen Theater"1) in Berlin engagiert. Rasch machte sie sich mit
ihren revolutionierenden Tänzen einen Namen, schockierte die sogenannte
"gute Gesellschaft", avancierte zur ersten deutschen Tänzerin von
internationalem Format.
Valeska Gert ca. 1923–1925 in "Tod",
fotografiert von Suse Byk1) (1884 – 1943)
Quelle: cyranos.ch;
siehe auch Wikimedia Commons;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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"Boxen", "Nervosität",
"Kupplerin" oder "Canaille" betitelte
sie ihre exzentrischen Tanz-Pantomimen, die sie zu einer "femme
scandaleuse" in den wilden 1920er Jahren werden ließ. "Ihr für eine Tänzerin unkonventionelles Aussehen nutzte sie, um so unterschiedliche Tanzthemen wie beispielsweise
"Gruß aus dem Mumienkeller", "Spreewälder Amme" oder
"Opus 1, Komposition auf ausgeleiertem Klavier" in großer Selbstdistanz performativ umzusetzen. Sie realisierte in den 1920er Jahren auch radikalere Tänze wie den
"Tod": ein Tanz über die letzten Atemzüge eines Menschen, der beinahe aus Bewegungslosigkeit besteht und in seiner Radikalität einzigartig im Modernen Tanz oder der Performance der Zeit war."
(Quelle: Wikipedia)
"Weil
ich den Bürger nicht liebte, tanzte ich die von ihm Verachteten, Dirnen,
Kupplerinnen, Ausgeglitschte.", sagte sie später einmal. Der
Schriftsteller Kurt Tucholsky1)
bezeichnete ihr Menuett als das "Skelett von Potsdam", auf Wunsch
von Bertolt Brecht1)
tanzte sie in den "Münchner Kammerspielen" zu Orgelmusik. 1929/30 traf
sie in Moskau während einer Russland-Tournee den Regisseur Sergej Eisenstein1),
mit dem sie später eng befreundet war, auch dieser zeigte sich von ihrer
Kunst tief beeindruckt. Schwarzgekleidet, mit glühenden Augen, Strichmund
und Raubvogelnase, war sie eine Mischung aus Vampir und weiblichem Boris Karloff.
Als Tänzerin ekstatisch, im Film mitunter ein radikaler Gegenentwurf zum
Guten, Wahren, Schönen, gehörten ihre Gestalten vor allem der morbiden,
dekadenten Unterschicht der Gesellschaft an.
Valeska Gert, fotografiert von Alexander
Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: virtual-history.com;
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siehe hier
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So schrieb die
Sportillustrierte "Sport
im Bild"1) (Nr. 2, 1920): "Wenn eine Tänzerin Ausdruck von
Stimmung und Verhältnis einer Zeit sein kann, und das kann sie, wenn auch
nur in dem Maße, daß sie mit ihrer Kunst ganz von der Zeit zu einem
bestimmten Typ geschaffen ist… Valeska Gert. Sie tanzt die Ungeborenheit
heutiger Tage, das Wilde, Fanatische und die übertriebene Sensitivität.
Sie liebt und haßt in Extremen." → anno.onb.ac.at "Gert kreierte zudem eine radikal reduzierte Form des Theaters: Nachdem sie im Vorprogramm den zweiten abstrakten Film von
Walter Ruttmann1) uraufgeführt hatte, zeigte sie am 23. April 1923 eine revolutionäre
"Salome"1)-Inszenierung in der Berliner
"Tribüne"1), für die sie den Text von
Oscar Wilde1) stark gekürzt hatte, auf ein Bühnenbild verzichtete und selbst die Hauptrolle zu
"dem rhythmischen, brünstigen Geheul einiger Frauen hinter der Bühne" spielte und tanzte.
Ihre Anforderungen an zeitgenössischen Tanz, Film und Theater formulierte Gert in Zeitungsartikeln. Und 1931 forderte sie in ihrem ersten Buch
"Mein Weg eine Geräuschmusik" und das Cut-up1)-Verfahren, bevor es Tonbänder gab, sowie eine Vokalmusik, die nur aus Geräuschen des Kehlkopfs besteht."
(Quelle: Wikipedia)
Valeska Gert 1928 in einer Tanzpose als Clown
fotografiert von Suse Byk1) (1884 – 1943)
Quelle: Wikimedia Commons
von lapetitemelancolie.net;
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siehe hier
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Das noch junge Medium Film nutzte ihre spezielle körperliche
Darstellungsweise, ihr Leinwanddebüt gab sie mit der Figur des
Elfen Puck in dem als "Ein heiteres Fastnachtsspiel" untertitelten
Streifen "Ein
Sommernachtstraum"1) (1925),
in Szene gesetzt von Hans Neumann1) lose nach der gleichnamigen
Komödie1) von William Shakespeare1) mit unter anderem
Theodor Becker
(Theseus1)),
Ruth Weyher (Hippolyta1)),
Hans Albers
(Demetrius), Werner Krauß
(Zettel) und Alexander Granach (Waldschrat).
"In die Inszenierung eingeflochten sind modernistische wie auch parodistische Elemente, so verwendet
Oberon1) –- hier eine Frau
(Tamara Geva) – ein Telefon, auch der
Sieg des Theseus über die Amazonen wird in einer turbulenten Schlachtenszene
dargestellt." notiert filmportal.de. In
dem von Georg Wilhelm Pabst1) nach dem Roman
von Hugo Bettauer1) gedrehten Stummfilmklassiker "Die freudlose
Gasse"1) (1925) mimte sie an
der Seite von Stars wie Asta Nielsen,
Greta Garbo
oder Werner Krauß die "schmierige" Nachtklub-Betreiberin
bzw. Kupplerin Frau Greifer, war für Regisseur Henrik Galeen1)
in der nach dem Schauerroman "Alraune.
Die Geschichte eines lebenden Wesens"1) von Hanns Heinz Ewers1)
mit Brigitte Helm als Alraune und Paul Wegener als
deren "Schöpfer" Prof. ten Brinken
realisierten Adaption "Alraune"1) (1927)
ein Straßenmädchen.
Valeska Gert, fotografiert von Alexander
Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: virtual-history.com;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
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Zu nennen ist auch die deutsch-französische
Produktion bzw. Literaturverfilmung "Nana"1) (1926),
inszeniert von Jean Renoir1) nach
dem gleichnamigen
Roman1) von Émile Zola1) mit
Catherine Hessling1) in der Titelrolle der
ambitionierten Schauspielerin Nana und ihrem Part von deren Kammerzofe Zoë.
Bei dem stummen Experimentalfilm
"Der Tod" (1929; Regie: Carl
Koch1)) handelte es sich um die
filmische Aufzeichnung ihres Tanzes "Tod", von Regisseur Carl Junghans entstand
die Co-Produktion (Deutschland/Tschechoslowakei)
"So
ist das Leben"1) (1929,
"Takový je život") mit Wera Baranowskaja1) in der Hauptrolle einer
alten Wäscherin bzw. Ehefrau des arbeitslosen Trinkers und ehemaligen
Kohle-Arbeiters (Theodor Pištěk; 1895–1960), in der Valeska Gert als
dessen Geliebte bzw. Animier-Kellnerin in Erscheinung trat. Einmal mehr
stand sie für Georg Wilhelm Pabst vor der Kamera, der mit "Tagebuch einer
Verlorenen"1) (1929) den gleichnamigen
Roman1) von Margarete Böhme1)1) mit
Louise Brooks als Titelheldin Thymian auf die Leinwand bannte – hier
brillierte sie als Ehefrau des Direktors der Erziehungsanstalt für
gefallene Mädchen (Andrews Engelmann) bzw. strenge,
sadistische Anstaltsleiterin. "Es sind vor allem die Szenen mit
Valeska Gert, die dem Zuschauer im Gedächtnis haften bleiben: Während sie
ihre leicht bekleideten Schutzbefohlenen zu Turnübungen animiert, treibt
sie sich durch das Schlagen eines Gongs in eine Schrecken erregende Ekstase,
die in einem veritablen Orgasmus mündet." vermerkt Wikipedia. Ihre letzte Arbeit für den Stummfilm war die semi-dokumentarische
Geschichte bzw. die Collage aus dokumentarischen Aufnahmen und
improvisierten Spielfilmszenen"Menschen am
Sonntag"1) (1930) von Robert Siodmak1),
Rochus Gliese1) (erste Drehtage)
und Edgar G. Ulmer1) (eine Woche) nach einem
Drehbuch (vornehmlich) von Billy Wilder1) mit einem
Gastauftritt – Valeska Gert
posierte für einem Porträtfotografen am Wannsee, bis nach wenigen Sekunden
das bewegte Bild einfriert. (Quelle: arsenal-berlin.de).
→ Übersicht Stummfilme.
Ihren ersten Tonfilm drehte Valeska Gert ebenfalls mit Georg Wilhelm Pabst,
herausragend war hier ihre Darstellung der Mrs. Peachum, Ehefrau des
"Bettlerkönigs" Peachum (Fritz Rasp) und
Eltern von Polly (Carola Neher), in dessen
ersten Verfilmung "Die Dreigroschenoper"1) (1931)
frei nach dem gleichnamigen
Bühnenwerk1) von Bertolt Brecht/Kurt Weill1) mit
Rudolf Forster als Mackie Messer.
Nach der so genannten "Machtergreifung"1) der
Nationalsozialisten ging die von den Nazis als "entartet"
diffamierte Künstlerin mit jüdischen Wurzel
1933 zunächst nach Frankreich, später nach Großbritannien, wo sie
als Tänzerin an verschiedenen Londoner Theatern auftrat und zudem eine Rolle in dem
von Alberto Cavalcanti1) gedrehten
Kurz-Spielfilm "Pett and Pott: A Fairy Story of the
Suburbs" (1934) übernahm. "Der Film des britischen "General Post
Office"1) stellt anhand der Nachbarsfamilien
Pett und Pott die Vorzüge eines Telefonanschlusses heraus. Während Mrs. Pett (Marjorie Fone) bereits eifrig davon
Gebrauch macht, um den Haushalt besser zu organisieren, hat sich Familie Pott für ein Dienstmädchen (Valeska Gert)
entschieden. Eine Entscheidung, die sie bald bereuen wird." kann man
bei arsenal-berlin.de
lesen.
Am 23. November 1935 wurde sie auf Grund der Nazi-Rassengesetze1) von ihrem ersten
Ehemann, dem Arzt Helmuth von Krause (1893 – 1980) und Sohn
des Juristen Paul von Krause1) geschieden,
den sie am 28. März 1918 geheiratet hatte. Ein Jahr später ehelichte sie
den homosexuellen Schriftsteller und Kulturmanager Robin Hay Anderson, um die britische Staatsbürgerschaft zu
erlangen; dieser hatte zwischen 1936 und 1938 ihre Solo-Auftritte
organisiert. Anfang 1939 emigrierte Valeska Gert in die USA,
wo sie sich zunächst als Tellerwäscherin und Aktmodell über Wasser hielt,
da sie ihrem bisherigen Beruf kaum Arbeit fand. "Sie engagierte als
Klavierbegleiter für Probeauftritte zeitweilig den 17-jährigen Georg Kreisler1),
was aber zu keinem Engagement führte. Im Sommer 1940 war Gert einige
Wochen oder Monate lang in Provincetown1)
als Aktmodell tätig. Im Sommer 1940 trat sie mehrfach im Hafenlokal
"White Whale" in Provincetown auf." notiert Wikipedia. Seit
Ende 1941 betrieb sie im New Yorker Stadtteil Greenwich
Village1) das Kellerkabarett
"Beggar Bar", eine Mischung aus Kabarett und einfachem Restaurant-
"Dort traten neben Valeska Gert selbst unterschiedliche, teils
ebenfalls eingewanderte Künstler auf, unter anderem Kadidja Wedekind1)
mit Rezitationen der Gedichte ihres Vaters Frank Wedekind1).
Einer ihrer Kellner war der später als Dramatiker weltberühmt gewordene Tennessee Williams1),
der hier auch eigene Gedichte vortrug. An der Garderobe arbeitete die
später durch das "Living Theatre"1)
berühmte Judith Malina1).
Zeitweise galt die "Beggar's Bar" als besonderer Tipp und wurde
von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten besucht. In Gerts Lokal galt
zudem keine Rassentrennung. Im Frühling 1945 musste Gert ihr Kabarett
wegen behördlicher Auflagen schließen."2)
Kurze Zeit später eröffnete sie für kurze Zeit in Provincetown das
Kabarett "Valeska's", kehrte dann im März 1947 nach Europa
zurück.
Zunächst ging Valeska Gert nach Frankreich, später in die Schweiz, betrieb
in Zürich das "Café Valeska und ihr Küchenpersonal" und kam
dann schließlich am 17. Februar 1949 wieder nach Berlin, wo sie
zunächst das Kabarett "Bei Valeska" und im Folgejahr "Die
Hexenküche" eröffnete – der junge
Klaus Kinski
rezitierte hier zum ersten Mal Texte des spätmittelalterlichen,
französischen Dichters François Villon1).
"Sie selbst spielte in der "Hexenküche" die für ihre
Grausamkeit berüchtigte KZ-Kommandeuse Ilse Koch1),
Ehefrau des Lagerkommandanten des KZ Buchenwald1)
Karl Otto Koch1),
die 1949 zu 16 Jahren Haft verurteilt wurde."2)
1951 ließ sich Valeska Gert in Kampen1)
auf der Nordsee-Insel Sylt1)
nieder, wo sie seit 1932 ein Haus besaß, und eröffnete dort am
2. Juli 1951 die Nachtbar "Ziegenstall", in der sie ihre
makabren Lieder vor einem meist bizarres Publikum sang. An den Wänden des
künstlerisch gestalteten "Ziegenstalls" war zu lesen "Die
Gäste sind wie die Ziegen, sie werden gemolken und meckern!" Viele
Jahre lebte Valeska Gert in den Sommermonaten auf Sylt, bevor sie ihre
Berliner Wohnung aufgab und sich ganz auf die Insel zurückzog.
Im Film feierte Valeska Gert ab Mitte der 1960er Jahre ein kleines
Comeback: Der berühmte italienische Filmregisseur Federico
Fellini1) besetzte sie neben seiner
Protagonistin Giulietta Masina
in seinem Fantasyfilm "Julia und die Geister"1) (1965,
"Giulietta degli spiriti") und ließ sie als das viel gefragte
Medium Pijma (Bhishma) auftreten, ein weißhaariges Orakel, das "das
Geheimnis beider Geschlechter" verkörpert und Julia in der Badewanne
sitzend im Kamasutra1)
unterweist: "Die Liebe ist eine Religion."3)
Rainer Werner Fassbinder1)
gab ihr die kleine Rolle der unerwünschten "Oma" (mit
rotgefärbten Haaren und hochgestecktem Dutt"3))
im dritten Teil "Franz
und Ernst"4) des TV-Fünfteilers
"Acht Stunden sind kein
Tag"1) (1972), in der von
(Regie) und mit Ulrike Ottinger1)
und Tabea Blumenschein1)
nach einer Vorlage von Guillaume Apollinaire1)
gedrehten experimentellen Kinofilm-Collage "Die Betörung der blauen
Matrosen"1) (1975) zeigte sie
sich als "der alte Vogel". Ein kleiner, letzter Höhepunkt ihrer
späten Aktivitäten vor der Kamera war sicherlich die Figur der verrückten
Aristokratin Tante Praskovia in dem von Volker Schlöndorff1)
nach dem Roman "Le Coup de Grâce"1)
von Marguerite Yourcenar1)
gedrehten Drama "Der Fangschuss"1) (1976),
mit dem der Liebeskonflikt zwischen einer leidenschaftlichen jungen Adligen Margarethe von Trotta1))
und einem gefühlskalten preußischen Offizier (Matthias Habich)
vor dem Hintergrund des Bürgerkrieges 1919 im Baltikum1)
(→ Deutsche Legion)
erzählt wurde. Schlöndorff widmete der ehemaligen exzentrischen Tänzerin
1977 eine einstündige, bemerkenswerte Dokumentation unter dem Titel
"Nur zum
Spaß – Nur zum Spiel"4)
mit dem Untertitel "Kaleidoskop Valeska Gert" → schloendorff.deutsches-filminstitut.de.
"Für seinen Porträtfilm besuchte Volker Schlöndorff zusammen
mit Kameramann Michael Ballhaus1)
Valeska Gert in Kampen auf Sylt und interviewte sie in ihrem Nachtlokal
"Ziegenstall". Dort zeigt sie noch einmal eine Nummer aus der Zeit
ihres Kabaretts "Hexenküche" und gibt Ilse Koch1),
die "Kommandeuse" des "KZ Buchenwald"1).
Der Film enthält seltenes Archivmaterial, unter anderem Ausschnitte aus
kurzen Tanzfilmen mit Valeska Gert aus den 1920er Jahren. (Quelle:
arsenal-berlin.de)
→ Übersicht Tonfilme
Valeska Gert, die 1970 mit dem "Filmband in Gold"1)
für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film"
ausgezeichnet worden war, starb – von den Medien wenig
beachtet – (vermutlich) am 16. März 1978 (zwischen
dem 15. und 18. 03.1978) im Alter von 86 Jahren in ihrem Haus in Kampen1)
auf Sylt. Am 18. März 1978 machen sich Nachbarn und
Bekannte Sorgen, weil Valeska Gert seit vier Tagen nicht mehr gesehen wurde.
Als die Haustür in Gegenwart der Polizei gewaltsam geöffnet wird, ist Gert bereits tot.2)
Die letzte Ruhe fand die einst gefeierte Tänzerin und Schauspielerin auf
dem Berliner "Friedhof
Ruhleben"1) (Am Hain in einem
Ehrengrab1) des Landes Berlin
(Feld XVI–175) → Foto der Grabstelle bei
Wikimedia
Commons sowie knerger.de.
Bei Wikipedia kann man lesen: "Valeska Gert wurde in ihrer Geburts- und
Lieblingsstadt Berlin beerdigt, wo sie auch nach ihrer Remigration noch
lange Zeit (parallel zu Sylt) eine Wohnung hatte. Sie durfte auf dem
"Friedhof Ruhleben" (Am Hain) in (West)-Berlin nicht wunschgemäß
in einem "knallroten Sarg" bestattet werden, doch war der Sarg mit
einem roten Tuch bedeckt. Der schwarze Grabstein trägt ihren Namen als
Autogramm in Pink."
Ihre ersten Erinnerungen veröffentlichte die Künstlerin 1930 unter dem
Titel "Mein Weg", 1950 folgte "Die Bettlerbar von New
York", 1968 "Ich bin eine Hexe – Kaleidoskop
meines Lebens", welches inzwischen auch als Hörbuch mit wenigen
Originalaufnahmen auf den Markt kam; 1973 erschien das Buch "Katze
von Kampen". Bereits 1913/14 hatte Valeska Gert in in der
Mode-Zeitschrift "Elegante Welt" eigene Texte veröffentlicht, in
den 1920er Jahren publizierte sie Artikel in Zeitschriften wie "Die
Weltbühne"1) und "Berliner Tageblatt"1).
Von Dr. Frank-Manuel
Peter1), unter anderem seit 1986 Leiter
des "Deutschen Tanzarchivs Köln"1),
erschien 1985 das Buch "Valeska Gert. Tänzerin,
Schauspielerin, Kabarettistin. Eine dokumentarische Biographie" mit
einem Vorwort von Volker Schlöndorff1).
→ mehr Literatur bei Wikipedia.
Im Archiv der Berliner "Akademie der Künste"1)
befindet sich durch Vermittlung ihres Biographen von der Erbengemeinschaft
ihr schriftlicher Nachlass im "Valeska-Gert-Archiv" mit epischen,
lyrischen und dramatischen Manuskripten, Tanzfotos (besonders nach 1945),
biografische Unterlagen sowie Korrespondenz in Einzelstücken (vorwiegend
nach 1945) unter anderem mit dem Theater-Mann Boleslaw Barlog1),
Journalist Werner Höfer,
Dichterin Mascha Kaléko1),
Regisseur/Drehbuchautor Pierre Philippe (1931 – 2001) und
dem Filmemacher Volker Schlöndorff1)
→
archiv.adk.de.
Bemerkenswerte Dokumente besitzen auch die "Theaterwissenschaftliche
Sammlung der Universität zu Köln"1)
sowie das "Deutsche Tanzarchiv Köln", wo man auch ein
(vorläufiges) Werkverzeichnis findet → online
bzw. Wikipedia.
Zu nennen ist weiterhin unter anderem das "Theatermuseum
Düsseldorf"1). in dem sich
Unterlagen befinden, mit denen ihre Auftritte am "Düsseldorfer Schauspielhaus"1)
dokumentiert werden. Seit 28. Oktober 2004 erinnert ein
"Stern der Satire" auf dem Mainzer "Walk of Fame des Kabaretts"1)
an Valeska Gert → Foto bei Wikimedia Commons.
Seit dem 16. November 2006 trägt im Berliner Stadtteil Friedrichshain1)
die "Valeska-Gert-Straße" ihren Namen, in ihrer Wahlheimat Kampen
auf Sylt gibt es seit 2023 den "Valeska-Gert-Weg". Auf dem
Kampener "Kunst- und Kulturpfad" wurde zudem bereits im
Sommer 2008 eine "Valeska-Gert-Stele" mit dem bekannten Zitat
"Ich will leben, auch wenn ich tot bin." aufgestellt → www.kampen.de.
Darüber hinaus werden seit Ende der 1970er Jahre immer wieder
Ausstellungen über die legendäre, avantgardistische
"Grotesktänzerin" präsentiert, das "Sylt
Museum"1) in Keitum1),
auch bekannt als "Heimatmuseum", zeigt seit 2012 in einer
eigenen Abteilung eine Dauerausstellung und stellt das Flair der skurrilen
Kabarett-Bar "Ziegenstall" im Obergeschoss nach → mehr
zu Ausstellungen bei Wikipedia.
Zu erwähnen ist die "Valeska-Gert-Gastprofessur", die seit dem Wintersemester 2006/2007
am "Institut für Theaterwissenschaft" der "Freien
Universität Berlin"1) besteht → geisteswissenschaften.fu-berlin.de.
Valeska Gert 1918 in "Tanz in Orange"
Urheber: Atelier Leopold, München
Quelle: Wikimedia
Commons von www,flickr.com
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Filme
Stummfilme / Tonfilme/Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de; R = Regie, P =
Produktion))
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Stummfilme
Tonfilme/Fernsehen
- 1931: Die
Dreigroschenoper (frei nach dem gleichnamigen
Bühnenstück von Bertolt
Brecht/Kurt
Weill;
R: Georg
Wilhelm Pabst; mit Rudolf
Forster als Mackie Messer; als Frau Peachum, Ehefrau des
"Bettlerkönigs"
Peachum (Fritz
Rasp), Eltern von Polly (Carola
Neher)) → filmportal.de,
cyranos.ch
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Szenenfotos mit Fritz Rasp als "Bettlerkönig" Jonathan Jeremiah Peachum
und Valeska Gert als Frau Peachum in "Die 3 Groschen-Oper" (1931)
Quelle: cyranos.ch
bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich; mit freundlicher Genehmigung
von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich) © Praesens-Film AG |
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- 1934: Pett and Pott. A Fairy Story of the Suburbs
(Kurz-Spielfilm; P: Großbritannien; R: Alberto
Cavalcanti;
als Dienstmädchen; Kurzinfo: Der Film des britischen
"General Post Office" stellt anhand der Nachbarsfamilien
Pett und Pott die Vorzüge eines Telefonanschlusses heraus. Während Mrs. Pett
(Marjorie Fone) bereits eifrig davon
Gebrauch macht, um den Haushalt besser zu organisieren, hat sich Familie Pott für ein Dienstmädchen (Valeska Gert)
entschieden. Eine Entscheidung, die sie bald bereuen wird. (Quelle: arsenal-berlin.de))
→ Wikipedia (englisch),
IMDb
- 1965: Julia
und die Geister / Giulietta degli spiriti (P:
Italien/Frankreich; R: Federico
Fellini; mit Giulietta
Masina
Giulietta Boldrini; als das viel gefragte Medium Pijma (Bhishma), ein weißhaariges Orakel, das
"das Geheimnis beider
Geschlechter" verkörpert und Julia in der Badewanne sitzend im
Kamasutra unterweist:
"Die Liebe ist eine Religion.")
→ filmportal.de,
kino-zeit.de,
dieterwunderlich.de
- 1966: Die gute Dame / La bonne Dame (P: Frankreich;
Kurz-Spielfilm; R: Pierre Philippe (1931–2001); als "die
gute Dame":
Kurzinfo: Eine freundliche alte Dame ist nicht das, was sie zu sein scheint. Die Pariserin vermietet ein Zimmer an einen jungen
Studenten (Constantin Andrieu) und ermordet ihren attraktiven jungen Untermieter.)
→ IMDb
- 1973: Acht
Stunden sind kein Tag (TV-Fünfteiler von (Regie/Drehbuch) Rainer
Werner Fassbinder; Gastauftritt
in Teil 3 "Franz und Ernst"
als unerwünschte "Oma" (mit rotgefärbten Haaren und hochgestecktem Dutt"))
- 1975: Die
Betörung der blauen Matrosen (experimentelle,
filmische Collage nach einer Vorlage von Guillaume Apollinaire;
R: Ulrike Ottinger (auch Darstellerin der Nymphe der deutschen
Romantik), Tabea Blumenschein
(auch Darstellerin
der Sirene,
des Hawaii-Mädchens, des jungen Vogels und eines Matrosen; als der alte Vogel) → filmportal.de
- 1976: Der
Fangschuß / Le Coup deGrâce (P:
Deutschland/Frankreich; nach dem Roman "Le
Coup de Grâce" von
Marguerite
Yourcenar; R: Volker
Schlöndorff; als Tante Praskovia, die ihre
"Ballerinnerungen einer Aristokratin"
erzählz) → filmportal.de
- 1977: Nur zum Spaß, nur zum Spiel – Kaleidoskop Valeska
Gert (Dokumentarfilm; Kurzinfo: Für seinen Porträtfilm besuchte
Volker Schlöndorff zusammen mit Kameramann Michael Ballhaus Valeska Gert
in Kampen
auf Sylt und interviewte sie in
ihrem Nachtlokal "Ziegenstall". Dort zeigt sie noch einmal eine Nummer aus der Zeit ihres Kabaretts
"Hexenküche" und gibt
Ilse Koch, die "Kommandeuse" des "KZ
Buchenwald". Der Film enthält seltenes Archivmaterial,
unter anderem Ausschnitte
aus kurzen Tanzfilmen mit Valeska Gert aus den 1920er Jahren. (Quelle:
arsenal-berlin.de))
→ schloendorff.deutsches-filminstitut.de
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