Der Stummfilmstar Mary Louise Brooks wurde am 14. November 1906 in Cherryvale (Kansas1)) als zweites von vier Kindern geboren. Ihr Vater, Leonard  Brooks, war ein wohlhabender Anwalt, der mit ihrer wesentlich jüngeren Mutter Myra (Rude) Brooks verheiratet war. Mutter Myra hatte wenig Interesse daran, Hausfrau zu spielen und widmete sich vielmehr ihrem Faible für Kunst im weitesten Sinne. Schon als kleines Kind trat Louise bei kleineren Veranstaltungen mit Tanzeinlagen auf, später erhielt sie professionellen Unterricht und stand als 11-Jährige im "Cherryvale Opera House" auf der Bühne. 
Louise Brooks vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle:  www.flickr.com; Ross-Karte Nr. 4252/1; Lizenz: gemeinfrei Nach dem Umzug der Familie nach Wichita1) besuchte sie kurz die dortige High School, und wurde dann 1922 jüngstes Mitglied der "Denishawn Dance Company" in New York City1), einer der führenden modernen Tanztruppen Amerikas jener Zeit. Sie tourte durch die USA und Kanada und wurde rasch zum Star. 1924 gab sie ihr Broadway1)-Debüt bei "George White's Scandals", erhielt dann ein Engagement in der Jahresrevue "Ziegfeld Follies"1); etwa zeitgleich begann ihre Filmkarriere. 1925 erhielt sie einen Fünf-Jahresvertrag von den "Paramount Studios"1) und eine erste kleine Rolle in dem von Herbert Brenon1) in Szene gesetzten Krimi-Melodram "The Street of Forgotten Men". In den folgenden Jahren avancierte Brooks mit Hauptrollen vor allem in modernen Lustspielen jener Zeit zu einer populären Darstellerin auf der Leinwand, mimte meist selbstbewusste, unabhängige junge Frauen und machte als eine der bekanntesten so genannten "Flapper"1) sowie schillernde Persönlichkeit der 1920er Jahre von sich reden. Man erlebte "Brooksie", wie sie liebevoll genannt wurde, unter anderem 1928 in William A. Wellmans1) dramatischem Abenteuerstreifen "Beggars of Life" ("Bettler des Lebens") nach der Autobiografie des Vagabunden und Schriftsteller Jim Tully (1886 – 1947) bzw. dem Theaterstück "Outside Looking In" (dt. "Zaungäste") von Maxwell Anderson1) neben Wallace Beery1) und Richard Arlen1) oder unter der Regie von Howard Hawks1) in der Seemanns-Komödie "A Girl in Every Port"1) ("Blaue Jungs – blonde Mädchen") mit Victor McLaglen1) und Robert Armstrong1), wo sie die Französin Marie alias "Mlle. Godivah" mimte.

Foto: Louise Brooks vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle:  www.flickr.com; Ross-Karte Nr. 4252/1
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Durch diesen Streifen wurde Regisseur Georg Wilhelm Pabst1) auf sie aufmerksam, holte die charismatische Amerikanerin auf dem Höhepunkt ihrer US-Karriere nach Berlin und besetzte die nur 1,57 m große Mimin als männermordenden Vamp "Lulu" in "Die Büchse der Pandora"1) (1929) an der Seite von Fritz Kortner und Franz Lederer. Das expressionistische Drama, welches lose auf den Theaterstücken "Erdgeist"1) und "Die Büchse der Pandora"1) von Frank Wedekind1) basierte und durch seine Freizügigkeit Aufsehen erregte, hat inzwischen Filmgeschichte geschrieben. "Mit diesem Film festigte Pabst seinen Ruf als scharfsinniger Psychologe und als Meister des Bildes und der Montage; Louise Brooks gelang mit ihrer tänzerischen Verkörperung der arglosen Verführerin ein ikonischer Auftritt." notiert filmdienst.de. Eine weitere Zusammenarbeit ergab sich mit der Literaturverfilmung "Das Tagebuch einer Verlorenen"1)  (1929) nach dem gleichnamigen Roman1) von Margarete Böhme1). Hier zeigte sie sich als Marie, genannt "Thymian", frühreife Tochter des Apothekers Robert Henning (Josef Rovenský1)), die von Hennings Provisor Meinert (Fritz Rasp) geschwängert wird und nach der Geburt des Kindes von den Eltern in ein Erziehungsheim gesteckt wird … Nicht zuletzt durch diese Produktion, wurde Louise Brooks mit ihrem schwarzen Bubikopf, deren Erfinderin sie sein soll, auch in Deutschland zu einer der Ikonen des Stummfilms. Millionen von Frauen kopierten ihre Haarfrisur, die zu ihrem Markenzeichen und zum Ausdruck des neuen Freiheitsgefühls der 1920er Jahre wurde → Übersicht Stummfilme.

Louise Brooks, in den 1920er Jahren fotografiert
von John de Mirjian (1896 – 1928) → Wikipedia (englisch)
Quelle: Wikimedia Commons
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Louise Brooks, in den 1920er Jahren fotografiert von John de Mirjian (1896–1928); Quelle: Wikimedia Commons: Lizenz: gemeinfrei
1930 kehrte die Schauspielerin in die USA zurück, nachdem sie unter der Regie von Augusto Genina1) noch für die französische Produktion "Prix de beauté" (1930, "Preis der Schönheit"/"Miss Europa") vor der Kamera gestanden hatte; der als Stummfilm begonnene Streifen wurde zum Tonfilm umgearbeitet. In den USA übernahm Louise Brooks dann nur noch wenige Aufgaben für den Film, konnte mit Streifen wie "It Pays to Advertise" (1931), "God's Gift to Women" (1931) und "Windy Riley Goes Hollywood" (1931) nicht mehr an ihre früheren Erfolge anknüpfen. Dann endete ihr Vertrag mit der "Paramount", nachdem es zu Differenzen gekommen war, nicht zuletzt weil sich der selbstbewusste Star den Regeln der Hollywood-Bosse nicht unterwerfen wollte.
Sie arbeitete als Tänzerin in Night Clubs, trat hin und wieder in Rundfunksendungen auf, hielt sich auch als Verkäuferin über Wasser. Ab Mitte der 1930er Jahre tauchte sie dann noch einmal mit kleineren Rollen in Filmen wie "Empty Saddles" (1936), "When You're in Love" (1937) und zuletzt in dem von George Sherman1) mit John Wayne gedrehten B-Western "Overland Stage Raiders" (1938, "Gold in den Wolken") auf, danach war ihre Filmkarriere endgültig beendet  → Übersicht Tonfilme.
1943 erhielt Louise Brooks noch einmal eine eigene Radiosendung, anschließend widmete sie sich verstärkt ihren Hobbys, der Malerei, der Beschäftigung mit Literatur sowie ihren schriftstellerischen Ambitionen.
Mitte der 1950er Jahre begann ihre Beschäftigung mit der Filmgeschichte als Historikerin und Filmkritikerin, war unter anderem im "George Eastman House"1) in Rochester1) tätig. In den 1960er Jahren begann sie filmpublizistisch – vor allem über ihre Atelier-Erfahrungen in Hollywood und Berlin – zu arbeiten. "Ihre gesammelten Aufsätze erschienen 1982 in dem Buch "Lulu in Hollywood", das ein Überraschungserfolg auf den Bestsellerlisten wurde. Zu sehen war Louise Brooks in den 1960er und 1970er Jahren in einigen TV-Dokumentationen, in denen sie Interviews teilweise im Nachthemd gab." notiert Wikipedia.
Und bei filmportal.de kann man lesen: "Brooks verschwand über Jahrzehnte von der Bildfläche und schien schon in Vergessenheit geraten, bis sie von mehreren Seiten wiederentdeckt wurde: 1958 veranstaltete die "Cinémathèque Française"1) eine Retrospektive unter Leitung von Henri Langlois1), der die Schauspielerin verehrte und von dem die Aussage überliefert ist: "Es gibt keine Garbo! Es gibt keine Dietrich! Es gibt nichts als Louise Brooks!" In den USA machte sich James Card2), Filmkurator des "George Eastman House", um eine Wiederentdeckung Brooks' verdient und holte sie nach Rochester, wo sie, inspiriert durch das Sichten alter Filme, zu schreiben begann. Auch wenn sie nicht mehr auf der großen Leinwand zu sehen war, gab sie vereinzelt Interviews für Fernsehsendungen, in denen sie auf die goldenen Jahre der Stummfilmproduktion zurückblickte. (…) Der Dokumentarfilmer Richard Leacock1) drehte 1982 ein einstündiges Portrait der Künstlerin "Lulu in Berlin", in dem diese – nonchalant im Negligé – ihre Arbeit mit Pabst, den Kollegen vom Film und das Studio-System, die Starmaschinerie Hollywoods der Zwanziger- und Dreißigerjahre reflektierte."
  
Der ehemalige Stummfilmstar, der noch heute als die wahrscheinlich schönste Frau und perfekteste Inkarnation einer "Femme fatale" gilt, erlag am 8. August 1985 im Alter von 81 Jahren in Rochester1) im Bundesstaat New York den Folgen eines Herzanfalls. Die letzte Ruhe fand sie auf dem dortigen "Holy Sepulchre Cemetery" → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Louise Brooks, die zahlreiche Affären (auch gleichgeschlechtliche) gehabt haben soll, war zwischen Juli 1926 und Juni 1928 mit dem Filmregisseur und Schauspieler A. Edward Sutherland1) (1895 – 1973) verheiratet, den sie während der Dreharbeiten zu "It's the Old Army Game" (1926) kennen und lieben gelernt hatte. Der Ehe galt bereits nach kurzer Zeit als wenig glücklich, da beiden andere Beziehungen nschgesagt wurden. Louise Brooks' zweiter Ehemann wurde 1933 der Millionär Deering Davis2) (1897 – 1965); diese Verbindung, die praktisch nur wenige Monate Bestand hatte – bereits nach fünf Monaten verließ sie ihn im März 1934 –, wurde 1938 offiziell geschieden.
Louise Brooks, in den 1920er Jahren fotografiert von Russell Ball (1896–1942); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei 1973 entstand ein Dokumentarfilm für das Fernsehen unter dem Titel "A Conversation with Louise Brooks", 1982 erschienen ihre Memoiren, 1983 in München die deutsche Ausgabe: "Lulu in Berlin und Hollywood" → DER SPIEGEL (30/1983). Das Manuskript einer ersten Autobiografie "Naked On My Goat" soll die verbitterte Brooks übrigens verbrannt haben, mit einer zackigen Begründung: "Ich muss keiner erklären, wie sie ihr Leben vermasseln kann." Von Barry Paris stammt die 1989 erschienene englischsprachige Biografie "Louise Brooks: A Biography", von Rolland Jaccard (1941 – 2021) das Buch "Louise Brooks: Portrait of an Anti-Star", welches erstmals 1977 erschien. Anlässlich des 100. Geburtstages der einstigen Stummfilm-Diva am 14. November 2006 publizierte der "Schirmer/Mosel Verlag"1) die aus dem Amerikanischen von Ursula Wulfekamp und Rudolf Hermstein1) übersetzte, reichlich bebilderte Louise Brooks-Monographie "Lulu forever" des britischen Filmhistorikers Peter Cowie2), der der Stummfilm-Ikone damit ein "herrliches Denkmal" setzte. "Man sieht sie in Filmszenen, erotischen Posen, in Szenen der Verführung mit kaltem, tödlichem Blick, mal kokett, mal melancholisch und versonnen hingelagert. Der Band ist eine großartige, atemberaubende Hommage an diese geheimnisvolle Schönheit." urteilte Michael Kluger in seinem Artikel in der "Frankfurter Neuen Presse"1).
 
Louise Brooks, in den 1920er Jahren fotografiert
von Russell Ball1) (1896 – 1942)
Quelle: Wikimedia Commons
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Viele Informationen, allerdings in englischer Sprache, findet man bei der "Louise Brooks Society".
Siehe auch Wikipedia, fembio.org, filmportal.de, cyranos.ch,
den ausführlichen Artikel bei Wikipedia (englisch) sowie
den Artikel "Die Rebellin von Hollywood" zum 100. Geburtstag bei www.faz.net (09.11.2006);
Fotos bei virtual-history.com, Wikimedia Commons
Fremde Links: 1) Wikipedia (deutsch), 2) Wikipedia (englisch)
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