Filmografie / Hörspiel
Fritz Odemar (Foto bei Wikimedia Commons) wurde am 31. Januar 1890 als Fritz Otto Emil Odemar und Sohn des Hofschauspielers Fritz Odemar senior1) (1858 – 1926) und dessen Ehefrau Anna Emma Charlotte in Hannover1) geboren. Seine Bühnenlaufbahn begann er 1909 am "Theater Münster"1), weitere Verpflichtungen führten den Schauspieler über Koblenz und Bremen an das "Hof- und Nationaltheater Mannheim"1). Dort machte ihn Anfang 1918 die Hauptrolle in Richard Weicherts1) bahnbrechenden Inszenierung des expressionistischen Dramas "Der Sohn"1) von Walter Hasenclever1) bekannt. Dann wechselte er 1921 mit Weichert an das "Frankfurter Schauspielhaus"1), wo er bis zur Spielzeit 1927/28 blieb. Hier "agierte er unter anderem in den Uraufführungen von Bronnens1) "Katalaunische Schlacht" (1924), Klabunds1) "Kreidekreis"1) (1925) und gab mit dem Corpsstudenten Knuzius1) in Zuckmayers "Der fröhliche Weinberg"1) (1925) erste Proben seines komischen Talents."*) Anschließend sang und spielte er an führenden Berliner Bühnen wie dem "Lessingtheater"1) – hier stellte er in der Uraufführung (21.12.1928, Regie: Karlheinz Martin1)) des Seiltänzer-Volksstücks "Katharina Knie"1) von Carl Zuckmayer1) mit Elisabeth Lennartz1) in der Titelrolle und Albert Bassermann als der alte Karl Knie einen geschniegelten Luftakrobaten dar –, der "Komödie"1) oder dem "Deutschen Theater"1) und lebte auch in der deutschen Metropole.
1927 trat Odemar in dem von Jakob1) und Luise Fleck1) in Szene gesetzten Stummfilm "Der fröhliche Weinberg" nach dem gleichnamigen Lustspiel1) von Carl Zuckmayer1) als hochnäsiger Knuzius erstmals auf der Leinwand in Erscheinung, Georg Wilhelm Pabst1) übertrug ihm die Rolle des Regierungsrats Möller in dem kammerspielartigen, lange als verschollen geltendem Drama "Abwege"1) (1928), an der Seite von Heinrich George mimte er den Leutnant Brand in dem stummen Abenteuer "Das letzte Fort"1) (1929). Letzte stumme Rollen übernahm er unter der Regie von Jakob und Luise Fleck in "Mädchen am Kreuz" (1929) sowie in "Napoleon auf St. Helena"1) (1930) mit Werner Krauß als Napoleon1) (Regie: Lupu Pick).
Im Tonfilm zählte der Schauspieler mit meist prägnanten Nebenrollen zu den vielbeschäftigten Darstellern, in seiner beeindruckenden, rund 150 Produktionen umfassenden Filmografie mimte er Bummelstudenten und Dandys mit der Nelke im Knopfloch, er machte Monokel und Spazierstock zu wichtigen Requisiten der Persönlichkeit, belustigte durch trällernden Humor und beeindruckte durch ausgefeilte Sprechtechnik. Odemar überzeugte durch eine ausgefeilte Sprechtechnik und präzises, scharf konturierendes Chargenspiel. Besonders deutlich wurde dies in seinen 150 Film-Rollen, in denen er vor allem distinguierte Charaktere verkörperte.*) In seiner zweiten Karrierehälfte kultivierte er ein britisches Flair, spielte gutmütige Herren und Diener, noble Präsidenten, strenge Kriminalkommissare, Lords und gute Bürger, stets vornehm und elegant, auch in der ruppigsten Verkleidung.**))

1931 beispielsweise erlebte man ihn als Minister Comte de Maurepas1) in "Die Marquise von Pompadour" nach der Operette "Madame Pompadour"1) von Leo Fall1) (Musik) mit Anny Ahlers1) als Madame de Pompadour1), Mätresse Ludwigs XV.1) (Kurt Gerron). Fritz Lang1) besetzte ihn als "Kartenhai" in dem Klassiker "M – Eine Stadt sucht einen Mörder"1), Reinhold Schünzel als Douglas in der Verwechslungskomödie "Viktor und Viktoria"1) (1933) mit Hermann Thimig als Kleindarsteller Viktor Hempel und Renate Müller als Sängerin Susanne Lohr (Viktoria) sowie ein Jahr später in der Gesellschaftssatire "Die englische Heirat"1), wo Odemar als Percival Mavis hinreißend den Filmsohn der legendären Adele Sandrock mimte. Unter der Regie von Heinz Hilpert1) gab er in "Lady Windermeres Fächer"1) (1935), gedreht nach der gleichnamigen Gesellschaftskomödie1) von Oscar Wilde1), den Lord Augustus an der Seite von Lil Dagover oder in dem Krimi "Der Hund von Baskerville"1) (1936) den skurrilen Dr. Watson und unterstützte in der Geschichte nach dem berühmten Roman "The Hound of the Baskervilles"1) von Arthur Conan Doyle1) den von Bruno Güttner1) dargestellten Meisterdetektiv Sherlock Holmes1). In dem ganz auf Star-Tenor Beniamino Gigli zugeschnittenen Sängerfilm "Die Stimme des Herzens"2) (1937) zeigte sich Odemar als Adjutant Graf Lossez, in "Frühlingsluft"2) (1938) als Prinz Eduard oder in "Der Fall Deruga"2) (1938) nach dem gleichnamigen Kriminalroman1) von Ricarda Huch1) mit Willy Birgel als des Mordes verdächtiger Arzt Dr. Stefan Deruga als Hofrat Dr. Mäulchen. Nachhaltigen Eindruck hinterließ auch sein weltmännischer englischer Diplomat Sir Horace Ashlin in Helmut Käutners1) Erstlingswerk "Kitty und die Weltkonferenz"1) (1939) an der Seite von Hannelore Schroth, eine Komödie, der dann jedoch kurz nach der Premiere Ende 1939 wegen des Kriegsbeginns von der Filmprüfstelle verboten wurde. In den 1940er Jahren erlebte man Odemar beispielsweise als russischen Grafen Stroganoff, für den sich der von seinem Meister "hinausgeworfene" Schneidergeselle Wenzel (Heinz Rühmann) in Käutners Gottfried Keller-Verfilmung "Kleider machen Leute"1) (1940) nicht ausgibt und gerade deswegen dafür gehalten wird. Einmal mehr unter der Regie Käutners tauchte er als Professor Thiemann und Vater der Titelheldin  (Marianne Hoppe) in dem Propagandastreifen "Auf Wiedersehn, Franziska"1) (1941) auf oder unter der Regie von Theo Lingen als Fürst Monterniccolo in Das Lied der Nachtigall"2) (1944), gedreht nach dem Bühnenstück "Die gelbe Nachtigall" von Hermann Bahr1). Die noch gegen Kriegsende fertiggestellte Gruselkomödie "Spuk im Schloß"1) (1945) mit Odemar als Vater des Architekten Robert Mauritius (Albert Matterstock) gelangte erst im Februar 1947 in die Lichtspielhäuser, der von Georg Wilhelm Pabst1) inszenierte Film "Der Fall Molander"1) (1945) nach dem Roman "Die Sternengeige" von Alfred Karrasch1) mit Paul Wegener in der Hauptrolle des Generalstaatsanwalts Holk blieb unvollendet → Übersicht Tonfilme bis 1945.

Im deutschen Nachkriegsfilm war Odemar anfangs noch öfter zu sehen, zeigte sich in Produktionen wie dem Trümmerfilm "Film ohne Titel"1) (1948) oder dem Melodram "Wer bist du, den ich liebe?"1) (1949). In "Hochzeitsnacht im Paradies"1) (1950) nach der gleichnamigen Operette von Friedrich Schröder1) (Musik) und Heinz Hentschke1) (Libretto) war er der wohlhabende Reeder Otto Röders und Vater von Clarisse (Claude Farell), in der Lustspiel-Revue "Die Diebin von Bagdad"1) (1952) der Gaukler und Magier Ibrahim, mit dem die Titelheldin Fatme (Sonja Ziemann) umherzieht. Als Fürst Maximilian kam er in der amüsanten Geschichte "Skandal im Mädchenpensionat"1) (1953) daher, in "Maske in Blau"1) (1953) frei nach der gleichnamigen Operette1) von Fred Raymond1) (Musik) mit Marika Rökk als Revuestar Juliska Varady mimte er den Theaterdirektor Carelli. Nach der Rolle des servilen Generals Ludwig von der Tann-Rathsamhausen1) in dem Kassenschlager "Ludwig II. – Glanz und Elend eines Königs"1) (1955) mit O. W. Fischer als legendärem Bayernkönig Ludwig II.1) stand Odemar für den deutsch-französischen Historienfilm "Lola Montez"1) (1956, "Lola Montès") ein letztes Mal vor der Kamera. In dem von Max Ophüls1) nach der romanhaften Biografie "Von Glück und Trauer trunken. Lola Montez" von Jacques Laurent1) alias Cécil St. Laurent über die Tänzerin Lola Montez1) gedrehten Film sah man ihn als Hofrat neben Protagonistin Martine Carol → Übersicht Nachkriegsproduktionen.  
Zudem war er ab 1945 in München an der "Kleinen Komödie am Max II"1) tätig, eine seiner letzten Bühnenrollen war dort seit der Premiere im Juli 1953 der Shunderson, mysteriöses Faktotum von Dr. med. Hiob Prätorius, in dem Stück "Dr. med. Hiob Prätorius"3) von Curt Goetz, in Szene gesetzt von Charles Regnier mit Adolf Wohlbrück in der Titelrolle; die Aufführung wurde zudem am "Düsseldorfer Schauspielhaus"1) gezeigt.
Im Synchronstudio war Odemar ebenfalls, wenn auch nur sporadisch zu finden, so lieh er unter anderem Warren William1) als Colonel de Rouchemont in der Filmoperette "Tarantella"1) (1937, "The Firefly") seine Stimme, sprach für Felix Aylmer1) den Pater Perez in dem Porträt "Christoph Columbus"1) (1949, "Christoph Columbus") und für Fay Roope (1893 – 1961) den General George Crook in dem Western "Teufel der weißen Berge"1) (1952, "Indian Uprising") → synchronkartei.de. Mitte der 1920er Jahre beteiligte er sich als Sprecher an verschiedenen, Live gesendeten Hörspielen der Frankfurter "Südwestdeutscher Rundfunkdienst AG"1) (SÜWRAG), die bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
  
Bereits Ende der 1940er Jahre hatte sich der Schauspieler weitgehend aus dem Filmgeschäft und schließlich nach langer Krankheit fast völlig aus der Öffentlichkeit zurück gezogen.   
Fritz Odemar, der mit der Schauspielerin Erika Nymgau1) (1889 – 1981) verheiratet war, starb am 6. Mai 1955 mit nur 65 Jahren in München1); die letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof in Bernau am Chiemsee1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
In seinem Nachruf "Abschied von einem Herrenspieler" schrieb der Philosoph, Schriftsteller und Theaterkritiker Wolfgang Drews (1903 – 1975) in der "Süddeutschen Zeitung" unter anderem, dass Odemar all den Lords und Grafen und Bürgersleuten in heiteren und ernsten Bühnenstücken und Filmen etwas mitgegeben habe "von seiner ruhigen, distanzierten Haltung, die an seine Heimatstadt Hannover erinnerte."4)
Aus der Verbindung mit Erika Nymgau stammte der Schauspieler und Regisseur Erik Ode (1910 – 1983), der unter anderem mit der Titelrolle in der Krimiserie "Der Kommissar" (1969–1976) Berühmtheit erlangte.

Textbausteine des Kurzportraits von geschichte-projekte-hannover.de (Artikel nicht mehr online)
sowie
deutsche-biographie.de*)
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch; Fotos bei www.virtual-history.com
Quellen:
*) Kasten, Jürgen, "Odemar, Fritz" in: "Neue Deutsche Biographie 19 (1999, S. 418) → Online-Version
**) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf  Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 266)
4) geschichte-projekte-hannover.de (Artikel nicht mehr online → Memento bei archive.vn/o0tn4)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) felix-bloch-erben.de
   
Filme (Auszug)
Stummfilme / Tonfilme ab 1930 / Nachkriegsproduktionen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Murnau Stiftung)
Stummfilme Tonfilme ab 1930 Nachkriegsproduktionen
Hörspielproduktionen der "Südwestdeutscher Rundfunkdienst AG" (SÜWRAG)
Live-Sendungen ohne Aufzeichnung
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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