Filmografie / Hörspiel
Arno Paulsen erblickte am 3. Januar 1900 als Gustav Zubke im pommerschen Stettin1) (heute Szczecin, Polen) als Sohn eines Schneiders das Licht der Welt. Nach dem Besuch der Volks- bzw. Mittelschule in seiner Geburtsstadt zog es den Sohn eines Schneiders auf die "Bretter, die die Welt bedeuten", bereits 15-jährig stand er als Komparse am Stettiner "Stadttheater" auf der Bühne. Seine klangvolle Stimme ließ er von Kammersänger Wilhelm Bültemann ausbilden, gab dann 1917 sein professionelles Debüt als Chorist, im gleichen Jahr erhielt er am "Stadttheater" ein festes Engagement als Operettentenor und -buffo.
Szenenfoto mit Arno Paulsen als Konservenfabrikant Senator Clutterbuck mit ? in "Die Kinokönigin" von Jean Gilbert, aufgeführt im Dezember 1948 am Berliner "Metropol-Theater"; Inzenierung: Max Marfeld; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000707_036); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 12.1948; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 Noch gegen Ende des 1. Weltkrieges kurzeitig als Soldat eingezogen, kehrte er nach Kriegsende an das Stettiner "Bellevue-Theater" – von den Heinheimischen liebevoll "Bellewuppdich" genannt – zurück, machte unter anderem am 8. Mai 1919 in der Uraufführung der Operette "Ihre Hoheit – die Tänzerin" von Walter Wilhelm Goetze1) (Musik) sowie in den mehr als 300 weiteren Vorstellungen Furore. Nach Stationen als Buffo unter anderem im schlesischen Brieg1) (1920; heute Brzeg, Polen), Osnabrück1), Oberhausen1) und Rudolstadt1) ging Paulsen nach Stettin zurück, bis zum Beginn des 2. Weltkrieges folgten Engagements in Hannover und Hamburg. Als Soldat nahm er 1940 am Frankreich-Feldzug1) teil, nach einer Verwundung wieder genesen, wurde der Künstler zwischen 1941 und 1943 als Truppenbetreuer überwiegend mit der Theatergruppe "Conte Schwerin" an Fronttheatern eingesetzt, erlebte das Kriegsende laut Wikipedia als Koch bei der Wehrmacht.
  
Bereits kurz nach Ende des 2. Weltkrieges konnte Arno Paulsen in Berlin seine Karriere erfolgreich fortsetzen und trat vornehmlich in Operetten mit komischen Parts in Erscheinung wie beispielsweise als fahriger Diplomat in "Die lustige Witwe"1) von Franz Lehár1) oder als Konservenfabrikant Senator Clutterbuck in "Die Kinokönigin" von Jean Gilbert1) (Musik) mit dem Text von Georg Okonkowski (1865 – 1926) und Julius Freund1).
 
Szenenfoto mit Arno Paulsen als Konservenfabrikant Senator Clutterbuck
mit ? in "Die Kinokönigin", aufgeführt im Dezember 1948
am Berliner "Metropol-Theater"1); Inzenierung: Max Marfeld
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000707_036)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 12.1948
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Neben dem "Metropol-Theater" wirkte er unter anderem am "Theater am Schiffbauerdamm"1), wo er zur Spielzeit 1945/46 als grotesker Ortsgruppenleiter in der satirischen Revue "Höllenparade" von Horst Lommer1) in einer Inszenierung des damaligen Intendanten Rudolf Platte auch bei Regisseur Wolfgang Staudte1) Aufmerksamkeit erregte. Dieser suchte gerade für den ersten, von der DEFA1) produzierten deutschen Spielfilm der Nachkriegsgeschichte "Die Mörder sind unter uns"1) (1946) einen entsprechenden Schauspieler für die Hauptrolle des ehemaligen Hauptmanns Ferdinand Brückner, der 1942 als Bataillonskommandeur in einer polnischen Ortschaft über einhundert Zivilisten erschießen ließ, im Nachkriegs-Deutschland, seine Tat als "Bagatelle" betrachtend, rasch zum biederen, wohlhabenden Kaufmann und Bürger mutiert. Paulsens Spiel wurde von der Kritik hochgelobt, so schrieb der Journalist und Schriftsteller Peter Kast1) im Berliner "Vorwärts"1) (17.10.1946): "Das nirgendwo überbetonte Spiel Arno Paulsens (ist) besonders hervorzuheben. Sein Hauptmann Brückner wird niemals zu einer vom Hass verzerrten Karikatur. Sein Kriegsverbrecher Brückner bleibt als Hauptmann wie auch als biederer Bürger unserer neuen deutschen Demokratie von einer Portraittreue, die betroffen macht."
 
Der bisherige "Film-Laie" Paulsen startete mit dieser Charakterstudie eine erfolgreiche Leinwandkarriere, "gefährliche Biedermänner bleiben zunächst seine Domäne" notiert CineGraph**). Mit prägnanten Nebenrollen in vierzehn DEFA-Filmen sowie zwei satirischen "Stacheltier"-Kurzfilmen1) eingesetzt, spielte er vor allem ab den 1950er Jahren in etlichen westdeutschen Unterhaltungsproduktionen.
Bei der DEFA zeigte er sich vornehmlich in sozialistisch gefärbten Alltagsdramen, "reüssiert er als Darsteller bourgeoiser Borniertheit"**): So schlüpfte er in Georg C. Klarens1) Büchner-Adaption1) "Wozzeck"1) (1947) an der Seite des Protagonisten Kurt Meisel in die Maske des bärbeißigen, altpreußisch-hitlerischen Hauptmanns, gab den mächtigen Konzernchef C. D. Miller in Arthur Maria Rabenalts1) Science-Fiction-Streifen "Chemie und Liebe"1) (1948). In Erich Engels1) Literaturadaption "Affaire Blum"1) (1948) über den Magdeburger Justizskandal1) mit Hans Christian Blech als Mörder Karlheinz Gabler tauchte er als spießiger kleiner Buchhalter Platzer bzw. späteres Opfer auf, als aufrechter Bergmann Gomolla in dem Drama "Grube Morgenrot"1) (1948; Regie: Erich Freund/Wolfgang Schleif1)) oder als intriganter Großbauer Lehmkuhl bzw. erbitterter Feind der Protagonistin (Eva Rimski) in "Bürgermeister Anna"2) (1950), gedreht von Hans Müller1) nach dem gleichnamigen Theaterstück von Friedrich Wolf1). Seinen letzten Langfilm bei der DEFA drehte Arno Paulsen mit Regisseur Arthur Pohl1), der ihn als Hauptmann Bullerjahn in dem Streifen zur Geschichte der sozialistischen deutschen Arbeiterbewegung "Die Unbesiegbaren"1) (1953) besetzte → Übersicht DEFA-Produktionen.
In den bundesrepublikanischen Unterhaltungsfilmen der Nachkriegs-Ära fand Arno Paulsen seinen Platz mit den unterschiedlichsten Figuren und bewies als "gewichtiger Schwerenöter, Fiesling oder gefährlicher Biedermann"3)
immer wieder seine Wandlungsfähigkeit. "Saturierte Wirtschaftswunder-Typen verkörpert er abwechselnd als schmierig-großsprecherische Fieslinge und drollig-ungeschickte Schwerenöter. Korpulent und verschmitzt, erreicht er in beiden Ausprägungen erschütternd wahrhaftige Authentizität als teutonischer Wohlstandsbürger am Rande der Karikatur." kann man bei CineGraph**) lesen. Er mimte Waffenhändler, Firmeninhaber, Fabrikdirektoren, Manager oder Theaterimpresarios ebenso glaubwürdig wie den Blockwart Nessel in Falk Harnacks1) Drama um das gescheiterte Hitler-Attentat1) "Der 20. Juli"1) (1955) mit Wolfgang Preiss als Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg oder den Vater des von Joachim Hansen dargestellten Jagdfliegers Hans-Joachim Marseille1) in Alfred Weidenmanns1) Kriegsfilm "Der Stern von Afrika"1) (1957). Als skrupelloser Kriegsgewinnler und Geschäftemacher Schmidt präsentierte er sich in Rolf Thieles1) sozialkritischem Film "Das Mädchen Rosemarie"1) (1958) mit Nadja Tiller als Edelprostituierte Rosemarie Nitribitt1), als Tropenarzt in dem von Werner Jacobs1) in Szene gesetzten, ganz auf Peter Alexander zugeschnittenen Schlagerlustspiel "Münchhausen in Afrika"1) (1958) oder als Inhaber der Schuhfirma "Malina" in Hans Deppes1) Komödie "Robert und Bertram"1) (1961) mit Willy Millowitsch und Vico Torriani. Einen letzte kleinen Auftritt in einer Kino-Produktion hatte Paulsen als Richter in dem von Franz Antel1) mit Wolfgang Preiss und Sonja Ziemann in den Hauptrollen gedrehten Kriminaldrama "Frühstück mit dem Tod"1) (1964) → Übersicht Kinofilme.
 
Verschiedentlich stand der mit der Zeit rundlicher gewordene Schauspieler ab Ende der 1950er Jahre zudem für einige TV-Produktionen vor der Kamera, unter anderem als Stadtrat Balle in Rudolf Noeltes1) Adaption "Die Wildente"4) (1961) nach dem gleichnamigen Schauspiel1) von Henrik Ibsen1) oder neben Titelheldin Brigitte Grothum als Ökonom in der von Paul Martin1) in Szene gesetzten Verfilmung "Jenny und der Herr im Frack"4) (1964) nach der Kriminalkomödie von Georg Zoch1), die Martin bereits als Kinofilm (1941)1) mit Gusti Huber und Johannes Heesters realisiert hatte. Darüber hinaus erlebte man ihn zwischen 1964 und 1966 zusammen mit Paul Henckels, Jupp Hussels, Kurt Großkurth und Frank Barufski1) als jovialen Dauergast bzw. Mitglied des Stammtischs in der SWF-Samstagsabend-Show "Die fröhliche Weinrunde" mit Wirtin Margit Schramm1) und deren singendem Kellermeister Willy Schneider → Übersicht TV-Sendungen.
  
Trotz seiner umfangreichen Arbeit für den Film blieb Arno Paulsen stets der Bühne treu, spielte in Berlin häufig am "Schillertheater"1) (1955–1964) sowie am "Deutschen Theater"1) und am "Schlosspark Theater"1). Am "Schillertheater" feierte er beispielsweise Erfolge in "Schau heimwärts, Engel" (1958/59, Regie: Boleslaw Barlog1)) nach dem Roman von Thomas Wolfe1), am "Schlosspark Theater" in dem unverwüstlichen Schwank "Die spanische Fliege"5) (1948) von Franz Arnold1) und Ernst Bach1) sowie rund zehn Jahre später in dem Stück "Das Ei" ("L’Śuf") des Belgiers Félicien Marceau1) (Regie: Willi Schmidt1)). 
Nachhaltigen Ruhm erlangte Paulsen als Synchronsprecher, neben Walter Bluhm1) lieh er zwischen 1952 und 1965 dem legendären Komiker Oliver Hardy in fast allen deutschen Bearbeitungen der "Laurel & Hardy"-Filme seine Stimme. Er war im Berliner Synchronstudio ein gefragter Mann, so konnte man durch ihn beispielsweise Paul Ford1) (als Col. Wainwright Purdy III) in der Komödie "Das kleine Teehaus"1) (1956, "The Teahouse of the August Moon") oder Walter Slezak (als Papa Vittorio Martelli) in dem Dean Martin-Klamauk "10.000 Schlafzimmer"6) (1957, "Ten Thousend Bedrooms") auf deutsch hören → mehr bei synchronkartei.de. Sporadisch war der in seinen letzten Jahren in Baden-Baden1) beheimatete Paulsen für das Hörspiel tätig, wirkte unter anderem in SFB1)-Produktionen mit, so beispielsweise als Polizeichef in "Die Kraft und die Herrlichkeit"7) (1956) nach dem gleichnamigen Roman1) von Graham Greene1) und als Fabrikant Hübner neben Protagonist Carl Raddatz in "Die Lebensläufe des Herrn Schinowski"7) (1959) von Curt Goetz-Pflug1), der auch Regie führte. Eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
 
Aufgrund einer schweren Erkrankung musste sich Arno Paulsen Mitte der 1960er Jahre vom Beruf zurückziehen und konnte seine Karriere nicht mehr fortsetzen. Der in dritter Ehe verheiratete beliebte Bühnenkünstler und Filmschauspieler starb 69-jährig am 17. September 1969 in einem Krankenhaus in Baden-Baden1); die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen Hauptfriedhof → Foto der inzwischen nicht mehr existenten Grabstätte, in der später auch seine Ehefrau Gertrud (1919 – 1987) beigesetzt wurde, bei knerger.de.
Paulsen war seit Ende der 1910er Jahre aktives Mitglied der "Genossenschaft deutscher Bühnen-Angehöriger"1) (GDBA), nach 40-jähriger Zugehörigkeit erhielt er 1959 das "Goldene Ehrenzeichen".
Quellen (unter anderem)*): Wikipedia, filmreporter.de, kulturportal-west-ost.eu
sowie CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, LG 27**)
*) F.-B. Habel & Volker Wachter: "Lexikon der DDR-Stars" (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 1999, S. 253/254)
**) CineGraph LG 27 mit der Quelle: Rainer Dick: Ollies deutsche Stimme. Vor 20 Jahren starb Arno Paulsen. In: "Two Tars Tent Journal" (Solingen, Nr. 10, November 1989)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 4) Die Krimihomepage, 5) theatertexte.de, 6) wunschliste.de, 7) ARD Hörspieldatenbank
3) Quelle: defa-sternstunden.de (Seite nicht mehr online) → archivierte Version
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, defa-stiftung.de,
Die Krimihomepage, theatertexte.de, fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, whoswho.de)
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