Joachim Hansen Mitte Dezember 1960; Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 911-8811); Urheber/Fotograf: Pot, Harry / Anefo;  mehr bei www.gahetna.nl; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL Joachim Hansen wurde am 28. Juni 1930 als Joachim Spieler und Sohn des Lehrers/Schulrektors Alfred Spieler und dessen Frau Agnes in Frankfurt/Oder1) geboren. Nach dem Abitur arbeitete er zunächst im Gleisbergbau, ging dann West-Berlin, wo er ein Dolmetscherstudium begann und ein Diplom in Englisch und Französisch erwarb. Anschließend besuchte er in Berlin die "Max-Reinhardt-Schule für Schauspiel"1), startete nach erfolgreichem Abschluss seine Bühnenlaufbahn am Stadttheater in Rheydt,1) spielte unter anderem 1955 an den "Städtischen Bühnen Oberhausen"1) und 1958 an der "Landesbühne Hannover"1)
Mitte der 1950er wurde er erstmals von Regisseur Alfred Weidenmann1) in der Hauptrolle des verblendeten Jagdfliegers Hans-Joachim Marseille1) (1919 – 1942) in dem Biopic "Der Stern von Afrika"1) (1957) im Film eingesetzt. Während der Dreharbeiten änderte er auf ausdrückliches Verlangen von Produzent Herbert Tischendorf, Chef der Münchener "Herzog-Filmverleih", seinen Namen in "Joachim Hansen". "Man wollte einen nordischen Helden aus mir machen" berichtete Hansen später. Der überwältigende Publikumserfolg dieses Heldenepos aus dem Zweiten Weltkrieg ließ den Debütanten Hansen schlagartig zum Publikumsidol werden.
Es folgten Streifen wie "Madeleine und der Legionär"1) (1957) an der Seite von Hildegard Knef, Kriegsfilme wie beispielsweise Frank Wisbars1) Adaption "Hunde, wollt ihr ewig leben?"1) (1959) nach dem gleichnamigen Roman von Fritz Wöss1) mit der Rolle des jungen, nationalsozialistisch geprägten Oberleutnants Wisse oder ein Jahrzehnt später die internationale, starbesetzte Produktion "Die Brücke von Remagen"1) (1969, "The Bridge at Remagen"), wo er den Offizier Otto Baumann mimte.
 
Joachim Hansen Mitte Dezember 1960
Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 911-8811)
Urheber/Fotograf: Pot, Harry / Anefo;  mehr bei → www.gahetna.nl
Quelle: Wikimedia Commons;
Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL
In Kriegsheldenrollen war Hansen in den 1960er Jahren einer der gefragtesten Stars des deutschen Films. Hansens forscher Darstellungsstil bewährte sich aber auch in anderen Genres, beispielsweise in Heimat(melo)dramen, wo er vielfach den nordisch angehauchten Typus Mann darstellte. So als Dag in der Verfilmung "Und ewig singen die Wälder"1) (1959) nach dem gleichnamigen Roman1) von Trygve Gulbranssen1) sowie in der Fortsetzung und "Das Erbe von Björndal" (1960) oder als Andreas von Richenau, Verlobter von Sylvia Lauretz (Christine Kaufmann), der Tochter des gewalttätigen Sägemühlen-Betreibers Jonas Lauretz (Gert Fröbe), in "Via Mala"1) (1961) nach dem gleichnamigen Roman1) von John Knittel1). Aber auch in Krimis wie "Das Geheimnis der schwarzen Koffer"1) (1962) oder seichten Rührstücken wie "Romarei – Das Mädchen mit den grünen Augen"1) (1958) stand Hansen seinen Mann.
Die geradlinige Ausstrahlung und eine Stimme, deren schnarrender Befehlston selbstverständlich klang, prädestinierten ihn für deutsche Kriegshelden. Er war im Film der Mann, der bis zuletzt an "Führer, Volk und Vaterland" glaubt. So modellierte man ihn zum Jagdflieger und Ritterkreuzträger. Wenn er einmal die Uniform auszog, verschlug es ihn in den nordischen Heimatfilm, wo er sich als Liebhaber oder deftiger Naturbursche vom Militarismus erholte.2)
Mit dem Niedergang des deutschen Unterhaltungsfilms Anfang der 1960er Jahre endete auch Hansens Filmkarriere abrupt. Er wandte sich wieder dem Theater zu, gastierte aber nur noch gelegentlich und zeigte sich in etlichen ausländischen, oft zu vernachlässigenden Produktionen. Zu nennen sind unter anderem die beiden "Kali Yug"-Abenteuer "Die Göttin der Rache"1) (1963, "Kali Yug, la dea della vendetta") und "Aufruhr in Indien"1) (1963, "Il mistero del tempio indiano"), der Western "Die schwarzen Adler von Santa Fé" (1965, "I gringos non perdonano"/"Lesaigles noirs de Santa Fé") oder der Science-Fiction-Film "Perry Rhodan – SOS aus dem Weltraum"1) (1967, " …4 … …3 …2 …1 …morte") mit Lang Jeffries1) als der Heftroman-Held Perry Rhodan1), wo er als Raumschiff-Arzt Dr. Paulsen in Erscheinung trat. Verschiedentlich tauchte Hansen auch in Erotik-Filmchen wie "Andrea – Wie ein Blatt auf nackter Haut" (1968) oder "Die tolldreisten Geschichten – nach Honoré de Balzac" (1969) basierend auf der Erzählsammlung "Tolldreiste Geschichten"1) von Honoré de Balzac1), wo er als Partner von Edwige Fenech1) den Edelmann Fabian von Weyden mimte.
Ausnahmen bildeten unter anderem der deutsch-französische Kriegsfilm "Brennt Paris?1) (1966, "Paris brűle-t-il?") mit dem Part des Gefängniskommandanten von Fresnes1), die Rolle des Rechtsanwaltes Fassler in "The Boys from Brazil"1) (1978) nach dem Roman von Ira Levin1) mit Laurence Olivier als der alte Nazijäger Ezra Lieberman und der von Wolfgang Liebeneiner1) in Szene gesetzte Spielfilm "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand"1) (1979) nach dem gleichnamigen Schauspiel1) von Johann Wolfgang von Goethe1) über den von Raimund Harmstorf dargestellten Reichsritter Götz von Berlichingen1), hier sah man Hansen als kaiserlichen Hauptmann. Eine seiner letzten Leinwandrolle war die des Hauptmann Kistner in dem Kriegsfilm "Steiner – Das Eiserne Kreuz II" (1979, " Breakthrough") mit Richard Burton als Unteroffizier/Feldwebel Rolf Steiner → Übersicht Kinofilme.

Sporadisch wirkte Hansen seit Ende der 1950er Jahre in Fernsehspielen/-serien mit, stand auch hier für etliche ausländische Produktionen wie beispielsweise für den britischen Vierteiler "Victoria Regina" (1964) vor der Kamera, in dem er neben Patricia Routledge1) als Queen Victoria1) deren Prinzgemahl Albert1) darstellte. Bemerkenswert war seine Verkörperung des Claus Schenk Graf von Stauffenberg1) in dem von Franz Peter Wirth1) inszenierten Zweiteiler "Operation Walküre1) (1970) über das "Unternehmen Walküre"1) bzw. das gescheiterte Hitler-Attentat vom 20. Juli 19441). Rainer Werner Fassbinder1) besetzte ihn als Sicherheitschef Hans Edelkern in seinem Zweiteiler "Welt am Draht"1) (1973) und als Torvald Helmer in seiner Adaption "Nora Helmer"1) (1974) nach dem Theaterstück "Nora oder Ein Puppenheim"1) von Henrik Ibsen1) mit Margit Carstensen in der Titelrolle. Hansen wirkte unter anderem in dem Fünfteiler "Härte 10"1) (1974) mit, stellte den Herr Sesemann in einigen Episoden der Kinderserie "Heidi 1) (1978) nach den Heidi1)-Romanen "Heidis Lehr- und Wanderjahre" und "Heidi kann brauchen, was es gelernt hat" von Johanna Spyri1) dar oder besuchte "Das Traumschiff"1) in der Folge "Marrakesch"1) (1983).

Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Joachim Hansen; Copyright Virginia Shue
In dem mehrteiligen, unter anderem mit Robert Mitchum prominent besetzten Kriegsepos "The Winds of War"1) (1983, "Der Feuersturm") nach dem Roman von Herman Wouk1) verlieh er dem Generalmajor Alfred Jodl1) (1890 – 1946) Kontur, den er auch in der Fortsetzung "War and Remembrance" (1988, "Feuersturm und Asche") verkörperte. Auch beim Dauerbrenner "Tatort"1) war er vertreten und  spielte in der Geschichte "Wenn alle Brünnlein fließen"1) (1983) den Bauunternehmer Arnold Severing, der anscheinend Selbstmord beging .Letztmalig sah man Hansen in dem Krimi "Tanners letzte Chance"3) (EA: 18.04.2002) neben Protagonist Robert Atzorn als Ex-Polizist Tanner → Übersicht TV-Produktionen.
 
Joachim Hansen lebte seit 1986 mit seiner zweiten Frau, der Gastronomin Marion Wolff, in Kanada auf Vancouver Island1) und übernahm nur noch selten Aufgaben für Film und Fernsehen. Verschiedentlich stand Hansen jedoch in Deutschland auf der Theaterbühne, wie bei den von Brigitte Grothum gegründeten "Jedermann-Festspielen"1) im "Berliner Dom"1), wo er zwischen 1998 und 2004 in der Rolle des "Tod" in dem Schauspiel "Jedermann"1) Hugo von Hofmannsthal1) von brillierte. Ende September 2007 wollte er mit dem Shakespeare-Stück "Die Komödie der Irrungen"1) auf Tournee gehen und die Rolle des Herzogs von Ephesus spielen. Die Tournee musste er jedoch absagen, wie "Das Neue Blatt"1) berichtete, soll Hansen in seinem Badezimmer einen Schlaganfall bzw. eine Gehirnblutung erlitten haben und ein Berliner Krankenhaus eingeliefert worden sein. Nach einem knapp fünfwöchigen Koma starb der beliebte Schauspieler am 13. September 2007 im Alter von 77 Jahren in der Klinik "Charité Campus Benjamin Franklin"1) im Berliner Ortsteil Lichterfelde1);  er hinterließ seine Frau Marion sowie Sohn Maximilian. Die Urne mit den sterblichen Überresten soll nach Informationen der "Bild am Sonntag"1) auf seinem Anwesen auf Vancouver Island in Kanada beigesetzt worden sein.
Siehe auch Wikipedia, zauberspiegel-online,de
sowie den Nachruf bei tagesspiegel.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) prisma.de
Quelle: 2) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 142)
  
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), krimilexikon.de, filmportal.de, 
Die Krimihomepage, fernsehserien.de, prisma.de)
Kinofilme

Fernsehen (Auszug)

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