Filmografie / Hörspiel
Edith Schultze-Westrum in "Kinder auf Zeit"; Urheber: Hanns Holdt (1887 – 1944); Quelle: www,cyranos.ch Die Schauspielerin Edith (Käthe Elisabeth) Schultze-Westrum wurde am 30. Dezember 1904 als jüngstes von drei Geschwistern in Mainz-Kastel1) geboren; ihre Eltern waren der Berufsoffiziers Karl August Schultze, der zu Beginn des 1. Weltkrieges in Flandern fiel, und dessen Ehefrau Else, geborene Westrum. "Durch eine Verfügung des Regierungs-Präsidenten zu Stralsund1) vom 3. Juli 1917 wurde genehmigt, dass das Kind Edith den Familiennamen "Schultze-Westrum" annehmen und führen durfte. So setzte sich ihr Name also aus denen ihrer Eltern zusammen." notiert Wikipedia. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte Edith Schultze-Westrum in zunächst in Ulm1), später in Berlin sowie in Greifswald1), wo sie das örtliche Lyzeum besuchte.
Schon früh interessierte sich die junge Edith für alles, was mit dem Theater zusammen hing, erste Bühnen-Erfahrungen sammelte sie 1926 bei einer studentischen Laiengruppe an der Münchener Universität; hier tat sie sich unter anderem als Kriemhild in dem Hebbel-Drama "Die Nibelungen"1) hervor. Sie untermauerte ihr schauspielerisches Talent und nahm privaten Unterricht, den sie auf Vermittlung ihres Vetters, einem Professor für Anatomie, als medizinische Laborantin an der Anatomie finanzierte. Schon nach wenigen Monaten erhielt sie 1927 von Otto Falckenberg1) (1873 – 1947) ein erstes festes Engagement an den "Münchener Kammerspielen"1), wurde zunächst nur mit kleinere Rollen wie Zofen oder sonstige Dienstboten besetzt wie beispielsweise in einer "Lulu"1)-Inszenierung als Zimmermädchen Henriette. Bald jedoch avancierte sie zu einer bedeutenden Charakterdarstellerin, stand unter anderem zwischen 1935 und 1945 am "Bayerischen Staatstheater"1) unter der Regie von Otto Falckenberg auf der Bühne. Kurz zuvor war sie wegen kritischer Äußerungen über das Nazi-Regime mit einem mehrmonatigen Spielverbot belegt worden.
 
Edith Schultze-Westrum in "Kinder auf Zeit"
Urheber: Hanns Holdt1) (1887 – 1944); Angaben zur Lizenz siehe hier
Quelle: www,cyranos.ch
Auch von den Kritikern der damaligen Zeit wurde sie durchweg sehr gut beurteilt. Es wurde vor allem auf die Wandlungsfähigkeit und Glaubwürdigkeit ihrer Rollendarstellung hingewiesen. "Das war elementare, großartig-schonungslose Darstellungskunst!", schrieb über ihre Leistung beispielsweise die "Münchener Zeitung" 1935 nach der Premiere des Stückes "Das Spiel von den deutschen Ahnen" von Max Mell1).2)
Nach Ende des 2. Weltkrieges konnte Edith Schultze-Westrum als Schauspielerin zunächst nicht so recht Fuß fassen und hielt sich neben einigen Gastspielen als Sprecherin für die Synchronisation über Wasser. Nach einem erneuten, kurzen Engagement an den "Münchener "Kammerspielen" arbeitete sie seit 1948 als freie Schauspielerin. Zu ihren Glanzrollen auf der Bühne zählten unter anderem die Alkmene1) in der Tragikomödie "Amphitryon"1) von Heinrich von Kleist1), als Gerhart Hauptmann1)-Interpretin die Selma Knobbe in "Die Ratten"1) sowie die Mutter Wolfen in "Der Biberpelz"1), die sie mit großem Erfolg unter anderem am "Staatstheater Hannover"1) sowie 1966 am "Hansa-Theater"1) in Berlin gestaltete, oder die Mrs. Evans in dem Drama "Seltsames Zwischenspiel" von Eugene O'Neill1) – um nur Einiges zu nennen.
  
Auch der Film griff, wenn auch erst spät, immer wieder gerne auf die wandlungsfähige Schauspielerin zurück, bereits 1932 hatte sie in dem Streifen "Kiki – Der Lebensweg einer kleinen Choristin" mitgewirkt, zu weiteren Auftritten kam es jedoch zunächst nicht mehr. Ihre Leinwandkarriere begann erst im Nachkriegsfilm, nach der Rolle einer Fürsorgehelferin in dem Melodram "Die Zeit mit Dir"1) (1948) stand sie für Kurt Meisel vor der Kamera, spielte in "Tragödie einer Leidenschaft"1) (1949) und "Verspieltes Leben"1) (1949), Kurt Hoffmann1) besetzte sie in dem Drama "Heimliches Rendezvous"1) (1949). 1950 sah man sie als Schwester Grete in Viktor Tourjanskys1) Kriminalgeschichte "Vom Teufel gejagt"1) neben Hans Albers, es folgten Auftritte in Produktionen wie "Das ewige Spiel"1) (1951), "Haus des Lebens"1) (1952), "Die große Versuchung"1) (1952), "Zwerg Nase"1) (1953), "Sauerbruch – Das war mein Leben"1) (1954), "08/15 – In der Heimat"1) (1955) oder "Santa Lucia"1) (1956). Für Bernhard Wicki stellte sie die Mutter Bernhard in dessen preisgekröntem Anti-Kriegs-Drama "Die Brücke"1) (1959) dar, eine Mutterrolle spielte sie auch in Frank Wisbars1) packenden Geschichte "Nacht fiel über Gotenhafen"1) (1959) über den Untergang der "Wilhelm Gustloff"1) am 30. Januar 1945 sowie in Paul Mays1) Literaturadaption "Via Mala"1) (1961) nach dem gleichnamigen Roman1) von John Knittel1). Für ihre Verkörperung der Mutter des jungen Sigi Bernhard (Günter Hoffmann1)) in "Die Brücke" wurde Edith Schultze-Westrum mit dem "Bundesfilmpreis in Gold"1) in der Kategorie "Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle" geehrt.
Bis Ende der 1960er Jahre stand die Schauspielerin für Produktionen wie "Sherlock Holmes und das Halsband des Todes"1) (1962), "Die Försterchristel"1) (1962), "Ein Frauenarzt klagt an"1)  (1964) oder "Dr. med. Hiob Prätorius"1)  (1965) vor der Filmkamera. Beeindruckend war auch ihre Rolle der alten, jüdischen Witwe Kauders in "Das Haus in der Karpfengasse"1) (1965), gedreht von Kurt Hoffmann1) nach dem gleichnamigen Roman von Moscheh Ya'akov Ben-Gavriêl1); vor dem Kinostart war die WDR-Produktion – verteilt auf drei Abende (07./09.11.03.1965) – im Fernsehen zu sehen gewesen. Letztmalig wirkte sie in der Simmel-Verfilmung "Alle Menschen werden Brüder"1) (1973) in einem Kinofilm mit → Übersicht Kinofilme.
 
Vor allem seit den 1960er Jahren übernahm Edith Schultze-Westrum regelmäßig Aufgaben für das Fernsehen und wirkte in zahlreichen Literaturverfilmungen, ambitionierten TV-Spielen, Krimis und Serien mit, zu denen so populäre
Krimiserien wie "Die fünfte Kolonne", "Das Kriminalmuseum", "Dem Täter auf der Spur", "Sonderdezernat K1", "Derrick"1), "Der Alte"1) und "Der Kommissar" gehörten. Sie beeindruckte unter anderem als Anna Quangel an der Seite von Alfred Schieske (Otto Quangel) in "Jeder stirbt für sich allein"1) (1962), von Falk Harnack1) in Szene gesetzt nach dem gleichnamigen Roman1) von Hans Fallada1), basierend auf dem Leben des Berliner Ehepaares Otto Hermann Hampel1) und Elise Hampel1). So schrieb die Zeitschrift "Gong" (31/1962, Seite 19: "Die Handlung des Geschehens wurde so packend dargeboten, dass es schwerfiel, auf besondere Leistungen oder Fehler zu achten. Doch nicht so schnell wird man das Ehepaar Quangel vergessen. Das Spiel der beiden war erschütternd. Besonders in der Szene vor dem Volksgerichtshof. Von den vielen anderen Leistungen sei nur noch die des Kriminalkommissars Escherich genannt. Das war der beste Werner Peters, den wir jemals sahen. Die Rolle des kalten, ängstlichen, tretenden und getretenen "Fachmanns" zwischen den Fronten hat er unüberbietbar gemeistert. Und waren die SS-Leute auch zu laut und zu klobig dargestellt, so hinterließ doch fast jede Szene des Spiels dank der Echtheit und Wahrheit einen ungewöhnlich nachhaltigen Eindruck. Und das vielleicht höchste Lob für die Sendung: es dürfte nur sehr wenige gegeben haben, die sich diesmal über das "Wühlen in der unbewältigten Vergangenheit" oder "Schon wieder die alten, erdrückenden Geschichten" beklagt haben. Über diese Sendung wurde gesprochen. Sie "kam an". Und man möchte wünschen, dass sie auch das Ausland einmal zu sehen bekommt." (Quelle: Die Krimihomepage (Spezial))
Edith Schultze-Westrum zeigte sich beispielsweise unter der Regie von Paul Verhoeven als Isabelle D'Arc, Mutter der von Kathrin Schmid1) dargestellten Jeanne d'Arc, in dem Dokumentarspiel "Der Fall Jeanne D'Arc"3) (1966), als perfektes Hausmädchen Ellen in dem Krimi "Die selige Edwina Black"3) (1965), als Nina Alexandrowna in dem Dreiteiler "Der Idiot"3) (1968) nach dem gleichnamigen Roman1) von Fjodor Dostojewski1) oder in dem ebenfalls dreiteiligen Biopic "Paul Gauguin"4) (1975) mit Maurice Barrier1) als Maler Paul Gauguin1). Hier mimte sie die Marie-Jeanne Gloanec, genannt "La Mère Gloanec" (1839–1915) die gemeinsam mit ihrem Mann Joseph Gloanec (1829–1906) die "Pension Gloanec" betrieb, in der Gaugin zwischen 1886 und 1894 mehrmals wohnte. Zu ihren letzten TV-Arbeiten gehörte das Drama "Wie Rauch und Staub" (1979) nach der Novelle "Aquis submersus"1) von Theodor Storm1) sowie die erfolgreichen Mehrteiler "Nirgendwo ist Poenichen" (1980), der Fortsetzung von "Jauche und Levkojen" nach den gleichnamigen Romanen von Christine Brückner1) → Übersicht TV-Produktionen.
Zudem stand die Schauspieler eine begehrte Sprecherin und stand wiederholt im Hörspielstudio, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.

Edith Schultze-Westrum als Lydia Seip (r.)
und Käte Jaenicke (l.) als Frau Hübner) in "Der Sog" (1968), gedreht von
Theo Mezger1) nach dem gleichnamigen Hörspiel5) von Johannes Hendrich1)
Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services; © SWR

Käte Jaenicke und Edith Schultze-Westrum in "Der Sog" (1968); Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services mit weiteren Infos zu dem Fernsehspiel; Copyright SWR
Edith Schultze-Westrum starb am 20. März 1981 im Alter von 76 Jahren in München an den Folgen der Parkinson-Krankheit1); die letzte Ruhe fand die Künstlerin auf dem Waldfriedhof1)  (Grab Nr. 16–W–24) im Münchener Stadtteil Solln1). Laut Wikipedia hielt Heinz Rühmann, der mit ihr gemeinsam bei Falckenberg engagiert war, die Grabrede → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Die Schauspielerin war von 1940 bis zur Scheidung im Jahre 1945 mit dem Filmproduzenten Toni Schelkopf1) (1914 – 1975) verheiratet; aus der Verbindung ging Tochter Regine hervor. Der Vater ihres Sohnes Thomas Schultze-Westrum1), der sich als Zoologe, Ethnologe, Verhaltensforscher und Tierfilmer einen Namen machte, war der Schauspieler und Regisseur Paul Verhoeven (1901 – 1975).
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) Die Krimihomepage, 4) fernsehserien.de, 5) ARD-Hörspieldatenbank
Quelle: 2) Wikipedia (abgerufen 05.09.2011)
Lizenz Foto Edith Schultze-Westrum (Urheber: Hanns Holdt (1887 – 1944): Der Urheber dieses Werks ist 1944 gestorben; es ist daher gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 75 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers. 
  
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Die Krimihomepage,
fernsehserien.de, hoerspiele.dra.de, deutsches-filmhaus.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, felix-bloch-erben.de)
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