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Elisabeth Orth wurde am 8. Februar 1936 in Wien in eine berühmte
Schauspielerfamilie hineingeboren. Ihre Mutter war die legendäre Paula Wessely1) (1907 2000),
ihr Vater der nicht minder prominente Attila Hörbiger1) (1896 1987),
der wie sein älterer Bruder Paul Hörbiger1) (1894 1981)
sowohl auf der Bühne als auch im Film Erfolge feierte. Um nicht mit dem Namen
"Hörbiger" Karriere zu machen, nahm Elisabeth später den
Mädchennamen ihrer Großmutter
mütterlicherseits an Ehefrau Anna, geborene Orth, des Wiener
Fleischermeisters Carl Wessely. Auch ihre beiden jüngeren Schwestern
Christiane Hörbiger1)
(1938 2022)
und Maresa Hörbiger2) (* 1945) traten in die
Fußstapfen ihrer Eltern und zählen zur ersten Garde deutschsprachiger
Schauspielerinnen.
Elisabeth Orth ließ sich am Wiener "Max-Reinhardt-Seminar"2)
ausbilden, bereits während des Studiums sammelte sie erste Bühnenerfahrungen
am Wiener "Kellertheater", am "Volkstheater"2)
(1958 Daisy Durdle in "Sieh' und staune!" von John Patrick) und am
"Theater der Courage" (1959 Mrs. Keeney in "Tran"
("Ile") von Eugene O'Neill2)). Engagements unter anderem in Ulm, Bad Hersfeld und Köln schlossen sich an,
am Ulmer Theater gestaltete sie
beispielsweise 1961 unter der Regie von Peter Zadek die Portia in der
Shakespeare-Komödie "Der
Kaufmann von Venedig"2),
mit Intendant Kurt Hübner erarbeitete sie die Titelrolle in Lessings "Emilia Galotti"2).
Elisabeth Ort um 1980
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Alfred Cermak → Bildarchiv
Austria; Datierung: um 1980
© Alfred Cermak/ ÖNB Wien;
Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE
98/18)
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Zwischen 1964 und 1968 war
Elisabeth Orth am "Bayerischen
Staatsschauspiel"2) verpflichtet, wo
sie unter anderem 1966 als Marie in Büchners "Woyzeck"2), als Nora in "Der Pflug und die Sterne" von Seán O'Casey2)
und mit der Titelrolle in Goethes "Iphigenie
auf Tauris"2) brillierte. Über ihre
Interpretation schrieb der Theaterkritiker Joachim Kaiser2) am 3. November 1966 in der
"Süddeutschen Zeitung": "Elisabeth Orths Iphigenie war nicht frei von Hochmut. Iphigenie aus besseren Kreisen.
Die will einfach keinen Barbarenkönig heiraten. Manchmal schien die Sprache für sie überhaupt mehr ein Instrument, ein
"Wollen" zum Ausdruck zu bringen, und nicht Melodie. (
) Hoffentlich wird Frau Orth schon in den nächsten Aufführungen
die Freiheit finden, mehr zu wagen. Immerhin hatte sie für den Bezirk, den sie sich gestattete, eine Fülle bewegender
Nuancen."*)
Seit der Spielzeit 1969/70 gehört Elisabeth Orth als festes Mitglied zum Ensemble des
berühmten Wiener "Burgtheaters"2), bereits am 21. Oktober 1965 hatte
sie dort ihren Einstand mit der Figur der Luise in Schillers "Kabale und Liebe"2) in einer
Inszenierung von Leopold Lindtberg2)
mit Klausjürgen Wussow1) als Partner gegeben. Bis heute
blieb die Schauspielerin obwohl sie zwischenzeitlich 1995 bis 1999 an der Berliner "Schaubühne
am Lehniner Platz"2) engagiert war dem "Burgtheater verbunden,
Mitte Februar 2015 wurde sie als Nachfolgerin der ein Jahr zuvor verstorbenen Annemarie Düringer1)
(1925 2014) zur "Doyenne"2) des Hauses
ernannt → kurier.at.
Im Laufe ihrer langen Karriere zeigte Elisabeth Orth ihre darstellerische
Kunst zudem mehrfach bei den "Salzburger Festspielen", erstmals
hatte man sie dort 1969 unter der Regie von Kurt Meisel als Kammermädchen Lieschen in Ferdinand Raimunds
romantisch-komischem Zaubermärchen "Der
Alpenkönig und der Menschenfeind"2) erleben können Heinrich Schweiger1)
gab den Alpenkönig Astragalus, Josef Meinrad1)
verkörperte den reichen Gutsbesitzer Herrn von Rappelkopf. Später
sah man sie unter anderem wiederholt (1990 bis 1993) als "Der
Glaube" in "Jedermann"2)
von Hugo von Hofmannsthal. Erwähnt werden sollte, dass die Mimin Ende
der 1960er Jahre im Rahmen einer Tournee durch Deutschland und die Schweiz mit ihren Eltern auf der Bühne
stand, in Eugene O'Neills Spätwerk "Fast ein Poet",
welches am 1. Mai 1968 auch vom ORF übertragen wurde, erlebte man Attila Hörbiger als trunksüchtigen,
tyrannischen ehemaligen Oberst Cornelius Melody,
Paula Wessely als dessen verhärmte Ehefrau Nora und Elisabeth Orth spielte die
Tochter Sara Melody.
Elisabeth Orth am 26. Januar 2007 im "Österreichischen Theatermuseum"
anlässlich der Veranstaltung
"König Ottokars Glück und Ende 19552005, Eine Gegenüberstellung"
Urheber: Andrea Schaufler; Lizenz: CC BY-SA 3.0;
Quelle: Wikimedia Commons |
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Im folgenden eine Auswahl der Rollen bzw. Stücke, mit denen Elisabeth Orth im
Verlauf der Jahrzehnte an den verschiedenen Bühnen Publikum und Kritiker zu
überzeugen wusste (wenn nicht anders vermerkt Link:
Wikipedia):
- Städtische Bühnen, Ulm
- Bayerisches
Staatsschauspiel, München
- Wiener "Burgtheater"
/ "Akademietheater"
- 1965: Luise in "Kabale und Liebe"
von Friedrich Schiller,
mit Klausjürgen
Wussow als Ferdinand,
Attila Hörbiger
als Stadtmusikant Miller, Alma
Seidler als dessen Frau (R: Leopold Lindtberg; P: 21.10.1965)
- 1968: Titelrolle in "Die
heilige Johanna" von George Bernard Shaw (Regie: Kurt Meisel; "Akademietheater")
- 1969: Elisabeth Cristine in "Armer alter Fritz" von Romulus Linney
(Regie: Leopold Lindtberg)
- 1970: Michaline Kramer in "Michael
Kramer" von Gerhart Hauptmann (Regie: Wolfgang
Glück; "Akademietheater")
- 1971: Zweite Frau/Dienstmädchen/Alte in "Das grosse
Massakerspiel" von Eugène Ionesco
(Regie: Kazimierz Dejmek)
- 1971: Klärchen in "Egmont"
von Johann Wolfgang von Goethe (Regie: Dietrich Haugk)
- 1971: Titelrolle in "Nora
oder ein Puppenheim" von Henrik Ibsen (Regie: Gerhard F. Hering; "Akademietheater")
- 1972: Prinzessin von Eboli in "Don
Karlos, Infant von Spanien" von Friedrich Schiller (Regie: Otto Schenk1))
- 1973: Frau des Totengräbersohns in "Lear" von Edward
Bond (Regie: Edward Bond)
- 1973: Elisabeth in "Götz
von Berlichingen" von Johann Wolfgang von Goethe (Regie: Hans Schweikart)
- 1975: Marianne Neumeister in "Der Raub der Sabinerinnen"
von Paul und Franz von Schönthan (Regie: Ernst Haeusserman; auch TV)
- 1976: Elektra in
"Orestie"
von Aischylos (Regie: Luca Ronconi)
- 1976: Olga in "Drei
Schwestern" von Anton Tschechow (Regie: Otto Schenk; P: 16.06.1976)
- 1976: Tatjana in "Die
Kleinbürger" von Maxim Gorki (Regie: Dieter Dorn; "Akademietheater")
- 1977: Irene in "Der
Ruf des Lebens" von Arthur Schnitzler (Regie: Johannes Schaaf)
- 1977: Titelrolle der Iphigenie
in "Iphigenie auf Tauris" von Johann Wolfgang von Goethe (Regie: Adolf Dresen; "Akademietheater")
- 1978: Gräfin Orsina in "Emilia Galotti" von Gotthold Ephraim Lessing (Regie: Adolf Dresen)
- 1978: Olga Merholm in "Die
Gefährtin" von Arthur Schnitzler (Regie: Joachim Bißmeier)
- 1979: Julija Filippovna in "Sommergäste" von Maxim
Gorki (Regie: Achim Benning; auch TV)
→ Berliner
Festspiele 1980
- 1980: Sophie Guilbert in "Clavigo"
von Johann Wolfgang von Goethe (Regie: Adolf Dresen; "Akademietheater")
- 1981: Francine in der Uraufführung (Endfassung) von "Triptychon"
von Max Frisch (Regie: Erwin Axer; "Akademietheater"; auch TV)
- 1981: Mae in "Die
Katze auf dem heißen Blechdach" von Tennessee Williams (Regie: Adolf Dresen; "Akademietheater")
- 1982: Katharina in "Der
Widerspenstigen Zähmung" von William Shakespeare (Regie: Gerhard
Klingenberg)
- 1972: Juli in "Dantons
Tod" von Georg Büchner (Regie: Achim Benning)
- 1982: Die Amme Babet in "Der
neue Menoza" von Jakob Michael Reinhold Lenz (Regie: Benno Besson)
- 1983: Emilia, Jagos Frau, in "Othello"
von William Shakespeare (Regie: Hans Lietzau)
- 1983: Warwara Petrowna in "Die Besessenen" von Albert
Camus (Regie: Angelika Hurwicz1))
- 1984: Medea in "Das
Goldene Vlies" von Franz Grillparzer (Regie: Gerhard Klingenberg)
- 1984: Bessie Burgess in "Der Pflug und die Sterne" von
Seán O'Casey (Regie: Thomas Langhoff)
- 1985: Ellida Wangel in "Die
Frau vom Meer" von Henrik Ibsen (Regie: Angelika Hurwicz; "Akademietheater")
- 1985: Eurydike
in "Antigone"
von Sophokles (Regie: Klaus Höring)
- 1985: Gertrude, Witwe des Königs, in "Hamlet"
von William Shakespeare (Regie: Hans Hollmann)
- 1986: Titelrolle in "Mutter
Courage und ihre Kinder" von Bertolt Brecht (Regie: Christoph Schroth)
- 1986: Irina Nikolayevna Arkadina in "Die
Möwe" von Anton Tschechow (Regie: Harald Clemen)
- 1989: Doktor/Margreth in "Woyzeck"
von Georg Büchner in der Fassung von Achim Freyer/Michael
Eberth (Regie: Achim Freyer)
- 1990: Emilia, Jagos Frau, in "Othello"
von William Shakespeare (Regie: Georg Tabori; "Akademietheater")
- 1990: Sinaida Savischna in "Ivanov"
von Anton Tschechow (Regie: Peter Zadek; auch TV) → www.zeit.de,
Berliner Festspiele 1991
- 1991: Chorführerin/Tanzende/Mann/Wortführerin in "Phaeton"
nach einem Fragment des Euripides (Regie:
Achim Freyer)
- 1992: Lizzie Berrill in "Das Ende vom Anfang" von Seán O'Casey (Regie: Andrea Breth; "Akademietheater")
- 1993: Mutter in "Sechs
Personen suchen einen Autor" von Luigi Pirandello (Regie: Cesare Lievi; "Akademietheater")
- 1999: Chor der Bakchen in "Die
Bakchen" von Euripides/Raoul Schrott (Regie: Silviu Purcărete)
- 2000: Witwe María Wassíljewna Wojnízkaja in "Onkel
Wanja" von Anton Tschechow (Regie: Andrea Breth)
- 2000: Louise Rafi in "Die See" von Edward Bond (Regie: Andrea Breth; "Akademietheater")
- 2000: Frau Hudetz in "Der jüngste Tag" von Ödön von Horváth (Regie: Andrea Breth)
- 2001: Katherine in "Der
Jude von Malta" von Christopher Marlowe (Regie: Peter Zadek)
- 2001: Gräfin Helena in "Das
Käthchen von Heilbronn" von Heinrich von Kleist (Regie: Andrea Breth)
- 2001: Elisabeth,
Königin von England, in "Maria
Stuart" von Friedrich Schiller (Regie: Andrea Breth)
- 2002: Claudia Galotti in "Emilia Galotti" von
Gotthold Ephraim Lessing (Regie: Andrea Breth)
- 2003: Zofe Maria in "Was
ihr wollt" von William Shakespeare (Regie: Roland Koch)
- 2004: Großinquisitor des Königreichs in "Don Carlos, Infant von Spanien"
von Friedrich Schiller (Regie: Andrea Breth; 2005 auch TV)
- 2004: Big Mama in "Die Katze auf dem heißen Blechdach" von
Tennessee Williams (Regie: Andrea Breth)
- 2005: Circe in der Uraufführung von "Nach den
Klippen" von Albert Ostermaier (Regie: Andrea Breth)
- 2005: Gouvernante Charlotta Iwanowna in "Der
Kirschgarten" von Anton Tschechow (Regie: Andrea Breth)
- 2006: Margarethe von Österreich in "König
Ottokars Glück und Ende" von Franz Grillparzer (Regie: Martin Kušej)
- 2007: Szenische Lesung mit Peter Simonischek
"Gehasste Geliebte" (Arthur Schnitzler / Adele Sandrock1)) (Regie: Wolfgang Wiens)
- 2010: Cécile in "Quai West" von Bernard-Marie
Koltès (Regie: Andrea Breth)
- 2012: Frieda in "Wastwater" von Simon
Stephens (Regie: Stephan Kimmig; "Akademietheater")
- 2012: Gräfin Bork in "Prinz
Friedrich von Homburg" von Heinrich von Kleist (Regie: Andrea Breth)
- 2012: Marína, die alte Kinderfrau, in "Onkel Wanja" von Anton Tschechow (Regie: Matthias Hartmann)
- 2013: Ophelia (alt) in "Hamlet"
von William Shakespeare (Regie: Andrea Breth) → www.welt.de
- 2014: Verschiedene Rollen in "Die letzten Tage der Menschheit"
von Karl Kraus (Regie: Georg Schmiedleitner;
Koproduktion der " Salzburger Festspiele" und des " Wiener Burgtheaters")
- 2014: "Die Alte" in der Uraufführung (14.12.2014)
von "die unverheiratete" von Ewald Palmetshofer
(Regie: Robert Borgmann; "Akademietheater") → www.nachtkritik.de
- Weitere Bühnen (Auszug)
Das Rollenrepertoire der Österreicherin, die für ihre genialen Charakterstudien
gerühmt wird, ist vielfältig, sie brilliert(e)
in Werken der Klassik ebenso wie in Stücken der Moderne und lässt auch im
fortgeschrittenen Alter die Kritiker schwärmen. So schrieb Ulrich Weinzierl2)
in "Die Welt" (29.10.2001) über die Gestaltung der Königin Elisabeth
in Schillers "Maria Stuart": "Dieser Triumph hat einen Namen: Elisabeth Orth ist Elisabeth, Königin von England, in
Wien des Dramas eigentliche Heldin. Mit Fug und Recht betritt sie an der Spitze eines zauberischen allegorischen Festzugs die Szene. Was
für eine Schauspielerin! Unerschrocken gibt die Orth ihrer Rolle alles &150; das Kokette, das Peinliche, das Spielerische,
das Frivole und Gemeine. Mit welch bezwingend natürlicher Musikalität bringt sie, ohne Scham sich selbst entblößend,
Schillers Verse zum Tönen! Nein, das ist keine jungfräuliche Königin, sondern eine alternde Frau, die auch sexuell geliebt
und gelitten hat. Eingezwängt ins Korsett ihres Standes, ihrer Neurosen, bewahrt sie sich die Freiheit der Ironie, des sich nicht Ernstnehmens. Es nützt
nichts."*)
Aufgaben in Film- und Fernsehen blieben für Elisabeth Orth eher zweitrangig,
auf dem Bildschirm erlebte man sie meist in Aufzeichnungen von
Theaterproduktionen bzw. ihren Bühnenrollen oder in ambitionierten Literaturverfilmungen. So übernahm
sie für Imo Moszkowicz2) die Titelrolle
der skythischen Prinzessin
in "Actis"5) (1964), gedreht nach dem Roman von
Lawrence Durrell2), überzeugte
als Titelheldin in "Yerma"5) (1965, in Szene
gesetzt von Oswald Döpke2)
nach dem gleichnamigen
Drama2) von Federico García Lorca. In späteren Jahren zeigte sie sich auch schon mal in
TV-Komödien wie "Single
Bells"2) (1997) und "O Palmenbaum"2) (2000), in der hochkarätig
besetzten französischen Produktion "Marie
und Freud"6) (2004, Princesse Marie)
verkörperte sie die Martha2),
Ehefrau des von Heinz Bennent dargestellten berühmten Psychoanalytikers Sigmund Freud2). Einen
kleinen Part spielte sie in den ganz auf Ruth Drexel zugeschnittenen
Geschichten "Die Heilerin"7) (2005) und
"Die Heilerin 2"7) (2008), tauchte in
der "Tatort"-Folge "Der traurige König"2) (2012) und in dem
Melodram "Hannas
Entscheidung"2) (2012) auf.
Sie trat in dem von Harald Sicheritz gedrehten
Biopic "Clara Immerwahr"2) über die
Chemikerin Clara Immerwahr2)
als Großmama Immerwahr in Erscheinung, nach längerer Pause
zeigte sie sich in dem Krimi "Die ganze Stadt ein Depp"2)
(EA: 19.09.2018) aus der Reihe "München
Mord"2) mit
Nebenrolle der Rita Pellmeier, Schwester des Mordopfers Josef Kleint
(Nikolaus Paryla1)),
mal wieder auf dem Bidschirm.
Sporadisch stand Elisabeth Orth vor der Kino-Kamera, gehörte unter
anderem zur Besetzung von Klaus Maria Brandauers Romanverfilmung bzw.
Regiedebüt "Georg Elser Einer aus Deutschland"2) (1987), Stefan Ruzowitzky gab ihr
den Part der alten Magd Rosalind,
die in dem modernen, preisgekrönten Heimatfilm "Die
Siebtelbauern"2) (1998) als Mörderin des Bauern festgenommen wird. Als merkwürdige
"Frau Tod" trat sie Urs Odermatts in "Mein
Kampf"2) (2009) auf, einer Filmgroteske nach der Vorlage von
George Taboris gleichnamigem
Theaterstück2)
mit Tom Schilling als Adolf Hitler und Götz George als Jude Schlomo Herzl. Zuletzt spielte sie in dem
Krimi "Polt."2) (2013) und
der Komödie "Über-Ich
und Du"2) (2014) mit.
Elisabeth Orth (stehend) und die frühere österreichische
Politikerin Johanna
Dohnal2) im Oktober 2008
Urheber: Manfred Werner / Tsui;
Lizenz: CC BY-SA 3.0;
Quelle: Wikimedia Commons |
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Etliche Hörspiele bedienten sich der tiefen, wandelbaren Stimme der vielseitigen
Künstlerin, seit Anfang der 1960er Jahre bereicherte sie vor allem Literaturadaptionen.
Beispielsweise wirkte sie in folgenden Produktionen mit (Link: ARD-Hörspieldatenbank
(mit Datum der Erstausstrahlung) bzw. Wikipedia):
Die schauspielerischen Leistungen lassen sich an zahlreichen Auszeichnungen
ablesen: Bereits 1964 erhielt sie den "Großen Hersfeld-Preis"2)
für die Interpretation der Johanna in Schillers "Die Jungfrau von Orleans", im
darauffolgenden Jahr wurde sie zur "Bayerischen Staatsschauspielerin" und 1973
zur "Kammerschauspielerin" ernannt. 1979 konnte sie den "Grillparzer-Ring"2)
und die "Josef-Kainz-Medaille"2)
entgegennehmen. Im neuen Jahrtausend folgten weitere Ehrungen, als
Nachfolgerin der ersten Trägerin Judith Holzmeister1)
(1920 2008) erhielt sie den von Burgschauspielerin Liselotte Schreiner2)
(1904 1991) gestifteten "Liselotte-Schreiner-Ring" (2001), in
gleichen Jahr würdigte man ihr Schaffen, aber auch sozialpolitisches
Engagement mit der "Ehrenmedaille
der Bundeshauptstadt Wien"2)
in Gold sowie 2006 mit dem "Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien"2)
und 2009 mit dem vom Österreichischen "Bundesministerium für
Unterricht, Kunst und Kultur" verliehenen "Bundes-Ehrenzeichen für Toleranz und
Menschenrechte" für Orths unermüdlichen Einsatz gegen den Antisemitismus
und Ausländerfeindlichkeit in Österreich sie ist Präsidentin der "Aktion
gegen den Antisemitismus in Österreich" (AgA); ebenfalls 2009 erhielt sie den "ORF Hörspielpreis"2)
in der Kategorie
"Schauspieler/-in des Jahres".
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Nach der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft
(Oktober 2014) des Wiener "Burgtheaters" sowie Ernennung zur
"Doyenne" (2015) endete das Jahr 2015 mit der Überreichung des
"Nestroy-Theaterpreises"2) (02.11.2015 )
als "Beste Schauspielerin" für ihre Darstellung der
"Alten" in der Uraufführung (14.12.2014)
von Ewald Palmetshofers "die unverheiratete".
Elisabeth Orth, ausgezeichnet als "Beste Schauspielerin",
und Achim
Freyer2), ausgezeichnet für sein Lebenswerk,
bei der Verleihung des "Nestroy-Theaterpreises 2015" im Ronacher2) in Wien
Urheber: Manfred Werner / Tsui;
Lizenz: CC BY-SA 3.0;
Quelle: Wikimedia Commons
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"Ihren Figuren verleiht Orth jene Vehemenz, die deren Anliegen hör- und sichtbar machen. Orth überzeichnet,
ohne zu karikieren und geht damit die Gratwanderung einer besonderen Authentizität und Differenziertheit
wie kaum eine andere Schauspielerin. Ihr unverwechselbares Spiel verleiht sowohl ihrem politischen Engagement als auch ihrer persönlichen Überzeugung Ausdruck, dass Theater nie sich selbst genügen darf, sondern stets auch einen gesellschaftlichen Auftrag hat."
schrieb die Germanistin und Theaterwissenschaftlerin Julia Danielczyk
in dem Artikel "Ein Leben für ein Theater der Courage" (Wochenzeitschrift
"Die Furche", 10.02.2011; Quelle: austria-forum.org)
Neben ihren zivilcouragiertem Engagement betätigte sich Elisabeth Orth
von 1979 bis 2000 als Autorin in der kulturpolitische Wochenzeitung "Die
Furche"2) mit der Kolumne "Nur so am Rande",
von 1985 bis 1994 präsentierte
sie die ORF-Sendung bzw. Dokumentationen "Schatzhaus Österreich" und
brachte dem Zuschauer interessante Plätze und Sehenswürdigkeiten nahe. Ihre
von Norbert Mayer2)
aufgezeichneten Erinnerungen mit dem Titel "Aus euch wird nie was",
der sich auf ein mahnendes Urteil der Mutter bezieht, erschienen Ende Mai 2015 → www.nachtkritik.de.
Bereits 1975 hatte die Mimin das Buch "Märchen ihres Lebens Meine Eltern Attila Hörbiger und Paula Wessely"
publiziert, mit dem sie auch die nationalsozialistische Vergangenheit der
Eltern aufarbeitete. In dem Essay "An meine Gegend" (1995) schrieb sie
unter anderem über ihre Kindheit in Gößl am Grundlsee. Von Klaus Völker2)
stammt der 2006 veröffentlichte reich bebilderte Band "
und vorrätig
ist dein Herz vor jedem andern" über
die künstlerische Entwicklung der Schauspielerinnen Elisabeth Orth und
Kirsten Dene2), die für
unterschiedliche Epochen in der großen Tradition des Wiener
"Burgtheaters" stehen.
Bis zu dessen frühen Tod am 27. Mai 1978 war Elisabeth Orth zehn Jahre lang
in dritter Ehe glücklich mit ihrem "Burgtheater"-Kollegen Hanns Obonya2)
verheiratet, der nur 56 Jahre alt wurde. Der Ende März 1969 geborene gemeinsame Sohn
Cornelius Obonya2)
machte sich inzwischen ebenfalls als Charakterdarsteller einen Namen. Ihre
erste Ehen mit dem Wiener Arzt Herbert Maywald war bereits nach sechs
Wochen gescheitert, auch der Verbindung mit dem Schauspieler Friedhelm Ptok2) war kein Glück beschieden. Mit
der Regisseurin Andrea Breth verband die überzeugten Feministin nicht nur eine äußerst effektive,
enge künstlerische Zusammenarbeit sondern auch viele Jahre lang (bis 2006)
eine Lebensfreundschaft.
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